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Test: ESP LTD B206, Bassgitarre

Idealer Bass für Einsteiger

7. Juni 2022

Der 6-Saiter genießt unter den Bassisten ein recht zwiespältiges Verhältnis. Für die allermeisten ist er keine Option: zu groß, zu schwer, zu viele Saiten. Eine kleine, aber feine Gemeinde jedoch empfindet ihn als das einzige richtige Instrument, denn es lässt ihnen die volle Freiheit in jeglicher Hinsicht. Egal ob die ganz tiefen Töne verlangt werden oder es um hohen Register im Lager der Gitarrist geht, mit dem 6er kann man sprichwörtlich alles bedienen. Berühmt gemacht hat ihn der große Anthony Jackson, der damals mit Vinnie Fodera einen der ersten E-Bässe dieser Art entwickelte. Seitdem hat es immer wieder kontroverse Diskussionen über die Sinnhaftigkeit dieses Instruments gegeben, sowohl was Stimmungen (B-E-A-D-G-C oder E-A-D-G-h-e?) als auch Verwendung betrifft. Die Meinungen diesbezüglich sind verschieden – und das ist auch gut so, Vielfalt bereichert! Die fünfsaitige Version gibt es übrigens hier:

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ESP LTD B-205SM STBLKS
ESP LTD B-205SM STBLKS
Kundenbewertung:
(28)

Meine persönliche Ansicht zu dem Thema: Der 6-Saiter ist die konsequente Symbiose aus Kontrabass und E-Bass. Die Stimmung in Quarten wie das tiefste Streichinstrumente, dazu Bauform und Bünde wie eine Gitarre. Der große Tonumfang kann sinnvoll und nützlich sein, ist aber nicht in jeder Stilrichtung von Nöten. Jazz, Metal und Fusion im Fingerstyle profitieren, andere Techniken wie z. B. slappen oder das Spiel mit dem Plektrum sind tendenziell schwieriger umzusetzen. Ich besitze einen 6-Saiter, über den ich an dieser Stelle bereits geschrieben habe, den ich gerne in gewissen Situation einsetze, jedoch ist das Instrument für mich eher eine Ergänzung als eine Dauerlösung. Aber ich kenne Kollegen, die sich in der Zwischenzeit ausschließlich auf 6 Saiten bewegen und damit auch sehr erfolgreich sind. Am Ende bleibt es eine individuelle Entscheidung.

ESP LTD B206 – die Specs

Die japanische Firma ESP, was für Electric Sound Products steht, blickt auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurück. Gegründet im Jahr 1975 von Hisatake Shibuy als Vertrieb für Ersatzteile, wurden ab 1983 Gitarren und Bässe im Kundenauftrag gefertigt. Mit zunehmender Berühmtheit und einer Zweigstelle in New York wurden die Rufe nach günstigen Instrumenten für jedermann laut. Also wurde im Jahr 1996 die Tochterfirma LTD ins Leben gerufen (ähnlich wie Squier und Fender), um diesen Part zu übernehmen. ESP und LTD haben ihr musikalisches Zuhause vor allem in härteren Stilrichtung gefunden und werden von einer Vielzahl renommierter Künstler gespielt, wozu u. a. Metallica und Rammstein gehören.

Unser Testinstrument soll den Einstieg in die Welt der 6 Saiten für jedermann bezahlbar machen. Der ESP LTD B206 kommt im klassischen Design daher. Die Formgebung ist klar von Leo Fender inspiriert und liegt irgendwo zwischen einem Precision und Jazz Bass mit verlängertem Horn. Der Korpus besteht aus Esche und gehört zu den dicken und massiven Vertretern seiner Art, ohne dabei aber unförmig oder klobig zu wirken, was an dem schwungvollen Shaping liegt. Diese Konturen setzen sich auch auf der Oberseite des Basses fort, auf dem eine schöne Decke aus Spaltet-Maple thront. Optisch passt das gut zusammen, es nimmt dem Korpus sein Volumen und lässt ihn durchaus auch schlank erscheinen.

Mit 6 großen Schrauben ist der Hals bombenfest am Korpus befestigt. Dieser besteht aus Ahorn mit zwei Streifen Jatoba, einem Holz aus Brasilien, das noch unter dem Namen Courbaril bekannt ist. Aus der gleiche Art besteht auch das Griffbrett, was dadurch den Eindruck erweckt, aus dem bekannten und beliebten Material Rosewood/Palisander zu sein (Zufall?!). Die Maserung des Griffbretts verläuft vertikal und passt optimal in die Linienführung. Die Kopfplatte mit den für ESP charakteristischen Spitzen und Kanten ist Matched-Headstock und beinhaltet ebenso das Top aus Spalted-Maple. Da diese abgewinkelt wurde, braucht es keinen Saitenniederhalter, um für eine optimale Saitenspannung zu sorgen. Die komplette Hardware des Basses besteht aus schwarzem Nickel und funktioniert einwandfrei. Im Elektronikfach findet sich ein 3-Band-EQ, der wie die Pickups aus eigenem Hause stammt.

Insgesamt macht der ESP LTD B206 einen gut verarbeiteten Eindruck. Nicht alles ist perfekt, das eine oder andere Bundstäbchen ist etwas scharfkantiger, auch gibt es minimale Lücken zwischen Hals und Korpus, was aber erst bei genauem Hinsehen auffällt. In Anbetracht des Preises geht das auch völlig in Ordnung, dazu hat keinerlei Auswirkung auf die Bespielbarkeit. Ein rein optisches Manko ist in meinen Augen die Modellbezeichnung im 12. Bund. Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat, vielleicht mag das mancherorts hip und cool sein, auf mich wirkt es irgendwie billig und passt nicht in das sonst stimmige Gesamtbild.

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ESP LTD B206 – Haptik und Spiel

Mit einer 35er Mensur und 6 Saiten klingt der ESP LTD B206 auf dem Papier erst einmal furchteinflößend. Ein angenehm dünner und samtig lackiert Hals erzeugen aber das genau Gegenteil und machen ihn extrem leicht zu bespielen. Mir ist sogar beim ersten Anspielen gar nicht bewusst gewesen, dass wir es hier mit einem Extra-Longscale zu tun haben, so mühelos und leicht lässt es sich greifen. Er beim Lesen des Specs wurde mir dann auch klar, warum die tiefe B-Saite so unglaublich mächtig und kraftvoll klingt. Hier zeigt die extra Länge ihre Wirkung, bereits unplugged ohne Amp growlt der Bass wunderbar in den Tiefen und erweckt in mir die Assoziation von Thors Hammer und seinem Donnergrollen. Trotz seinem höheren Gewichts schwingt das Instrument gut durch und ist damit richtig laut. Das Halsprofil könnte man als „dünnes U“ bezeichnen, schmiegt sich schön an die Hand und unterstützt eine Haltung aus dem Lehrbuch. Diese ist beim einem 6-Saiter auch bitter nötig, mit dem berühmten Daumen auf dem Griffbrett kommt man hier nicht sehr weit.

Am Gurt hängt das Instrument ausgewogen am Körper. Eine minimal leichte Kopflastigkeit macht sich bemerkbar, jedoch ist das absolut im Rahmen und weit weniger ausgeprägt, als man es von klassischen Fender Modellen her kennt. Das ausgeprägte Shaping auf der Rückseite sorgt bei einer hohen Spielposition (welche die meisten bei einem 6-Saiter haben werden) für eine vertikalere Position des Halses, so dass die Greifhand bequem alle Lagen erreichen kann. Das Gewicht des Test-Instruments liegt irgendwo bei 5 kg und ist damit schwer, aber noch im Rahmen. Mit einem breiten und gut gepolsterten Gurt sollte man hier keine Probleme bekommen. Das Shaping auf der Oberseite des Korpus sorgt ebenso dafür, dass die rechte Hand einfach auf den Korpus aufgelegt werden kann. Hier hat man sich wirklich ein paar Gedanken gemacht und Design mit Funktionalität gut miteinander verknüpft.

Bei dem vielen Lob muss leider auch ein kleiner Negativpunkt erwähnt werden: Die Saitenlage ist leider nicht schnarrfrei-tief einstellbar. Trotz längerer Versuche habe ich es nicht hinbekommen, was am Ende dazu geführt hat, dads ich ihn wieder in die Werksposition zurückgesetzt habe (Chapeau an die Endkontrolle, die den Bass so rausgegeben hat). Nun meckere ich hier auf hohem Niveau, denn ich möchte nicht den Eindruck vermitteln, dass diese besonders hoch wäre. Würden wir hier über einen 4- oder 5-Saiter sprechen, hätte ich es wohl nicht mal erwähnt. Bei einem 6er hat diese Thema jedoch eine besondere Bedeutung. Das Griffbrett ist nun mal breiter, denn es müssen ja auch mehr Saiten untergebracht werden. Daher haben solche Faktoren einfach einen größeren Einfluss, man ist über jede Ersparnis bei Thema Kraft froh. Auf dem ESP LTD B206 muss man ein wenig mehr arbeiten. Aber auch hier gilt es aber, das alles in Relation zum Preis zu sehen und die dafür gebotene Qualität ist richtig super.

ESP LTD B206 – Klangbeispiele

Am Amp gespielt bleibt der Sound des EPB LTD B206 erdig, tief und klar, leider aber auch etwas eng. Diese Kompression kommt wohl von der Pickups her, die wie typische Humbucker klingen und eine nasalen Note mitbringen. Der Bass lässt sich nur aktiv bespielen, einen passiv Schalter gibt es nicht. Die Position der Pickups dürfte ihn etwa der eines Precis (vermutlich ein Tick weiter vorne) und einem Jazzbass entsprechen. Hören wir uns diese zu Beginn erst einmal mit Neutralstellung des EQ an. Weil beim 6-Saiter es besonders auf die Ausgewogenheit zwischen den Lagen ankommt, habe ich mal einfach eine D-Dur Tonleiter über 3 Oktaven vom tiefen D im 3. Bund auf der B-Saite bis zum hohen D im 14. Bund auf der C-Saite gespielt.

Both Pickup

Neck-Pickup

Bridge-Pickup

Das Nasale im Klang ist eindeutig zu hören, jedoch naturgemäß am Bridge-Pickup am deutlichsten ausgeprägt. In Mittenstellung gefällt mir der Klang persönlich am besten, er ist kraftvoll und klar mit einer schönen Portion Knurren im Klang. Dabei sind immer alle Register gut zu hören, es gibt keine Überbetonung in einer Lage. Hören wir nun in ein paar Grooves rein, bei denen der EQ mit zu Einsatz kommt:

Dank des EQs kann man flexibel in den Sound eingreifen und einiges aus dem Instrument herausholen. Ich höre 3 sehr solide Grundsounds über die verschiedenen Pickups, mit denen man verschiedene Bandsituationen abdecken kann. Die Definition und Tiefe bleibt dabei immer erhalten, 6 Saiten erzeugen eben viel Spannung auf dem Hals und das Gewicht des Instruments tut sein übriges. Mit einem gutem externem Preamp und/oder diversen Effekten liefert der ESP LTD B206 sehr ordentliche Grundsounds, die als Ausgangsbasis für weitere Spielereien verwendet werden können. Dazu sind Pickups und Elektronik bekanntlich schnell ausgetauscht. Eine kleine Optimierung in dieser Richtung kann dieses schwingungsfreundliche Instrument noch mal auf ein ganz anderes Niveau heben. Vielleicht dazu die Bünde beim Gitarrenbauer richtig abrichten lassen und man bekommt einen verdammt guten 6-Saiter Bass für unter 1000 Euro!

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ESP LTD B206 Natural Satin
ESP LTD B206 Natural Satin
Kundenbewertung:
(49)

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Fazit

Der ESP LTD B206 ist ein im besten Sinne rundum solides Instrument. Gute Verarbeitung, tolle Bespielbarkeit und schöne Optik sorgen dafür, dass der Einstieg in die Welt der 6-Saiter von Beginn an viel Spaß macht. Mit etwas Zeit und Muße und vielleicht der einen oder anderen kleinen Nachinvestition bekommt man hier viel Bass für bezahlbares Geld und ist für jede Situation gewappnet.

Plus

  • tolle Bespielbarkeit
  • solide Verarbeitung
  • stimmige Optik

Minus

  • tiefe Saitenlage nicht schnarrfrei
  • Pickups im Sound etwas zu nasal

Preis

  • 649,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    moinho AHU

    Um die Kollegen, die nen Sechssaiter sowieso immer für Blasphemie hielten, endgültig zu verschrecken, ist die beste Stimmung ohnehin A-E-H-Fis-D-A ;-P

  2. Profilbild
    elkfield

    Danke für den Tipp. Habt ihr auch einen guten Tipp für einen Einsteiger Bass mit 4 Saiten?
    Und einen Tipp für den passenden Bass Verstärker zum Einstieg?

      • Profilbild
        elkfield

        @Naris Sebastian Stolz Ich dachte in etwa an ein Budget von 800€ – ich rechne in etwa mit 500 für den Bass und 300 für den Verstärker.

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