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Test: Ableton Live 6.0 und VST Instrument Ableton Sampler

(ID: 3268)

Saturator
Der Saturator – also der Sättiger – ist mit der Version 5.0 neu zu Live gekommen. Jetzt liegt er kräftig überarbeitet vor. Das fängt an mit einer „echten“ analogen Wellenform, die das Eingangssignal sättigt, geht über einen Softclip, der bei heftiger Sättigung unangenehme Pegelspitzen unterdrückt und endet in einem Waveshaper, der eigene Kreationen der sättigenden Wellenform zulässt. Das Spektrum der Sättigungssounds ist dadurch heftig aufgebohrt worden und der Saturator kann jetzt Sounds ernsthaft verbiegen und redesignen. Ein geglückter Relaunch, zumal die neue Version wirklich so viel nützliches enthält, dass man sich gar nicht mehr an den alten Saturator ranwagen möchte.

Satt und vollgefressen: Der Saturator macht dick und fett!

Satt und vollgefressen: Der Saturator macht dick und fett!

EQ4 bzw. EQ8
Der EQ4 ist tot, es lebe der EQ8. Vier EQ Bänder fand Ableton nun wirklich nicht genug und hat den 4er durch den 8er ersetzt. Pro Band ist jetzt die Stärke der Anhebung/Abschwächung grob vorbestimmbar und durch die entsprechend hohe Anzahl der Bänder sind natürlich wesentlich komplexere Eingriffe ins Material möglich. Fett ist die Möglichkeit, zwischen linkem und rechtem Kanal zu unterscheiden. Damit lässt sich mal wieder heftig spielen, spielen, spielen!

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Anlage fehltBieg mich wie eine Achterbahn: EQ8

Note Length
…ist ein neues Miditool, das eingehende Noten in ihrer Länge standardisiert. Gerade wenn man eher bewegungslegastenischer Computermusiker ist, hilft das schon mal, die ein oder andere Phrase einzuspielen. Note Length kann aber auch Noten generieren, immer, wenn die Taste losgelassen wird. Das ist insofern cool, als dass man dadurch die Spielweise von großen Konzertflügeln nachahmen kann. Auf jeden Fall ein nützliches Tool, aber eher ein Nice-to-have als ein Must-have, wenn man schnöde elektronische Musik produziert – und so einer bin ich halt nun mal!

Krumme Finger? Note Length hilft auch dir!

Krumme Finger? Note Length hilft auch dir!

Deep Freeze
Der Tiefkühlautomat bei Ableton hatte bisher einen Track komplett als Audio gebounced, um so die CPU unfreundlichen Plugins zu umgehen. Das hat zwar zuweilen wirklich viel Belastung von der CPU genommen, aber es war halt auch echt blöde, wenn man dann bemerkte, dass hier doch noch beim Filterverlauf etc. was verändert werden sollte. Dann war nämlich auftauen, editieren und wieder einfrieren angesagt. Mit der neuen Deepfreeze Funktion lässt sich der Track weitestgehend einfrieren, die wichtigsten Editfunktionen bleiben aber bestehen. Cut, Copy und Paste oder sämtliche Midiautomationen können trotzdem noch verändert werden, die CPU bleibt aber weiterhin geschont. Ich habe beispielsweise bei einem Remix 14 Spuren mit ordentlich Plug Ins versehen, 2/3 der Spuren waren VST/Midispuren, der Rest Audio. Ich war dann mit meiner Athlon 3800+ CPU bei 75-80% Auslastung. Nachdem ich alle Tracks tiefgefroren hatte, war ich bei knapp 55% Auslastung. Und trotzdem konnte ich mir mit den Spuren noch den Wolf editieren. Ich zumindest habe keine Funktion vermisst, die durch das Frieren nicht mehr erreichbar war. Klasse! Denn so sind mit kleineren CPUs auch schon dicke Set Ups möglich. Wirklich klasse. Aber auch nicht wirklich neu. Aber gute Optimierung, das muß man schon mal sagen!

blau gefroren und trotzdem nicht schockgefrostet!

blau gefroren und trotzdem nicht schockgefrostet!


Project Management

Die neu eingeführten Project Files erlauben alle Project relevanten Daten – Samples, Einstellungen, Racks usw. in einen Ordner zu bouncen und zu komprimieren. So ein Project File ist dann natürlich die perfekte Vorlage, um auf einen fremden Rechner/anderen Studio die Idee, die beispielsweise im Laptop on the Road entstanden ist, weiter zu führen. Das ist vor allem zeitsparend, denn jede Spur einzeln zu bouncen, dazu noch die Midi Spuren rendern und die Effekte raussuchen… das kann schon mal eine Stunde dauern, wenn man einen Remix vergeben möchte. Ebenfalls eine Vereinfachung für die Leute, die täglich und professionell mit Live umgehen.

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Essential Instrument Sound Collection
Die geboxte Version von Ableton kommt nun auch mit einer massiven Collection von Instrumenten, die durch Sonivox zur Verfügung gestellt wurden. Sonivox macht gutes Zeugs, weshalb ich nicht verwundert war, dass Güte und Sound der gebotenen Samples überdurchschnittlich waren. Vor allem, wenn man keine allgemeine Library von Instrumenten besitzt, lohnt sich die Box Version (bzw. die Mehrinvestition von 99 Euro, wenn man Ableton Online bezogen hat und die Boxversion mit Library und Handbuch erwirbt). Die essentiellen Instrumente sind Grand Piano, Harpsichord, Celesta, E-Piano MK 1, Jazz Organ, Rock Organ, Solo Strings, Double Bass, Cello, Viola, Violin, Ensemble Strings, French Horn, Bass Trombone, Tuba , Trumpet, Ensemble Brass, English Horn, Bassoon, Clarinet, French Oboe, Concert Flute, Alto Sax, Harp, Jazz Upright Bass, P-Bass, Six-String Nylon Guitar, Strat Clean, Glockenspiel, Xylophone und Voices. Mich persönlich haben die Strings und das Xylophon/Glockenspiel begeistert. Hätte nicht gedacht, dass ich mich nach der Huptschule und dem dortigen Musikunterricht mal wieder für ein Glockenspiel begeistern würde, aber man vermutet ja gar nicht, was in so nem „Plingpling“ alles stecken kann… Gespielt werden die Instrumente übrigens über den Live 6.0 eigenen Simpler Sampler.

Simpler vs. Sampler
Nicht im Lieferumfang aber gleichzeitig zu beziehen mit dem neuen Update ist der Sampler. Sozusagen der große Bruder vom Simpler. Mit Sampler hat man Ableton jetzt auch einen echten Sounddesign und Arbeitssampler an die Hand gegeben. Denn Simpler hat nun schon einige Schwächen, die nicht weg zu diskutieren waren. Allein zum Beispiel das fehlende Multisampling machte den Simpler zwar zum einfachen und produktiven, aber eher auch belächelten Softwaresampler. Ganz anders aber der Sampler. Der klotzt, wenn ich das mal so sagen darf. Multisampling mit beliebig vielen Zonen, die wiederum jeweils in jeglicher Weise geloted und gecrossfaded werden dürfen. Fett auch die Kompatibilitäten zu fremden Samplerformaten: AKAI S1000, S3000, GigaStudio, EXS, SoundFont und Kontakt werden unterstützt. Wer was anderes braucht, der ist Exot. Ich bin ein alter Akai Hase und habe auch noch einen S3000 mit heftig großer Library. Ich habe zwar mit Kontakt auch schon immer gedacht „Jetzt brauchste den Akai nicht mehr“, aber jetzt, wo sich Sampler bei mir eingenistet hat, wird mein Akai verkauft werden (wer also interesse hat…). Denn nicht nur volle Integration in Live und die Kompatibiltät nebst allen Grundfunktionen bietet Sampler, er hat die sogenannte „Sounddesign“ Sektion an Bord. Und da wird’s dann lustig: Für jede Stimme steht ein multimode Fuilter zur Verfügung, der auch noch gemorpht werden kann. Also mal schnell von Low zu Bandpass in einer Potibewegung. Und damit nicht genug: Alle Parameter können polyphon moduliert werden. Ob Samplastart oder Loopposition, alles darf verwurstet werden. Gleichzeitig gibt’s noch polyphone Sättigung pro Stimme, um beispielsweise laute Töne leicht zu zerren oder leise präsenter zu spielen. Ausgangspunkt für die Modulationen sind drei synchronisierbare LFOs, 5 Hüllkurven und Midieingänge noch und nöcher. Wer es hier nicht schafft, innerhalb von 5 Minuten durch Drehen und Schrauben aus einem Glockenspiel eine „ich bin dem Wahsinn nahe“-Kreation zu basteln, der sollte jetzt lieber den Music Maker Test lesen. Sampler ist ein heißes Teil, aber ganz ehrlich: Er kann auch nicht sehr viel mehr wie andere Software Sampler, die aktuell sind. Ich denke, viele User haben sich schon bei Halion oder Kontakt die Feature geholt, die jetzt erst bei Ableton nachgeliefert werden. Ich werde auch sicherlich meine Kontakt Lizenz nicht verkaufen, aber ich werde den Sampler genauso sicherlich auch des öfteren einsetzen. Insgesamt wird sich über die nächsten Monate zeigen, welches Tool mir besser liegt.

Schön, ja so schön war die Zeit!
Wie war denn jetzt das Arbeiten mit Ableton in den letzten drei Wochen… unkompliziert, kann ich da nur sagen. Ich habe drei Remixe und einen eigenen Track produziert und hatte anfänglich meine 5er Version noch nicht deinstalliert. Diese Vorsichtsmaßnahme war unbegründet. Alles lief stabil, keine Bugs waren zu erkennen und mir ist auch nicht der PC abgestürzt. Dadurch, dass es eigentlich keine gravierenden Änderungen gab, war auch ein Einarbeiten nicht nötig. Es ging eigentlich alles einfach so weiter, wie bisher. Positiv überrascht war ich von den administrativen Tools, wie z.B. den Racks. Mit den Devices hatte Ableton da ja schon viel geholfen gehabt, Ordnung zu schaffen, aber die Racks können doch schon noch einiges mehr und sind trotzdem übersichtlich und sehr zielbewusst. Gerade wenn man ganze Projekte produziert, dann sind individuelle, schnell abrufbare Settings Gold wert. Ob jetzt die Integration von Video und die anderen, eher kleineren Änderungen, schon eine Revisionsnummer 6.0 verdient haben, oder ob man eine Zwischennummer, eine 5.5 hätte draus machen sollen… naja, das ist wohl auch eine Marketingüberlegung. Im Livebetrieb bleibt Live 6.0 weiterhin der Platzhirsch. Im Studiobereich wird Live immer konkurrenzfähiger. Ich bin intensiv der Frage nachgegangen, ob Live schlechter klingt wie Cubase. Und anfänglich hatte ich da auch den Verdacht, dass Dynamik und Auflösung von Ableton nicht so fein wären wie bei Steinberg, nach einigen Recherchen bei den Einstellungen und Mailgefechten mit Berlin musste ich aber dann doch einlenken (und zwar mit Freude!), dass es keinen hörbaren Unterschied gibt, wenn man ein VST ohne weitere Bearbeitung in Cubase oder Live aufnimmt. Es gibt Unterschiede im Audiobereich, die liegen aber in der Synthese von Live begründet und sind durch das wesentlich flexiblere Handling (->Warp) zu verkraften.

Was nun?
Es tut mir echt leid und schmerzt auch ein klein wenig, weil ich wirklich großer Fan von Live bin. Wenn mich jemand aber ernsthaft fragt, ob ein Upgrade auf 6.0 den Preis wert ist, dann muss ich ganz klar sagen: Jein! Die Änderungen betreffen im großen und ganzen nur Funktionen, die eben nicht essentiell sind. OK, wer viel mit Video arbeitet, der ist natürlich glücklich, hat aber wahrscheinlich eh schon seit Jahren Nuendo oder ähnliche Software. Auch in Bezug auf den Sampler dürften die Live User schon ihr Tool gefunden und gekauft haben. Auch hier liegt kein großer Anreiz, zumal der Sampler ja auch zusätzlich gekauft und bezahlt werden muss. So liegt also der größte Vorteil bei der Unterstützung von Dualcore Prozessoren und bei den gelungenen Deep Freeze. Dafür aber ein teures Upgrade kaufen? Ich finde das nicht wirklich nötig. Mein Arbeiten hat sich auf Live 6.0 verändert. Aber nicht so sehr, dass ich bei einer Rückstufung auf 5.0 mir vorkommen würde, als hätte ich nur noch eine Hand. Somit möchte ich Ableton zwar sehr gute Produktpflege und durchdachte Änderungen bestätigen und sie zu einem tollen Sampler und einer eh schon tollen Sequencer Software beglückwünschen, aber ein Upgrade ist wirklich nur unter Umständen empfehlenswert. Ich bin schon jetzt gespannt, was bei 7.0 passieren wird und hoffe sehr, dass ich dann ohne Einschränkungen eine Kaufempfehlung geben kann.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Vielen Dank für das super Review. Ich hab schon lange drauf gewartet und gedacht, ihr hättet es vergessen.

    Ich habe gleich auf Live 6 upgegradet und bereue es nicht.

    Viele Grüße aus Bangkok,

    Florian

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Prima Test, insb. aus Praxissicht. Allerdings teile ich die Ansicht bei der Bepreisung des Upgrade gar nicht mit Matthias.

    Für ganze 99 Euro ein excellent überarbeitetes Produkt zu erhalten mit DUAL CPU Berechnung, editable Freeze- Funktion, einigen neuen und guten PlugIns , plus ein paar Bugfixe,…dafür sind 99 Euro hervorragend angelegt für ein Profitool mehr als gerechtfertigt ! Schliesslich ist Ableton keine Open Source Community. Gute Software braucht gute Leute und genau die müssen auch bezahlt werden.
    Der Support ist grossartig, die Webseite mit fantastischem Content gefüllt. Was will man mehr.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Quantensprung? Aber richtig!
    Ich habe fast doppelte Power auf meinem alten Dual-P3, dazu die Racks, Video… Meist sind es aber kleinere Neuerungen, die einen so richtig ausflippen lassen, wie das gleichzeitige Rendern aller Spuren (hübsch, wenn man wie ich gewohnheitsmäßig mit SOLO rendert
    und hinterher feststellt, daß die Mute-Automation im A…. ist), oder aber das neue MIDI-Conection-Center mit der Möglichkeit, mehrere Assignments pro Kontroller anzulegen. Sogar Min & Max-Werte sind seperat einstellbar.

    Ob der Preis und der Versionssprung gerechfertigt sind? Man schaue sich dazu mal Sony Vegas 7.0 an, was auch kürzlich erschienen ist. Gegenüber V6.0 schlicht ne Frechheit.

    Mein Fazit: Weihnachten war im Oktober! Thomas

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    das programm ist echt spitze. leider habe ich mir aber die boxed version gekauft. die essential instrument collection klingt im großen und ganzen sehr mies. hier sollte man lieber auf vst's von NI etc. zurückgreifen. kostet zwar mehr aber lieber ein paar gute als eine menge schlechte instrumente.

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    danke ZIEL100, werd gleich updaten und nen dual core ordern!!!!!!

  6. Avatar
    AMAZONA Archiv

    ich stör mich am begriff "VST"-instrument … weil Sampler nicht dem VST-Standard entspricht, sondern nur innerhalb von Live funktioniert

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