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iOS Special #01 – iPad-Apps zum Instrumente lernen

Instrumente erlernen per iPad

17. Mai 2015

Aufmacher

Willkommen zu CURiOS, unserer neuen MAGAZIN im MAGAZIN.

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CURiOS wird sich fortan der iOS-Welt widmen und jedes Monate neue APPs, Hardware aber auch Tips und Tricks vorstellen. Wir wollen dabei aber nicht nur neugierig sein (curious), sondern auch den Bugs von iOS nachspüren. Es wird also spannend.

Als Grundlage für Musik mit dem iOS empfehlen wir übrigens das Special von Mic Irmer – HIER nachzulesen.

Beginnen wollen wir dieses Monat mit zwei Lern APPs – und ab der nächsten Folge versprechen wir dann der Idee vom Magazin im Magazin noch stärker nachzukommen.

Musikalische Anfänge und iOS Apps für Beats

Da liegt es nun, das frisch erworbene iPad. Viele Musiker haben es zunächst gar nicht für den Einsatz im Home-Studio vorgesehen, Facebook und Flappybird sind zwar zufriedenstellend, doch irgendwann reizt das Thema doch. Und spätestens dann merken alte Hasen, dass die neue Welt deutlich umfangreicher und komplexer ist, als sie zunächst dachten. Und dann gibt es da die Einsteiger, die auf YouTube mühevoll das richtige Tutorial suchen, um einen Einstieg in die Welt der Musikproduktion erlangen zu können.

Welche Gründe Sie auch immer haben, wir bieten Ihnen mit CURiOS eine Serie, die Ihren den Einstieg in die iOS-Welt und deren musikalische Möglichkeiten deutlich erleichtern soll. In der dieser Ausgabe ist der Schwerpunkt das eigenständige Lernen mit dem iPad:
1) Rhythm Cat, Bass Cat und Treble Cat – spielend musikalische Fähigkeiten erlernen
2) Anytune – Heraushören, Nachspielen und Einüben für Musiker

MELODY CATS Serie

Rhythm Cat Pro HD

von LMuse Limited
4,49 €, iTunes

iOS Apps für Beats

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Beginnen wir mit der spielerischen Herangehensweise, im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Spielserie, die mir aufgefallen ist, kommt von den App-Programmierern LMuse für iOS und Android, die auf spielerische Weise das Notenlesen und Taktschlagen beibringen wollen, damit die Sessions mit den Kochtöpfen auch mal zu etwas führt. Die Apps Bass Cat für den Bassschlüssel und Treble Cat für den Violinschlüssel sind nicht zur Gehörbildung gedacht, sondern eigens für das sichere Erkennen der Notenschrift. Es fängt alles ganz einfach an.

TrebleCat-Level
Auf den Notenlinien gleiten Einzelnoten über den Bildschirm. Oben am Bildschirm steht die Aufgabe, z.B. welche Noten erkannt werden sollen. Die neu zu erlernenden Noten sind immer mit Namen versehen. Bereits bekannte Noten kommen ohne Bezeichnung daher. Wurden alle Noten richtig erkannt bzw. die Fehlertoleranz nicht überschritten, geht es zum nächsten Level. Das ist anfangs noch ganz leicht, doch dann kommen weitere noch Elemente aus dem Tower Defense-Spielegenre hinzu und einige Noten laufen schneller über das Display als andere und natürlich werden es über die 50 Level hinweg mehr Noten und weniger Namen.

TrebleCat-Stage1
Die beiden Apps bereiten ein recht trockenes Thema angenehm auf und bieten einen zügigen Weg zum abstrakten Notenlesen. Etwas schade ist die nur sehr lose Verbindung der Musik, die im Hintergrund gespielt wird, mit dem Dargestellten. Andererseits wäre das Problem bei einer gleichzeitigen Gehörbildung bei diesem Konzept, die Kakophonie, welche die Levels sich sehr schnell verwandeln würden, was auf Dauer außer Experten der Neuen Klassik und akademischen Noise niemand aushalten würde. Es sei denn, man würde das Konzept direkt mit einem Harmonietraining verbinden, was aber dazu führen würde, dass Noten nur in sehr spezifischen Gruppenbildern trainiert würden, was dem Erlernen des musikalischen Abstraktionsvermögens entgegenstünde. Von daher vermitteln die beiden Apps ihre Absicht hervorragend.

iOS Apps für Beats

Die dritte App in diesem Bunde ist Rhythm Cat. Anders als Treble und Bass ist diese App sowohl zum Erlernen von Takt und Notation als auch zur Schulung der motorisch-rhythmischen Fähigkeiten im multiinstrumentalen Verbund. Die einzige Interaktion ist aber das „Drücken‟ einen Knopfes zur Begleitung eines Musikstücks als praktischer Anwendung. Dabei wird aber nicht nur Wert darauf gelegt, den Takt zu halten, also ihn gleichmäßig zu klopfen, sondern bei Pausen und bei gehaltenen Noten Selbiges auch nicht zu tun.

Das kann für Anfänger schon ein ganz schöner Happen sein, den es zu bewältigen gilt und das Spiel wird während der 15 Level mit jeweils 15 Übungen nicht einfacher.

RhythmCat-Stagemap

Anforderungsübersicht Stage 1, Level 1-15

In den höheren Stufen kommt sogar ein zweisekundäre Zähler hinzu, um mehrtaktige, synkopisierte Rhythmen zu üben. Meistert man aber alle Stufen, sind auch komplexe Rhythmen, wie brasilianischer Bossa Nova, für die Anwender kein Neuland mehr.

RhythmCat-4-2

Rhythm Cat Stage 4, Level 2 – na, immer noch ein „Kinderspiel“?

Der schnell anziehende Schwierigkeitsgrad sollte auch kein Motivationshindernis sein, das Erlernte ist absolut praxistauglich. Die App meint es wirklich ernst, auf spielerische Weise. Einziges Manko der LMuse Apps ist ihre Beschränkung auf eine englische Benutzerführung. Die benötigten Sprachkenntnisse sind zwar minimal, aber um einfach die Kinder davor zu parken, eventuell doch wieder zu viel. LMuse bietet auch Demoversionen zu allen ihren Apps an, so kann jeder antesten, in wie weit sie für die eigenen Zwecke genügen.

Anytune – Perfekt nachgehört

von Anytune Inc.
16,99€, iTunes

In‑App‑Käufe

  • Exportieren getunter Titel 5,49 €
  • Fernsteuerungs-Paket 5,49 €
  • Promo Gratis
Anytune-GUI

Anytune

Ein paar Schritte weiter springt Anytune von Anystone Technologies, die eine App entwickelt haben, um das „praktische Einüben von Musik zu perfektionieren‟, so der Werbe-Slogan und es darf schon mal vorweg genommen werden, dass die App schon ziemlich nahe dran ist an der Perfektion.
Wollten Musiker früher die Tonfolgen, Akkorde oder Rhythmen aus Musikstücken, die nicht ihrer eigenen Feder entstammten, zu klauen, …Verzeihung, wir meinen natürlich „heraushören, um von ihnen zu lernen‟, so wurden dazu unzählige Tonbandgeräte, Kassetten- DAT- und CD-Laufwerke geknechtet und einem frühen Ende zugeführt, von der nervenden Zurückspulerei und dem Finden der richtigen Anfangsstelle ganz zu schweigen.

iOS Apps für Beats

Zeit

Mit Anytunes kann nun jedes Audiomaterial zeitlich um den Faktor 20 (x0,05) gedehnt oder bis zu dem Faktor 4 (400%) gestaucht, d.h. schneller abgespielt werden. Die Genauigkeit lässt sich dabei auf zwei Dezimalstellen hinter dem Komma einstellen. Auch die Tonhöhe lässt sich pitchen. Der Umfang beträgt dabei 24,9 Halbtöne nach unten und nach oben. Damit die Beeinflussung der Qualität des Audiomaterials auch bei drastischeren Einstellungen in Grenzen bleibt, hat Anystone die Stretching-Algorithmen vom Spezialisten Zynaptiq lizensiert.

Zuerst wird ein Song aus der iTunes-Bibliothek geladen. Anytune analysiert den Song nach der BPM-Geschwindigkeit und stellt ihn dann mit einem fixen Zoom dar. Möchte man in die Wellenformdarstellung greifen und diese per Pinch-Bewegung vergrößern, macht einen die App höflich darauf aufmerksam, dass genau dies nicht möglich ist.

Die Wellenform hat zwei Darstellungen: eine Gesamtübersicht, zum schnellen Durchfahren und eine Detailübersicht. Die Loop-Marker, um die es im Folgenden geht, können in beiden Ansichten positioniert werden. Über der Gesamtübersicht befindet sich noch ein kleines Loop-Symbol, das weitere Funktionen eröffnet.
Möchte man z.B. die Loop-Punkte live setzen, lässt sich dies mit den Icons „A‟ „╳‟ „B‟ bewerkstelligen, wobei „‟ (Cross Mark) für das Löschen beider Loop-Punkte steht. Möchte man den Loop präziser setzen, so finden sich auf der rechten Seite die „A‟-, „Loop‟- und „B‟-Icons mit dem ↔-„Doppelpfeil‟ darunter. Mit dem nebenliegenden „+/-‟-Slidern lassen sich die Anfangs- und Endpunkte des Loops auf die Millisekunde genau festlegen bzw. die Loop-Länge jeweils verdoppeln, wieder um die Hälfte verkürzen oder um jeweils eine Loop-Länge nach hinten oder vorne schieben. Sehr schön.

Anytune-Tempotrainer

Tempotrainer

Hat man nun den gewünschten Loop gefunden, kommen die zwei Trainingswerkzeuge zwischen dem Geschwindigkeits- und dem Tonhöhen-Icon zum Einsatz. Über die kleinen Icons „Loop‟ und „Mikrofon‟ lassen sich deren Funktionen aufklappen. Das „Treppchen mit dem Loop-Icon drin‟ ist der Loop Trainer, der kaum Wünsche offen lässt. Berührt man den Loop-Trainer länger, öffnet sich sein Optionsmenü.
Zunächst legt man die Anzahl der Loop-Durchgänge fest, dann bestimmt man die Faktoren für Anfangs- und Endgeschwindigkeit. Es ist nicht nur möglich, den Loop schneller, sondern auch langsamer werden zu lassen. Die Steigerung der Geschwindigkeit für jeden Loop-Durchlauf wird als Faktor direkt angezeigt. Vielleicht würde hier noch eine zusätzliche BPM-Analyse praktisch sein, die nur für den Loop-Bereich gilt. Da sehr viel, gerade „live‟ gespielte Musik mehr oder weniger große Tempovariationen enthält, kann man sich nicht unbedingt auf die Gesamtanalyse der Songgeschwindigkeit verlassen. Natürlich vorausgesetzt, das zu erlernende Stück hat überhaupt eine erkennbare BPM-Zahl. Schließlich kann der Benutzer noch festlegen, was nach Ende der gewünschten Loop-Durchläufe geschehen soll, ob der Loop fortgesetzt, beendet, deaktiviert oder das Loop-Training von vorne beginnen soll.

Anytune-Loop-Optionen

Loop-Trainer

Die Stoppuhr daneben legt fest, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Durchläufen vergehen soll. Das kann hilfreichen sein, um zwischen den Loops selbst noch einmal die Passage nachzuspielen, um zu sehen, ob man sie gelernt hat oder um sich für den nächsten Durchgang zu sammeln. Die Stoppuhr bietet aber noch eine Sekundärfunktion, mit der die Zeitverzögerung zum nächsten Loop-Durchgang genau der Länge des Loops entspricht. Damit lässt sich kontinuierlich üben. Hervorragend.

Anytune-Marker_list

Audiomarker

Aber es kommt noch besser. Über der Transportleiste sind die AudioMarker angesiedelt, die es in sich haben, so unscheinbar die Funktion erst anmuten mag. Es lassen sich beliebig viele Marker setzen, die dann über Skip-Tasten angesprungen werden können. Die Markierungstaste, das „Notenfähnchen mit dem Plus‟, öffnet bei längerem Halten ein komplettes Submenü zum Bearbeiten der Audiotags.

Anytune-Marker

Audiotags ReTune

Für jede Markierung kann individuell die Abspielgeschwindigkeit, Tonhöhe, Loop-Verzögerungen, -Anzahl und der Zeitraum festlegen, in dem sich die Geschwindigkeit des aktuellen Markers an die Geschwindigkeit des folgenden anpasst. Das gilt ebenso für Lautstärke und Panorama und natürlich kann die Position der Marker ganz simpel durch Berührung verschoben werden. Auch an Notizen wurde gedacht. Die gelten ebenfalls nicht nur pro Marker, sondern werden auch für diesen eingeblendet, wenn es gewünscht wird und solange man es gerne hätte. Seht praktisch, um Informationen über Änderungen der Grundtonart, Taktinfo, Abspieltipps und Erinnerungen weiterzugeben. Mit den Markern und dem Loop-Trainer lässt sich ein Musikstück gezielt auseinandernehmen und den eigenen Übungsanforderungen anpassen.

Anytune-EQ

Multiband-EQ

Der mächtige Multiband-Equalizer rund das Bild umfassend ab.
Wurden in iTunes über die Option „Song-Infos‟ noch Texte zu der Audiodatei hinzugefügt, können diese im Anytune Lyrics-Editor angezeigt und editiert werden.

iOS Apps für Beats

Export

Exportiert werden standardmäßig nur die Parametereinstellungen für den Song. Möchte man also auf einem anderen Gerät weiterarbeiten, muss dieselbe Audiodatei auch dort vorhanden sein. Das Exportieren von Audiodateien kostet extra und dann auch „nur‟ als komprimiertes MP4 bis 320kbps. Audiodaten können aber auch über das AudioCopy Protokoll in andere Apps übernommen werden.

Anytune-MIDI

MIDI

Die MIDI-Funktionalität kostet zwar auch extra, doch ermöglicht sie eine umfassende Kontrolle aller Bedienelemente von Anytune. Vom Setzen der Tags, über die Tonhöhenänderung bis zum Umblättern der Seiten im Lyrics-Editor lässt sich die App komplett fernsteuern.

Anytune-Prefs

Einstellungen

Es gäbe einiges an der Benutzerführung zu beanstanden, allein die Unstetigkeit, ob eine Funktion über ein eigenes Optionsmenü oder über die globalen Einstellungen konfiguriert wird, ist zum Haare raufen und die Vierschachtelung der Makierungs-, Einstellungs- und Hilfemenüs gewinnen sicher keinen didaktischen Preis. Man merkt, wie die App mit der Zeit gewachsen ist und sich selbst dabei quasi überrannt hat.

Anytune-Mehr_Prefs

mehr Einstellungen

Doch zum einen sind die wichtigsten Grundfunktionen doch noch schnell erlernbar, zum anderen haben Anystone, die Programmierer, eine komplette Überarbeitung für das im Herbst kommende Anytune 2 angekündigt und zum Dritten gibt es kaum eine andere App, die derart umfassende Funktionen zum Heraushören bietet wie Anytune. Wer nicht auf dem iPad arbeiten will, für den gibt es auch die App für Mac OS X. Versionen für Windows und Android wurden mit Version 2 ebenfalls für Herbst angekündigt.

Anytune-OSX

Anytune OS X

In Anytune gibt es auffallend viele Funktions-IAPs (In-App-Käufe, Mikrotransaktionen), die man sich dazu kaufen kann. Dafür ist die kostenlose Demoversion aber schon ziemlich brauchbar und zeigt einem ziemlich schnell auf, ob einem das Konzept liegt oder nicht und welche Funktionen für einen wichtig sind. Die PRO-Version kostet € 14.99 und bietet alle programminternen Funktionen. MIDI-Unterstützung und Audioexport kommen bei Bedarf noch mal mit jeweils € 4.99 dazu, was den Endpreis des kompletten Pakets auf € 25 hebt. Die Mac-Version für OS X 10.8+ gibt es, nach der letzen Preisanpassung durch Apple, die damit nun endlich auch in Deutschland Steuern zahlen, für € 29.99 und ist funktionsidentisch mit dem iOS Paket ist. Da sich die Kosten für Software immer auch durch den Nutzen relativieren, den man durch sie hat, ist der Preis für die iOS-Version definitiv fair und die OS X Version sogar ein Schnäppchen, im Vergleich dazu, was Desktop-Software üblicherweise kostet. In diesem Sinne, Happy Heraushearing.

In der nächsten Ausgaben von CURiOS geht es um MIDI- und Audiokonnektivität. Wireless MIDI und Audio und die Apps, mit denen nun MIDI und Audio über das Docking-Kabel (30-Pin oder Lightning) gesendet werden kann.
Gehören Hardware-Interfaces bald der Vergangenheit an? Wir testen die Konzepte auf Praxistauglichkeit und geben Hilfen für das Setup.
Bis dahin und weil „hungry‟ im Sinne des Zitats gleichbedeutend mit „curious‟ ist: „stay CURiOS, stay foolish‟.

Bild von Traci Lawson. Lizenz: CC-BY 2.0

Eine Reverenz an Stewart Brand, dem Herausgeber von „The Whole Earth Catalog‟, welcher auf der Rückseite der letzen Ausgabe, die Mitte der Siebziger herauskam, den Satz schrieb, der zur Lebensphilosophie von Steve Jobs wurde Bildquelle: Traci Lawson. Lizenz: CC-BY 2.0

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