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Test: Darkglass Harmonic Booster 2.0, Bass Preamp

Das finnische Taschenmesser!

6. September 2022

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Jedes Mal wenn ich ein neues Effektpedal bekomme, kommen ich dieselben Fragen: Nutze ich es wirklich? Braucht der Bass überhaupt Effekte? Und wenn ja, welche? Vielleicht mag der regelmäßige Leser hier nun genervt mit den Augen rollen, denn er kennt meine Antwort darauf bereits, trotzdem möchte ich sie hier nochmal geben: Ja, es gibt sinnvolle Effekte für den Bass, vor allem wenn sie als „Klangveredler“ arbeiten oder dazu dienen, bestimmte Spieltechniken zu erleichtern. Und unser heutiger Kandidat kann sogar beides – Jackpot!

Über die außergewöhnliche Geschichte der Firma Darkglass habe ich bereits im Test des B7K ausführlich geschrieben, für alle die sie nicht kennen unbedingt hier nachlesen! Ich bin ein Fan des in Finnland lebenden Chilenen Douglas Castro, denn seine Produkte bringen genau das mit, was ich von richtigem Bassequipment erwarte:

  • einzig allein für den Bass ausgelegt, keine Doppelfunktion für Gitarre
  • durchdachte Pedale mit klarer Funktion
  • hochwertige Verarbeitung ohne Nebengeräusche
  • kompromisslose Qualität, die entsprechend auch etwas mehr kostet
  • … und natürlich ein geiler Sound…

Noch nie ist mir eines dieser finnischen Pedale untergekommen, welche diese Eigenschaften nicht aufweisen konnte, so auch beim Harmonic Booster 2.0, den ich euch in diesem Test vorstellen möchte.

Darkglass Harmonic Booster – Features

Das Pedal gehört zu meiner Standardausstattung auf dem Board. Seit ich es besitze und spiele, haben sich jegliche GAS-Attacken für andere Booster in Luft aufgelöst, denn dieses Gerät macht einfach nur wunschlos glücklich. Der Test hier wird also eine Mischung aus Langzeiterfahrung und einer erneuten intensiven Auseinandersetzung mit dem Harmonic Booster, denn ich wollte es natürlich noch mal genau wissen. Auch habe ich gehofft, Schwächen zu finden, denn ein Testbericht ohne wirkt immer ein wenig skeptisch – oder? Um dies aber gleich vorneweg zu nehmen: Ich konnte keine finden, der Harmonic Booster macht genau das, was er soll und das auf höchstem Niveau!

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Darkglass Harmonic Booster 2.0 Bass Pre
Darkglass Harmonic Booster 2.0 Bass Pre
Kundenbewertung:
(43)

Von außen betrachtet ist das Pedal wunderbar schlicht. Das matte Schwarz mit weißer Beschriftung sieht einfach nur cool aus und sorgt für beste Lesbarkeit. Die Größe ist klassisch, auf die Abmessungen (B x T x H) 64 x 111 x 43 mm dürften mehr oder weniger wohl die meisten Hersteller zurückgreifen, so auch die Firma Darkglass. Auf der Vorderseite finden wir 4 große Potiknöpfe, 2 kleine Regler, eine LED sowie der Fußschalter. Ein- und Ausgänge sowie der Anschluss für das 9 V Netzteil wurden an den Seiten untergebracht. Natürlich funktioniert der Hamonic Booster auch mit Batterie, hierfür müssen dann aber 4 kleine Schrauben auf der Rückseite gelöst werden. Wenn wir also ein Manko bennen wollen, dann vielleicht an dieser Stelle. Bei allem Wert auf Design, tut der Klappverschluss auf der Rückseite dem Auge nicht weh und ist deutlich praktischer. 

Panel & Funktionen

Die Funktion der Regler sind schnell verstanden. Der Harmonic Booster wurde vom Hersteller als „Clean Bass Preamp“ gekennzeichnet, entsprechend hören die Potis auf folgende Bezeichnungen:

  • BOOST: Er ist unser Gain oder Volume und lässt ein Absenken und Anheben des Signals um 20 dB zu.
  • CHARACTER: Hiermit mischt man den Anteil des EQs in das Signal, was eine genau Abstimmung des Sounds erlaubt.
  • MID FREQ: Dient dazu, die Frequenz anzuwählen, die man bearbeiten möchte. Der Spielraum reicht von 250 Hz bis 2,5 kHz.
  • MID GAIN: Hebt oder senkt die angewählte Frequenz um 20 dB an oder ab.
  • BASS: Ist bei 80 Hz angesetzt und erlaubt auch wieder +/-20 dB.
  • HIGH: Ist bei 5 kHz angesiedelt und auch mit +/-20 dB dabei.

Dem erfahrene Bassisten wird beim Anblick der Daten sofort bewusst: Hier waren Kenner und Experten an der Entwicklung beteiligt, denn die Klangreglung greift genau dort ein, wo sie auch richtig sinnvoll ist. Viele Hersteller setzen z. B. die Frequenzen für die Bässe zu tief an. Aus meiner langjährigen Erfahrung auf den unterschiedlichsten Bühnen und Studios dieser Welt kann ich mich Darkglass nur anschließen, der Basston, den wir hören wollen, liegt irgendwo zwischen 70 iund 100 Hz. EQs, die tiefer rweichen, klingen im ersten Moment für sich allein gespielt zwar fett und drückend, sorgen aber im Bandmix nur für Probleme. Nahezu jeder professioneller Techniker arbeitet sowieso mit einem Low-Cut und setzt diesen in der Regel auch genau bei unseren 70 bis 80 Hz an. Natürlich sagt die Frequenz alleine nichts aus, entscheidend für den Sound ist die Kurve des Regelwegs. Trotzdem zeigt mir allein diese Zahl, dass hier mitgedacht wurde.

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Sounds & Praxis

Gleiches gilt für den Treble-Regler. 5 kHz wirkt im ersten Moment nicht so hoch, bringt aber genau die warmen und perlenden Höhen, die für einen brillanten Klang gebraucht werden. Gerade für schöne Slapsounds ist das die Frequenz zum Boosten, Marcus Miller lässt grüßen. Entscheidend für einen guten Klang sind aber vor allem die Mitten. Ganz unten bei 250 Hz bekommen wir das fette Drücken im Ton, wie man es in der Rockmusik braucht. Für Funk und Soul im Fingerstyle lässt es man es dann irgendwo um die 1200 Hz knurren und das Slappen nimmt man bei 1500 Hz und höher raus, um es richtig definiert zu machen. Dass man das Ganze noch über den Character-Regler zum cleanen Signal des Basses mischen kann, ist der letzte Beweis dafür, dass die Jungs um Douglas Castro wirklich was vom Bassspielen verstehen. Eigentlich würde ich mir die Funktion bei jedem Gerät/Pedal wünschen, denn gerade der Bass lebt von seiner Dynamik und Lebendigkeit, die mit zu viel Eingriff eben auch schnell mal verloren geht. Dazu haben wir ja auch ein von sich aus gutklingendes Instrument am Start, warum also den Sound zu intensiv verändern? Hier sind wir philosophisch betrachtet auch wieder bei meiner Ausgangsthese: Effekte für den Bass als Klangveredler sind extrem sinnvoll, die Ausgangsbasis sollte jedoch das pure Signal des Instruments sein. Mit dem Harmonic Booster kann man genau das erreichen: seinen Sound clean boosten und ihn auf den gewünschten Pegel bringen und zu diesen dann mit EQ bearbeiten, denn man von ganz leicht bis hin zu extrem stark (wenn man es braucht) hinzumischen kann.

Hiermit sind wir dann auch bei den Verwendungsmöglichkeiten des Harmonic Booster. Man kann ihn einmal als vollwertigen Preamp nutzen, hier kommen besonders passive Bässe in Frage. Das pure Bass-Signal wird auf einen Pegel gebracht, der dann über eine DI-Box direkt ins Pult läuft und/oder in eine Endstufe mit Box. Reserven hierfür hat das kleine Pedal mehr als genug, daran wird es nicht scheitern. Um das zu demonstrieren, habe ich mir meinen Fender Precision Bass von 1965 mit Flatwounds geschnappt. Wer solch einen historischen und speziellen Bass hat, möchte eigentlich auch genau diesen Sound hören und ihn nicht bis zum Gehtnichtmehr verbiegen. Trotzdem braucht es einen Preamp, um das Signal frisch und detailliert klingen zu lassen – und hier kommt der Harmonic Booster in Spiel.

Soundbeispiele

Hören wir in das Signal rein, pur und direkt ins Interface.

So weit, so gut, nun verstärken wir es mit dem Harmonic Booster, lassen den EQ aber erst mal flat, der Character-Regler steht auch null, es arbeitet lediglich der Gain/Boost.

Sofort ist zu hören, wie der Sound nach vorne kommt. Klang der Bass ohne Preamp noch etwas muffig und eingerostet, ist es nun sauber und direkt da. Nebengeräusche sind nichts zu hören, das Signal wird einfach „clean“ verstärkt, wirkt dabei aber griffiger und plastischer. Subjektiv würde ich sagen, der Sound klebt jetzt mehr an den Fingern, was mir sehr gut gefällt.

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Mehr Informationen

Im nächsten Schritt möchte ich aber noch etwas mehr in den Sound eingreifen. Wer solch einen Bass hat, liebt ganz eindeutig R&B und Soul. Neben dem obligatorischen Schwamm unter der Brücke habe ich mit dem EQ ein klein wenig die Bässe angehoben und die Höhen abgesenkt. Dazu habe ich ihm etwas von seinem Knurren genommen indem ich bei ca. 800 Hz ebenso ein wenig rausgegangen bin. Dies mische ich nun in den Sound, der Character-Regler ist so bei ca. 40 % seines Regelwegs. Das Ergebnis ist ein authentischer Sound, den Staxx oder Mowtown nicht besser hinbekommen hätten (ok, das war vielleicht übertrieben, aber ihr wisst ,was ich meine… ;-)))

Nun soll derselbe Bass mit den Flats jedoch in einer Rockband bestehen. Die Bässe und die Höhen stelle ich hierfür wieder auf neutral zurück, dafür gebe ich ihm ein ordentliches Fund an tiefen Mitten um 300 Hz hinzu. Hier darf es auch etwas mehr Anteil vom EQ sein, der Character-Regler liegt jetzt bei ca. 50 %. Nun rotz und röhrt es richtig, die Definition bleibt aber erhalten.

Zu guter Letzt wird es wieder gemächlicher, ein typischer 60er Beat-Sound soll her, so wie in Paul McCartney zu seinen besten Zeiten gehabt. Hierfür nehme ich mir das Plektrum zur Hand und booste ein paar hohe Mitten bei ca. 2000 Hz. Charakter ist weit aufgedreht, da ich diese schmatzige Frequenz auch hervorheben will. Sehr nahe am Original, oder?

In seiner Funktion als Preamp kann der Harmonic Booster absolut überzeugen. Die Möglichkeiten an Sounds sind immens, von einem chirurgischen kleinen Eingriff bis hin zum völligen Entstellen ist eigentlich alles möglich. Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist seine Funktion als Booster für gewisse Passagen oder Songs. Dies ist auch die Variante, in der bei mir im Einsatz ist. So nutze ich das Pedal für das Formen meines Slapsounds, das damit per Fußtritt abgerufen werden kann und es mir ermöglicht, diese Technik auch nur stellenweise in Songs einzubauen. Hier einmal die gleiche Linie, einmal mit den Finger gespielt und einmal geslappt. Finger waren clean ohne Booster, zum Slappen wurde er dann in entsprechender Einstellung eingeschaltet.

Ein weiterer Einsatzzweck ist der klassische Solo-Boost. Egal ob auf der Jazzsession oder in der Rockband, wirklich feinfühlige Musiker die beim Bass-Solo etwas leiser werden, sind leider schwer zu finden. Mit dem Harmonic Booster verschaffe ich mir trotzdem Gehör, indem ich das Signal anhebe und entsprechend mit dem EQ bearbeite. Nun geht während des Bass-Solos keiner mehr ein Getränk holen! Da Darkglass auch sehr bekannt für seine Verzerrer ist, wurde bei der Entwicklung des Harmonic Booster auch darauf geachtet. So lässt sich dieser wunderbar dafür nutzen, eine Zerre entsprechend anzufahren oder das verzerrte Signal im Nachhinein nochmal zu boosten und verarbeiten. Besonderes Letzteres ist eine interessante und wichtige Eigenschaft, gibt es doch viele Overdrives, die schnell an Fundament verlieren. An Einsatzmöglichkeiten mangelt also nicht, eben ein finnisches Taschenmesser.

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Fazit

Der Harmonic Booster von Darkglass ist einfach ein geiles Pedal. Seine Einsatzmöglichkeiten reichen vom cleanen always-on Preamp hin zum Booster für einzelne Passagen und machen ihn damit zu einem Schweizer Taschenmesser für eine Vielzahl von Situationen. Wie immer bei den Finnen besticht das Gerät durch eine hohe Verarbeitungsqualität und einen top Sound, weswegen es für mich zu den absolut besten Pedalen seiner Kategorie gehört.

Plus

  • klassisches Design
  • übersichtlich und einfach aufgebaut
  • intuitive Bedienung
  • top verarbeitet
  • sehr vielseitiger Klang
  • absolut nebengeräuschfrei

Minus

  • Batterie nur mit Lösen der Schrauben zu wechseln

Preis

  • 239,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Aljen AHU

    „einzig allein für den Bass ausgelegt, keine Doppelfunktion für Gitarre“

    Das stimmt schon mal nicht, jedenfalls nicht für das Darkglass Luminal. Dieser läßt sich ausdrücklich in einen „Gitarren-Modus“ schalten.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Unter -MINUS- zu schreiben “ Batterie nur mit Lösen der Schrauben zu wechseln“ sollte dem Tester, der das Gerät möglicherweise gar nicht getestet hat, eine lang anhaltende Gesichtsröte bescheren, denn das Gerät kann überhaupt nicht mit einer Batterie betrieben werden ;-)

    Aber möglicherweise hat Naris ja auch noch die erste Generation auf seinem Pedalboard. Da gab es möglicherweise noch ein Batteriefach. Wie auch immer, sowas ist einfach doof und darf nicht vorkommen.

    Aber gut, alles andere im Test kann ich 100% unterschreiben. Der chilenisch- finnische Booster ist ein hervorragender, neutral klingender Mini Preamp mit einem 3 er EQ. Insofern mein Mitnehm BAX für Bässe und Synths. Und mein alt gedienter, seit 20 Jahren genutzter Avalon U5 hat deutlich weniger zu tun.

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