String Library
Die unterschiedlichen Gefühle und Erinnerungen, die Streichermusik in einem Kinofilm beim Publikum auslösen und die Zuschauer/Zuhörer förmlich in den Film hineinziehen, haben viele Filmmusiker und Regisseure schon immer fasziniert und geprägt. Deshalb sind die Streicher aus unserer heutigen Filmrezeption kaum wegzudenken. Der Kostendruck macht es notwendig, dass die Filmkomponisten auf MIDI-Mockups mit String Librarys zurückgreifen und auf ein reales Orchester verzichten müssen, oft zum Nachteil nicht nur eines realistischen Streicherklanges, sondern auch der Wirkung auf das Publikum. Der amerikanische Komponist Andrew Keresztes hat vor 3 Jahren LA Scoring Strings veröffentlicht und war aus dem Stand erfolgreich mit seinem Produkt, weil er vielen Filmkomponisten ein Werkzeug in die Hand gab, das diesen Nachteil egalisierte. Um einen ersten Eindruck der Library zu bekommen, habe ich dieses kleine Soundbeispiel direkt und ohne zu editieren eingespielt:
Installation
Um die 16 GB Sample Material auf die Festplatte zu bekommen, musste ich mich auf Audiobro registrieren und ein kleines Programm namens Audiobro Download Center von der Homepage herunterladen. Das Download Center ist sozusagen das Tor zur Audiobro-Online-Welt und beinhaltet neben der Installation der LASS-Library in Native Instruments Kontakt (funktioniert auch mit dem Kontakt Free Player) auch die Installation aller Programm-Updates, Bedienungsanleitungen und sogar einem kostenfreien Sibelius-Soundset. Innerhalb von 6 Stunden war das Material in meinem Computer gelandet und hübsch in der Kontakt-Library-Struktur geordnet.
Etwas überrascht war ich von der Tatsache, dass es in der neuen Version von LASS 2 nur noch 24 Bit Samplematerial gibt und man die 16 Bit Variante eingespart hat. Natürlich ist LASS für den Preis rein auf die professionelle Nutzung ausgerichtet und die Sample-Kompression von Kontakt sehr effektiv und leistungsfähig, aber welcher Musiker/Komponist hat etwas dagegen, wenn er CPU- und RAM-schonend produziert und dann mit 24 Bit Samplematerial bouncen kann?
Sehr ausführlicher Testbericht! Wie sieht es mit dem CPU-Hunger aus und wie war der Rechner bestückt, der für diesen Test verwendet wurde?
Also ich habe einen Quadcore i7 mit 12 GB RAM auf Win7 64bit. Bei Air von Bach hatte ich um die Auslastung zu testen die beiden Violinen-, die Viola- und die Cello-Sektion mit allen Divisi einzeln in einem Kontakt-Player in Gebrauch. Da läuft soviel ich Kontakt begriffen habe, eine Instanz auf einer CPU.
RAM war kein Problem (Kontakt zeigt 3 GB an), aber die CPU war mit LASS vollauf beschäftigt. Stage & Color lief auch mit. Aus meiner Sicht wird zwar die CPU sehr belastet, aber wie ich finde bei dem klanglichen Resultat geht das in Ordnung.
@j.rauner Danke für die Info!
Ein möglicher Konkurrent der im Test nicht erwähnt wurde sind die Adagio-Strings von 8dio.
Die Violinen und Celli sind inzwischen erschienen. Die Library enthält einige interessante Ansätze, verfügt über viele Spielweisen, von denen einige exzellent gut sind (einige andere jedoch auch eher unbrauchbar, wobei ich dieses Problem bei den meisten Libraries sehe).
Auch kann man die meisten alltäglichen Streicher-Aufgaben durchaus mit den Streichern aus Albion 1, 2 und 3 erledigen (von Spitfire Audio). Die etwas limitierten Möglichkeiten aus Teil 1 wurden mittels Updates und Teil 2 und 3 massiv erweitert. Natürlich ist dieses dann noch immer keine vollwertige Streicherlibrary, aber die braucht man ja auch nicht immer.
Die LASS klingen auch in voller Mannstärke nicht so dicht und episch wie die Hollywood-Strings von Eastwest, da werden die 8 Geigelchen (ohne zweite Gruppe!) aus den Dimensions wohl noch mal dünner und kleiner aussehen.
Ohne die Kombination wenigstens zweier professioneller Streicherlibraries, um die Schwächen der Einen mit den Stärken der anderen auszugleichen (und möglicherweise auch viel zu layern) wird es am Ende des Tages doch schwer, einen glaubhaften (und schönen!) Streichersound zu erreichen.
Schöner und ausführlicher Test zu LASS. Ich habe die Version 1 und bin mit der sehr zufrieden. Als klanglichen Gegenpol schiele ich zur Zeit auf die VSL Dimension Strings. Kommt da auch noch ein Test? Und die eher wenigen bekannten Wallander Instruments interessieren mich sehr, aber die sind schon etwas älteren Datums.
@Moogie24:
von den Wallandern gibts aber keine Streicher…
Der Ansatz mit synthetisierten Instrumenten ist flexibel und ressourcenschonend, klingt am Ende des Tages aber doch nicht so realistisch und überzeugend wie gute Samples. Kenne niemanden, der die Wallander in seinen professionellen Orchester-Mockups verwendet (vor einigen Jahren waren die mal kurz angesagt, weil man damit auch auf dem Laptop große Setups fahren konnte – das geht mit heutigen Modellen aber auch mit besseren Sounds wieder…).
Hingegen sind die (ebenfalls synthetisierten) Instrumente von samplemodeling.com beeindruckend gut, v.a. die Trompete und die Posaune(n). Tuba ist auch top, Horn ziemlich gut. Teilweise kann man die sogar wirklich als Solist vor ein Sample-Orchester setzen und sie bringen MEHR leben hinein, statt sich verstecken zu müssen. (!)
Leider sind die Klarinetten eine Liga schlechter, was meine Hoffnungen, dass diese Firma mittelfristig die endgültige Lösung für alle Instrumente wird anbieten können, doch arg eingetrübt hat…
Was mich mal interssieren würde, stört denn niemand, dass viele der Legatoloops knacken ? (wie übrigens auch HWS) Die einzigen, die das scheinbar hinkriegen sind VSL, aber da fehlt mir wiederum das Leben.
Ansonsten stehe ich schon auf LASS, kann dem Test aber in Bezug auf die Bedienung nur voll und ganz zustimmen. Plug and Play funktioniert vielleicht mit den paar Presets, aber um die Vorteile wirklich aus zu schöpfen, ist unheimlich viel Bastelarbeit nötig. Und leider ist das Interface alles andere als bedienerfreundlich.
Auf der anderen Seite machen die vielen Eingriffsmöglichkeiten LASS sehr flexibel, wenn man denn einmal ein Template gebaut hat.
Der Wunschzettel wäre also: LASS mit einem übersichtlichen Interface und besseren Loops. Dass beides möglich ist beweist VSL. Und über East West rede ich erst wieder, wenn die Krankheit namens PLAY ausgemerzt ist, die hat mich zu viel Zeit und Geld gekostet.
@Alfonso Also vom knacken der Legatoloops habe ich beim Test nichts mitbekommen. Beim Soundbeispiel „The Dark Hans Rises“ hört man ein leichtes abnehmen bzw. eher organisches „pumpen“ des Sounds, was ich aber nicht als knacken bezeichnen würde.
Ich kann deine Aussage einfach nicht reproduzieren.
@j.rauner Ich habe das besonders bei Celli und Bässen. Eindeutig unrunde, knackende Loops. Ein tiefes Knacken, kein hohes. Aber da das anscheinend niemand anderes bemängelt, frage ich mich langsam, ob ich evtl. irgendeinen Lesefehler beim installieren oder was auch immer hatte.? Auf der anderen Seite finde ich ähnliche Fehler wie gesagt auch in Hollywoodstrings und -brass. Muss ich wohl noch genauer nachforschen und die ensprechenden Tonlagen mal merken ;-)
Danke für die Antwort