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Zeitmaschine: AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter (1978)

Legendäre Pitch-Shifting Diva

8. Juli 2023
Zeitmaschine: AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter (1978)

Zeitmaschine: AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter (1978)

Wenn man Studioprofis nach dem begehrtesten Delay/Pitch-Shifter fragt, stehen die Chancen gut, dass sie das AMS dmx 15-80S als erste Wahl und noch vor anderen Studiostandards wie dem TC 2290, Lexicon PCM 42 oder PrimeTime, Eventide H3000 oder auch Exoten wie dem Publison DHM 89 B2 nennen.

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Eine sehr lange Liste an Hits seit Ende der 70er-Jahre bis heute und viele Hollywood-Blockbuster klängen ohne dieses besondere Gerät weniger spektakulär.

Legendär ist aber leider auch die anfällige und komplexe Konstruktion. Dieser Artikel war eine sehr schwere Geburt, da das Testgerät erst nach 3 Jahren und mehreren Reparaturen, u. a. durch einen Experten in Frankreich, wieder fehlerfrei zur Anfertigung von Klangbeispielen zur Verfügung stand.

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter (1978)

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter (1978)

Geschichte und Technik AMS dmx15-80S

Im Jahr 1978 war das AMS dmx 15-80 (die Mono-Variante ohne „s“) das erste mikroprozessorgesteuerte digitale Studio-Delay. Es verfügte dank Gain-Ranging bei Verwendung von 12 Bit Wandlerchips über 15 Bit Dynamikumfang, d. h. ca. 90 dB, und bot damit hinsichtlich Signalqualität bessere Messwerte als die damals in Studios verwendeten Bandmaschinen und analogen Echogeräte.

Im Kern ist das Gerät ein Computer klassischer Bauart. In seinem Inneren befindet sich ein Sammelsurium aus eher lose in Federn eingespannten Steckkarten auf einem Motherboard, flankiert von einem Netz aus an diesen Karten befestigten Flachbandkabeln, die zusammengehalten von Boden und Deckel des Geräts eine kompakte Masse aus Vintage-Elektronik bilden. Das Testgerät entstammt zwar bereits der zweiten, stabileren Gehäusebaureihe – erkennbar am braunen Gehäuse – dennoch biegen sich die dünnen Bleche unter dem Zug des Gewichts des vollgepackten Geräts etwas durch.

Die Konstruktionsphilosophie folgt dem pragmatischen britischen Ansatz, was sich unter anderem dadurch äußert, dass das Effektgerät über die gesamte Produktionsdauer von 1978 bis 1985 „work-in-progress“ war. Allein der im Internet verfügbare Teil der technischen Dokumentation besteht aus einer kaum zu durchdringenden Vielzahl an Varianten, Modifikationen, Überarbeitungen, Erweiterungen und Berichtigungen. Jedes fertig gebaute dmx ist im Grunde genommen ein Unikat.

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter

Die verwendeten Bauteile sind über jeden Zweifel erhaben und waren im Erscheinungsjahr „state-of-the-art“. So z. B. Cermet-Potentiometer für alle Drehregler und im Signalpfad die damals besten erhältlichen Dual-Audio-OpAmps vom Typ 5532.

Trotz der vielen Technik ist der eigentliche Funktionsumfang wie eingangs erwähnt überschaubar, wurde aber dank der Steckkartenbauweise über die Produktionszeit nach und nach erweitert: Es kam die Stereoversion (dmx 15-80S), mehr und  leistungsfähigere Speichersteckkarten und damit mehr Delay-Zeit, eine oder zwei Pitch-Shift-Karten für Harmonizer-Effekte sowie eine Deglitch-Karte, die Nulldurchgänge erkennt und dadurch smoothere Shifts erlaubt.

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Diese Erweiterungen waren beim dmx 15-80S mehr oder weniger optional, bei der Auswahl eines Gebrauchtgerätes ist daher auf die unterschiedlichen Ausbaustufen im Hinblick auf Delay-Zeit (diese kann auch zwischen den Kanälen unterschiedlich sein), Pitch Shift-Karten (keine, eine oder zwei) und Deglitch-Karte zu achten.

Das Nachfolgegerät s-dmx ist übrigens mit einem vollausgebauten 15-80S funktionsgleich.

Komplexe Wartung und ein lauter Lüfter

Die komplexen und anfälligen Geräte sind notorisch schwer zu reparieren, weshalb sich weltweit nur noch eine kleine Handvoll Spezialisten daran wagt – und dann wird es meist teuer. Für die häufig durch Batteriesäure zerstörte CPU-Karte gibt es mittlerweile vollständige Nachbauten, allerdings war eine solche in meinem Gerät dann aus noch unbekannten Gründen bisher nicht ans Laufen zu bringen. Im Grunde genommen sollten bei jedem Gerät prophylaktisch nicht nur die Batterie, sondern mindestens diverse Kondensatoren, die Potis und die Flachkabel erneuert werden. Auch sehr hochwertige Bauteile halten nun mal nicht ewig und bei Profistudios waren die Geräte im harten Dauereinsatz.

Ach ja, die zwingend benötigte aktive Lüftung pustet neben Wärme auch einigen Lärm ins Studio, selbst nach dem Wechsel gegen ein neueres und leiseres Modell.

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter

Warum bloß, fragt sich nun sicher der geneigte Leser, tut man sich so ein Gerät zu einem gar nicht niedrigen Preis heute überhaupt noch an? Schnell verkaufen, solange es noch funktioniert – oder?

Funktionen, Klang und Bedienung

Der Grund ist natürlich, dass es einfach sagenhaft gut klingt. Das AMS ist wie ein besonderes Gewürz, das jedes Gericht auf eine andere Stufe hebt und geradezu veredelt. Daher findet es sich selbst heute noch in den renommiertesten Studios der Welt.

Auf diese professionellen Anwender ist auch die labormäßige Bedienung des Gerätes zugeschnitten. Ganz links auf dem Frontpanel befinden sich Kippschalter, mit denen sich bei Bedarf die beiden Eingangs- und/oder Ausgangskanäle summieren lassen, d. h. es sind sowohl zwei völlig getrennte Mono-Delays als auch Mono-zu-Stereo sowie Monoausgangseffekte (bspw. Flanger-artiges) möglich. Die Einstellung der Delay-Zeit sowie des Pitch-Shifts erfolgt über die grauen „Nudge“-Taster oder die Zehnertastatur. Mit maximal zwei Tastendrücken erreicht man jede Funktion und die Echtzeitbearbeitung mit großen Tasten, hochwertigen Alumiumknöpfen und dem LED-Display ist intuitiv und schnell. Gerade beim Feedback ist der Drehregler die beste Wahl, wenn es z. B. darum geht, bei Dub-Techno die Rückwürfe auf der Grenze der Oszillation zu balancieren.

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter

Das Delay

Die reine Delay-Funktionalität ist für ein High-End-Gerät beinahe lächerlich simpel, es gibt zwei Kanäle Verzögerung mit regelbarem Eingangspegel und Feedback („Regen“), dazu die Möglichkeit, das Delay-Signal über einen LFO mit einstellbarer Frequenz und Modulationstiefe zu bearbeiten. Beim Testgerät ist bei 1,6 Sekunden Delay pro Kanal Schluss, theoretisch möglich sind, unter Verwendung entsprechender Steckkarten, bis zu 13 Sekunden. Es gibt keine weiteren Taps wie beim Lexicon PrimeTime, keine Dynamik, Panning oder Filter wie beim TC 2290, keine Cross- und Pingpong-Delays, wie sie heute selbst Freeware-Plugins bieten.

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter

Und dennoch, dieser Klang … Das Signal aus dem AMS ist auf eine Weise stabil und solide, geerdet gewissermaßen, die es perfekt im Mix verankert und diesem Mojo und räumliche Tiefe hinzufügt. Es soll einige Anwender geben, die komplette Mischungen, ganz ohne Delay, durch das 15-80S schicken, um sie mit dem speziellen Soundcharakter zu imprägnieren…

Das folgende Klangbeispiel demonstriert zunächst den Sound des Geräts ohne Delay oder Modulation:

Und etwas Delay, mit leicht unterschiedlicher Länge pro Kanal und etwas Modulation aus dem LFO sind ausreichend, um einem Synthesizerklang eine melancholische Tiefe zu verleihen:

Auch schön: Flöte aus dem Sampler mit viel Delay:

Der LFO beeinflusst zur Tonhöhenveränderung direkt die Taktung, wie auch bei einigen Vintage-Samplern. Man kann sich dies vorstellen wie bei einer Schallplatte oder einem Tonband, bei der schneller oder langsamer abgespielt wird. Für meine Ohren klingt dies deutlich angenehmer als algorithmische Transposition rein auf der digitalen Ebene, wie sie bspw. in einem Plug-in passiert.

Der Pitch-Shifter

Die Pitch-Shift-Funktion des dmx 15-80S erlaubt schließlich auch Effekte, die mit „Echo“ nichts mehr zu tun haben, und eher im Bereich „Chorus“ zu verorten sind. Für die damalige Zeit sehr transparent und auch für heutige Ohren noch äußerst musikalisch, lässt sich die Tonhöhe von minimal bis deutlich nach oben oder unten verschieben, bei Bedarf auch noch mit Verzögerung, Feedback oder LFO. Natürlich fand der Pitch-Shifter auch beim Sound-Design für Filme überall Verwendung, nicht nur für die Formantverschiebung zu ‚teuflischen‘ oder Chipmunk-Stimmen, sondern auch für heftige Kammfiltereffekte und abgefahrene „Weltraum-Treppen“-Klänge. Was das Gerät mit einem simplen Rimshot anstellen kann, zeigt das folgende Klangbeispiel (zuerst ohne, dann ab der Mitte schließlich mit Pitch-Shiftern).

Der von Brian Eno bekannte und berühmte „Shimmer“-Effekt basiert in seiner rudimentären Form auf einem im dmx eine Oktave hochtransponierten Signal (Pitch-Shifter auf maximaler Stellung 2.000), sowie Feedback und Delay, das anschließend ausschließlich in ein Hallgerät geroutet wird. Dieser kombinierte Effekt wird dann dem trockenen Signal beigemischt. Für das Klangbeispiel wurde der Flächenklang aus dem OB-8 entsprechend mit dem AMS und einem langen Concert Hall aus dem Lexicon 200 bearbeitet. Heraus kommt etwas, das man damals „Sphärenmusik“ nannte, und noch heute gern in Planetarien und Weltraumdokumentationen verwendet wird.

Vermutlich in der Mixing-Praxis am häufigsten wurde aber in diversen Varianten die folgende Einstellung genutzt: Ein zwischen den Kanälen etwas unterschiedlich eingestelltes, sehr kurzes Delay, kein oder kaum Feedback und Pitch auf der einen Seite minimal herauf und ggf. noch auf der anderen minimal herunter. Das Ergebnis ist ein extrem breiter Stereo-Sound, der bei richtiger Einstellung sogar mono-kompatibel ist.

Erst 808-Loop trocken, dann mit AMS:

Erst Prophet-5 trocken, danach mit unterschiedlicher Verbreiterungseinstellungen:

Sehr deutlich hörbar ist der Effekt bspw. auf der Stimme und dem Drumcomputer bei „In the air tonight“ von Phil Collins aus dem Jahr 1981.

Ebenso lässt sich z. B. ohne Probleme aus einer Mono-Akustikgitarrenspur eine perfekt im Mix sitzende Stereo-Dopplung erzeugen:

Zu beachten ist, dass beim Einsatz des Harmonizers/Pitch-Shifters die Delay-Zeiten nicht mehr dem angegebenen Wert entsprechen und sich, teils auch veränderlich, verlängern.

Erweiterungsmöglichkeit für das AMS dmx15-80S

Eine gefragte Erweiterung für das Delay ist der seltene Chorus Controller, ein 1 HE Rack-Rerät, für dessen Anschluss auf der Rückseite etwa jedes zweiten 15-80S ein Sub-D-Verbinder bereitsteht. Der Controller variiert Pitch- und Delay-Zeit kontinuierlich, wodurch ein sehr dichter und breiter Klang entsteht. Nicht unerwähnt bleiben soll eine preisgünstigere Alternative, die im Gearspace-Forum vertrieben wurde (Link unten). Das offizielle dmx 15-80S Plug-in für die UAD-Karte hat diesen Controller übrigens standardmäßig im Gepäck.

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter

Noch seltener als der Chorus Controller war die Anfang der 80er erschienene Hall-Erweiterung dmx15R, die die (damals noch sehr teuren und aufwendigen) Wandlereinheiten (d. h. Ein- und Ausgänge) des Delays nutzte. Auf dieser Grundlage wurde bald darauf ein Standalone-Hallgerät gebaut – das bekannte und erfolgreiche rmx16 Digital Reverberation System.

Sampling-Funktion

Bleibt noch die Sampling-Funktion. Tatsächlich war das dmx15-80S eines der ersten Geräte am Markt, das diese Möglichkeit bot. Wegen seiner Verbreitung in Profi-Studios wurde es in den 80ern häufig zum Zwecke des Drum-Replacements genutzt. Die bereitgestellte Funktion ist allerdings denkbar einfach: Beim Schalten in die Lock-Stellung wird aufgenommen, bis der Speicher voll ist. Anschließend können Start- und Endpunkt passend verschoben werden. Angetriggert wird das Sample dann über die Audioeingänge, weitere Bearbeitungsmöglichkeiten gibt es keine. Der praktische Nutzen im Jahr 2023 hält sich daher in Grenzen – wer seine Drums mit dem Sound des dmx versehen möchte, kann sie heute anderweitig sequenzieren und das Signal einfach durch das Gerät durchschleifen und aufnehmen.

AMS dmx15-80S, Delay und Pitch-Shifter

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Fazit

Der spezielle Klang des dmx 15-80S macht es auch heute noch für Mixdown und Produktion attraktiv. Sowohl Delays als auch Stereoverbreiterungen unter Verwendung des Pitch-Shifters können einem Mix das „gewisse Etwas“ geben. Was man durchschickt, kommt subjektiv veredelt heraus, griffiger, definierter, fertiger – warum auch immer. Es lässt sich durch günstigere oder weniger anfällige Geräte und auch durch Plug-ins nur unvollkommen ersetzen. Selbst hochgeschätzte Vintage-Klassiker wie das Eventide H3000 oder TC 2290 bieten diese speziellen Klangqualitäten für meine Ohren nicht.

Allerdings stehen diesen Vorteilen stehen neben dem hohen Kaufpreis, dem nicht gerade leisen Lüfter und den allgemeinen praktischen Nachteilen von Hardware insbesondere die große Anfälligkeit der komplexen und fragilen Geräte gegenüber. Einer Reparatur bei einem Spezialisten, zumal im Ausland, kann aufwendig, langwierig und vor allem kostspielig sein. Und nach gelungener Reparatur kommt die Hoffnung, dass es nach dem Rücktransport noch funktioniert.

Daher eignet sich das dmx 15-80S heute eigentlich nur noch für Profistudios mit besonderem Augenmerk auf Klang, Liebhaber oder versierte Techniker.

Ja, eigentlich … ich bin mir nämlich dann doch ziemlich sicher, dass ich es wohl auch beim nächsten Defekt nicht verkaufen werde … dafür klingt es einfach zu gut.

Plus

  • einzigartige Klangqualität

Minus

  • Preis
  • alt, empfindlich, schwer zu reparieren
  • aktiver Lüfter
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Blick ins Innere lässt den Freak in Hochstimmung geraten, mir lässt das eher graue Haare wachsen! Wenn da mal was hinüber ist, gute Nacht! Da bin ich doch lieber mit modernen Geräten umgeben die tendenziell ihre Arbeit verrichten. Denn nichts schlimmeres wenn ein Gerät mitten im Projekt den Geist aufgibt! Dann ist auch meist die Laune dahin und der Spirit ist plötzlich auch verschwunden…. Trotzdem tolles Gerät! Eher ein Fall für Behringer 🤣🤣🤣

  2. Profilbild
    SlapBummPop

    Guten Morgen zusammen.
    Interessant wäre ein Vergleich zum Eventide H90 oder H9000.
    Die Stereoverbreiterung vom AMS DMX klingt teils wirklich beeindruckend, auch heute noch.

    Gruß
    SlapBummPop

    • Profilbild
      g.scherer RED

      @SlapBummPop Allenfalls das H3000 kann theoretisch Vergleichbares, weil es ebenfalls über DACs mit variabler Samplerate verfügt. Allerdings ist das klangliche Ergebnis nicht dasselbe. Die neueren Eventides klingen noch deutlich cleaner.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wer sowas noch hortet hat einen ganz speziellen Antrieb. 😉 Extrem-Producer die mit 5 OTT in Reihe arbeiten und auch sonst keine Limits kennen werden vielleicht gelangweilt weiterblättern aber ich wertschätze immer noch Plugins die sowas können. Mein Lieblings-Plugin zur Stereoverbreiterung war lange Zeit der langweilige Mono to Stereo von Cubase. Ich glaube den hatte ich auf fast allen Spuren von externer Hardware und bin selbst bei vorhandenen Stereo-Out immer mono in den Rechner gegangen, nur um dieses Plugin nutzen zu können. Delay, Pitch-Shift, Feedback und LFO waren auch am Ensoniq DP4 das mächtigste Werkzeug und man konnte damit Klänge morphen die überhaupt nicht mehr mit dem Original zu tun hatten, geschweige denn erahnen daß diese Effekte die Ursache des Sounds sind. Ich habe noch überarbeitungswürdige „Perlen“ aus den 90ern auf dem Rechner die das gut zeigen könnten aber „Bodylost“ in meinen Soundcloud-Profil ist auch schon fast ein purer DP4 Showcase, was Stereo, Feedback, Pitchshift und Phaser betrifft. Übrigens, auch der DP4 ist oft irreparabel, vielleicht noch schlimmer als der 15-80S? Jedenfalls verstehe ich gut wie einzelne Geräte Teil eines kreativen Prozesses sein können und wie wichtig deren erhalt sein kann. Danke für den Artikel! @UAD: Wann packt ihr die verdammte DP4 Firmware in ein Plugin? 😂

    • Profilbild
      g.scherer RED

      Irreperabel ist beim 15-80S nichts, alles ist mit gut verfügbaren Standardbauteilen aufgebaut. Die Reparatur kann nur sehr kompliziert und aufwendig sein, oft ein Fall für teure, gut gebuchte und meist weiter entfernte Spezialisten.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @g.scherer Klar, wenn man darüber nachdenkt, ist eben alles solider. Das Problem beim DP4+ sind wohl auslaufende SMD Kondensatoren die die Platine verätzen, dann geht nix mehr. Die Dinger werden nicht alt wenn die Umgebungstemperatur hoch ist und das Gerät viel genutzt wird. Es hat immerhin 24 Jahre gehalten, zuletzt nur noch mit 2 Kanälen. Besonders DP4+ und DP2 sollen dieses Problem haben, wahrscheinlich auch das DP Pro, hängt aber wie gesagt von o.g. Faktoren ab. Ich möchte nicht wissen welche Bauchschmerzen AMS Besitzer und andere Vintage FX Liebhaber haben, man liest ja viel darüber. Am Ende fühle ich mich fast erleichtert, wenn ich den Plugin-Ordner erforsche und dabei feststelle, wie wenig Ahnung ich über Audio-Engineering habe. Ich möchte nicht wissen wie viel Hardware aus Unkenntnis gehortet wird, nur weil Gerät X irgendwelche Verzerrungen, Artefakte etc. erzeugt, die man mit einer simplen Effektkette reproduzieren könnte. Nun ja, was zählt ist der Spaß und derzeit erfreue ich mich an YT-Channels wie den von Producer Dojo, der sehr nah an den Abgründen des Musikmachens dran ist. Wo sind die Rabbit-Holes, warum komme ich trotz Millionen Plugins und teurer Hardware nicht weiter, wo ist mein kreativer Prozeß geblieben? Wenn du mehr mit Recherchen und Reparaturen beschäftigt bist, steckst du sehr wahscheinlich in einem dieser „Holes“ und musst hoffen daß dich irgendwas da raus holt.

  4. Profilbild
    bluebell AHU

    Ich mache meine Stereoverbreiterung selbst, dann weiß ich auch, was da passiert. Unter Linux geht die Verdrahtung besonders bequem mit dem Plugin Carla, was selbst wiederum ein Plugin-Host ist. Aber es sollte unter jedem Betriebssystem funktionieren, sich die nötigen Basis-Plugins zusammenzustöpseln:

    Siehe dazu http://marzen.de/Holger/stereo_width/ultra_depth.png

    Zu dem fertigen Stereosignal der DAW mischt man ca. 9 dB leiser das bandbegrenzte, um 10-20 ms verzögerte, links-rechts vertauschte und rechts phasengedrehte Signal hinzu.

    Macht breites Stereo ohne an den Ohren zu saugen.

    • Profilbild
      g.scherer RED

      @bluebell Warum nicht, aber was hat das mit dem AMS 15-80S und dessen Verbreiterung mittels des speziellen Pitch Shifters zu tun?

  5. Profilbild
    ach herrjemine

    Ein überfälliger und gut recherchierter Artikel über die Königin der Digitaldelays.

    Ein paar Ergänzungen seien mir erlaubt.

    – Der Originallüfter ist flüsterleise und hält das Schätzchen perfekt temperiert, auch wenn mehrere AMS Geräte ohne Abstand übereinander im Rack eingebaut werden.
    Laut ist der Lüfter nur wenn beim Austausch das falsche Papst Modell eingesetzt wurde.

    – Bei der Beschreibung des Eno/Lanois Shimmer Effekts wäre noch das „overall-feedback“ zu erwähnen. AMS DMX->Lexicon 224->über’s Pult zurück in die Kette.

    – Die Loop Funktion ermöglicht ein rückwärts abspielen der Samples.

    -Der AMS Chorus Controller bietet zusätzlich zur Chorus Funktion ein CV/Gate Interface für den Sampler und die Möglichkeit den Pitchshifter per Poti zu stimmen (am DMX nur per Tastenblock).

    – Reparaturen sind, wie Du erwähnst, erheblich problemloser möglich als bei vielen späteren, meist günstigeren Delays die dann schon höher integrierte Spezialbauteile enthalten. Man muss „nur“ einen Techniker finden der seinen Beruf beherrscht.

    – Die frühen hellgrauen Gehäuse sind erheblich robuster (und schwerer) als die späteren braunen Gehäuse.

    – Was die angebliche Anfälligkeit angeht: Ich kenne kein anderes Studioeffektgerät das so lange wie ein AMS klaglos seinen Dienst verrichtet.

    Nur muss man natürlich auch einen AMS vernünftig behandeln und nicht mit defektem Lüfter oder komplett zugestaubt weiterlaufen lassen.
    Alle 2 Jahre die Speicherbatterie tauschen (siehe Manual) und nach dem Transport den Sitz der Steckkarten checken. Ich bin mir sicher, dass die AMSse noch so einiges an aktueller Technik überleben werden.

  6. Profilbild
    Bernd-Michael Land AHU

    Das AMS DMX 15-80S war, zusammen mit dem recht seltenen Computer Controller, für viele Jahre in meinem Studio eines der wichtigsten Effektgeräte.
    Ein guter Freund hat mir das gute Stück mühsam abgeschwätzt, irgendwann habe ich dann doch nachgegeben und es verkauft.
    Ich hatte allerdings auch immer ein ungutes Gefühl damit.
    Was kann ich denn schon machen, falls es einmal kaputt gehen sollte? Gute Elektroniker sind rar und die Wartezeiten sind lang.
    Vom Sound her habe ich bis heute keine Alternative gefunden, es ist ein tolles Gerät, besonders auch mit dem RMX zusammen.

  7. Profilbild
    TobyB RED

    Ich kann dich verstehen. Das ist schon ein tolles Effektgerät. Ich war neulich in München, ein gebrauchtes D&R Inlinepult antesten, nebendran stand das AMS. Das AMS ist richtig gut.

  8. Profilbild
    ach herrjemine

    Bitte nehmt den „Aktiven Lüfter“ bei den Minus-Punkten raus!

    Solche Fehlinformationen halten sich im Netz ewig.

    Das DMX/RMX ist eines der wenigen Studiogeräte bei denen der Lüfter auch direkt am Arbeitsplatz überhaupt nicht stört.

    Beim hier beschriebene Gerät wurde offensichtlich der falschen Lüfter eingebaut.
    Es gehört ein spezielles, langsam laufendes Papst Modell rein.

    Danke.

    • Profilbild
      g.scherer RED

      @ach herrjemine Welcher wäre das denn? Ich habe den alten Lüfter durch das exakt gleiche Modell, einen EBM Papst 8850 N ersetzt, ein 230V Lüfter, der über eine 115V Sekundärwindung angetrieben wird.

      • Profilbild
        ach herrjemine

        @g.scherer Moin,
        ich schaue gerne mal nach. Müsste noch Reservelüfter rumliegen haben.
        230V, 8850N stimmt schonmal. Aber wenn ich mich richtig entsinne hatte der ein „S“ für slow in der Typenbezeichnung. Ich kann mich aber täuschen, ist lange her.

      • Profilbild
        ach herrjemine

        @g.scherer Hallo nochmal g.scherer,

        also ich habe nachgesehen. Der Papst TYP 8850 N ist das korrekte Modell.
        Langsamer läuft er dann durch die halbierte Betreibsspannung.
        Allerdings haben meine Lüfter noch das uralte Papst Typenschild. Vielleicht wurde da etwas am Lager verändert oder es muss sich erst einlaufen.
        Anders kann ich mir nicht erklären, dass der Lüfter bei Dir störend laut ist.
        Bei mir stehen vier lüfterbewehrte AMS im Rack direkt neben dem Pult und stören akustisch nicht.

        • Profilbild
          g.scherer RED

          @ach herrjemine Danke! „Störend laut“ ist vielleicht Geschmackssache, durchaus hörbar, würde ich sagen, ähnlich dem Lüfter im Lexicon 200.

          • Profilbild
            ach herrjemine

            @g.scherer Gerne! Das ist natürlich dann sehr subjektiv. Habe leider kein 200er zum vergleichen da aber 224/224XL sind in den Maschinenraum verbannt. Das wäre mir zu laut. Die haben allerdings größere Lüfter als das 200er.

            Abgesehen von den AMSsen und dem SP2016 (auch flüsterleise) ist bei mir kein Lüfter mehr im Studio. Naja, die IM-90, da ist mir der Lüfter eigentlich auch schon zu laut aber die läuft nicht immer…

  9. Profilbild
    ollo AHU

    Wie schlägt sich denn nun die Software Variante, die unten im Artikel verlinkt ist, gegenüber der Hardware? Da das Gerät digital ist sollte die Software doch im Idealfall genauso klingen und könnte das fragile Gerät ersetzen.

    • Profilbild
      ach herrjemine

      @ollo Der Idealfall hat nur leider nie etwas mit der Realität zu tun.

      Die Behauptung frühdigitale Studiotechnik lasse sich easy simulieren, weil digital, taucht leider immer wieder in Foren auf.

      Der AMS ist ein hybrider Prozessor. Die analogen Schaltungsbereiche spielen klanglich eine grosse Rolle.
      Dazu gehören natürlich die Wandler aber auch die Verstärkerstufen, der VCO und die Feedback-Pfade.

      Aber auch die digitale Seite der Schaltung hat so ihre ganz speziellen Eigenschaften die nicht einfach digital simuliert werden können.
      Stichwort Taktung/Clock.

      Ohne zu weit in’s Detail zu gehen: Obwohl es einen Prozessor gibt, lässt sich das Ganze eher mit einem feinmechanischem Uhrwerk vergleichen als mit einer CPU die nacheinander Befehle abarbeitet.

      Es gibt genügend Beispiele wo teils trotz Portiereung der original Algorithmen moderne Auflagen der Klassiker klanglich grandios gescheitert sind oder weit am Vorbild vorbei segeln.

      EMT250, SP2016, URSA SST, AMS RMX, Quantec QRS, H3000,…liessen sich alle trotz hochkarätiger Versuche mit spezialisierter Hardware bisher nicht befriedigend simulieren.

      Von Software Emulationen möchte ich hier garnicht anfangen.
      Das führt nur zu endlosen Diskussionen ;)

        • Profilbild
          ach herrjemine

          @Synchead Ja, der Aufbau ist wirklich abgefahren. Wenn es Dich interessiert, schau Dir am Besten mal Bilder der AMS Steckkarten im Netz an. Da kann man schon ein bisschen was über die Schaltungen rausfinden.

      • Profilbild
        ollo AHU

        @ach herrjemine Es gibt halt auch genug Beispiele, bei der die Software das wunderbar direkt 1 zu 1 übernehmen konnte, deswegen hat mich halt interessiert, wie das bei dem Gerät hier ist.

        Ein Software VS Hardware Vergleich gibt es in dem Fall bei Youtube wohl leider nicht.

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          ach herrjemine

          @ollo Kannst Du mir ein Beispiel nennen?

          „1:1 übernehmen“ würde mich wundern.
          Die Algorithmen der alten Kisten laufen ja so gut wie alle mit Unterstützung von speziellen Hardware-Rechennetzwerken. Anders war die Leistung damals nicht erreichbar.

          Schon diese digitale Hardware musst Du auf der modernen CPU/DSP simulieren das ist also nicht 1:1.
          Was die alten CPUs oder Prozessoren angeht ist ein 1:1 Übernehmen auch nicht möglich.
          Da reden wir bestenfalls über eine Emulation des Prozessors auf der modernen Platform.

          Eventide ist da ein gutes Beispiel. Die H3000 Programme auf den Eclipse zu übertragen war trotz vollem Zugang zu allen technischen Details kein Pappenstiel. Das klangliche Ergebnis spricht für (oder gegen) sich.

          Die gleichen Probleme gibt es bei der Übertragung der Programme der DSP/Orville Serie auf den ARM-basierten H9000. Hat ewig gedauert und klingt auf der neuen Platform anders.

          Da kann man übrigens auch schön hören, dass der Klangunterschied nicht nur beim analogen Frontend liegt, da sowohl die DSPs als auch der H9k über digitale I/Os verfügen.

          • Profilbild
            ollo AHU

            @ach herrjemine Also bei den Softube Weiss EQs läuft wohl der gleiche Code wie auf der Hardware, wird jedenfalls auf der Seite behauptet, anhand der hohen Preise für die Plugins habe ich mich aber nicht weiter damit beschäftigt.

            Eventides Harmonizer Plugins gefallen mir klanglich gut, ob sie wirklich wie die Hardware klingen weiß ich allerdings nicht.

            Und in der Synthesizer-Welt emuliert der DSP56300 zB den Virus und läd damit die gleiche Software wie die Hardware.

            Das soll aber kein weiter Hardware vs Software Streit werden, hätte mich halt mal interessiert, wie die UAD Version gegenüber der Hardware einzuschätzen ist und ob es da eine Gegenüberstellung gibt. Wobei mir für meine Zwecke erstmal auch die Eventide Harmonizer reichen, damit bekommt man grob gesagt ja auch recht ähnliche Effekte hin.

            • Profilbild
              ach herrjemine

              @ollo Moin ollo,
              das sind gute Beispiele.

              Sowohl bei Weiss als auch bei Access habe ich nicht beide Varianten gehört. Würde mich mal interessieren.

              Das sind aber ganz bestimmt beides Portierungen/Emulationen vom DSP auf CPU. Also nicht 1:1.

              Ich sehe das ganz genau so. SW vs HW Streit bringt nix. Wir fachsimpeln hier ja nur ein bisschen auf der technischen Ebene.

              Das sind alles erstmal Werkzeuge die im besten Falle begeistern. Da sollte jeder für sich gründlich hinhören und dann entscheiden.

          • Profilbild
            g.scherer RED

            @ach herrjemine Der H3000 hat DACs mit variabler Clock und analoge Rückkopplungs-Verbindungen, ähnlich wie beim AMS. Das lässt sich rein digital aktuell nur unvollkommen nachbilden, insbesondere in Echtzeit mit vertretbarer Rechenleistung.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @ollo Hallo Ollo,
      digital ist nun nicht gleich digital. Das AMS DMX wurde 1978 noch mit diskreten Logik Chips gebaut. Die Kiste ist ein Automat der innerhalb eines Bereiches ein Signal annehmen, verarbeiten, speicher und ausgeben konnte. Die CPU macht hier relativ überschaubare Aufgaben. Der eigentliche Trick sind die einzelnen Boards auf denen das Signal verarbeitet wird. Vermutlich 74xx und Co was damals halt so zum Mond flog. Selbst wenn man jetzt die Logik in ein FPGA quetschen würde und 1:1 Kopien des analogen Teils und der Wandlung hinbekäme, wären noch Unterschiede da. Die Software Version von UAD ist schon okay. Die originale Hardware ist 40 mal so teuer.

  10. Profilbild
    Louzou

    Guten Tag, der Artikel ist sehr interessant! Ich habe auch gerade ein solches Gerät, dass schwer zu reparieren ist. Können sie mir den Kontakt der französischen Reparaturwerkstatt geben? Das wäre unglaublich nett und eine grosse Hilfe, Danke

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