Generation iOS Poly-Sequencer
Marcos Kohler hat sich mit seinen iPad-exklusiven Apps bisher mit MIDI-Controllern für Elektron RYTM, Octatrack und Digitone hervorgetan, mit denen die Bedienung der Geräte doch ein ganzes Stück erleichtert wird.
Nun hat sich Marcos Kohler mit PolyPhase ins freie Feld der unabhängigen Untersütztung gewagt und einen vierspurigen generativen MIDI-Sequencer herausgebracht, dessen Eigenschaften aufhorchen lassen.
Anders als ein Arpeggiator wie z. B. der geniale StepPolyArp benötigen Generative Sequencer keine Noteneingaben, sondern generieren nach mathematischen bzw. algorithmischen Vorgaben selber Noten. Das Problem ist hier, ob dabei etwas musikalisch sinnvoll Verwertbares herauskommt und nicht nur eine beliebige nicht nachvollziehbare Notenfolge. Das „Problem“ potenziert sich, wenn mehr als eine Spur generativ erzeugt wird.
Genau hier setzt PolyPhase an, ohne jedoch einzuschränken. Die vier Spuren können auf einfache Weise zueinander gestimmt werden, können aber auch völlig unabhängig voneinander arbeiten und das geht bis hinunter zum Taktmaß und Taktlänge, die für jede Spur verschieden sein können. Das heißt, dass z .B. jede Drum-Machine, die über MIDI-Eingänge verfügt, damit zu systemischen Polyrhythmen befähigt werden kann oder jeder Klangerzeuger zu ebensolchen Melodiefiguren.
Marcos Kohler PolyPhase, ein MIDI-Sequencer für SmartPhones und Tablets
Bei der Erzeugung wird der Master-Track (Gold) von den Slave-Tracks (Grau) unterschieden. Die Abhängigkeit kann mit der „ON“-Taster deaktiviert werden. Mit dem „Power“-Taster wird die Track-Ausgabe stummgeschaltet und das Vorhängeschloss verhindert eine Änderung des Tracks durch die Kontrollen am unteren Bildschirmrand.
Ist die Master-Slave-Verbindung aktiv, können die Slave-Tracks gegenüber dem Mastertrack phasenverschoben werden und auch die Wahrscheinlichkeit, wann Noten aus dem Mastertrack übernommen werden, ist einstellbar. Bis auf diese beiden Parameter sind die Tracks aber unabhängig.
Noten können können in den bis zu 64 Steps langen Sequenzen entweder zufallsgeneriert oder per Hand eingezeichnet werden. Die absolute Tonhöhe wird dabei angezeigt. Gelöscht wird eine Note durch komplettes „nach unten Ziehen“. Durch das Akkord/Skalenfilter FC lassen sich auch Noten von der Erzeugung ausschließen. Es sind auch zufällige euklidische und perkussive Sequenzen erstellbar.
Die Notengenerierung lässt sich aber auch komplett abschalten und Marcos Kohler PolyPhase als normaler Sequencer betreiben.
Um die erstellten Sequenzen zu sichern, gibt es neben den zehn Snapshot-Plätzen eine umfangreiche Preset-Verwaltung, die auch das Sichern und Laden der Snapshots beinhaltet.
Nach außen hin kann Marcos Kohler PolyPhase MIDI-Clock senden und empfangen wie auch seine vier Sequenzen über jeweils beliebige MIDI-Ports und -Kanäle senden und kann per IAA und Audiobus in einem größeren iPad-Setup eingesetzt werden.
Will man aber nur schnell Sequenzen erstellen und austesten, kann auch auf den einfachen, aber effektiven internen Wavetable-Synthesizer zurückgegriffen werden.
Leider scheint es zur Zeit so, dass die Anschlagsdynamik für einen Track nur fix eingestellt werden kann. Dies sollte unbedingt noch behoben werden und auch das Einstellen des BPM-Werts in der App ist mit langwierigem „Hoch und Runter“-Ziehen nicht besonders praktikabel umgesetzt. Eine numerische Eingabe hätte es schon sein können. Ansonsten gibt es biher nur eine nicht näher beschriebene „Humanzie“-Funktion dafür.
Bleibt zu hoffen, dass Marcos Kohler PolyPhase noch ein paar Updates spendiert, ansonsten läuft die App stabil.