Wir rufen dich Galaxias, vom fernen Stern Andromeda
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Rolands letzte Software-Veröffentlichung trägt den Namen Galaxias, was relativ groß und plakativ eine Superwolke im galaktischem Klanguniversum impliziert. Derzeit und wir hoffen, dass Roland hier eine Plug-in-Version nachliefert, ist Galaxias eine Standalone-Software für macOS (bis Sonoma) und Windows 10/11. Wir werden heute die macOS-Version erforschen. Galaxias kann über den Roland Cloud Manager bezogen werden und ist ohne Aufpreis fester Bestandteil der ULTIMATE-Mitgliedschaft, so dass man gleich anfangen kann, nachdem Download und Installation erfolgt sind.
Eine Einführung zu Roland Galaxias
Galaxias ist als Software ein Spezialist für die Live-Performance, sei es nun Tonstudio oder Live-Bühne. Wenn man möchte, kann man es mit Apple MainStage in einen Kessel Buntes werfen. Allerdings hat hier aufgrund der Instrumente und Integration Roland die Nase vorn, während in anderen Teilen von Galaxias noch Luft nach oben ist. Zumal die Bedienungsmetapher direkten Zugriff ermöglicht, was schnelles und zielorientiertes Arbeiten erlaubt. Das heißt nicht, dass Apple MainStage jetzt aufs Altenteil muss, MainStage hat die Nase bei anderen Punkten weit vorne und das wird auch weiterhin so bleiben.
Roland beschreibt Galaxias als Super-Instrument, inklusive 50 Jahre Synthesizer-Geschichte. Lassen wir den Punkt Hardware außen vor und konzentrieren und auf den Klang, kann man Roland hier nicht widersprechen. Hier überwiegen die praktischen Vorteile.
Galaxias kann bis zu vier Layer an virtuellen Instrumenten aufnehmen und diese dann mit Zenology FX anreichern. Die Struktur kommt Roland Fantom Workstation und Jupiter Nutzern bekannt vor. Die oberste Ebene ist eine Performance mit Szenen und Set-Listen. Diese Szenen beinhalten dann ein Instrument mit Sounds. DiEse können aus Arpeggien und Sequenzen bestehen und Töne können mit Makros drastisch bearbeitet werden.
Der Einstieg in das Software-Instrument Galaxias
Dieser ist relativ einfach. Die Anwendung starten, die Einstellungen für MIDI und Audio vornehmen und fertig. Hier muss man anführen, dass Galaxias derzeit nur als Anwendung verfügbar ist. Eine Plug-in-Version ist laut Website allerdings in Planung – wobei sich die Frage stellt, ob diese überhaupt nötig ist, wenn man die DAW-Brille nicht absetzen mag.
Grundsätzlich ist Galaxias so programmiert, um den Anwendungsfällen Live und Studio Genüge zu tun. Zum einen kommt Galaxias sehr gut mit einem virtuellen MIDI-Ausgang, hier Logic, zurecht. Sequencer und Arps sind schön im Takt. Und wenn man das möchte und das entsprechende Interface hat, können wir via Loopback direkt die Summe in Logic aufnehmen oder unsere vier Layer über die Anwendung extern bearbeiten. Beides ist möglich und erlaubt maximale Flexibilität. Natürlich profitieren Nutzer kompatibler Hardware, wie System-8, usw. am meisten. Hier spielen Galaxias und die ABM/ACB-Modelle die Trümpfe aus. Natürlich setzt dies beim Anwender eine gewisse strukturierte Arbeitsweise voraus, wenn man mit einem System-8 alle Layer bedient.
Wer nun ein generisches MIDI-Masterkeyboard und Controller besitzt, muss an dieser Stelle die Mappings von Hand umsetzen, was aber auch relativ einfach und schnell geht.
Die Systemlast ist so, dass man mit einem „betagten“ Apple M1 MacBook Air ab 256 Samples-Buffer bei 4 Layern und entsprechender Polyphonie aussetzerfrei arbeiten kann. Das Interface ist bei mir ein MOTU Ultralite MK 5 mit letzter Firmware. Mac Studio M2 Max – da liegt das Optimum irgendwo zwischen 64 und 128 Samples. Die Systemauslastung liegt über beide Systeme hinweg zwischen 5 % und 18 % – und ging auch durch Heraufsetzen der Buffer nicht unter diese Werte.
Split und Layer in Roland Galaxias
Da Galaxias nun primär der Flieger für die Roland Software-Legenden ist, erwarten wir in Sachen MIDI doch einiges an Funktionen. Tatsächlich lassen sich mit wenig Aufwand die Zuweisungen zu Tasten und Notenbelegungen ändern, so dass 1-Finger-Akkorde möglich sind. Ebenso können wir die Oktavlage einzelner Layer ändern, so dass wir in der linken Hand die Melodie und in der rechten Hand Akkorde (oder vice versa) spielen können. Ebenso können einzelne Layer separaten MIDI-Kanälen zugewiesen werden, was sehr sinnvoll ist, wenn man ein Masterkeyboard mit MIDI-Zonen sein Eigen nennt.
Ebenso lassen sich 16 Parameter auf Regler zuweisen, die eventuell Cutoff, Resonance und andere Parameter steuern sollen. Jedem dieser „Knobs“ lässt sich auch ein LFO zuweisen. Das passiert auch mit MIDI-CC, so dass man nicht auf ein Roland Gerät angewiesen ist.
Wer nun dieses Equipment nicht hat: Roland erlaubt, dass wir z. B. ein Pad und ein Bass-Arp unabhängig spielen.
ARP und SEQ im Super-Instrument Galaxias
Über den entsprechenden Tab kann ein Arpeggio und eine Sequenz auch programmiert, gespeichert und im internen Preset-Speicher abgelegt werden. Generell kann Galaxias als Master eine MIDI-CLOCK senden oder eine CLOCK empfangen. Beides ist möglich. Roland visualisiert auf dem Bildschirm auch die Noten in Form eines Wasserfalls an. Derzeit sind als Pattern Muster UP, UP/DOWN, UP/DOWN alternierend, NOTE ORDER und Oktave realisiert. Ebenso ist es möglich, in einem Layer ein ARP im Model zu aktivieren und nochmal zusätzlich dieses ARP zu triggern.
Der „interne“Mixer des Software-Instruments
Zunächst einmal die Fakten. Jeder Layer hat in seinem Channelstrip zwei FX Slots für die interen FX, inklusive Zenology FX. Ein Filter, Bandpass 32 – 24 kHz, Panorama und Volume runden ab.
Die Effekte reichen von Bitcrusher, Compressor, Delay, Limiter, EQ, Multiverb, bis hin zu Pulseverb, dieser mit einem sinnigen 480er Hall. Wer nun die legendären „Roland“-Hall-Presets sucht, muss mit dem Zenology Synth arbeiten, denn dort sind einige vorhanden. Ober ob dies sinnvoll ist?
Fakt ist: Zenology FX liefert ohne Frage überzeugende Nachbildungen legendärer Effekte. Ob nun SBF-325, CE-1, Space D oder SDE-330.
Was ich mir am Mixer wünschen würde, wären Einzelausgänge für die einzelnen Layer. Und gerne auch externe FX-Inserts. Es ist nach wie vor Best Practice, die Layer einzeln am Mixer zu bearbeiten. Stichwort Roland MX-1 Performance Mixer. Und somit schlagen wir auch elegant den Haken zu …
Set und Scene
Eine Performance (Showcase) besteht im Roland Kontext aus einer Setlist, die wiederrum Szenen (Scenes) beinhalten kann. Zwischen den einzelnen Szenen lassen sich Pausen und Übergänge in variabler Länge einstellen oder aber – falls der Keyboarder als MD (Musical Director) den Takt vorgibt – „Stopp“ oder „Play“ drücken, was die MIDI-Clock stoppt. Die Szenen und Showcases müssen derzeit noch manuell gewechselt werden. Sinnvoll wäre hier eine Zeitleiste und eben die Synchronisation der Show zur Zeitleiste und BPM, inklusive der Szenen. Zumindest als Option.
Zwischenfazit
Für eine Version 1.0.5 macht Galaxias eine gute Figur. Was ist gut? Die Integration aller Cloud-Modelle und die FX. Vorbildlich sind MIDI und die Zuweisungen der Layer und Controller. Für das, was weniger gut ist, muss etwas ausgeholt werden.
Einzelausgänge für die einzelnen Layer sollten drin sein. Summensignale von Keyboardern, die vier Layer gleichzeitig spielen, ist in Summe wesentlich diffiziler als in Einzelstimmen. Der Autor guckt bei einer Performance auch nicht erst auf den Monitor, wenn etwas „schief“ klingt. Spätestens dann, wenn in einer Performance eine Spur Automatisierung nötig ist, habe ich verloren.
Setlist und Szenen: Auch hier guck ich nicht erst auf den Monitor, ein beherzter Fußtritt schiebt die Szene einen Zähler weiter hoch. Pause hat auch einen Fußschalter. Und manchmal muss man auch eine Scene wiederholen. Eine sinnvolle Ergänzung wäre hingegen die Möglichkeit, Takt und Tonart innerhalb von Galaxias anzuzeigen.
Generell lege ich die Messlatte hier sehr hoch an, dies muss klar sein. Denn es wäre ja ein Rückschritt, diese Funktionen nicht einzufordern, da es diese in anderer Software eben schon gibt. Und ich führe hier nicht den singenden Keyboarder mit Teleprompter an.
Es mag pingelig erscheinen, aber hier stelle man sich einfach zwei Roland MX-1 und einen Haufen Equipment vor und bemühe seinen Kopf. In der Regel wird ein Knopf gedrückt und dann passiert die Magie. Zauberer, die vorher erstmal den Trick vom Monitor ablesen, kenne ich nicht. Hört sich komisch an, ist es auch. Was ich damit sagen möchte: Wenn der Tastenmann erstmal nachschauen muss, welche Szene gerade abzuspielen ist, wird der Gesamteindruck der Performance eher „nicht so positiv“ sein.
Kurzum, ein Best Buy wird es heute nicht. Die drei Sterne sind allerdings drin. Aber mit leichten Abstrichen. Und somit kommen wir zum Fazit.
Den Vergleich mit Mainstage habe ich auch gemacht, nachdem Galaxias erschienen ist. Ich habe die Roland Cloud, allerdings das Pro – Membership (.d.h. ohne Galaxias).
Wenn man Mainstage hat und darüber hinaus das Pro Membership der Cloud (mit den dazugehörigen Instrumenten) braucht man aus meiner Sicht Galaxias nicht. Maintage ist letztendlich eben doch deutlich flexibler.
@Jens Barth , gegen Mainstage spricht der Zeitaufwand für die Einarbeitung und die Konfiguration, wenn sich das Gear/Synthpark ändert. Aber es ist halt der Platzhirsch und ein Stückweit „Branchenstandard“.
@TobyB Ich hatte weder einen großen Zeitaufwand für die Einarbeitung noch mit der Konfiguration beim Anschließen von neuer Hardware. Das Mapping ist sehr einfach. Einziger Negativpunkt (wenn es denn einer ist) ist, dass man sich seine Bedienoberfläche mit Tastaturen, Knobs und Fadern selber basteln muss. Das geht aber sehr sehr schnell und einfach. Und das ist einer der Gründe, warum es der Branchenstandard ist.
Galaxias kann man vielleicht auch mit Unify vergleichen. Aber auch hier: Unify ist unabhängig von Herstellern, was aus meiner Sicht ein sehr großer Vorteil ist.
Na, solche Überschriften können auch nur passieren, wenn man als Kind zu viel „Hallo Spencer“ geguckt hat… :D Sehr schön…
@Stephan Merk 😂😜👍
@Stephan Merk , wenn in einer Software namens Galaxias ein Jupiter-8 Preset Andromeda heißt, dann ist Käptn Offensichtlich ganz nah bei dir 😊. Aber du hast schon Recht, „Ick will dir fressen“ war nicht unschuldig. 😇
@TobyB Fun Fact: Dea Poldi hat aba nüsch balinat, wa? :D Aber jetzt wo Du es schreibst, bekommt der chronische Versprecher sogar einen Sinn… War eine geile Serie, vom Erfinder inklusive Quietschboys und Songs eigenhändig in Hildesheim erschaffen und in Hannover abgedreht. Wenn man das kann, also Texte, Puppenspiel und Musik erschaffen, der heißt übrigens Winfried Debertin, wäre auch der Bogen zu Galaxias gespannt: Alles in Einem. Der Vorspann allerdings: „Hallo Leute, von A bis Z, von 1 bis 100 usw.“ stammt aus der Feder von Armin Maiwald (Die Maus).
@Stephan Merk Wobei Andromeda doch eher Millionen Sterne sind, eine Galaxie. Duckundweg…
Interessantes Teil, jedoch hätte ich beim Lesen des Beitrages nicht erwartet, dass der Preis unterhalb von 200 EUR liegt.
Eventuell packt Roland ja noch einen drauf, sowie die Einzelausgänge für die Layer nachgereicht wurden. 🙂
@Faro , Roland hat hier noch viele Potenziale zu heben. Und die Konkurrenz schläft auch nicht. Die Frage ist wie schnell Roland hier Antworten findet und diese dann in Galaxias umsetzt. Und das zB mit einer Fantom oder anderer Hardware kombiniert. Wir dürfen gespannt sein. Wie man sowas lösen kann, wenn auch nur mit 2 Layern macht Aturia mit AstroLab, Analog C Pro und AstroLabConnect vor.
Mit Unify von John Lehmkul gibt es seit Jahren eine deutlich ausgereiftere und auch allgemeiner verwendbare Software, die zudem per einfachem Kauf erworben und ohne Abo zeitlich unbegrenzt genutzt werden kann.
Mir ist ehrlich gesagt nicht klar, warum ich mich vor diesem Hintergrund überhaupt mit Galaxias beschäftigen sollte – selbst wenn ein Ultimate-Abo gerade vorhanden ist.
@gs06 Danke das du Unify erwähnt hast. Genau nach solch einer Lösung habe ich gesucht.
Trotz Pro Abo interessiert mich das auch nicht annähernd genug, um auf ein Ultimate Abo upzugraden.
Ich benutze viel lieber Steinbergs relativ neues VST-Live, das inzwischen aus den Kinderschuhen raus ist und mit Abstand bessere Funktionalität für sehr erschwinglichen Einmalkauf bietet.
Ich verstehe das aber schon richtig, das Galaxias nur Roland-Cloud-Plugins abfeuert?
Dann sehe ich auch eher VST Live o.ä. mit nem kleineren Abo.
@Shepherd , das ist richtig. Die Lösung von Roland zielt auch eher auf den Live Performer, der Roland Gear mit sich führt. Allerdings für diesen Zweck, bin ich von Mainstage nicht wegzubekommen, alleine schon wegen der Perfomance-Steuerung, MIDI,SMPTE, Clicktrack. Und ich kann die Layer in Einzelspuren mischen. Aber man muss im Auge haben, Galaxias ist noch bei der 1 in der Version angekommen.