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Interview: Kabuki

(ID: 3637)

Amazona:
Drum’n’Bass lebt von zerpflückten Samples. Gerade erlebt die
Musikerwelt aber einen harten Einschnitt:
Der Hardware-Sampler scheint ausgedient zu haben – der Computer löst die Hardware ab. Welchen Hardware-Sampler nutzt du und in wie weit sind Software-Sampler in deine Produktionen bereits eingebaut?

Kabuki:
Wir haben schon alle Systeme ausprobiert, aber so richtig überzeugt hat
bisher noch keines. Wer wie wir seit knapp 8 Jahren mit Samplern arbeitet
(der erste war übrigens der prähistorische S-950), der hat sich eine gewisse Arbeitsweise angewöhnt die weit über das „Sample abspielen“ hinausgehen. Meistens ist es so, daß ein kurzes Stück Audio mit Hilfe der Filter und Hüllkurven so manipuliert wird, daß man hinterher nicht mehr den Ursprung feststellen kann. Aufgrund dessen müssen wir im Moment immer noch mit unseren Kisten vorlieb nehmen, wobei wir schon die Augen offenhalten.

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Amazona:
Da bieten aber doch gerade die Software-Sampler mit ihren nahezu
unbegrenzten Plug-Ins eine ganz andere Dimension. Welche Software-Sampler nutzt du denn und welche Plug-Ins dürfen dein Audio-Schnipsel verbiegen?


Kabuki:

Mein größtes Problem mit Software-Samplern ist, daß anders als bei ihren
Hardware-Äquivalenten keine wirklich individuelle Bearbeitung einzelner
Keygroups möglich ist. Ich weiß nicht wie das jetzt beim HALion ist, aber da
er mir schon gleich beim Installieren abgestürzt ist habe ich mich erst
einmal entschlossen, auf den nächsten Bugfix zu warten. Für uns ist auf
jeden Fall wichtig, daß jedes Element eines Beats (z.B. Kickdrum)
individuell gefiltert und mit einer eigenen Hüllkurve versehen werden kann.
Nur so kann man Eigenheiten eines Loops besser herausarbeiten.
An Plug-Ins benutzen wir meist Standard: Tape Delay, Bit Crusher oder
Modulation Filter. Außerdem finde ich den C64-Trasher ziemlich interessant.
Wenn wir aber schon bei Plug-Ins sind: 50% unserer Sounds (also alles außer den Beats) stammen von Native Instruments. Sie machen die (unserer Meinung nach) ausgereiftesten Produkte im Bereich virtuelle Synthesizer. Wir arbeiten besonders gerne mit dem Pro52, da er einen wirklich authentischen Sound hat der eben auch super zu D&B passt. Absynth ist ein Gerät, mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann; besonders interessant ist es hier Attack-Pulses in unterschiedlichen Metren (6/8, 14/8, 4/4) für unterschiedliche Hüllkurven zu generieren und somit verflucht polyrythmische Sounds zu erzeugen. Leider belastet Absynth den Speicher ziemlich heftig und so müssen wir dann meistens die einzelnen Spuren wieder bouncen; ist allerdings nicht die Schuld von NI. Wir sind echte Fans von ihren Produkten, da sie wirklich an Inhalten interessiert sind und lieber jemand wie Lazyfish als die Backstreet Boys unterstützen.

Amazona:
Lustigerweise meintest du ja, daß du dir einen Umstieg auf totale CPU
basierende Produktion vorstellen könntest. Andere Drum’n’Basser hingegen
schwören derartig auf analoge und Röhrentechnik, daß es selbst mir als bekennender Fetischist schon zu arg wird. Hältst du das für einen Hype oder greifst du auf die vielen Röhrenemulationen zurück?

Kabuki:
Mein Partner Mainframe arbeitet beim Mastering viel mit all den Geräten
die da simuliert werden und ist über die Qualität ihrer Simulationen
geteilter Meinung. Am Ende ist entscheidend, was für eine Ästhetik einem
vorschwebt und wie man diese erreichen kann. Will ich einen Sound a la
Virus, brauche ich dafür kein SSL-Pult. Um eine amtliche Hip-Hop Produktion abzuliefern, brauch man allerdings einen hohen Studio-Standard. Manchmal scheint mir als Pragmatiker diese ganze Röhren-Diskussion ein bißchen wie ein Placebo, und man holt sich über den Gebrauch eines solchen Gerätes die Absolution eines „amtlichen“ Sounds.

Amazona:
„Drum’n’Bass ist Filmmusik mit harten Breakbeats“ hat mir mal ein
Freund versucht zu erklären. Filmmusik bedient sich ja gerne breiter
Padsounds und die findet man auch z.B. bei den Makaitracks in schöner
Regelmäßigkeit. Werden die Mörderpads auch vom Absynth geliefert oder gibt’s einen heißen Tip?

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Kabuki:
Die Pads sind ähnlich wie die Beats ziemliche Feinarbeit. Man schichtet
da Instrument über Instrument, um am Ende eine Fläche mit möglichst wenig wiederkehrenden Elementen zu erhalten. Das kann z.B. ein „Dark String“-Patch vom Pro52 mit einem sehr hoch angesetztem Lowcut plus einem „TremRez“-Sound vom Absynth, der aber per LPF im Obertonbereich heruntergefiltert ist. Die beiden Sounds können sich dann dynamisch im Panorama bewegen plus evtl. wird der hochfrequente Sound per Chorus moduliert. Wenn man jetzt noch einen Natursound z.B. einen gesampelten Nadeldrucker (!) loopt, herunterpitcht und dem ganzen hinzu mischt hat man ein wirklich interessantes Pad.

Amazona:
Und jetzt mal Hand auf’s Herz: Weihe uns doch mal in das Geheimnis der
„deadly-deep-Sub’s“ ein! Wie bastelt der Drum’n’Basser seine Bassline
Sounds?

Kabuki:
Das entscheidende ist, daß man weiß in welchem Frequenzbereich man sich
bewegen darf. Es gibt ja physische Gesetzmäßigkeiten, denen man folgen
sollte. Der beste Test ist immer der folgende: man nimmt sich eine Kopie der 12″ die im Club am meisten Luft bewegt und betrachtet sich das Frequenzbild per Analyser. Hier kann man meist schon sehen, in welchem Bereich sich der Bass bewegt. Ansonsten kann man einfach die Bassline transkripieren um festzustellen, in welcher Range sie sich bewegt. Man sollte außerdem Vorsicht walten lassen, wenn man viele BP/HP-Filterbewegungen a la Optical in der Bassline einsetzen will. Traditionell beschneidet der Hochpassfilter nun einmal den Bassbereich und deswegen empfiehlt es sich hier, den Bass-Sound aufzuteilen und einen hochfrequenten Sound mit einer ordentlichen Sub zu kombinieren. So kann man nur den einen Sound filtern und kann sicher sein, daß das Bass-Fundament immer steht.


Amazona:
Und wo wir jetzt fast alles von dir wissen, jetzt die Standardfrage:
Mit welcher deiner Maschinen würdest du dich gerne mal eine Nacht ins Bett
legen?

Kabuki:
Also, daß ist einfach: ein VAIO-Laptop mit 1Ghz oder mehr, ein Sennheiser
Kopfhörer und Reaktor von Native Instruments. Viel mehr brauche ich dann
nicht mehr…

Noch viel mehr Informationen zu Kabuki und der Precision Task Force unter: www.prcsn.de
Oder zum Beispiel live regelmäßig im Offenbacher Club „Robert Johnson“ während der „Fuel“ Drum’n’Bass Nächte.

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