Praxis
Im Live-Einsatz erweist sich der P-10 als sehr praxistauglich. Durch das aufgeräumte Design lässt er sich intuitiv bedienen. Nur eine Sache fällt negativ auf: Es gibt eine gewisse Verzögerung vom Knopfdruck bis zum Start des Videoclips. Diese beträgt etwa 2 bis 3 Frames. Für die meisten Anwendungen ist das nicht relevant, selbst rhythmisch arbeitende VJs kommen damit schnell zurecht. Nur audiovisuelle Performances, bei denen der P-10 auch Musik-Loops abspielen soll, sind dadurch leider kaum möglich.
Update: Zur Latenz siehe Bemerkung am Ende des Tests.
Was außerdem zu erwähnen ist, sind die MIDI-Schnittstellen, über die sich der P-10 fernsteuern lässt. Das bietet interessante Möglichkeit. Nur als Anreiz: Eine Live-Performance in Ableton Live, bei der die einzelnen Musik-Clips verschiedene Video-Clips auf dem P-10 triggern. Natürlich könnte auch Live oder ein anderes Programm, das MIDI-Sequenzing beherrscht, dazu verwendet werden, komplexere Abläufe zu Programmieren. Damit kann der P-10 als programmierbarer Hardware-Videoplayer dienen.
Und wer braucht sowas?
Durch den recht ordentlichen Preis von über 1.000 Euro muss sich der P-10 natürlich den Vergleich mit einem Notebook gefallen lassen: Zahlreiche VJ-Programme bieten über das reine Abspielen von Samples hinaus noch weitere Effekte, mehrere Ebenen, Sequenzingfunktionen und vieles mehr (ganz davon abgesehen, dass man mit einem Computer auch zocken kann). Der P-10 punktet natürlich erstmal durch die einfache, intuitive Bedienung sowie die Zuverlässigkeit und Absturzsicherheit, die ein spezialisiertes Stück Hardware in der Regel mit sich bringt. Ein weiterer Trumpf ist die unkomplizierte Sample-Funktion, die sich am Computer nur mit Capture-Karte, zusätzlicher Software und meist viel größerem Zeitaufwand realisieren lässt. Gerade für Last-Minute-Aktionen („Können Sie nicht noch schnell unseren Produktfilm/Logo/Getränkekarte mit einbauen?“) ist der P-10 geradezu prädestiniert.
Für wen ist der P-10 denn nun gut? Primäre Zielgruppe sind sicherlich VJs und andere visuelle Performer. Ein klassisches VJ-Setup mit Computer, Videomischer und DVD-Player lässt sich durch den P-10 sehr gut ergänzen. Eine gute Figur macht er aber sicher auch in der kleinen Live-Regie, in der kreativ gearbeitet wird.
Spaß macht der P-10 jedenfalls, er ist ein solides und zu Ende gedachtes Gerät, das seine Arbeit gut macht. Der Preis ist angemessen. Abzüge gibt es nur für die Verzögerung beim Triggern von Clips.
Update (19.02.09)
Gerade erfahre ich, dass Edirol ein Firmware-Update für den P-10 veröffentlicht hat, das einige Probleme, vor allem jedoch die Latenz beim Triggern von Clips, beheben soll. Sollte das stimmen, bedeutete das eine enorme Aufwertung des P-10 als Performance-Tool. Außerdem gibt es die Bespielungs-Software jetzt auch für den Mac.
Leider steht mir mein Testgerät nicht mehr zur Verfügung, weshalb ich die neue Firmware nicht testen kann. Sollten alle angesprochenen Schwachstellen wirklich behoben worden sein, würde der P-10 in meiner Bewertung jedoch deutlich in Richtung „Hervorragend“ rutschen.
Hier die Links:
Edirol Support Seite mit Firmware-Update und Mac-Software
Quelle: Artikel bei Create Digital Motion
PLUS
+ intuitive Bedienung
+ schnelles Sampling
MINUS
– verzögerte Wiedergabe (siehe Update)
UVP: 1.199 Euro
Straßenpreis: ca. 1.049 Euro