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Test: ATV Electrorganic aFrame, E-Drum

Holz und High-Tech vereint

11. Juni 2017

Den Rahmen sprengen

ATV aFrame? Dass der Name hier Programm ist, sollte niemanden abschrecken. So wie man ein Buch nicht nur nach dem Umschlag beurteilen soll, zählt hier auch das, was im Rahmen steckt. Zwischen den sehr schön gearbeiteten Bambusleisten spielt sich nämlich eine Menge High-Tech ab. Dort befindet sich das Herzstück des ATV aFrame, behaust in einem flachen Metallgehäuse. Hier liegt die Schaltzentrale, das Gehirn, von dem aus alles gesteuert wird.

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Doch erstmal von vorne

Den aFrame würde ich ganz vereinfacht als elektrische Rahmentrommel mit digitaler Klangerzeugung beschreiben. Mittels eines Piezo-Tonabnehmers an der zum „Fell“ gerichteten Seite werden Impulse gemessen. Beim Abklopfen stellt man schnell fest: Hier hat man ein feinfühliges Instrument vor sich. Ob auf der Schlagfläche, am Holzrahmen oder auf der Rückseite. Der Sensor, der die Berührung an das Modul weiterleitet, reagiert auf die Intensität.

Lieferumfang

Im Lieferumfang des ATV aFrame ist ein Netzteil und der Quick Start Guide enthalten. Das Netzteil ist mit 1,5 m für meinen Geschmack etwas kurz, wahrscheinlich gibt es deshalb ein Bundle mit beigelegter Powerbank und einer Transporttasche für aFrame und Zubehör.

Verarbeitung

Zweifelsohne wurde beim Bau des aFrame auf eine ästhetische Erscheinungsform Wert gelegt. Die Symbiose aus dem klassischsten Baustoff im Instrumentenbereich und modernen Elementen ist sehr gelungen. Erfreulich, dass ich als Rezensent mal sagen darf: Holz und High-Tech harmonieren.

Das für die Schlagfläche verwendete Polycarbonat in Anthrazitgrau ist angenehm zurückhaltend. Ausschlaggebend ist nämlich der Rahmen. Der wird mit Liebe zum Detail vom Hersteller „Fujigen“ gefertigt. Dass die japanische Manufaktur nicht nur beim ATV aFrame Geschmack beweist, zeigt ein Blick auf deren Kundenstamm: Zu dem gehören unter anderem die prominenten Instrumentenhersteller Ibanez und Fender. Die Bambusleisten sind fein verarbeitet und die abgerundeten Kanten schmeicheln der Hand. Innenliegende Kehlungen beugen einer verkrampften Haltung vor, indem sie den Fingern den nötigen Grip geben.

Auch bei transpirierenden Greifern dürfte der aFrame sicher in der Hand liegen, den heißen Spotlights beim Liveeinsatz zum Trotz. Was mindestens genau so sicher sitzt wie die Hand am Rahmen, ist die Gesamtkonstruktion des aFrame. Holzrahmen und Schlagfläche können so einiges wegstecken und erlauben sorgenfreies Perkussionieren ohne falsche Scheu.

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Die Prämisse keiner Kompromisse sollte wohl bei den Bedienelementen beibehalten werden: Sämtliche Taster wirken langlebig und das verbaute Scrollwheel läuft präzise mit einem angenehmen Widerstand. Die seitlich am Modul verbauten Potentiometer finden in einer Aussparung im Holzrahmen Platz und Schutz vor versehentlichem Verstellen. Wer den aFrame nicht „freihändig“ spielen will, wird sich auch über das rückseitig verbaute 4,5 mm Gewinde freuen. Auf ein Stativ stellen oder umhängen ist kein Problem und erleichtert das Spiel im Stehen.

Spielgefühl

Das Spielgefühl ist ein massiver Entscheidungsträger und besonders im Percussionbereich eng mit dem Endergebnis verwoben. Je nach Ansprache, Dynamikverhalten und Haptik ändert sich die Spielweise und letztendlich auch der Sound. Oft als wunder Punkt im Bereich der elektronischen Klangerzeuger diskutiert, kann der ATV aFrame hier glänzen. Eine eigene Methode der Klangabnahme namens „Adaptive Timbre Technology“ sorgt für ein extrem natürliches Gefühl beim Spielen. Innovativ ist das Design in Zusammenhang mit der verwendeten Technologie allemal und das macht sich bezahlt.

Die anfänglichen Bedenken – verursacht durch die Polycarbonatfläche – sind schnell verflogen. Nachdem mit zwei Potentiometern die Sensibilität des aFrame auf den eigenen Spielstil angepasst wurde, kann der Spaß schon losgehen. Lange lässt der nicht auf sich warten. Den Rahmen fixiert mit der Linken, klopfe, drücke und streiche ich drauf los. Es soll einige Zeit vergehen, bis ich den Bogen richtig raus und eine optimale Position gefunden habe, aber das macht auch den Reiz aus. Besonders fasziniert bin ich von der elastischen Schlagfläche. Diese ist sehr feinfühlig und präzise. Sie kann zur Modulation von verschiedenen Parametern eingesetzt werden, von denen sich das Routing zur Tonhöhe (Pitch) am deutlichsten bemerkbar macht. Dass die Sensibilität angepasst werden kann, ist nicht nur praktisch, sondern essentiell. Der Tonabnehmer kann auch übersteuern und gedankt wird mit entsprechender Verzerrung.

Klangerzeugung

Um dem feinfühligen Charakter des ATV aFrame gerecht zu werden, muss natürlich eine entsprechend komplexe Klangerzeugung her. Keine Samples, sondern DSPs werden genutzt, um die Interaktion möglichst realistisch wiederzugeben. Die DSP-Einheit ist mit 80 Presets, hier mit „Tones“ betitelt, ausgestattet und verfügt über eine eigene Effektsektion. Sowohl traditionelle als auch unkonventionellere Presets lassen sich anwählen und ermöglichen einen schnellen Start.

Ganz klar dominieren die experimentellen Sounds das Feld bei den Presets, was je nach Geschmack ein Vor- oder Nachteil sein kann. Was allerdings wirklich ein Nachteil ist, sind die teilweise sehr schwankenden Lautstärken der Presets. Beim Durchgehen der Tones ist dieser bisweilen sehr auffällig und schlichtweg störend. Immerhin kann dieses Fauxpas vom User behoben werden, indem man besagte Tones entweder lauter oder leiser dreht. Lautstärke, Pitch, Decay und Bend lassen sich nämlich mit dem Scrollrad und Gedrückthalten des entsprechenden Buttons schnell anpassen.

Trotzdem beim Anspielen: Obacht ob der Ohren! Abgesehen von diesem Manko klingen die Presets im Großen und Ganzen gut. Gerade die in Gruppen C und D hinterlegten Tones lassen die umfangreichen Möglichkeiten der Soundengine erahnen. Die Modulation etlicher Parameter über die elastische Schlagfläche tut ihr Übriges, um abwechslungsreiche Klanggebilde zu erzeugen. So können beispielsweise der Effektanteil und die Effektparameter per Druck gesteuert werden. Klanglich leistet der aFrame wirklich eine super Arbeit beim „Durchfahren“ der Parameter. Und falls es einem mit den Presets mal langweilt, schraubt man eben selber neue Tones zusammen. Man kann entweder Presets überschreiben oder auch eigene auf einer microSD-Karte speichern.

Programmierung

Das Erstellen eigener Tones ist denkbar simpel. Durch simultanen Druck auf die Pitch- und Decay-Taster gelangt man in den Editiermodus für den angewählten Sound. Ein Tone besteht essentiell aus vier Einheiten: „Main“, „Sub“, „Xtra“ und „Natural“.

Während für Main und Sub aus demselben Pool von Grundklängen selektiert werden kann, steht für Xtra ein eigenes Arsenal zur Auswahl. Natural nimmt als letzte Einheit den Eigenklang des aFrame direkt ab. Über den Volume-Anteil für jeden der vier Einheiten hinaus kann so ziemlich jeder Parameter einzeln angepasst werden. Decay, Tuning, Obertonfärbung, Overdrive und Skalenkontrolle für den Pitchshift und noch gute zwei Dutzend weitere Parameter können vom User konfiguriert und abgespeichert werden. Und das nur über die Instruments-Page. Auch die interne Effektsektion, bestehend aus Reverb, Delay, Chorus, Flanger, Phase und Wah, kann bis ins Detail programmiert werden. Neben den zu erwartenden Parametern der jeweiligen Effekte bietet auch jeder mehrere Pressure-Funktionen an. Beispielsweise die Attack- oder Release-Time bringen interessante Ergebnisse, sobald man sie über die Druckstärke auf dem Schlagfell ansteuert.

Zu guter Letzt stehen noch Konfigurationen des Gesamtsignals zur Verfügung. Unter dem Reiter „Mix“ erhält man Zugriff zum Volume der einzelnen Stimmen des Tones, des Effekts und des Masters. Darüber hinaus kann das Anspracheverhalten des Schlagfells, hier „Center“, und Rahmens, hier „Edge“, angepasst werden. Wenn dann die Einzelsegmente des Tones im Panorama verteilt sind, kann auch noch die Summe in diesem verschoben werden.

Wie man dem Text hoffentlich entnehmen kann, handelt es sich hier um einen extrem versatilen Klangerzeuger. Die im Text genannten Parameter sind nicht die Spitze des Eisbergs, sondern einige der für mich wichtigen Eckpunkte. Wer jetzt interessiert ist, sollte sich das Reference-Manual als PDF laden, in dem alle Routing-Optionen und Parameter verzeichnet sind. Als Printversion liegt dem aFrame nämlich nur der Quick Start Guide, der nicht so umfangreich ist wie die PDF-Version. Übersichtlich aufgebaut und gut verständlich sind definitiv beide.

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Fazit

Im Verlauf des Testberichts konnte man eines bereits zwischen den Zeilen lesen: Der ATV aFrame hat wirklich Eindruck hinterlassen. Die Ästhetik nicht nur im Äußeren, sondern auch in der Gesamtkonzeption ist einfach stimmig. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu spielen. Das Spiel mit dem aFrame hat etwas sehr Natürliches und lässt einen schnell vergessen, dass er „nur“ ein E-Drum ist.

Die Form und die Abnahmetechnik fordern und fördern ein spielerisches Experimentieren, in dem man schnell versinken kann. Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg, den aFrame zu spielen. Vielmehr tun sich stetig neue Wege und Techniken des Bespielens auf. Auch bei vielen Parametern hatte ich nie das Gefühl, den Überblick zu verlieren und auch auf dem kleinen Display lässt sich effektiv Programmieren.

Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, möchte ich mich vorsichtig zurückhalten, da es schwer ist, den aFrame mit den mir bekannten E-Drums zu vergleichen. Mit seiner Vielseitigkeit an Spielweisen und Klangkontrolle ist der aFrame ein Instrument für sich, das sich mit vielen anderen Produkten nur die Beschreibung als E-Drum teilt. Viel mehr als ein Triggerpad für Samples, ist er eine interessante Neuinterpretation zwischen Drummodul und Synthesizer. Wer sich also denkt, „I need a new e-drum!“, sollte sich das Vergnügen einer Testfahrt nicht entgehen lassen. Ich denke, dass der schnieke Rahmen sich in einige Herzen und Songs trommeln wird.

Plus

  • natürliches Spielgefühl
  • umfangreiche Klangerzeugung
  • interne Effekte

Preis

  • Ladenpreis: 1.599,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
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    Wahnsinn, wie geil ist das denn!
    Der Preis hat es allerdings in sich.

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    Ein bisschen erinnern mich die Klänge an korgs Wavedrum und da hammers dann auch. Die Wavedrum kostet nur ein Drittel und ist handlicher.

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      Hatte so Teile noch überhaupt nicht auf dem Schirm. Lausche ich den Klängen auf dem Youtube „aFrame channel“, und vergleiche diese mit Wavedrum Filmchen, ist da schon ein gewaltiger Unterschied. Nicht nur im Preis!

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    Ich habe die Wavedrum seit 6 Jahren und kenne sie in und auswendig. Glaube mir dass da eine gewaltige Verwandtschaft besteht.
    Ich sage ja nicht dass es genauso klingt, aber so ähnlich.

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