Jubiläum: Vor 25 Jahren erschien das Album Moon Safari der Band Air
Das 25-jährige Jubiläum von Moon Safari feiern Air mit einer Neuauflage. Das Werk wurde u. a. in Dolby Atmos gemischt. Außerdem befinden sie sich mit Moon Safari auf Tournee. Im deutschsprachigen Raum werden sie in Berlin und Wien auftreten.
Vor 25 Jahren erschien das erste Album von Air mit dem Namen Moon Safari. Dieses Debüt eroberte sofort die Herzen der Zuhörer und die Charts. Mit ihrem Sound passten die beiden Franzosen Nicolas Godin und Jean-Benoît „JB“ Dunckel perfekt in die Zeit, denn 1998 befand sich die Techno-Bewegung nach wie vor auf ihrem Höhepunkt. Nach der Party wollten die Zuhörer einen chilligen und musikalischen Sound, der vor Air von KLF mit ihrem Chill Out Album geliefert wurde. Trip-Hop Bands wie Massive Attack und Nightmare on Wax bedienten ebenfalls einen chilligen Sound. Doch Air unterschieden sich, denn sie rekrutieren sich nicht aus der DJ-Szene. Nicolas Godin und Jean-Benoît „JB“ Dunckel Vorbilder liegen nicht im Soul, Funk und Hip-Hop wie in der Trip-Hop Bewegung.
Air bewegen sich in der Soundästhetik der 1960er- und 1970er-Jahre. Mit ihrer Musik transportieren sie den Sound von Serge Gainsbourgs Form des französischen Chanson in die Gegenwart. In ihrer Musik erklingen keine Tracks, sondern Songs, die auf dem Debüt von Beth Hirsch vorgetragen werden. Der Air Sound ist romantisch. Sie schaffen es, die Klischees des französischen Film Noir in ihrer Musik aufleben zu lassen. Wenn ich Moon Safari anhöre, sehe ich Romy Schneider und Alain Delon durch die Straßen von Paris wandern. Gerne kann man die beiden auch mit Serge Gainsbourg und Jane Birkin ersetzen. Air zitieren auch Jean-Michel Jarre in „You Make It Easy“, denn wenn das weiße Rauschen und die Korg Minipops erklingt, ist das kein Zufall. Dieser Romantizismus kommt nicht von ungefähr, denn Nicolas Godin erzählte in einem Interview, dass Moon Safari der Soundtrack seiner jugendlichen Sommerspaziergänge in Versailles ist. Air sprechen auch von Bedroom Musik und nennen Burt Bacharach als Vorbild.
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Um diesen Sound zu erzeugen, braucht es nicht nur die Inspiration, sondern auch die richtigen Leute und das geeignete Equipment um die künstlerischen Versionen wahr werden zu lassen. Für die Streicher ist David Whitaker verantwortlich gewesen, er schrieb z. B. die Orchester-Fassung des Rolling Stones-Songs „The Last Time“. Dieses Stück sampelte The Verve in ihrer Bittersweet Symphony, die zu ihrem größten Hit und Niederlage zugleich wurde. Außerdem arbeiteten Air mit Jean-Jacques Perrey zusammen, einem der großen Pioniere der französischen elektronischen Musik. Der Einfluss seines Werks auf Air ist deutlich herauszuhören.
Da die Sprache auf Perrey gekommen ist, darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Minimoog eine große Rolle auf diesem Album spielt. Überhaupt wurde nur Retro-Equipment genutzt, wie z. B. das Solina String Ensemble, Korg MS-20, Wurlitzer und Fender Rhodes E-Piano oder ein Casiotone. Auf einigen Stücken wurde mit einem echten Schlagzeuger gearbeitet, dessen stampfende Spielweise an die Pop-Chansons der 1960er-Jahre angelehnt ist und auf den größten Hits des Albums, Sexy Boy und Kelly Watch the Stars zu hören ist.
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Auch Samples kamen zum Einsatz. Der Rhythmus in „La femme d’argent“ stammte aus Edwin Starrs „Runnin’“ und das Schlagzeug in „Remember“ war in „Do It Again“ von den Beach Boys zu hören. Nach eigener Aussage wollten Air nach Moon Safari nicht mehr mit Samples arbeiten, doch werden sie auch auf kommenden Werken immer mal wieder Samples einsetzen. Eine ähnliche Band, die mit dem Pop-Sound der 1960er-Jahre und Chanson arbeitet, ist die britische Band Stereolab. Allerdings ist deren Sound nicht so romantisch. Sie sind psychedelischer, rockiger und arbeiten auch mit Einflüssen der Krautrock-Bewegung. Dieser Vergleich ist aber passend, weil bei Air und Stereolab das musikalische Handwerk und Traditionen an erster Stelle stehen und trotzdem klingen beide modern.
Mögt ihr Air? Was denkt ihr von Moon Safari?
Was für eine tolle Zeit. Ich mag die Musik von AIR auch heute noch!
@PaulusS Einer meiner Lieblingssongs von AIR ist „Kelly watch the stars“ und da der Händler meines Vertrauens das Album von AIR da hatte, habe ich meine Studiomonitore mit dem Lied rausgesucht gehabt :D Das Lied hat IMHO eine gute Mischung um das Spektrum eines Lautsprechers gut auf dem Zahn zu fühlen.
Oh ja. Moon Safari! Habe das Album damals rauf und runter gedudelt. Die Klangästhetik war/ist genau meins.
Danke für den Beitrag! Mit Air wusste ich eine Zeit lang nicht, wie ich das hören soll. Bis ich auf die simple Idee kam, es einfach geschehen zu lassen. Am besten gemeinsam mit der Liebsten. :-)
Auf die „French Connection“ zu dem Chanson bin ich irgendwie nicht gekommen, klasse. Manchmal ist das mit dem Wald und den Bäumen so. Jetzt, wenn ich drüber nachdenke, kommt mir nicht nur der raue Gainsbourgh in den Sinn, sondern auch der fast schon kitschig-schlagerartige Jo Dassin. Wenn nicht sogar Marie Laforêt. Ja warum eigentlich nicht? 😇
So, auf jeden Fall nun doch das Album als LP bestellt – Streaming bei dieser Musik wäre fast schon unelegant; schon von der CD ist es grenzwertig. :-)
Die flogen bei mir fast immer unter dem Radar, hörte ich was davon, gefiel es mir meist. DIeser Beitrag ist definitiv wieder mal ein Trigger.
Ja, die „frühen“ Air sind richtig klasse. Alles nach 20000hz Legend wirkt mir manchmal zu soft, glatt und überproduziert.
Empfehlung. die EP „Modular Mix“. Trotz oder vielleicht wegen der Kürze fast genauso schön wie Moon Safari, wenn nicht sogar besser.
@Sven Blau Ich glaube du meinst „Premiers Symptômes“
@og_penson Ja, na klar :)
Sorry^^
Ein echter Diamant aus der Frühphase von Air ist für mich ihr Soundtrack zum Film „The Virgin Suicides“ von Sofia Coppola. Da kommt wirklich alles wunderbare zusammen: Die 70er-Jahre-Filmästhetik von Frau Coppola mit dem passenden Sound von Air und den staubtrockensten Drums, die man sich nur vorstellen kann. Grandios. Das Album höre ich heute noch gerne, auch wenn viele Songideen soundtracktypisch nur fragmentarisch ausgearbeitet sind …
Ach ja, Heldinnnen und Helden meiner späten Jugend …
liebe das Album auch! erst vor kurzem wieder angehört.
auf der EP „LES PREMIERS SYMPTOMES“ sind aber übrigens auch Samples zu hören.
@Numitron Da hast dur recht. „LES PREMIERS SYMPTOMES“ war ja eine EP und nach der LP Moon Safari gab es keine Samples mehr, wenn ich es richtig verstanden habe. Ich mache es im Text noch mal besser verständlich.
@Sven Rosswog Falsch.
https://www.whosampled.com/Air/
@plumperquatsch Habe ich auch schon herausgefunden und kam erst jetzt dazu es zu ändern.
Bei moon safari und air denke ich als erstes an „all I need“.
Der Song hat mich deutlich mehr geprägt als „sexy boy“ und „Kelly watch the stars“.
Instant Geierpelle
@Herr Rakete ja, genialer Track.
auf der EP „les premiers symptoms“ ist übrigens eine Art Vorgängerversion ohne gesang drauf.
unbedingt anhören!
@Numitron Du meinst bestimmt Les Professionnels, oder?
Der ist wirklich gut.
Bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine den habe ich mal bei Klaus Fiehe gehört.
Der hatte (hat?) ne Sendung auf Einslive, in der er Musik vorgestellt hat, die nicht ins Tagesprogramm gepasst hätte.
Der Gute hatte auch kein Problem damit, Kuriositäten wie Susanne Blech zu spielen :D
@Herr Rakete ja, genau. das ist der Name.
ich finde übrigens diese ep noch besser als moon Safari. :-)
@Numitron Me, too! :)
@Numitron Muss gestehen, dass die EP bei mir etwas unter dem Radar geblieben ist.
Ich glaube zu der Zeit hatte ich gerade die Nightmares on Wax für mich entdeckt und Smokers Delight war nicht aus dem Laufwerk zu bekommen =)
Ändert aber nix daran, dass es ne echt gute EP ist die man sich auch heute noch super anhören kann. (Genau wie smokers delight ;))
Meine damalige Freundin war kein großer Fan von elektronischer Musik, aber die Musik von AIR hat sie auch gerne aufgelegt, als ich ihr diese nähergebracht habe. Die Musik von JMJ mochte sie wiederum nicht. Gut, die Musik von AIR ist mit mehr Leben gefüllt und kein klassisches Sequenzer-Dingens. Ich glaube, die Alben und EPs von AIR und natürlich auch das ein oder andere Solo-Projekt muss ich mir in Kürze gönnen.
Das war damals „Liebe auf den ersten „Blick“ „.
Tolles Album
Ein Klassiker. Beth Hirsch’s Stimme in „All I Need“ 😊
AIR haben mich mir ihren Alben während der Diplomarbeitsphase begleitet. Ich glaube, „Talkie Walkie“ war damals frisch draußen. Aber auch ich mag die älteren Sachen lieber.
in lesenswerter Artikel zum Thema AIR:
https://www.theguardian.com/culture/2016/may/31/how-we-made-moon-safari-air-jean-benoit-dunckel-nicolas-godin-interview
All I need is all I need🤗
Unfassbar schöner Song und zeitlos!
Ein alltime classic, die skip Taste ist bei diesem Album quasi überflüssig. Mein Favorit ist „Talisman“.