Schaltzentrale zur 3-fachen Kontrolle
Made in the UK – der Drawmer CMC3 kontrolliert mit vielen Features den Weg des Audiosignals in bis zu drei Lautsprecherpaaren. Seit September 2018 erhältlich, bietet Drawmer mit dem CMC3 den mittlerweile siebten Controller an. Ist der Monitorcontroller für eine Regie/Studioumgebung mit mehreren Abhörmöglichkeiten eine gute und sinnvolle Schaltzentrale? Das zeigt dieser Test.
Drawmer CMC3 – Hintergrundwissen
Seit Anfang der 1980er Jahre ist die englische Firma um Chef Ivor Drawmer am Markt präsent. Studio- und Live-Peripheriegeräte mit analogen Schaltungen, basierend auf Röhren- oder Transistortechnik im Pro Audiobereich gehören zum Portfolio. Seit Mitte Ende der 2000er Jahre wartet Drawmer auch in Sachen Digitaltechnik auf. AD-Wandler und Plugins erweitern das Programm. Besonders hervorzuheben ist der APRS-Award, den Ivor Drawmer für sein Lebenswerk (die technischen Leistungen für die Audio-Industrie) erhalten hat. Dieser Preis ist sehr begehrt und macht dementsprechend stolz. Schaut euch dazu mal das Foto auf der Drawmer Homepage an, mehr grinsen geht nicht. Drawmer war seiner Zeit immer etwas voraus, denn viele seiner Produkte setzten internationale Studio- und Live-Standards.
Im Gegensatz zu vielem anderen Drawmer Equipment, die das Audiosignal bearbeiten und einfärben sollen, ist der Drawmer CMC3 Monitorcontroller zu jeglicher Neutralität verpflichtet, sozusagen der Schweizer im Studio, ein kleiner Klischee-Scherz am Rande. Im Ernst, der Monitorcontroller als solcher muss selbstverständlich neutral klingen, denn würde dieser den Klang verfälschen, würde jeglicher Mixdown, der ja bekanntlich vor der Abhöre in der Signalkette passiert, verfremdet dargestellt. Ein Mixdown wäre dann fast wertlos, weil unvorteilhaft eingefärbt.
Drawmer CMC3 – rein und raus
Betrachten wir die Anschlüsse des CMC3. Wir unterscheiden die Input- und die Output-Sektion. Je 2 analoge symmetrische Stereo-Klinkeneingänge stehen zur Verfügung, ebenso eine digitale S/PDIF-Cinch-Anbindung sowie eine Miniklinke für einen Aux-Weg, die getrennt geregelt beigemischt werden kann. Rechnet man die Talkback-Erweiterung um ein externes dynamisches Mikro als Eingang dazu, komplettiert das die Input-Sektion. Ein fest eingebautes Talkback-System ist im Drawmer CMC3 sowieso verbaut. Dafür ein dickes Plus, so was wird immer zentral bedienbar gebraucht.
Die Ausgänge des Drawmer CMC3 sind schnell erklärt. Drei getrennt bzw. auch gemeinsam schaltbare Boxenpaare können per symmetrischem Klinkenkabel angesteuert werden. Zusätzlich kann noch ein aktiver (Mono-) Subwoofer, einzeln angesteuert, zugeschaltet werden. Das war es aber noch nicht, ein weiteres Feature ist die Talkback- (Output-) Klinkenbuchse, lenkt sie doch das vorverstärkte Talkback-Signal unabhängig vom normalen Talkback nach draußen, beispielsweise in die DAW.
Die Drawmer CMC3 Tischstation verfügt als letztes Ausgangs-Feature über zwei unabhängige Kopfhörerverstärker, die getrennt regelbar per symmetrischer Klinke ausgegeben werden. Hinten am Gerät wird die Stromversorgung per 15 V DC-Netzteil gewährleistet.
Der CMC3 ist im Innenleben aktiv geschaltet, gibt aber keinerlei Endstufenlautstärke an die Boxen ab. Man benötigt entsprechende Endstufen oder aktive Boxen. Apropos Boxen: Möchte man mehrere Abhörpärchen betreiben, muss die jeweilige Lautstärke bzw. das Lautstärkeverhältnis zueinander an den Endstufen bzw. Boxen eingestellt werden, eine Trim-Vorrichtung gibt es nur für die Gesamtlautstärke.
Mix Check Sektion des Drawmer CMC3
Dem Drawmer CMC3 sind noch diverse Nettigkeiten zugestanden worden. Sinnvolle Tools. um den Mix zusätzlich zu kontrollieren. Der Summe liegt die Möglichkeit zur Phasenumkehrungsschaltung an. Das anliegende Stereosignal kann auf Mono geschaltet und auch gedimmt gefahren werden. Komplettes Stummschalten ist ebenfalls per Knopfdruck möglich.
Der Mix-Check-Sektion nicht direkt zugeordnet ist eine weitere schöne Zusatzfunktion. Per Tastendruck kann entweder der rechte oder linke Kanal komplett beschnitten werden. Durch diese Funktion können eventuelle Kabelfehler oder Phasenprobleme aufgedeckt werden. Dieses Feature wird erst richtig wichtig, wenn mal wirklich was defekt ist und das Problem nicht bemerkt wurde.
Der große, schwarze Drehregler des Drawmer CMC3
Im Herzen des Drawmer CMC3 befindet sich, wie wohl bei jedem gängigen Monitorcontroller, die Lautstärkeregelung. Noch mal zur Erinnerung: Jegliches Summensignal zur Box ist nicht verstärkt. Per Druckschalter kann der große, schwarze Drehregler auch auf die sogenannte Preset-Regelung geschaltet werden. Dieses Preset kann vorne am Gerät per Schlitzschraube justiert werden. Die Preset-Justierung fixiert die individuelle „Wohlfühllautstärke“ des Producers, per Knopfdruck kann sofort zu dieser Lautstärke geschaltet werden, der Master-Volume-Drehregler ist dann inaktiv. Dieses Feature lasse ich unbewertet, jeder nimmt Lautstärke individuell wahr und hat seine Abhörgewohnheiten.
Die ideale Studioumgebung für den Drawmer CMC3
Der Mensch am Mischpult möchte vor allem eines haben: einen schnellen Zugriff auf sämtliche Parameter, die im Arbeitsprozess eine Rolle spielen. Wer Aufnahmen mit anderen Menschen macht, steht immer in ständigem Dialog mit ihnen. Eine Talkback-Möglichkeit ist unabdingbar, sind die Aufzunehmenden und der Mensch am Pult meist räumlich getrennt. Wenn ein Studio kein Mischpult hat, also eine In-the-Box-Situation, muss meist ein zusätzliches Tallback angeschafft werden, denn eine DAW hat meist kein integriertes Talkback.
Wer seinen Mix erstellt, mischt logischerweise in seiner gewohnten und bestmöglich ausgestatteten Umgebung. Wer ferner über Platz und Mittel verfügt, hat ein zweites oder gar ein drittes Pärchen Boxen im Studio. Diese kann der Drawmer CMC3 getrennt wie gleichzeitig ansteuern. Ist ein Subwoofer vorhanden, kann dieser einzeln oder zusätzlich von der CMC 3 zugeschaltet gefahren werden.
Ob im kleinen oder im großen Studio, 2 oder 3 Hauptsignalquellen sind immer irgendwie vorhanden die via Monitorcontroller Gehör finden können. Meist sind das in der heutigen Zeit vor Leistung strotzende DAWs in Form von Mac und/oder PC, die ihr Summensignal via Interface in den Controller geben. Wer eine Soundkarte mit 192 kHz, 24 Bit sein Eigen nennt, kann diese direkt per S/PDIF-Schnittstelle mit den CMC3 verbinden. Auch kann per Miniklinkenbuchse eine externe Signalquelle, z. B. ein CD- bzw. DVD-Player oder ein Handy, angeschlossen werden. Das ermöglicht eine schnelle und spontane Arbeitsweise, denn wie oft kommt jemand ins Studio und möchte schnell was vorspielen, das auf seinem Handy gespeichert ist. Sicher könnte das qualitativ besser gelöst werden, denn ein vorverstärktes Handy-Signal mit kleinem Kabelquerschnitt und dürftigem MP3 ist natürlich nicht das Gelbe vom Ei. Doch hier ist Spontaneität vor Qualität zu setzen.
Eindrücke zum Drawmer CMC3 im Studioalltag
Fix verkabelt stellt der Drawmer CMC3 dank seiner Desktop-Ausmaße eine schlanke, aber hochsolide Lösung da. Trotzdem müssen einige Zentimeter Platz für alle front- und rückseitigen Audioverbindungen addiert werden.
Wer viel mit Sprechern oder Musikern, die beim Recording mit Kopfhörern spielen, arbeitet, wird das Talkback ständig nutzen. Ein verbreitetes Problem vieler Controller ist die Anordnung des internen Talkback-Mikros in unmittelbarer Knopfnähe. Leider wird das Betätigen des Knopfes unvermeidbar wiedergegeben. Drawmer hat zwar das Talkback-Mikro recht weit entfernt vom Bedienknopf angeordnet, doch generell wertige Metallknöpfe im CMC3 verbaut, dementsprechend sind diese Betätigungsgeräusche da. Eine mögliche Lösung wäre nur, am Talkback-Bereich ein Softknob oder ein Relais, das z. B. per Fuß geschaltet werden kann. Man muss sich eben arrangieren.
Ferner sind die Lautstärkepotis der Kopfhörerverstärker nicht ganz lautlos zu drehen, eine minimale Restlautstärke ist vorhanden. Das Stereobild fährt fast sofort sauber hoch, bei steigender Lautstärke ist alles 100 % ok. Wir reden von Minimalstbetrieb. Für den reibungslosen Ablauf im Alltag zeigt das jedoch keinerlei störende Relevanz. Schön gelöst ist die Lautstärkenreduktion des laufenden Input-Signals, sobald das Talkback gedrückt ist, hier wird klar signalisiert: Jetzt rede ich!
Auf der Geräteunterseite befinden sich zwei Trimmregler, um den Gesamtpegel des CMC3 justieren zu können. Die Trimm-Einstellmöglichkeiten gehen stufenlos von einer mit Minus-Plus-Skala, wobei Minus der Maximalpegel ist. Die Briten mögen es ja gerne andersrum. Die intuitiv einsetzbaren Möglichkeiten des Drawmer CMC3 machen Spaß und machen ihn zu einem soliden Begleiter in heimischer Studioumgebung. Die gewohnte Drawmer Qualität wird im Monitorcontroller CMC3 fortgesetzt.
Ich habe dem Test zwei Soundbeispiele spendiert, die die Wirkungsweise aller Mix-Check-Funktionen demonstrieren und das Talkback mit diversen Einstellungen beleuchten, entweder per internem Routing oder extern in die DAW geroutet.