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Guitar Vintage: Gallien-Krueger GK 250RL Gitarrenverstärker

Kleines Transistor-Top im Metalhimmel!

29. Mai 2018

Gallien-Krueger GK 250RL title

Der Protagonist des heutigen Zeitmaschinen-Artikels könnte kaum besser zum Namen unserer Serie passen und für mich ist es zudem ein Wiedersehen nach über drei Jahrzehnten. Als die Band Iron Maiden im Spätsommer 1986 ihr sechstes Studioalbum Album Somewhere in Time veröffentlichte, war der Sound des GallienKrueger GK 250RL plötzlich in aller Ohren. Die beiden Gitarristen Adrian Smith und Dave Murray ließen die für den Metalbereich so typischen Marshalls einfach links liegen und setzten von nun an auf das kleine transistorisierte Topteil mit der 100-Watt-Stereoendstufe. Ein Kultalbum mit sehr speziellen, ja schon fast einzigartigen Gitarrensounds entstand und für mich als IM-Fan war sofort klar: So ein Teil muss her!

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Während die Kollegen aus der Hardrock/Metalecke also weiterhin dem kratzigen, konservativen Sound der kreischenden Marshalls frönten, setzte das Duo Smith/Murray also auf einen breiten, neuartigen Gitarrensound, generiert aus Transistoren und analogen Effekten, wobei dem eingebauten Chorus des GK 250RL hier eine ganz besondere Rolle zukam. Hinzu kam erstmals der Einsatz von Gitarren- und Basssynthesizern, was dem Album eine zusätzliche, sehr spezielle Note verpasste. Doch eins nach dem anderen!

Gallien-Krueger GK 250RL title

— Kultmaschine für Metalheads: Gallien-Krueger GK 250RL —

Gallien-Krueger GK 250RL – Facts & Features

Bis dato kannte man den US-Hersteller Gallien-Krueger lediglich als Hersteller von Bassverstärkern, obwohl Firmengründer und Mastermind Bob Gallien bereits 1974 den ersten Gitarrenverstärker präsentierte, der über ein Zweikanal-Layout verfügte. Nach den grandiosen Erfolgen der RL/ML-Baureihe Anfang der 1980er Jahre kehrte man auch zu diesen erfolgreichen Wurzeln zurück, die bis heute weiterhin reife Früchte im Bassbereich hervorbringen – die Firma Gallien-Krueger ist im Bassbereich auch heute noch einer der BIG Player.

Gallien-Krueger GK 250RL Bob Gallien

— Bob Gallien in seinen ganz frühen Jahren. Quelle: http://www.gallien-krueger.com —

Unser Oldie Gallien-Krueger GK 250RL erschien 1983 zusammen mit der Combo-Version GK 250ML, die bei ansonsten technisch identischem Aufbau zwei 6,5″ Lautsprecher in einem autobatterieähnlichen Ganzmetallgehäuse besaß. Es handelt sich um ein zweikanaliges, 100 Watt leistendes Gitarrentopteil mit einem Vierband-EQ und zwei Gain-Stufen pro Kanal, im unverzerrten Kanal kann zusätzlich noch ein Kompressor auf Knopfdruck aktiviert werden. Als Effekte sind ein Stereochorus sowie ein Echo mit an Bord, obwohl die Bezeichnung „Echo“ etwas verwirrt, denn selbst der Hersteller beschreibt diesen Effekt als die Simulation eines Federhalls.

Ein Mastervolume-Regler fehlt, beide Kanäle besitzen ihren eigenen Lautstärkeregler, der die integrierte 100-Watt-Stereoendstufe befeuert. Nach Möglichkeit sollte man hier auch für den Einsatz von zwei Boxen oder zumindest zwei getrennte Speaker in einem Gehäuse sorgen, denn abgesehen von dem Verzicht auf den Stereosound des Amps würden glatte 50% der Leistung verloren gehen, da sich die Endstufe leider nicht mono zur vollen Leistung von 100 Watt brücken lässt.

Die Stagehands von Iron Maiden dürften sich auf der nach dem Album folgenden Welttournee mit den neuen Amps ebenso wohl gefühlt haben wie Mr. Smith und Mr. Murray auch. Vielleicht nicht unbedingt wegen des neuartigen Sounds, dafür aber um so mehr aufgrund der Transportfreundlichkeit der kleinen Gallien-Krueger-Amps. Denn mit gerade einmal 4,5 kg Gewicht und den Maßen von 43,5 x 8,5 x 15 cm beträgt die Masse des Amps nicht einmal ein Viertel von der eines 100 Watt Marshall Tops, von denen die Band ja auch immer gut und gerne ein Dutzend dabei hatte.

Gallien-Krueger GK 250RL griff

— Für das Gewicht reicht ein Griff im Handtaschenstil —

Überraschungen im Innern

Auch wenn die Stärke der Verzerrung, der Level des Kompressors oder die Intensität der beiden Effekte nur sehr rudimentär von außen per Knopfdruck zu bedienen sind, schlummern unter dem Metalldeckel des Gehäuses dennoch zahlreiche weitere Optionen. Auf der Hauptplatine sitzen nämlich eine ganze Reihe von Trimpotis, mit denen man diese Settings seinem persönlichen Geschmack anpassen kann. Aufpassen sollte man nur mit den Einstellungen für die Stärke Verzerrung, denn bereits bei milderen Zerrsounds schon fängt der alte Knabe ganz gut an zu rauschen. Das tun die Stereoeffekte ohne weitere Manipulation sowieso ein wenig, dafür aber ist der Klang in Verbindung mit zwei angeschlossenen Lautsprechern in Sachen Räumlichkeit ein wahrer Ohrenschmaus!

Gallien-Krueger GK 250RL – rein und raus

Der GK 250RL ist mit seiner Anzahl von Ein- und Ausgängen auch heute noch mehr als ausreichend für den Einsatz Live oder im Studio ausgerüstet. Verzichten muss man hier auf gar nichts, es gibt Buchsen für den Fußschalter und den Kopfhöreranschluss auf der Vorderseite, die Rückseite ist gepflastert mit den beiden Stereoausgängen der Endstufe, einem Direct-Out, einem Stereo-Effektweg und einem AUX-IN, der gleichzeitig auch als weiterer Stereoausgang genutzt werden kann. Der Direct-Out und der Stereo-Out greifen das Signal der Vorstufe nach dem EQ ab, für eine sinnvolle Nutzung dieser beiden Buchsen sollte man aber einen Lautsprechersimulator am Start bzw. in der Signalkette haben, denn ansonsten kratzt es doch ziemlich in den Ohren. Sämtliche Buchsen, abgesehen vom XLR-Direct-Out, setzen auf das 6,3-mm-Klinkenformat, das Miniklinkenformat war damals noch gar nicht auf der Bildfläche, zumindest nicht im Bereich der Gitarrenverstärker.

Gallien-Krueger GK 250RL rear

— Blick auf die Rückseite des Gallien-Krueger GK 250RL —

Im Lieferumfang des Gallien-Krueger GK 250RL befand sich damals auch ein Fußschalter aus Metall, mit dem man zwischen den beiden Kanälen wechseln und die Effekte an- bzw. ausschalten konnte. Das Kabel war nicht fest mit dem Gehäuse verschraubt, man hier je nach Belieben eine Stereostrippe der gewünschten Länge nutzen. Eine optische Überwachung der Schaltvorgänge in Form von LEDs gab es am Schalter nicht, dazu musste man schon den Blick nach hinten auf das kleine Topteil werfen – oder einfach hinhören. Und das werden wir auch jetzt ab der nächsten Seite tun!

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Gallien-Krueger GK 250RL – Sound und Praxis

Was soll man sagen: Wer das Maiden-Album „Somewhere in Time“ kennt, der wird hier schon nach wenigen Sekunden bzw. nach dem Anschlagen des ersten Powerchords ein wahrhaftiges Déjà-vu erleben! Doch zuvor muss man erst noch den Schock des lauten Knackens beim Einschalten des Amps verdauen, ehe zwar ein spürbares, aber nicht zu aufdringliches Grundrauschen im Raum breitmacht. Der Vierband-EQ versteht es auch noch nach mehr als drei Jahrzehnten blendend, das eingehende Signal in alle möglichen Richtungen wirkungsvoll zu verbiegen. Da sich die beiden Kanäle in ihrer Grundcharakteristik kaum unterscheiden, sind zudem bei einem Kanalwechsel keine großen Eingriffe mit dem Equalizer nötig.

Hervorragend zeigen sich auch die Dynamikwerte, jede feine Nuance des Spielers wird sauber abgebildet, das gilt wohlgemerkt für beide Kanäle und unabhängig davon, ob eine der beiden Gain-Stufen und/oder der Kompressor im jeweiligen Kanal aktiviert ist.

Gallien-Krueger GK 250RL Combo

— Die Combo-Variante 250ML —

Ja und dann diese Stereoeffekte … speziell im Betrieb mit zwei Lautsprechern bewegt sich dieser Cleansound eindeutig auf der Stufe der insgeheimen Referenz auf diesem Gebiet, dem Roland Jazz Chorus. Der Sound des kleinen Amps schwebt mit aktiviertem Echo und Chorus dann fast schon plastisch greifbar durch den Raum, da verzeiht man gerne die kleine Extraportion an Rauschen nach dem Drücken der beiden Schalter! Die Effekte befinden sich in der Signalkette zwar genau da, wo sie hingehören (zwischen Vor- und Endstufe), dennoch kann speziell der Chorus hier bei zu viel Intensität den Sound zum Matschen bringen. Aber kein Problem – Deckel ab und das entsprechende Trimpoti mit einem kleinen Schraubendreher nach den eigenen Vorstellungen justieren, fertig!

Sollte man solche „Modifikationen“ öfter vornehmen wollen, wäre eine Tube Wärmeleitpaste  übrigens nicht verkehrt. Denn zur Wärmeableitung wird damit der Deckel an seinen Seiten abgedichtet und das scheint auch nötig zu sein, denn unter Dauerlast entwickelt der kleine Metallkasten doch eine beachtliche Wärme.

Hören wir jetzt rein in den puren Sound der 80s, dazu habe ich den GK 250 RL mit meiner H & K V-30-Box gekoppelt, davor wurde ein AKG C3000 Mikro platziert. Als Gitarre diente eine PRS Custom24 und aufgenommen wurde das Ganze in Logic lediglich mit einer Angleichung der Pegel.

In Klangbeispiel 1 steigen wir gleich ein mit einem Riff im typischen Maiden-Stil, sofort sind die Erinnerungen wieder da!

Nun ein Lick mit den aktivierten Onboard-Effekten:

In Klangbeispiel 3 hören wir einen verzerrten Riff mit komplett herausgenommen Mitten. Für einen fetten Scoop-Sound fehlt es noch ein wenig an Zerrung, ich hatte aber zufällig keine Wärmeleitpaste zur Verfügung – somit blieb der Deckel zu …

Im nächsten Klangbeispiel ein angezerrter Sound aus dem Overdrive-Kanal. Trotz zurückgenommenem Volume-Poti der Gitarre reagiert der kleine Amp noch wunderbar auf unterschiedliche Anschlagsstärken und behält sein Klangbild fast unverändert bei.

Abschließend ein unverzerrter Sound aus dem Kanal 1, angereichert mit den beiden Effekten. Klingt aber hier in Mono bei Weitem nicht so eindrucksvoll wie bei einem Set-up mit zwei Boxen bzw. Lautsprechern.

 

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Fazit

Iron-Maiden-Fans und da ganz speziell die, die den Zenit der Band in den beiden Alben „Somewhere in Time“ und „Seventh Son of a Seventh Son“ sehen, bekommen mit dem Gallien-Krueger GK 250RL genau diesen sehr speziellen Gitarrensound geliefert, der zum Markenzeichen dieser „Meilensteine des Metal“ wurde. Ein absolutes Highlight stellen die integrierten Stereo-Effekte dar, die mit entsprechenden Lautsprechern eine Raumfülle erzeugen, die auch heute noch atemberaubend wirkt – so ein echter analoger Chorus klingt nun mal einfach unglaublich fett!

Die verzerrten Sounds der Kiste sind natürlich sehr speziell und nicht jeder wird unbedingt damit etwas anfangen können. Dennoch kann man den GK 250RL sicher auch heute noch für viele Sachen einsetzen, denn der sehr effektive Equalizer, der Kompressor sowie die verschiedenen Gain-Stufen bieten dafür gute Voraussetzungen. Up the Irons!

 

Plus

  • sehr spezieller Sound
  • fantastische Stereo-Effekte
  • kräftige 100 Watt Stereoendstufe
  • gute Ausstattung
  • robustes Kerlchen

Minus

  • Einschaltkrachen
  • Rauschen
  • sehr spezieller Sound

Preis

  • Gebrauchtmarktpreise variieren zwischen 150,- und 400,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Fraengie

    Danke für diese Zeitreise! Der kleine GK war mein erster Amp. Ich hatte ihn ca. 1992 gebraucht (ich glaube von deinem Kollegen Andi) gekauft. Nach ein paar Jahren wurde er dann allerdings durch einen Marshall ersetzt und ist schließlich bei ebay gelandet.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @Fraengie Ich glaube mich zu erinnern, dass es Frühjahr ´87 war, als ich mir das Teil mühsam zusammengespart hatte. Dann aber auch wieder im Zuge des GAS-Syndroms für etwas anderes getauscht. Die Kohle war knapp und man musste sich für etwas Neues immer leider auch von Altem trennen … Ich hab mir Jahre später dann sogar mal die Comboversion besorgt, die winzigen internen 6,5″ Speaker sind aber eher, na ja, eine Notlösung.

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