Bass Sound EL Dorado
Es gibt wenig, was mich nervöser macht als die Ankündigung eines neuen Synthpedals für Bass. Einerseits macht mir das Herumspielen mit Synthiesounds am Bass einen Mordsspaß, andererseits wird dieser immer wieder auch heutzutage noch durch unzureichende Tracking-Eigenschaften getrübt. Umso gespannter bin ich nun, wie sich der neue Electro Harmonix Bass Mono Synth im Testlabor schlägt, gehört er doch mit einem Preis von 125 Euro inklusive Netzteil zu den preiswerteren Vertretern seiner Art.
Electro Harmonix Bass Mono Synth: Facts & Features
Wie schon erwähnt, liegen dem Effektpedal erfreulicherweise ein passendes Netzteil sowie eine deutschsprachige (!), gedruckte Bedienungsanleitung bei. Batteriebetrieb ist nicht möglich.
Der Bodentreter selbst misst 121 x 58 x 102 mm, die Ecken des Metallgehäuses sind hübsch verrundet und die Oberfläche besteht aus anthrazitfarbenem Mattlack mit einer von den Farbtönen Türkis und Weiß dominierten Beschriftung.
Ebenfalls weiß sind die 5 Potiknöpfe auf der Oberseite des Pedals, ein einzelner nach unten abgesetzter ist mit „Type“ beschriftet und dient dazu, einen der 11 Grundsounds anzuwählen. Die 4 Potis in der oberen Reihe regeln die Lautstärken von unbearbeitetem Signal („Dry“) und Synthiesound („Synth“), das Ansprechverhalten des Geräts („Sens“) und verschiedene, je nach angewähltem Grundsound variierende Klangparameter („Ctrl“).
An Anschlüssen bietet das Gerät neben dem Netzteilanschluss an der Stirnseite noch 4 Klinkenbuchsen: Eine zum Anschließen des Instrumentes, den „Dry Output“, an dem immer das trockene Eingangsignal unbearbeitet weitergegeben wird, während der „Synth Output“ das eingestellte Mischungsverhältnis der „Dry“- und -„Synth“-Regler ausgibt, sofern das Pedal aktiviert ist. Außerdem kann (und sollte man …) an der „Exp“-Buchse ein Expressionpedal anschließen, welches weitere Klangparameter moduliert. Das sind andere als die, die mit dem „Ctrl“-Poti gesteuert werden können und ebenfalls für jeden der 11 Grundsounds unterschiedlich.
Von den bekannten Electro Harmonix Fußschaltern aus Metall sind zwei Stück verbaut, der rechte schaltet das Gerät an und aus, der linke dient zum Speichern und Abrufen von Presets.
Das Pedal kann pro Grundsound ein Preset abspeichern, das sämtliche Reglereinstellungen und die Stellung des Expressionpedals enthält.
Eine einzelne, in verschiedenen Farben leuchtende LED sitzt mittig im oberen Drittel der Front und erfüllt verschiedenste Aufgaben. So signalisiert sie, ob der Electro Harmonix Bass Mono Synth aktiv ist, hilft beim Justieren des „Sens“-Reglers und beim Programmieren und Aufrufen von Presets.
Man kennt es kaum anders von diesem Hersteller und so kann man auch hier wieder eine professionelle, robuste Bauart mit hoher Qualität von Buchsen, Schaltern und Potis attestieren. Auch der Drehwiderstand der Regler ist angenehm schwergängig und schützt obendrein vor versehentlichem Verstellen der Regler beim Transport. Die Verarbeitung gibt keinen Anlass zur Kritik.
Electro Harmonix Bass Mono Synth: Sound & Praxis
Zunächst ist das Tracking der entscheidende Punkt, der über die Tauglichkeit eines Synthiepedals entscheidet: Wie exakt reagiert die Sound Engine auf die gespielten Töne, werden alle erfasst oder einige verschluckt, wie sieht es mit der Latenz (Verzögerung) aus und wie gut kann das Gerät Nebengeräusche wie Rutschgeräusche der Finger oder Klopfgeräusche, die beim Abdämpfen der Saiten entstehen können, von den „gewollten“ Tönen unterscheiden?
Beim vorliegenden Produkt ist die Antwort auf diese Fragen nicht so einfach, da sich jeder Grundsound („Type“) des Pedals da unterschiedlich verhält. Dies erfordert bei unterschiedlichen Sounds oft auch eine Nachjustierung des „Sens“-Reglers, der die Empfindlichkeit der Sound Engine anpasst. Aber selbst dann funktioniert das Tracking nicht bei jedem Sound gleich gut.
Grundsätzlich muss man natürlich auch recht sauber und deutlich spielen und da es ein Mono-Synthesizer ist, darf immer nur ein Ton auf einmal erklingen, auf mitschwingende Leersaiten oder Ähnliches ist also besonders zu achten, da das Gerät sonst unberechenbar reagiert. Die verschiedenen Bässe, mit denen getestet wurde (aktiv, passiv, mit Roundwound- oder Flatwound-Saiten) interagieren alle ähnlich gut mit dem Pedal, wobei eine möglichst ausgeglichene Ansprache aller Töne auf dem Instrument hilfreich ist. Mit sehr brillanten neuen Saiten, die viele Obertöne erzeugen, kommt das Gerät hier im Test nicht ganz so gut zurecht, da „findet“ es ab und an nicht den Grundton vor lauter Obertönen. Fingerstyle und Plektrum funktionieren beide gleich gut, Slap-Technik eher nicht so gut.
Ein hervorragendes Tracking kann man beim Type „Acid“ feststellen. Die recht schnelle Fingerstyle-Bassline wird ohne Probleme umgesetzt:
Im folgenden Beispiel ist beim Type „Laser“ der „Ctrl“-Regler, der hier die Hüllkurve des Filters regelt, einmal auf „Null“ und einmal auf „Voll“ gestellt, während mit dem Expression-Pedal die Cutoff-Frequenz moduliert wird:
Beim Type „Sub“ liegt die Cutoff-Frequenz ebenfalls auf dem Expression-Pedal, währen „CTRL“ einen zusätzlichen Suboktavoszillator hinzumischt:
Einige Types haben meines Erachtens nicht genügend Fundament, um in einem Arrangement die tieffrequente Basis zu erzeugen. Diese sollte man dann mit dem unbearbeiteten Signal mischen. Hier ein paar Beispiele solcher Sounds, alle mit Expression-Pedal moduliert:
Verhältnismäßig zickig in Sachen Tracking verhielt sich dieser Typ:
Wobei dieser Sound trotzdem noch spielbar und musikalisch einsetzbar ist. Man muss nur besonders exakt und akzentuiert spielen, was gerade live nicht immer einfach ist …
Einige Types bestechen durch weitreichende Modulationsmöglichkeiten:
Insgesamt bietet das aktuelle Synthpedal aus dem Hause Electro Harmonix eine breite Klangpalette mit vielen gut einsetzbaren und durch Modulationsmöglichkeiten lebendige und interessante Sounds. Das Tracking ist größtenteils gut bis sehr gut, einige Sounds funktionieren perfekt, andere weniger gut.
Für mich ist es das Bass Synthiepedal mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt.
Gitarristen wollen wie Keyboarder klingen, Keyboarder wie Gitarristen. Verkehrte Welt.
@Dirk Matten Früher wollte man mit Synthis den Sound von „echten“ Instrumenten imitieren, heute ist es umgekehrt ;)
@Dirk Matten David Gilmoure hasst diesen einfachen Trick…
@Dirk Matten Dirk es dreht sich um Bass.
@TobyB Wer Bass will, sollte einen nehmen.
@Dirk Matten Danke Dirk nicht auf nüchternen Magen.
@Dirk Matten …oder halt ein EHX Bass9.
Müde Suppe. Besser man stellt sich eines der vielen kleinen analogen Schätzchen hin, Auswahl gibt’s da grade mehr als genug. Ich empfehle little PHATTY oder Monologe. Dann klingt auch.
Dieses Gerät verleiht dem Begriff „Furzkiste“ eine völlig neue Dimension.
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Wie wäre es mal mit einem Demo eines Trommelgerätes, das durch dieses Pedal geschickt wird? Vielleicht klingt es dann interessanter.
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Ich kann da durchaus ein wenig Charme mit entdecken. Aber ob das für ne amtliche Produktion reichen würde…???
In jedem Fall ist der Trash-Faktor hoch und das kann ja mitunter auch ein Argument sein :-)
@Marco Korda Marco, ich bin erklärter EHX Fan und hab diese Dose schon länger. Christian geht noch recht zahm mit ihr um. Dennoch kann man sowas brauchen. Und natürlich kannst du damit amtliche Produktionen machen.
@TobyB umso besser. Ich bin durchaus in Gitarre und Bass zuhause und kann das nämlich spielen und hatte ohnehin schon überlegt, das mal in meine elektronische Produktion mit einzubringen. Da könnte dieses kleine hübsche Kistchen durchaus hilfreich sein, n’est pas?
@Marco Korda Hallo Marco,
probiere es einfach aus :-) Das coole bei den EHX Pedalen das du die Expression auch über CVs modulieren kannst.