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Test: Aguilar Tonehammer 700, Bassverstärker

Für die Bühne gemacht!

29. Mai 2022

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Der Begriff „Aguilar“ hat je nach Kontext verschiedene Bedeutungen. So gibt es mit diesem Namen weltweit einige Städte, etliche Familien in Lateinamerika sowie einen Asteroiden, welcher seine Bahnen zwischen Mars und Jupiter zieht. Bassisten denken dabei in erster Linie an die Edelschmiede aus New York, die mit ihren Amps und Boxen seit fast 30 Jahren für Furore sorgt.

Nicht viele Hersteller können behaupten, einen individuellen Sound mit Wiedererkennungswert kreiert zu haben. Aguilar gehört genau in diese Kategorie und ließ (spätestens) mit dem Flaggschiff-Amp DB750 (heute DB751) weltweit die Herzen von Bassisten höher schlagen. Im Bereich der Boxen haben sich die beiden Serien GS (heute leider eingestellt) und DB auf den Bühnen etabliert und neue Standards gesetzt. Hier wurde ohne Rücksicht auf „Verluste“ nur für den Sound gebaut, was die Boxen klanglich herausragend, jedoch vom Gewicht her schwer machte – Sound super, Transport … na ja. Relativ spät hat sich Aguilar für mein Dafürhalten mit dem Thema Leichtbau bei Amps und Boxen beschäftigt und vor ungefähr 10 Jahren mit den Tonhammer-Tops eine Serie aus kompakten Class-D-Amps entwickelt. Passend dazu kam mit der SL-Serie (was für Superleichtgewicht steht) Leichtbauboxen im schicken Design. Weitere ansehnliche Aguilar Produkte sind übrigens folgende:

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Aguilar Tone Hammer 350
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Angefangen hat es mit den Tonehammer Amps im Jahr 2008. Angetrieben von rasanten Entwicklungen im Bereich Homerecording und In-Ear für jedermann, explodierte der Markt für Preamps im Pedalfomat. Mit der Tonehammer Preamp/DI-Box brachte Aguilar ein Pedal auf den Markt, der ihren berühmten Signature-Ton im Kleinformat lieferte und schnell ein großer Verkaufsschlager wurde. Aufbauend auf dieser Schaltung wurde kurz danach die ersten Class-D-Amps aus Brooklyn vorgestellt, welche mit 350 und 500 Watt bereits einiges an Leistung zu bieten hatten – hier dazu unser Test damals. Da die Entwicklung aber bekanntlich nie aufhört, kam zum Ende des Jahres 2018 dann endlich das neue Flaggschiff auf den Markt kommen: der Tonehammer 700.

Als Fan der Marke (bei aller Neutralität als Tester oute ich mich hier aber gerne) gehörte ich zu den ersten, welche den Amp zu Hause und bis zum ersten Lockdown im Dauereinsatz im Studio, bei Proben und auf der Bühne hatte. Mit den Abmessungen von 305 x 229 x 76 mm und einem Gewicht von 2,2 kg ist der 700er die perfekte Symbiose aus Leistung und Transport. Nachdem die Musik- und Touring-Szene im letzen Sommer für mich wieder ganz gut angelaufen und bis jetzt nicht eingebrochen ist (knock on wood), konnte ich den Amp weiterhin viel einsetzen. Zeit also, ein kleines Fazit zu ziehen.

Konzept!

Was mir an Aguilar schon immer gefallen hat, sind ihre durchdachten Konzepte. Wer sich auf diese Marke tiefer einlässt, bekommt wirklich erstklassiges und praxistaugliches Equipment, mit dem man perfekt für den Alltag eines Bassisten gewappnet ist. Schauen wir uns die Frontseite des Tonehammer 700 mal genauer an: Ganz links finden wir den Input, einen -10dB Schalter und den Gain. Schräg darunter dann den Drive-Regler für die AGS-Schaltung, als nächstes zwei Regler für die Mitten und dann erst Bässe und Höhen. Die Anordnung mag am Anfang verwirrend erscheinen, wieso kommen die Mitten vor den Bässen? Nun, hier wurde langfristig mitgedacht, denn die Wahl der Mittenfrequenz hat einen großen Einfluss auf den Sound des Drive-Reglers. Wie wir später bei den Klangbeispielen hören werden, ist es vor allem das Zusammenspiel dieser 3 Regler, mit welchen der Sound maßgeblich kreiert wird.

Als nächstes folgen Send und Return, mit denen man Effekte einschleifen kann. Dieser arbeitet zwischen Preamp/EQ und der Endstufe, was wiederum genau der optischen Anordnung auf der Frontseite entspricht – sehr sinnvoll! Zum Master gibt es eine Clipping-Anzeige, danach kommt der DI-Out mit den typischen Schaltern für Ground-Lift und Pre/Post-EQ. Ganz rechts befinden sich dann noch ein Mute-Schalter und zwei LEDs, die den Status des Amp anzeigen.

Wer die Vorderseite als übersichtlich und aufgeräumt empfindet, der wird noch mehr Freude an der Rückseite haben. Hier gibt es lediglich zwei Speakon-Boxenausgänge, einen Tuner-Out sowie den Anschluss für das Netzkabel samt On/Off-Schalter. Man merkt also, dieser Amp ist für die Praxis konzipiert. Es wurde auf alles Unnötige oder Störende verzichtet, um eine schnelle und intuitive Bedienung zu gewährleisten.

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Praxis!

Wie sieht der Arbeitsalltag mit dem Tonehammer 700 aus? Ganz zu Beginn gebe ich dem Preamp über den Gain-Regler den richtigen Pegel für den Bass. Für die meisten Instrumente bewege ich mich zwischen 11 und 15 Uhr. Mit der Clipping-Anzeige kann man schnell sehen, wann es zu viel wird – und die Ohren helfen bekanntlich mit. Als nächstes mische ich mit dem Drive-Regler die Zerre dazu. Das Schöne an der von Aguilar entworfenen AGS-Schaltung ist die Unabhängigkeit von cleanem und verzerrtem Signal. Die Lautstärke bleibt also immer gleich, der Drive-Regler mischt nur Zerre hinzu, sehr praktisch und sinnvoll. Habe ich meinen Grad an Overdrive gefunden, kommen die Regler für die Mitten ins Spiel. Mit diesen verfeinere ich dann den Sound und suche mir den Sweetspot. Wann und wie welche Mittenfrequenz zum Einsatz kommt, schauen wir uns bei den Klangbeispielen genauer an. Habe ich meinen Ton gefunden, gebe ich ihm mit den Reglern für Bässe und Höhen den letzten Schliff. Die Bässe sind bei 40 Hz angesetzt (typisch amerikanisch, siehe dazu meine Kolumne mit dem Sadowsky-Bass) und für meinen Geschmack etwas zu dick unten herum. Hier muss man vorsichtig zu Werk gehen, ein kleiner Schwenk über die Neutralstellung reicht in der Regel schon aus, um den Signal etwas Fülle zu geben. Der Treble liegt wiederum bei 4 kHz, was ich sehr schön finde, hier hängt viel von persönlichem Geschmack und Stilrichtung ab – und vom Alter der Saiten. Mit dem Master stellt man dann die Gesamtlautstärke ein und schon ist man fertig und hat ein wunderbareres Signal. Auf der Bühne dauert das nicht mehr als eine Minute, gerade wenn man seinen Amp etwas kennt. Auch kleine Anpassungen während des Sets sind schnell gemacht, ein Song weniger Zerre, einer mit mehr, alles nur eine kleine Drehung am Drive entfernt.

Ein Charakter, viele Sounds!

Hören wir nun mal gemeinsam in den Tonehammer 700 rein. Am interessantesten ist ja der Drive-Regler, weswegen wir ihm zu Beginn die volle Aufmerksamkeit widmen. Als Bass habe ich mir meinen Musicman 5 gegriffen, welcher aus Esche-Rosewood gebaut ist und natürlich Roundwounds hat. So klingt der Bass direkt ins Interface gespielt:

 

Nun einmal mit dem Preamp vom Tonehammer, alle anderen Regler sind flat:

 

Man hört sofort, das Signal wird etwas dicker und klingt ein wenig nach Röhre. Die Höhen sind nicht mehr ganz so knackig, es wirkt wärmer und weicher, ohne dabei an Präzision zu verlieren. Natürlich sprechen wir hier über Nuancen, bekanntlich machen diese aber vieles aus in der Band (auch hierzu empfehle ich nochmal meine Kolumne, wo es genau um solch eine Geschichte geht). Außerdem finde ich es super, dass der Amp auch „clean“ kann, also das natürliche Signal des Basses zu verstärken, ohne zu stark darin einzugreifen, denn hierfür gibt es ja die AGS-Schaltung. Hören wir mal rein, was der Drive-Regler so macht.

Drive 10, EQ flat.

 

Drive 12, EQ flat:

 

Drive 15, EQ flat:

 

Drive 17, EQ flat:

 

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Beispielen sind deutlich zu hören, von ganz leicht angeknuspertem Sound bis hin zu richtiger Verzerrung ist mit dem Tonehammer 700 alles möglich. Dank der stufenlosen Reglung kann man seinen Sweetspot suchen und finden. Aber klingt der Sound denn realistisch nach Tubeamp? Hierfür habe ich den MuMa mal durch eine echte Vollröhre gejagt. Der Reussenzehn Studio Bass Amp ist hier das Gerät meiner Wahl fürs Recording und klingt wie folgt:

 

Für mich persönlich hat eine richtige Vollröhre im Vergleich zum Tonehammer etwas die Nase vorn. Der Sound ist nochmal voller und gleichzeitig transparenter, das Signal wirkt quasi räumlicher und mehrdimensional. Trotzdem stelle ich immer wieder fest, dass der Aguilar Tonehammer mit seiner AGS-Schaltung einen Röhrensound wirklich gut nachahmen kann. Im Studio mag der Unterschied zu hören sein, auf der Bühne relativiert sich das aber schnell. Aus diesem Grund hat der Tonehammer 700 auch alle meine Röhrenamps aus dem Live-Geschäft verdrängt.

Build your sound!

Steigen wir nun ein wenig tiefer ein und bauen einen Signature-Sound nach. Jetzt habe ich meinen klassischem Fender Preci mit Adler/Rosewood, Flats und ein wenig Schwamm unter den Saiten in der Hand. Ziel ist es, den legendären Ton von Donald Duck Dunn zu erzeugen, also richtig tief in den R&B und Soul einzutauchen. Erst mal wieder den Bass „unplugged“ ohne Amp direkt ins Interface.

 

Klingt eigentlich schon ganz gut, nun kommt der Preamp von Aguilar dazu, alle andere Regler bleiben auch hier erst einmal flat, also in der Mitttenstellung.

 

Man hört wieder, dass unser Signal etwas dicker und runder wird, es bekommt den leicht „röhrigen“ Charakter, bleibt aber clean. Als Grundsound für diese Stilrichtung genau richtig! Nun wollen wir aber auch die Zerre ins Spiel bringen und drehen den Drive-Regler auf 12 Uhr, dazu nehmen wir tiefe Mitten bei ca. 250 Hz leicht raus (da es keine genauen Beschriftungen an den Potis gibt, muss ich das schätzen), heben die Bässe leicht an und cutten minimal die Höhen.

 

Noch hat das Signal keine wirkliche Zerre, aber einen leichten Crunch, dazu treten die hohen Mitten hervor, was Fingergeräusche und Griffigkeit mit sich bringt. Schon deutlich näher am Ziel, mir fehlt aber noch etwas der Bauch im Ton. Also noch etwas mehr Drive rein, dieser liegt jetzt bei 14 Uhr, dazu die hohen Mitten bei ca. 800 Hz raus.

 

Jetzt hat sich der Charakter nochmal deutlich geändert und man kommt für meine Ohren sehr nahe an den Sound, welchen Duck Dunn so geprägt hat. Überhaupt schafft es der Tonehammer 700, immer einen guten Ton zu kreieren, den Charakter des Instruments zu erhalten und ihm trotzdem etwas hinzuzufügen. Eigentlich so, wie man es von einem Amp erwartet, oder?

Hier noch ein paar Aufnahmen mit meinem wunderbaren Cadiz Fretless von Oliver Lang!

Cadiz Fretless direkt ins Interface:

 

Cadiz Fretless mit Tonehammer, Drive und EQ flat:

 

Cadiz Fretless mit Tonehammer, Drive 7, EQ flat:

 

Cadiz Fretless mit Tonehammer, Drive 7, leichter Bass und deep mids boost:

 

Cadiz Fretless mit Tonehammer, Drive 7, leichter Bass boost, high mids und highs cut:

 

Auch das funktioniert ganz wunderbar, die warme und mittige Note des Tonehammer 700 steht einem bundlosen Instrument richtig gut. Egal ob klassischer Fretless-Sound oder etwas Richtung Kontrabass, dank des Mittenreglers kann man sich den Sound nach Belieben bearbeiten und so optimal an das Instrument und die Musik anpassen.

Gezähmter Rocker

Der Aguilar Tonehammer 700 ist für mich der Inbegriff eines modernen Pop/Rock-Amps. Er ist klein und leicht, einfach und übersichtlich aufgebaut und damit wirklich an die Anforderungen der Bühne angepasst. Klanglich bewegt er sich auf der wärmeren Seite, hat dabei was von einer Röhre und kann dank der AGS-Schaltung sehr flexibel mit Zerren agieren. Seit ich diesen Amp besitze, haben sich viele Fragen nach dem passenden Equipment im Live-Betrieb gelöst. Der Aguilar Tonehammer 700 passt eigentlich immer, egal ob es Jazz, Pop, Rock, Funk, Soul, R&B, Blues oder auch härtere Gangarten. Seine größte Stärke hat er für mich in den leicht angezerrten Sounds, wie sie in den 60ern und 70ern verwendet wurden. Mit den entsprechenden Boxen aus der SL-Serie bekommt man ein tolles Setup in Retro-Optik und kann sehr flexibel auf jegliche Situation reagieren. Passend dazu zum Abschluss eine kleine freie Interpretation eines berühmten Bass-Intros voller Waffen und Rosen.

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Fazit

Der Tonehammer 700 ist ein kleiner, kompakter, aber leistungsstarker Amp. Er ist die perfekte Symbiose aus Power, Transport und charakterstarkem Sound, ohne dabei aber zu speziell zu sein. Besonders die eigens von Aguilar entwickelte AGS-Schaltung gibt dem Amp eine echtes Alleinstellungsmerkmal, was den Tonehammer zu einem Workhorse für die Bühne macht.

Plus

  • warmer Sound
  • viel Power
  • übersichtliches Design
  • geringes Gewicht
  • Drive unabhängig vom Mastervolume

Minus

  • lauter Lüfter
  • DI an Master gekoppelt

Preis

  • 999,- Euro
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