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Test: Tube Ohm Pure Grain

(ID: 1786)

Praxis

Anfangs wird man schnell vor Pure Grain zurückschrecken, da einerseits das Konzept anders ist, als das eines gewöhnlichen Synthesizers und andererseits die Bedienung nicht optimal gelöst wurde. Das Handbuch tut sein Übriges dazu, d.h. man merkt, dass es von einem Programmierer geschrieben wurde. Es hilft also nur zu lesen und auszuprobieren, bis man alles verstanden hat. Jedoch sind nicht nur die Granularsynthesefunktionen unnötig kompliziert ausgeführt worden, sondern auch gewöhnliche Module, insbesondere die Filtersektion, sind nicht unmittelbar verständlich, was wirklich nicht hätte sein müssen. So hätten teilweise schon andere Beschriftungen genügt. Auch der eine oder andere Regler mehr hätte nicht geschadet. Platzbeschränkungen zulasten der Bedienung sind in dieser Form bei den heutigen Bildschirmgrößen wirklich nicht mehr angebracht.

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Beim Versuch Klänge zu gestalten, bemerkt man schnell: Granularsynthese ist zwar eine weitere Option zur Klanggestaltung, aber keine „Wunderfunktion“, die noch nie Dagewesenes erzeugt. Interessante Klänge zu erstellen dauert deutlich länger, als mit einem subtraktiven Synthesizer, da das Finden eines passenden Samples, Grains oder die Erstellung einer Abspielsequenz mittels der Hüllkurve und LFOs wesentlich dazu beitragen. Trotzdem bieten die Filter und Effekte ähnliche Eingriffmöglichkeiten, wie bei einem gewöhnlichen subtraktiven Synthesizer, was auch zu begrüßen ist, da die Granularsynthese allein nicht immer ausreichen würde, um den gewünschten Klang zu erzeugen.
Allen erzeugten Klängen ist ein für die Granularsynthese typischer Grundklang eigen, der sich durch verschiedene Maßnahmen verstärken bzw. abschwächen lässt, jedoch immer präsent bleibt. Die Granularsynthese verführt leicht zu metallischen Klängen, die sich besonders für die Vertonung von Science Fiction- und Gruselfilmen eignen. Auch zum Musizieren eignet sich da Instrument. Zum Erzeugen ansprechender tonaler Klänge bedarf es aber meist mehr Arbeit. Die Effekte unterstützen den Charakter der granularen Klangerzeugung, was es nicht leichter macht, sich von metallischen Klängen abzuwenden. 

Die Abspielsteuerung mittels Hüllkurve ist für meinen Geschmack etwas kompliziert gelöst. Intuitiv wäre z.B. die Möglichkeit gewesen, die Abspielsequenz der Samples mittels Modwheel oder Pitchbend einspielen zu können. Andererseits liegt das Plug-in in einem preislichen Rahmen, in dem man solche Features nicht erwarten darf. Vielleicht bringt Tube Ohm ja auch noch eine erweiterte Version heraus.
Wenn man die Bedienung erst einmal gelernt hat, dann ist Pure Grain keinesfalls schwerer zu beherrschen als ein gewöhnlicher Synthesizer. Daher sollte dies nicht das Kaufkriterium sein.
Die Prozessorlast hält sich in Grenzen. Auch auf einem betagteren System lief das Plug-in ohne Probleme.

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Nachtrag

Mittlerweile ist auf der Website von Tube Ohm der erste Teil eines Videotutorials zu finden, welcher den statischen Modus von Pure Grain behandelt. Ein zweiter, der sich mit dem dynamischen Modus beschäftigt, wird vermutlich bald folgen. Im Gegensatz zum Handbuch ist das Videotutorial leicht verständlich. Daher ist es unbedingt zu empfehlen.

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Fazit

Obwohl die Bedienung nicht immer optimal gelöst und das Handbuch für den Anfänger schwer zu verstehen ist, möchte ich nicht vom Pure Grain abraten. Die klanglichen Möglichkeiten sind sehr interessant und nicht mit denen eines subtraktiven Synthesizers zu vergleichen. Hat man die Bedienung gelernt, so verschwindet die scheinbare Komplexität. Einzig zu vermissen wäre eine Möglichkeit, die Grainposition direkt z.B. mit einem Modwheel einzuspielen. Angesichts des Preises kann ich jedem nur empfehlen, das Plug-in einmal anzusehen.

Plus

  • relativ geringe Prozessorlast
  • Klang

Minus

  • Handbuch
  • anfangs schwer verständliches Bedienkonzept

Preis

  • 59,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    fcd72

    „Im statischen Modus spielt der Oszillator immer wieder den gleichen Ausschnitt, d.h. dasselbe Grain der Audiodatei .. [SNIP].. Im dynamischen Modus wird das Abspielfenster mit einer 8-Stage-Hüllkurve gesteuert. “

    Hmmm. Das erinnert mich irgendwie an ein älteres Konzept, wo aus einen „Wellensatz“ (also einem Sample) mittels Hüllkurve eine bestimmte stelle, genannt „Wellenform“ (Grain) abgespielt wird. Wo hab ich das nur schonmal gesehen??? Ist Wolfgang Palm also auch der Großvater der Granularsynthese?

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @fcd72 Mit Sicherheit nicht da Granularsynthese und Wavetablesynthes so rein gar nichts miteinander zutun haben oder hast Du schon mal nen Sound aus einem PPG-Synth gehört der in der Wellen- form stehen bleibt? Das ist ja das besondere an der Granularsynthese. Da wird nicht nur abgespielt sondern auch angehalten.

      • Profilbild
        fcd72

        Niemand zwingt dich die WaveTable zu durchfahren…. Und ja, so Sounds höre ich täglich (falls für die die Waldorf MicroWave als WavetableSynth zählt):
        50% der BassSounds für die die MW1 (nicht diese MW2(CT) DSP Dings…) so geliebt wird benutzen nur den Sägezahn oder Rechteck Satz aus der Wavetable. Und wo kommt der Rest vom Sound her? Wohl aus einem real analogen CEM 3387 Filter . . . Und auch der gute alte Wave konnte sich schon seit dem Wavecomputer 360 auf nur einen Ausschnitt der Table und der Wave beschränken.

        Zurück zum Thema: kann es sein das der Pure Grain nur einen reichlich abgespeckte Version der Granularsynthese bietet, denn zumindest der statische Modus der Oszillatoren spielt ja immer nur den gleichen „Grain“ (also ausschnitt des Samples) ab. Mit ein bischen rumgequetsche sollte das sogar mein U-110 können ;-)

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          AMAZONA Archiv

          @fcd72 Ein Wavetablesynth kann aber nicht in der Wellenform stehen bleiben. hast Du eine Wavetable von sagen wir mal 64 Waves kannst Du die einzelnen Waves Quasi anfahren und abspielen. Statische Wave. Ein Granualrsynth kann in dieser einen Wave stehen bleiben.
          Anders. Hast Du einen Sinus spielt ein Wavetablesynth diesen ab also Null- Postive Halbwelle – wieder Null – negative Halbwelle usw. Der Granularsynth kann z.B auf der Postion Postive Halbwell stehen bleiben. Da muss auch ein PPG-Synth passen.

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