Sound & Praxis
Der Effekt, den das BOSS MO-2 Multi Overtone erzeugt, ist wahrlich nicht so einfach zu beschreiben. Prinzipiell erzeugt das Pedal im Modus 1 eine zusätzliche Oktave oberhalb des Originalsignals. Modus 2 behält diese Oktave bei und doppelt dabei das Signal noch zusätzlich, wo hingegen Modus 3 eine untere Oktave hinzufügt. Soweit, so gut und auch irgendwie noch verständlich und nachvollziehbar. Schwieriger zu beschreiben sind da schon die deutlichen Veränderungen im Obertonbereich, der durch Hinzuregeln des DETUNE-Potis nicht nur reicher an Harmonischen wird, sondern auch eine Modulation in der Geschwindigkeit, ähnlich dem eines LFOs, erhält. Das Angebot reicht hier von sanft-schwebenden und Chorus-ähnlichen Sounds bis rüber zum wilden, exzessiven Phaser-Flanger-Geleier, was den Einsatzbereich des Pedals somit von klassischen bis zu sehr „avantgardistischen“, abstrakten Sounds ermöglicht. Und das unabhängig davon, ob das Signal nun clean ist oder mit Overdrive angereichert wurde, beide Varianten liefern sehr ansprechende Ergebnisse, wobei natürlich bei Verwendung der Stereoausgänge das Signal erwartungsgemäß noch einmal deutlich an Breite zulegt.
Die dabei erzielte Dynamik und auch das Nebengeräuschverhalten sind sehr gut, allerdings taucht bei extremen Einsätzen und den dabei weit aufgedrehten Potis eine spürbare Latenz im Signal auf. Gravierend ist dies zwar nicht und bei ausgewogenem Verhältnis zwischen Original- und Effektsignal meist kaum zu spüren. Je mehr man allerdings mit dem BALANCE-Poti nach rechts wandert, also Richtung purem Effektsignal, wird das Gehörte doch etwas zeitversetzt wiedergegeben. Das macht sich dann vor allem bei einzeln gepickten Noten bemerkbar, bei Akkorden und/oder Voicings ist das allerdings kein Thema.
So bringt das Schrauben an den vier Potis des BOSS MO-2 Multi Overtone großen Spaß und setzt dabei durchaus kreatives Potenzial frei – von orgelähnlichen Sounds über pumpende Sitar-Klänge (mit oder ohne Geleier), bis hin zu vermeintlichen Banjo-Sounds und obertonstrahlenden Akkordgewändern reicht das Repertoire dieses kleinen Kistchens. Ein sehr auffälliger Klang, was zugleich natürlich auch ein Nachteil sein kann, würde man diesen wirklich sehr intensiv klingenden Effekt in jedem Song einsetzen. Er ist einfach verdammt auffällig.