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Workshop: Waldorf Q/ Kammfilter

Workshop Kammfilter

1. August 2007

Waldorf Q Blue – dritte Farbvariante des Waldorf Q

Waldorf „Q“ – Die Programmierung des Kammfilters

Lasset uns den Kamm filtern

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Der geneigte Anwender weiß es natürlich, der Waldorf Q besitzt neben den klassischen „Analog“-Filtertypen Tiefpass, Bandpass, Hochpass und Notch zusätzlich sogenannte Kammfilter zur Klangformung. Diese Kammfilter findet man nur sehr selten in der Stimmenarchitektur von Synthesizern, da die programmiertechnische Verwaltung dieser Filter sehr aufwändig ist. Einige andere Synthesizer, die ebenfalls über solche Filter verfügen, sind bspw. die Yamaha VL- und VP-Synthesizer oder Korg’s Prophecy und der Z1.

 

In ebendiesen Geräten werden die Kammfilter vornehmlich für „Physical Modelling“ genutzt und haben daher eine sehr viel komplexere Architektur, um die Eigenschaften von Saiten- oder Blasinstrumenten nachzuempfinden.
Im Q hingegen arbeiten ganz einfache rückgekoppelte Delay-Lines, also ganz kurze Echospeicher, die das Eingangssignal verzögert ausgeben und in einstellbarer Stärke wieder in den Speicher füttern. Diese Echos sind aber so kurz, dass sie nicht als Verzögerung, sondern bei entprechender Einstellung als Klangfärbung empfunden werden.
Weiterhin sind diese Kammfilter natürlich genauso modulierbar, wie man es auch von klassischen Filtertypen gewohnt ist, sodass man sie bspw. zur eingehenden MIDI-Note stimmen oder mit einem LFO oder einer Hüllkurve in der Frequenz modulieren kann. Und genau diese Eigenschaft machen wir uns jetzt gleich zu Nutze.

Flächen will jeder!

Ja genau. Je wärmer, breiter und fetter, umso schöner. Übrigens geht das folgende Klangbeispiel auch auf dem Q Rack. Auf dem Micro Q ginge es so nicht, da wir von dem einzigartigen Filter Routing des Q und Q Rack Gebrauch machen. Der Q ist an, er befindet sich im Sound-Modus und er ist zu hören, wenn man ihn spielt.

Also los: Erstmal sorgen wir dafür, dass wir mit einem neutralen Grundklang anfangen, also Shift + Utility drücken, mit dem Dial „Init Sound…“ auswählen und mit Shift + Utility die Funktion ausführen. Jetzt hören wir einen statischen orgelähnlichen Ton.

Wir bauen erstmal das Grundgerüst des Sounds.
Zunächst sind die Oszillatoren dran:
* Oscillator 1, 2, und 3 Octave auf 16′
* Oscillator 1 Detune auf -5
* Oscillator 2 Detune auf +5
* Oscillator 3 Detune auf 0

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Eine richtig dicke Fläche würde man mit einer Pulsbreitenmodulation machen, wir beschränken uns aber zunächst auf Sägezähne, die fast genauso gut funktionieren:
* Oscillator 1, 2 und 3 Shape auf Saw stellen.

Damit wir auch alle Oszillatoren hören, müssen wir deren Lautstärke hochdrehen. Außerdem leiten wir auch alle Oszillatoren zu 100% in Filter 1, wodurch der Sound erstmal nur noch durch den linken Lautsprecher zu hören sein wird:
* Mixer Osc 1, Osc 2 und Osc 3 Level auf 100
* Shift drücken und Mixer Osc 1, 2 und 3 Balance auf F1 64 stellen (also ganz nach links), nicht vergessen, Shift erneut zu drücken, damit’s wieder aus ist.

Jetzt passen wir die Lautstärkehüllkurve unseren Wünschen an:
* Amp Envelope Attack auf 60
* Amp Envelope Sustain auf 127
* Amp Envelope Release auf 70
Die restlichen Parameter der Hüllkurve interessieren uns nicht, da sie in der obigen Einstellung keinen Einfluss auf den Klang haben.

Jetzt hört sich der Sound schon wie eine Fläche an, allerdings sollen Flächen ja meist im Hintergrund wabern, und dafür sollten sie nicht ganz so brillant sein. Daher begeben wir uns jetzt endlich zur Filtersektion. Erstmal ist Filter 1 dran, also sicherstellen, dass Filter Select nur auf 1 steht.
* Filter 1 Type auf 24dB LP
* Filter 1 Cutoff auf 80
* Shift drücken und Filter 1 Keytrack auf +34% stellen.
Das ist eine klassische Einstellung für Keytrack, die schon der gute alte MiniMoog beherrschte. Nun ist der Filter in tiefen lagen etwas dumpfer als in hohen. Nicht vergessen, Shift wieder auszustellen.

 

Nun kommt der eigentliche Spass dran.

Filter 2 soll als Kammfilter arbeiten, um den Sound fetter zu machen. Damit er auch ein Signal bekommt, dass er verzögern kann:
* Filter Routing auf 80

Wie ist denn nun der Signalfluss?
Die Oszillatoren gehen ausschließlich in Filter 1. Filter 1 wiederum geht mit ca. 66% seiner Lautstärke auf den linken Stereoausgang, mit ca. 33% Lautstärke füttert er aber den Filter 2, der momentan ausschließlich auf den rechten Stereoausgang geleitet wird. Dieses „schiefe“ Routing ist nötig, da ein Kammfilter naturgemäß lauter ist, da er zwei Signale ausgibt, das Originalsignal und das verzögerte Signal. Da wir aber noch keinen Kammfiltertyp für Filter 2 eingestellt haben, hört sich das noch sehr seltsam an. Das werden wir sofort ändern:
* Filter Select auf 2 stellen und sicherstellen, dass Filter 1 nicht angewählt ist
* Filter 2 Type auf Comb+
* Filter 2 Cutoff auf 20.
* Filter 2 Resonance auf 40, damit es etwas verwaschener klingt.

Wenn man Noten spielt, während man Cutoff dreht, hört man schon deutlich einen Chorus-Effekt. Das wollen wir natürlich automatisch haben, also nehmen wir einfach einen LFO, der Filter 2 Cutoff moduliert. Wir könnten das über die Matrix machen, aber wozu hat denn der Filter eine eigene freie Modulationszuordnung? Genau dazu:
* Shift drücken und CutoffMod Source auf LFO 2 stellen.

Wieso nehmen wir nicht LFO 1? Ganz einfach: falls uns später einfällt, dass wir einen LFO für ein Oszillator-Vibrato oder eine Filtermodulation benutzen möchten, die wir durch das Modulationsrad steuern wollen, eignet sich LFO 1 besonders gut dafür, da er eine besondere Verknüpfung anbietet: LFO1*MW. Aber dazu kommen wir später. Nicht vergessen, Shift erneut zu drücken.
* CutoffMod auf +30.

Nun hören wir eine deutliche Schwebung, die sogar ein bisschen eiert. Das liegt daran, dass die Wellenform von LFO 2 auf Sinus gestellt ist, eine Dreieckwelle eignet sich aber besser, da sie das Signal gleichmäßiger verstimmt. Also stellen wir den LFO 2 so ein, wie wir das haben wollen:
* LFO 2 Shape auf Triangle
* LFO 2 Speed auf 40

Jetzt ist die Fläche schon schön warm, aber noch nicht breit genug. Auch das haben wir gleich, indem wir die Panoramazuordnungen der beiden Filterausgänge ändern und diese von LFO 3 modulieren lassen:
* Filter 1 anwählen
* Filter 1 Pan auf center
* Shift drücken und Filter 1 PanMod Source auf LFO 3 stellen. Nicht vergessen, Shift erneut zu drücken.
* Filter 1 PanMod auf +49. Ein stärkerer Wert würde bewirken, dass das Signal an den äußersten Stereoseiten „klebt“, was wir nicht wollen.
* Filter 2 anwählen. Dieser soll gegenläufig zu Filter 1 moduliert werden.
* Filter 2 Pan ebenfalls auf center
* Shift drücken und Filter 2 PanMod Source auf LFO 3 stellen. Nicht vergessen, Shift erneut zu drücken.
* Filter 2 PanMod auf -49

Noch schnell den LFO 3 einstellen:
* LFO 3 Shape auf Triangle
* LFO 3 Speed auf 30

So, der Grundklang steht.

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Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    ein wirklich toller workshop, vielen dank! Konnte auf dessen basis ein paar wirklich tolle sounds erstellen.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo Wolfram
    vielen dank für dies schöne Tutorial!!

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo Wolfram,

    immer wieder erfrischend anders, humorvoll und vor allem informativ Deine Tutorials. Macht wirklich Spass. Meine Hochachtung und Respekt.
    Liebe Grüße Dirk :-)

  4. Profilbild
    jak

    Hallo Wolfram,
    auch wenn der Artikel ein paar Jahre her ist, Danke Dir für den wertvollen Beitrag.
    Habe einen Q-Rack ergattert und das hilft mächtig weiter!
    Gruss
    JAK

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