Wahnsinn: Yamaha Synthesizer CS-80 vollständig MIDIfiziert
1976 ist der Yamaha Synthesizer CS-80 erschienen. Natürlich gab es damals kein MIDI und Presets, doch dies hat der YouTube-Kanal von roybattytravels geändert. Er hat den Yamaha CS-80 vollständig MIDIfiziert, restauriert und modernisiert!
Trotz des fantastischen Sounds des Yamaha CS-80 erschwert das Fehlen von MIDI den Anschluss in eine moderne Produktionsumgebung. Heute sind Presets Standard. Ein Yamaha CS-80 Klang anhand einer Fotografie zu reproduzieren ist eine zeitaufwendige Aufgabe. Es war auch schon vor dem Video von roybattytravels möglich, den Yamaha CS-80 zu MIDIfizieren. Allerdings begnügen sich die Angebote mit den grundlegendsten MIDI-Funktionen. Was euch in dem Video von roybattytravels geboten wird, gleicht einer Mammutaufgabe, denn er hat so gut wie jede Funktion des Yamaha CS-80 MIDIfiziert. Der Electra One MIDI Controller ist nicht unbedingt notwendig. Er dient dazu, dem Zuschauer die MIDI-Funktionen zu visualisieren.
Folgendes ist möglich:
3 Bänke mit 128 frei programmierbaren Performances
6 Bänke mit 128 frei programmierbaren Presets
Dumping von Performances und Presets per SysEx
MIDI In und Out für fast jeden Parameter (mehr als 100 CC# Parameter)
Vollständiger MIDI- Unterstützung des polyphonen Aftertouch und Tastatureinstellungen wie Oktavtransponierung, Anschlagdynamik und Aftertouch
programmierbarer Akkord-Speicher
Pedal sendet bis zu 4 CC-Befehle gleichzeitig
deaktivieren von defekten Stimmen via MIDI
Autotuning für alle 16 Oszillatoren.
3 zusätzliche separate globale LFOs für VCO, VCF und VCA (mit MIDI-Clock-Sync)
VCF- und VCA-Hüllkurvenzeit können separat auf die fünffache Länge geschaltet werden. Die Amplitude der originalen Ribbon-Tonhöhenmodulation kann je nach Geschmack reduziert werden.
Laut Entwickler bleibt durch die Modifizierung das „analog Feeling“ des Yamaha CS-80 bestehen.
Für diese Herkulesaufgabe mussten umfangreicheModifikationen vorgenommen werde. Gleichzeitig wurde das Geräte restauriert, kalibriert und gereinigt. Beispielsweise wurden die alten Chips YM26600 und YM26700 durch moderne Elektronik ersetzt.
Mehr Details findet ihr auf seiner YouTube-Website.


Der Yamaha CS-80 ist Kult. Besondere Aufmerksamkeit erlangte er durch seinen Einsatz auf dem Soundtrack für den Science Fiction Klassiker Bladerunner. Vangelis brachte zu Gehör, was dieses Schmuckstück der Synthesizergeschichte auf den Kasten hatte. Dementsprechend wird er gehandelt.
Auf Online-Portale schwanken die Preise zwischen 45.000 und 100.000 Euro. Der Nachbau von Black Corporation Deckard’s Dream MKII ist mit einem Preis von 5.000,- Euro ein echtes Schnäppchen. Noch billiger ist die Software-Emulation von Arturia, welche die klanglichen Möglichkeiten des Yamaha CS-80 im Rechner reproduziert.
Hier haben wir den Yamaha CS-80 getestet.
Hier haben wir den Black Corporation Deckard’s Dream getestet und hier den Nachfolger Black Corporation Deckard’s Dream MK2.
Hier haben wir den Arturia CS-80 getestet.
Was haltet ihr von der Modifikation des Yamaha CS-80? Sind die Modernisierungen ein Sakrileg oder berechtigt?
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Für mich selbstverständlich ok. Der Sound wird ja nicht schlechter, die Möglichkeiten werden mehr. Hätte ich dieses Schlachtschiff, würde ich das auch gerne haben.
@Tai Die Frage ist ob es den Wert tatsächlich steigern würde oder nicht? Persönlich finde ich es fast ein wenig schade für dieses Gerät, trotz der Vorteile wie die Einbringung in eine moderne Studioumgebung. Seit Tagen wird unsere nicht mehr funktionierende Hammond-Orgel (Transistor) Plus Leslie grundsaniert und wieder spielbar gemacht. Erweiterte Funktionen (auch wenn der Vergleich etwas hinkt) würden mich auf die Palme bringen. 😁
@Filterpad Das wäre für mich ein Instrument und kein Anlageobjekt. Egal, ob das vernünftig ist oder nicht. Vor 40 Jahren habe ich regelmäßig so eine Zeitschrift gekauft auf dünnem Papier gedruckt, in der nichts anderes als gebrauchte Schallplatten angeboten worden. Da gab es dann auch Angebote völlig abstruser Musik. Von Leuten, die die Platten nicht mal gehört haben. Wird ja weniger wert. Da war ich dann raus. Nicht meine peergroup.
Auch in meiner Brust schlagen zwei Herzen:
Zum einen ist es klasse, dass man diesen Edel-Synthesizer nun in einer modernen Studio-Umgebung nutzen kann. Und dann stelle ich mir auch vor, wie die Entwickler mit zitternden spitzen Fingern in den Eingeweiden eines CS-80 unterwegs waren, um überhaupt mal die ganzen Spannungen für die Steuerung heraus zu finden. Wenn man da etwas kaputt macht … tja, herzlichen Glückwunsch. Von daher: Hut ab, dass die das gewagt haben. 😀👍
Zum anderen: So ein CS-80 ist aktuell unbestritten auch ein Anlage-Objekt. Wenn der midifiziert wurde, dann steigert das sicherlich nicht den Preis. Und: Einen defekten CS-80 zu reparieren ist schon teuer und aufwändig genug. Dabei auch noch ein MIDI-Interface von einem Fremdhersteller zu berücksichtigen macht die Sache nicht einfacher.
Mal abgesehen davon, dass ich mir einen CS-80 niemals hier bei mir hinstellen würde, aber wenn, dann würde ich – so rein von meinem ganz privaten subjektiven Gefühl her – einen Teufel tun, dass Ding mit einem MIDI-Interface auszustatten.
Wenn ich den Sound eines CS-80 bräuchte, dann würde ich mir eher einen »Deckard´s Dream« kaufen (tatsächlich mal kurz überlegt). Ich persönlich bin klangtechnisch aber inzwischen ganz zufrieden mit dem Arturia »CS-80 V3«; elende Fummelei am Bildschirm hin oder her.
Geniales Projekt! Ich hab mal irgendwo gelesen, dass Vangelis auch mehrere midifizierte CS-80 in seinem Fundus hatte. Vermutlich ist das ein großer Mehrwert, wenn man heutzutage wirklich in moderner Studioumgebung damit produzieren möchte. 99,9% der hier Lesenden wird wohl nie diese Erfahrung machen können… geschenkt! 😂
Ob endgültig sinnhaft od. nicht traue ich mich nicht zu beurteilen.
Mir fällt da nur spontan ein, dass so mancher seinen Oldtimer (Auto) auch
restaurieren lässt, ob das Sinnhaft ist, eher nicht, wenn man den Verbrauch, den Ausstoß der Abgase und den Wirkungsgrad mit einbezieht.
Das Gefühl ist aber ein ganz spezielles mit diesen alten Sachen zu agieren.
Von daher verstehe ich es voll und ganz soetwas umzusetzen.
Den Wechsel aller alten Kondensatoren und die Reinigung der Potentiometer ist sicher sinnvoll.
Eine midifizierung würde ich, wäre ich im Besitz eines solchen Monsters, daran nicht machen.
Wie Filterpad frage ich mich, ob solche Modifikationen den Wert wirklich steigern oder eher nicht.
Gäbe es den Deckards Dream nicht sähe ich das eventuell anders, aber ich hätte halt lieber ein unverbasteltes Gerät.
Zum Vergleich: eine Hammond B3 ist auch nicht midifiziert, und macht trotzdem Spass.
Andererseits werde ich meiner Hohner String Melody demnächst einen Kaltgerätestecker spendieren weil, im Original, immer das Kabel unten blöd heraushängt.
Soviel zum Thema: „unverbastelten Gerät“ 😂
Ich midifiziere gerade selbst ein paar alte Schätzchen. Ich sehe die Synths nicht als Geldanlage oder Sammlungsgegenstand, sondern als das was sie sind: Musikinstrumente, bzw. Productiontools. Und als solche sollen sie sich auch in meinem Workflow integrieren. Das geht für mich nur mit MIDI. Also mein Segen für den Eingriff beim CS80! Ich konnte zuletzt in Japan endlich mal selbst Hand anlegen an einem CS80. Sehr bewegend für einen Synth-Nerd ;-)
@DerSalzmann 2nd that.👍
@DerSalzmann Ich bin gerne mit einer Kamera dabei, wenn Du Deinen auf fabrikneu renovierten CS-80 (Wert mindestens ca. EUR 60.000) öffnest und darin herum lötest, und damit schlagartig der Wert um mindestens EUR 10.000 fällt … und zwar, um die entsetzten Gesichter von Umstehenden Personen im Bild einzufangen. 😁
@Flowwater Hehe, wenn es soweit kommt, sag ich gerne Bescheid 😬 …wobei, man sollte ja niemals nie sagen. Ich breche nächsten Monat wieder auf quer durchs japanische Hinterland auf der Suche nach dem ein oder anderen Schätzchen. Wer weiß, auf was ich da so stoße 🤞🏻