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Blue Box: Roland SH-5, Analogsynthesizer

Der begehrteste SH seiner Klasse

26. Februar 2011

Vorwort zum Roland SH-5

Der ausgezeichnete Artikel von Theo Bloderer wurde soeben durch die ausgezeichneten Bilder von Martin Reuter ergänzt. Aus diesem Anlass haben wir den Roland SH5 Artikel nochmals nach „oben“ geholt. Unser Dank an dieser Stelle an Martin und wir hoffen das Ihnen die neuen Bilder ebenso gut gefallen wie uns. Ach – und selbstverständlich lassen sich alle Bilder vergrössern.

SH5 – EIN WAHRER KULT-SYNTHESIZER

Manchen mag ein Instrument dieses Alters schon etwas steinzeitlich anmuten. Der 1976 erschienene Roland SH-5 Synthesizer gehört zwar sicherlich schon zum „alten Eisen“, doch in punkto Klang und Faszination hat das Instrument nichts eingebüßt, im Gegenteil!

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Die Musikwelt der mittleren bis späten 70er Jahre erkannte jedoch wenig Faszination am SH-5. Die Fokussierung lag noch eindeutig auf amerikanischen Instrumenten. Moog, ARP und Oberheim beherrschten den Markt und standen in der Blüte ihrer Zeit. Yamaha konnte mit ersten Synthesizerkreationen des Typs SY-1 und SY-2 noch nicht wirklich punkten. Korg hatte zwar schon einige Modelle am Markt, doch ein „Minikorg“ 700 etwa konnte sich mit keinem amerikanischen Kollegen messen, und die kryptische Bedienung des 800DV mit inversen Schiebereglern bzw. ungewöhnlichen Modulbezeichnungen war für einen Moog-verwöhnten Markt ebenso wenig geschaffen. Rolands SH-3 verbrachte gerade eine schwere Zeit wegen amerikanischer Klagen betreffend Nachbau des patentierten Moog-Kaskadenfilters. Nicht weiter verwunderlich, dass der flott umbenannte SH-3A Synthesizer (neben seiner generell sehr eigenwilligen Bauweise) dann auch einen wirklichen Schwachpunkt hatte: das „neue“ (Roland) Filter.

Fast so, als gelte es die Schmach rund um den verlorenen Filter-Prozess auszugleichen, kam der unglaubliche und einzigartige Roland SH-5 auf den Markt. Er hatte nicht nur ein Filter, er hatte zwei, beides Unikate im Roland-Segment. Das spannungssteuerbare Multimode-Filter (Nummer 1) verfügt über die Wahlmöglichkeit zwischen LP/BP/HP. Das parallel geschaltete und manuell justierbare Bandpassfilter (Nummer 2) verfügt über eine separate Resonanz und lässt sich stufenlos einblenden.

Diese Filterkombination ist im Reich der Synthesizer einzigartig, nicht nur technisch betrachtet, vor allem klanglich!

Doch zunächst zum

Äußeren und Gewicht

des SH-5. Zu glauben, ein ARP-2600 wiege viel, ist ein Irrtum. Zu glauben, der SH-5 sei leicht, ebenso! Beide Instrumente sind aber nach demselben Prinzip verpackt. Unterschied? ARP hat dünnes, Roland extrem dickes Holz für das Case verwendet. Der wunderbar stabile Synthesizer + Abdeckhaube = die stabile Kofferinstrument-Kombination von Roland bringt gewichtsmäßig dann schon einiges auf die Waage. Wogegen der noch recht schlanke SH-3A einem (E-)Gitarrenkoffer sehr ähnlich sieht (und dementsprechend angenehm tragbar ist), ähnelt der SH-5 in verpacktem Zustand vielmehr einem (mit Blei gefüllten) Reisekoffer. Gute 30 kg bringt dieser Synthesizer auf die Waage, einem Elka Synthex ebenbürtig!

.. und der Koffer wird gleich mitgeliefert

Die Belohnung nach hartem Tragen des SH-5 kommt aber sofort mit Abnehmen des Deckels. Nicht nur wird das Instrument dadurch fast um ein Drittel leichter, auch kommt das hervorragende Design des Synthesizers zum Vorschein. Ähnlich einem aufgeklappten Minimoog ist das gesamte Bedienpanel schräg zum Benutzer geneigt. Ideal, um sofort die Einstellung aller Potis und Fader zu erkennen. Wer schon einmal auf Augenhöhe mit einem OSCar Synthesizer war, der weiß, wie sehr hohe und dicht gedrängte Potis die Sicht auf die Panelbeschriftung verstellen können.

Anschlüsse und Seriennummernschild

Die Bauweise des SH-5 ist hervorragend. Wer einen SH-3A oder System-100 besitzt, kennt die stabilen Fader und robusten Potis der frühen Roland-Ära. Der guten Hardware und der Kofferbauweise ist es außerdem zu verdanken, dass viele SH-5 heute noch in einem ausgezeichneten Zustand sind.

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Aufbau

Die Modulationseinheiten LFO1, LFO2 und S/H sind in einem Bus-System quer über das Bedienpanel gelegt und lassen sich in jeder Sektion einfach via Schalter anwählen. Sehr übersichtlich. Alle Klangquellen – VCO1, VCO2, Ringmodulator, Noise und External – können wiederum in einer separaten Mixersektion individuell geregelt werden, nicht nur in ihrer Lautstärke, auch in ihrem weiteren Signalfluss.

Die entsprechende Matrix lässt freie Wahl, ob das jeweilige Signal weiter zum VCF geht, zu VCF und dem parallelen BPF, oder direkt in den VCA. Die Triggermöglichkeiten der Envelopes ADSR und AR sind umfassend: via Keyboard, S/H, LFO 2 oder über ein externes Triggersignal. 

 

Weitere Besonderheiten

Der Pitchbender ist in dieser Form erstmals bei monophonen Roland Synthesizern anzutreffen. Die Steuerung von VCF bzw. VCO ist wahlweise (!) erlaubt. Nicht gerade sehr leistungsfähig und mit den Pitchbend-Sektionen späterer Roland Modelle noch nicht vergleichbar. 

LFO, VCO und mehr

Die Panoramaposition des Ausgangssignals kann mittels eines speziellen Potis in der VCA-Einheit justiert werden. Ungewöhnlich, kommt dieses Feature doch sonst bei keinem weiteren monophonen Roland vor. In einer perfekten Welt ließe sich die Panorama-Justierung zudem spannungssteuern, doch ist dies beim SH-5 nicht vorgesehen.

Hinsichtlich der Anschlüsse ist das Instrument sehr gut bestückt, ein weiterer wesentlicher Fortschritt gegenüber dem konzeptionell sehr eingeschränkten SH-3A:

OUTPUT: R / L / MonoEXTERNAL INPUT: Trig. / AUDIOCOMPUTER (= CV/Gate): CV / Trig. IN und OUTCONTROLLER: VCF / VCO / Expression IN und OUTHeadphone (Vorderseite)

Klang

In bestimmten Bereichen ist der SH-5 ein echter Meister, in anderen jedoch weniger hervorragend. Wieder mal kein „perfekter“ Synthesizer, was aber auch sehr gut ist.

Große Stärken:

Bass-Sounds (das parallele Bandpassfilter macht enormen Druck!) FX-Klänge (2 LFOs, S/H, Ringmodulator, Noise, Ext. Input, 2 Filter inkl. LP/BP/HP-Filter-Sweep Sounds dank zweier Filter mit je eigener Resonanz

Filter und mehr

Kleine Schwächen:

Leadsounds (sie sind „ok“, aber nicht mehr), langsame Streicher-/Bläsersounds (etwas „dürftig“, wie bei fast allen SH-Synthesizern)

Die bereits mehrfach erwähnte besondere Situation rund um zwei hervorragende Filter macht den SH-5 klanglich mitunter einzigartig. Hier ist das Anhören der Klangbeispiele dringend zu empfehlen, vor allem, um die Kraft des parallelen Bandpassfilters kennen zu lernen.

Mixer und mehr

Der Roland SH-5 heute

Der Gebrauchtmarktpreis für den SH-5 ist in den letzten 3 Jahren von ca. 900,- Euro auf mindestens 1.600,- Euro gestiegen. In Anbetracht der ausgezeichneten soliden Bauweise und des starken Klangcharakters ist dieser Preis gerade noch gerechtfertigt, aber die Alternativen in dieser Preisregion sind hoch.

Voraussetzung für den Erwerb des Instruments ist natürlich die musikalische Notwendigkeit im Studio. Wer ein Arbeitstier sucht, wird mit einem schönen ARP Odyssey, MS-20 oder Pro-One am besten bedient sein. Wer speziell gute Leadsounds benötigt, kann zu den genannten Kandidaten noch diverse Moog und Oberheim Synthesizer zur Wahl ziehen. Sollten aber extrem kraftvolle Bassklänge, eigenständige FX-Sounds und vor allem jegliche Kreationen der besonderen Filtersektion das Ziel der Begierde sein, sollte man dem „alten Eisen“ SH-5 unbedingt Aufmerksamkeit schenken. Es lohnt sich.

Redaktionelle Info:

  • Der Artikel wurde auf Basis eines älteren Artikels aktualisiert. Aktualisierungen und Ergänzungen: Peter Grandl

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Mehr Informationen

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Sehr schön! endlich wieder ein Bericht vom Herrn Bloderer. Da freut man sich doch!
    Der SH-5 ist wirklich ein klasse Synth! Hier übrigens eine sehr gute Demonstration: http://www.....nQ0PExL4F0

  2. Profilbild
    Bernd-Michael Land AHU

    Der SH-5 ist ein sehr schöner Synthesizer, der sich klanglich deutlich vom üblichen Moogsound abhebt. Besonders der Ringmodulator und das tolle Multimode-Filter, sind schon ziemlich eigen. Ein paar Soundbeispiele mit dem SH-5 hatte ich auch mal gemacht:
    http://ali.....d_SH5.html

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Danke für den Bericht! Der SH-5 wiegt allerdings „nur“ 22 Kilo mit Koffer und ist damit leichter als ein Minimoog mit Case. Tatsächlich halte ich diesen Synth für den aufregendsten aller monophonen Synthesizer. Hätte er die Hüllkurven des Minis und einen exponentiellen VCA bekommen, wäre es der Minimoog-Killer schlechthin gewesen. Die Klangmöglichkeiten sind schier unerschöpflich, die Filter sind begnadet. Der SH-5 hat auf dem Gebrauchtmarkt keinen ebenbürtigen Gegenspieler. Den SH-7 halte ich für ein Downgrade. Für Klangbastler ist der SH-5 sicherlich erste Wahl – er wäre so ziemlich das letzte, was ich verkaufte. Vorher ginge meine Mutter weg. Für ganz kleines Geld übrigens, falls Interesse besteht……;-)

  4. Profilbild
    poly700

    Markus Becker von Becker Musikeletronik verpasst dem SH-5 übrigens einen super External-In für den S&H. Er benutzt dafür eine der weniger wichtigen Inputs. z.B Volume.
    Steckt man ein 5 Volt Signal rein, synct der S&H. Zieht man den Stecker wieder raus läuft der interne LFO. Keine zusätzliche Buchse. Einfach perfekt!!!
    Lohnt sich in jedem Fall. Ich habe meinen SH-5 wegen eines System700 verkauft und muss sagen diese Filter Kombi gibt es NUR beim SH-5. Mit Abstand der „dreckigste“ Filter von Roland.

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Habe den Synth bei bei der Vinage Austellung von Hieber Lindberg testen können. Ist wirklich ein tolles Gerät. Speziell der Klang war schön rau und überhaupt nicht Hifi. Toller Synth!

    Wäre schön, wenn Roland wieder in der Nische solch ein Gerät anbieten könnte.

  6. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Der SH-5 fiel mir bei einer DVD von Ozric Tentacles auf; ziemlich ramponiert mit abgebrochener Taste wie bei einer Zahnlücke…
    Wem der Filter-Sound des SH-5 gefällt findet u.U. im Modul 505 des Roland System 500 eine Alternative. Für modulare Bass-Sounds ist es meine erste Adresse…

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