VOX gibt 100 Prozent!
Die kleinen Modeling Amps mit der Valvetronix Technolgie von VOX waren in der Vergangenheit immer wieder gern gesehene Gäste bei uns. Die kleinen Verstärker mit einer prunkvollen Familiengeschichte bieten in der Regel eine große Auswahl an vielen verschiedenen Sounds, eine Menge Extras wie Effekte und dank guter Lautsprecher und einer echten Röhrenendstufe einen fantastischen Sound für vergleichsweise wenig Geld. Doch auch die kleinen Lieblinge werden immer größer und stärker und so sind nach den VT20 und VT40 Modellen jetzt auch die dicken Brummer mit 100 Watt in der Valvetronix Familie flächendeckend vertreten. Der VOX VT100X, den wir diesmal zum Test haben, ist das Flaggschiff der VTX-Serie, die mit dem größten Funktionsumfang und ein paar netten Extras glänzen soll. Schauen wir uns das Ganze mal an.
Facts & Features
Der VOX VT100X ist mit 60 x 26 x 48 cm schon ein ziemliches Paket und orientiert sich wie beinahe alle anderen modernen Amps von Vox auch im optischen stark an den ultimativen Klassikern des Traditionsherstellers. Die Front wird fast komplett von einem Stoffbezug im Karomuster eingenommen und der große VOX-Schriftzug auf der linken Seite in goldenen Lettern darf natürlich auch nicht fehlen. Ansonsten ist die gesamte Pressholzkiste mit einem schwarzen Kunststoffüberzug versehen und steht stabil auf vier Gummifüßen. Auf der Rückseite ist der Verstärker komplett geschlossen, die einzige Öffnung bildet ein Lüftungsschlitz auf der Oberseite. Ein Griff aus Metall und ledrig anmutendem Kunststoff bietet leichte Transportmöglichkeiten.
Bedienelemente und Anschlüsse
Ebenfalls auf der Oberseite des Verstärkers befindet sich die komplette Bedieneinheit des VT100X, ganz so wie auch bei den großen Vorbildern aus den 60er und 70er Jahren, denen auch die klassischen Chickenhead-Potikappen entliehen sind. Links befindet sich der Input für die E-Gitarre, natürlich in 6,3-mm-Klinkenformat. Darunter ein gleichgroßer Anschluss für den optionalen VFS5 Footswitch. Rechts davon kann über ein gerastertes Chickenhead-Poti zwischen den insgesamt elf verschiedenen Verstärkermodellen gewählt werden. Hierunter befinden sich natürlich zwei Varianten des legendären AC30, aber auch andere britische und amerikanische Verstärkerauswahl.
Ebenfalls sind drei der Positionen für Userpresets reserviert, die sich so auf festen und schnell zu erreichenden Stellen ablegen lassen. Auch können die Presets, wie sie bei der Wahl der Verstärkermodelle mittels Poti geladen werden, über den manuellen Modus abgerufen und editiert werden. Auf insgesamt acht Anwenderspeichern lassen sich dann auch verschiedene Kanäle abspeichern und abrufen. Dies erfolgt entweder über die auf dem Verstärker vorhandenen Wahltasten, den Fußschalter oder auch über die ToneRoom Software, mit der sich der Verstärker über USB steuern lässt. Dazu aber später mehr.
Rechts vom Modellwahlpoti finden wir die üblichen Tonregelungsmöglichkeiten eines Gitarrenverstärkers, bestehend aus einem Gain-Regler, einem Dreiband-EQ und einem Lautstärkeregler für die aktuelle Auswahl, den aktuellen Kanal. Nebenan befindet sich der Lautstärkeregler für die Endstufe. Die Vorstufenverstärkung wird beim VT100X von eines 12AX7 Röhre übernommen, die sich an einer gut sichtbaren Stelle geschützt hinter einem Kunststoffgitter an der rechten Seite befindet. Daneben lassen zwei weitere Gummitasten Veränderungen des Sounds zu. Der Bias-Shifter ändert den Klangcharakter des Amps zwischen warm und kalt und der Class-Knopf lässt den Spieler zwischen zwei Modi der Ansprache der Vorstufe und deren Kompression wählen.
Die Effekte des VOX VT100X
Neben den zahlreichen Verstärkermodellen befinden sich auch einige Effekte mit an Bord des VOX VT100X. Insgesamt 15 klassische Gitarreneffekte stehen dabei zur Auswahl, von denen insgesamt drei gleichzeitig genutzt werden können. Sie sind in drei Vierergruppen aufgeteilt: Eine erste Gruppe bietet neben einem Kompressor und einem Choruseffekt zwei Verzerrer an. Die zweite Gruppe bietet klassische Modulationseffekte wie Flanger, Phaser, Tremolo und Delay und eine dritte Gruppe bietet vier unterschiedliche Halleffekte. Per Knopfdruck lässt sich jeweils ein Effekt aus jeder Gruppe zu dem Signal hinzumischen und über zwei Potis in seinen Parametern justieren.
Eine Tap-Tempo-Taste macht die Anpassung der Effektgeschwindigkeit etwas leichter. Diese dient auch als Aktivierungstaste für das eingebaute Stimmgerät. Rechts davon finden wir zwei kleine Klinkenbuchsen zum Anschluss einer externen Audioquelle und eines Kopfhörers, um auch im Stillen spielen zu können.
Technik
Wie schon erwähnt, verfügt der VOX VT100X über eine Röhrenvorstufe, die über die von VOX entwickelte Valvetronix-Technologie angesteuert wird und so verschiedene Vorstufenarten simulieren kann. Ein Transistor sorgt dann für die Verstärkung der 100-Watt-Endstufe und leitet das Signal an die Box weiter. Hier kommt ein von Vox entwickelter 12″ Lautsprecher mit einer Impedanz von 5 Ohm zum Einsatz. Das Rückteil des VT100X ist komplett geschlossen und beherbergt bis auf den Stromanschluss via Kaltgerätestecker nur einen Ein-/Ausschalter.
Tone Room und USB
Eine wesentliche Neuerung gegenüber älteren Valvetronix-Modellen ist die erweiterte Nutzbarkeit des USB-Ports des Verstärkers. Anstatt nur für Firmwareupdates herzuhalten, lässt sich der VOX VT100X darüber steuern und in seinen Speichermöglichkeiten erweitern. Über ein Windows-, OS- oder Android-Gerät und das passende Verbindungskabel kann mithilfe der ToneRoom App auf weitere Parameter und Einstellungsmöglichkeiten des VT100X zugegriffen werden. Auch lässt sich hiermit eine vergrößerte Bibliothek für Presets und Sounds verwalten als auf dem Verstärker selbst. Vor allem kann hier der Effektweg virtuell beeinflusst werden und die einzelnen Effekte lassen sich tiefer editieren als in der eigentlichen Effektsektion. Über die Möglichkeit, die Presets und Einstellungen online zu teilen und abzurufen, gibt es von VOX noch keine Angaben.
Klang und Praxis mit dem VOX VT100X
Ob mit oder ohne ToneRoom Software fällt die Bedienung des VOX VT100X sehr einfach aus. Alle Schalter und Auswahlmöglichkeiten sind klar markiert und so braucht es keine zwei Minuten, um sich mit dem Amp zurechtzufinden und ans Experimentieren zu kommen. Der Fußschalter lässt die Effekte an- oder ausschalten und er dient zur Navigation zwischen den Anwenderspeicherplätzen.
Alle gewählten Verstärkermodelle haben eine Grundeinstellung der übrigen Parameter vorgegeben, die immer wieder abgerufen werden, wenn man das jeweilige Modell wählt. Änderungen der Parameter und Effekte lassen sich dann nur auf den Anwenderspeicherplätzen abspeichern. Ein bisschen unpraktisch ist dies für die Lautstärke der einzelnen Modelle, da diese von den cleanen Kanälen zu denen mit mehr Verzerrung spürbar ansteigt, müsste man für eine Auftrittssituation in jedem Fall auf die User-Speicherplätze zurückgreifen, um krasse Lautstärkesprünge zu vermeiden.
Schaltet man den Verstärker ein, muss man ganz in der guten alten Röhrenmanier erst einmal auf das Erwärmen der Röhre warten, bevor es losgehen kann. Im ersten (cleanen) Kanal kommt es dann aber schon wunderbar warm bis bassig und sehr druckvoll aus der Box. Mit dem Lautstärkeregler muss man schon hier sehr vorsichtig sein, denn Power hat der VT100X mehr als genug. Dafür bietet die viele Power aber auch einen ordentlichen Headroom, der vor ungewollter Verzerrung schützt und auch bei gehobener Lautstärke noch klare und deutliche Akzentuierung im cleanen Bereich zulässt.
Weiter geht es mit einer Tweed-Simulation, angelehnt natürlich an klassische Fender Combos aus den frühen Jahren und auch diese können soundmäßig überzeugen.
Die Soundbeisspiele könnten noch optimiert werden. Amazona sollte mit einem Tonstudio zusammenarbeiten, welches die Soundbeispiele standardmäßig erstellt. Ich vermute, der Redakteur bekommt die Instrumente nach Hause geschickt und versucht dort sein Bestes. So klingen die Beispiele auch.
@Sokrates Das glaube ich auch, vor allem die Tester sind unterschiedlicher Meinung, und schicken das Signal nicht in die Lautsprecher die man dann mit dem Mikro abnimmt sondern direkt ins Pult, Distortion sounds klingen dann wie wenn Papa morgens den Rasierer vorm Spiegel schwingt, uuuuhhhh da wirds mir ganz anders. Nebenbei sind diese Rechtecksignale so scharfkantig dass sie normale weich aufgehängte Hifi Laustsprecher in null komma nix zerschneiden, bzw. zerstören. Mußte ich als 17 jähriger damals leidvoll erhahren, als ich den boss verzerrer an meine geliebte hifianlage angeschlossen hab, und die teueren Boxen im Eimer waren. Seit dem weiss ich bescheid.
Beurteilungsfähig ist der direkt ins pult sound auch nicht, da Gitarrenboxen und Mikros einfach einen ganz anderen Sound liefern.
Für mich würde es reichen wenn einer der Gitarre spielen kann zumindest über box und mikro aufnimmt. Für weitere Beispiele gibt es ja youtube.
@Sokrates Hallo Sokrates,
Vielen Dank für deinen Kommentar. In der Tat bekommen wir die Testgeräte üblicherweise nach hause geschickt und stellen auch da die Soundbeispiele her, wobei wir uns natürlich möglichst viel mühe geben. Die Option mit dem Studio dürfte an dem logistischen Aufwand und den damit verbundenen Kosten scheitern, freuen würde ich mich darüber aber auch. Hauptsächlich versuche ich jedoch über meine Eindrücke und den Artikel an sich meine Bewertung abzugeben und zu begründen. Es empfiehlt sich immer, ungeachtet des Produktes und des Testurteils, sich einen eigenen Eindruck von dem Gerät zu verschaffen, wenn Interesse daran besteht und es sich einrichten lässt. Ich werde aber trotzdem versuchen, die Qualität meiner Soundbeispiele im Rahmen meiner Möglichkeiten zu verbessern um euch Lesern eine möglichst realistischen Eindruck der Testinstrumente zu vermitteln. Beste Grüße und Grooves.
Tilmann
Achja zum VOX fällt mir auch noch ein, dass die Firmen nichts besseres einfällt als die ohnehin seit 60 Jahren bewährte Technik durch Simulationen zu ersetzen. Frage mich was das letztendlich für einen Sinn haben soll. Manchmal ok wird es billiger, aber trotzdem nicht besser. Für mich bleibt eine Röhre eine Röhre und da hilft kein ultraschneller DSP der ihn ersetzen will. Übler finde ich jedoch alle bisher mir bekannten Speaker simulationen. Sie klingen alle anders, wenn auch nicht schlecht, aber nie wie das echte Vorgehen mit Speaker und Mikro. Und ehrlich gesagt, so schwer und teuer ist die Mikrophon abnahme doch auch nicht. Aber jeder wie er will.
…“ernsthaften Kandidaten für einen Konzertverstärker, der sich auch in einer lauteren Umgebung behaupten kann“…
Ist es wirklich noch so, dass irgendeine Band über ihre Backline mit eigenem Verstärker beim Konzert Krawall macht? Irgendwie bin ich der Meinung, dass dieses Argument mittlerweile überflüssig ist, da alles über die PA kommt. Oder liege ich da falsch? :)
@Dahausa Auf der Bühne kann man eigentlich nie genug Power haben, um sich gut hören zu können. Backline hin oder her.
Laut Test-Bericht hört sich der Amp klasse an. Die VT – Serie von VOX habe ich bisher noch nicht angespielt. Sie mag gewiss einen geilen Sound haben, aber ich ich hol mir doch keinen Amp von einer Marke mit der ich zufrieden bin um eine andere Art von Amp zu simulieren. Ich bleib da eher Fan von den einfachen Amps.
Hallo, ich hätte eine kurze Frage zu dem Vox:
Kann man statt dem Footpod auch einen Looper anschließen? Würde mich über eine Antwort freuen.
Grüßle
Andreas
Hey Andreas,
der Footswitch-Anschluss ist normalerweise nur zum Schalten zwischen den Kanälen des Amps da. Einen Looper kannst du aber einfach zwischen Gitarre und Amp Schalten und dann loslegen. Andere Amps haben noch einen Effekte-Loop, in den sich auch ein Looper unterbringen lassen würde.
Besten Gruß
Tilmann