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Test: ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK, E-Gitarre

Nach vorne in die Vergangenheit!

27. Februar 2022

Schon bei der Beschreibung des Lieferscheins musste ich heftig schmunzeln. „Rainbow Crackle“ als Finish reichte bereits völlig aus, um zu wissen, was sich mir nach dem Auspacken des Instruments optisch entgegenstrecken würde. Die Uhr wurde binnen Sekunden um ca. 35 Jahre zurückgedreht und wer außer mir sollte schon einen Testbericht über dieses Instrument verfassen? Also dann, Haare gerichtet, respektive beim modischen Kurzhaar-Jungvolk oder dem gesetzten Hair-Metaller die Perücke platziert und los geht’s mit der ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK.

ESP LTD Eclipse ´87 Rainbow CRK Test

ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK Profil

Das Konzept der ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK

Vor vielen Jahren als preisgünstige Alternative zu ESP Guitars gestartet, in einer Zeit, als in der Fertigungsqualität zwischen der Mutterfirma und dem LTD Sprössling noch ein großer Abstand klaffte, hat sich LTD in den letzten Jahren still und leise zu einem durchgehend hochwertigen Hersteller gemausert. Nach der Abkehr von der chinesischen Fertigung bieten die Instrumente, welche nunmehr überwiegend in Indonesien oder wie diese ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK in Korea gefertigt werden, ein gutes bis sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und müssen sich in keinster Weise mehr als „zweite Wahl“ bezeichnen lassen.

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Warum aber der große Schmunzler, wie zu Beginn des Testberichts beschrieben? Nun, zweifelsohne zählt das verwendete Rainbow Crackle Finish, neben den Augenkrebs fördernden Neo Pink, Green, Yellow RG Varianten aus dem Hause Ibanez zu dem optisch ultimativen 80s-Galore Bestand, bei dem es noch heute jedem in Ehren ergrauten Schwanzrocker ganz warm ums Herz wird. Einmal mehr ist es müßig, eine optische Wertung für eine solch polarisierende Lackierung abzugeben, aber mir gefällt das Diametrale an dem optischen Konzept. 50 % aller Gitarristen werden die Lackierung lieben, 50 % werden sie hassen, aber 100 % reden darüber, meines Erachtens immer eine gute Leistung aus der Marketing-Abteilung. Was sich von anderen ESP LTD Modellen so bestimmt sicher nicht sagen lässt:

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Dabei gab es gar nicht einmal so viele Hersteller, welche dieses Finish seiner Zeit abseits des Custom Shops als Serienmodell angeboten haben, was auch an dem vergleichsweise größeren Aufwand in der Herstellung liegen könnte. Bei besagter Lackierung bedarf es nämlich zwei Lackierungsschritten mit abgestimmten Lösungs- und Trocknungsschritten, um den besagten Crackle-Effekt zu erzeugen. Ich selber hatte einmal unfreiwillig einen Crackle-Effekt auf einer meiner noch selbstlackierten Stripes Trademarks, als ich in völliger Naivität und Unwissenheit eine schwarze Explorer mit weißen Streifen versehen habe und diese anschließend fett mit Klarlack versiegeln wollte. Der Klarlack, löste die weißen Streifen wieder an, trocknete schneller als die weiße Farbe und zerriss beim Zusammenziehen während der Trocknung die weißen Streifen. Meinem Wissen nach wird dies heute mit Vereisungsspray gemacht, ich bin mir diesbzgl. aber nicht ganz sicher.

Sicher ist jedoch, dass zunächst die Rainbow-Streifen auflackiert werden, danach eine deckende schwarze Lackierung darüber, die dann wieder aufgerissen wird. Das Schöne daran ist, jede Lackierung ist einzigartig, da sich der „Aufriss“ nie 1:1 kopieren lässt. Sehr schön auch, dass sich das Finish über das gesamte Instrument inklusive des Halses und der Kopfplatte erstreckt.

ESP LTD Eclipse ´87 Rainbow CRK Test

ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK Front

Die Konzeption

Bei allem 80er-Flair wird der eine oder andere Experte aber schon einige Unterschiede zu damaligen Bauart wahrgenommen haben. Besonders auffällig ist das Verwenden der Eclipse Bodyform, eine Art „Powertele“, ähnlich der beliebten „Powerstrat“, welche LTD ebenfalls in Crackle Finish im Angebot hat. Auch ungewöhnlich ist die Verwendung der kurzen Mensur von 24,75 inch (62,8 cm), was man im Tele-Bereich nur sehr selten antrifft. Auch der durchgehende, aus drei Teilen bestehende Hals aus Ahorn mit angeleimten Mahagoni-Korpusflügeln ist eher die Ausnahme zu den nahezu immer geschraubten Fender Hälsen.

In Sachen Shaping hält sich die ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK stark zurück und verfügt außer einem dezenten Violin-Shaping auf der Korpus-Oberseite und dem „Rippenschoner“ auf der oberen Rückseite des Korpus über keine weitere Modifikationen im Holzbereich. Allerdings hat LTD einen sehr geschmackvollen Hals-Korpus-Übergang gefräst, welcher das Spiel in hohen Lagen ungemein erleichtert. Wer das genaue Gegenstück kennenlernen möchte, ich hatte erst gestern wieder einmal meine ’79 Les Paul Custom in den Händen, da hackt dir das Binding ab dem 15. Bund mit einer Vehemenz in die Handfläche, dass es nur so kracht.

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Die Halsform wird vom Werk aus als „Thin U“ bezeichnet, was das Griffgefühl meines Erachtens sehr gut beschreibt. „Fleischiger“ als das klassische „D“, aber weit vom klassischen „U“ oder gar „C“ entfernt. Auch der Griffbrettradius des Ebenholzgriffbretts von 350 mm wird den meisten Usern in Sachen Bequemlichkeit wohl sehr entgegen kommen. 24 Jumbo-Bünde runden den „modernen“ Spielansatz des Instruments ab und ermöglichen die gängigen Tap- und Bend-Techniken.

In Sachen Pickups setzt LTD auf die bewährte Kombination Seymour Duncan ’59 am Hals und Seymour Duncan JB an der Brücke, wobei beide Pickups über die Push/Pull-Funktion des Mastertone-Reglers gesplittet werden können. Als weitere Regelmöglichkeiten verfügt das Instrument über einen Mastervolume-Regler und einen Dreiwegeschalter. Die beiden Regler und der Schalter sind von hoher Qualität, allerdings empfinde ich persönlich die Position des Dreiwege-Schalters als etwas unglücklich. Er ist durch den Fakt, dass er von oben gesehen relativ nah hinter dem Volume-Regler angeordnet ist, nur schwer zu erreichen und es besteht die Möglichkeit, dass bei der Hals-Pickup-Einstellung der Schalter bei der Betätigung des Volume-Reglers versehentlich umgeschaltet wird. Auch der dort positionierte Vibratoarm erschwert die Erreichbarkeit zusätzlich. Dies ist allerdings eine rein subjektive Wertung von einem Musiker, der sich über Jahrzehnte an die Toggle-Switch-Position einer LP gewöhnt hat.

Die ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK gibt es in zwei Ausführungen, mit und ohne eines Floyd Rose 1000 Vibratosystems. Wie bei nahezu allen anderen Instrumenten auch, welche über ein Floyd Rose System verfügen, hat auch die ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK den berüchtigten „Hallspiralen“-Effekt, welcher auf dem Nachschwingen der Federn des Vibratoblocks beruht. Wer bei hartem Staccato-Spiel seinen Ton besser definieren möchte, sollte entsprechendes Dämpfungsmaterial wie zum Beispiel Schaumstoff um die Federn legen. Eine schöne Detaillösung ist einmal mehr die geschlitzte Abdeckplatte auf der Rückseite des Korpus, bei der man die Federspannung mittels eines Kreuzschraubendrehers verändern kann, ohne dass man die Platte abnehmen muss. Eine zusätzliche Feder plus alle nötigen Inbusschlüsseln liegen dem Instrument als Lieferumfang bei.

ESP LTD Eclipse ´87 Rainbow CRK Test

ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK Back

Die ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK in der Praxis

Einmal mehr entpuppt sich die Kombination eines durchgehenden Halses mit einem Floyd Rose Vibratosystem als beste Kompensation des Sustain-Verlustes durch das Vibratosystem. Das Schwingungsverhalten der Gitarre ist in der Tat sehr gut und selbst im unverstärkten Modus ohne jede Gain-Unterstützung deutlich spürbar. Dead-Notes oder absterbende Töne konnte ich im gesamten tonalen Spektrum nicht finden, was für eine gelungene Abstimmung in der Konstruktion an sich spricht. Das gesamte Spielgefühl ist sehr rund und ausgewogen, wobei das Instrument eine große klangliche Flexibilität an den Tag legt.

Aufgrund der splitbaren Pickups deckt die ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK in der Tat einen sehr breiten Bereich ab, der weit über den Hard’n’Heavy-Bereich, den man dem Instrument aufgrund des optischen Erscheinungsbildes zutraut, hinaus geht. Wer es schafft, die Optik des Instruments auszublenden oder aber als neutrales Element der persönlichen Performance zu betrachten, kann mit den insgesamt 6 Grundsounds nahezu alle Stilrichtungen abdecken, die ein breitgefächertes Portfolio in Anspruch nimmt. Die SD-Pickups erledigen ihren Job einmal mehr zur absoluten Zufriedenheit, zumal sie in dieser Konstellation schon unzählige Male verbaut wurden. Würde mich interessieren, ob Jeff Beck sich des riesigen Erfolgs seines Signature-Pickups bewusst ist.

Alles in allem kann die ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK im Studio viel mehr, als man ihr aufgrund ihrer Optik zutraut. Ein Hingucker allemal, sofern es das persönliche Selbstbewusstsein zulässt. Die Klangbeispiele wurden mit einem Engl Savage MKII, einem Marshall 412 mit Celestion G12 T75 und 2 Stück SM 57 eingespielt.

ESP LTD Eclipse ´87 Rainbow CRK Test

ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK im Studio

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Fazit

Mit der ESP LTD Eclipse ’87 Rainbow CRK führt der Hersteller eine sehr flexible und optisch polarisierende Gitarre in seinem Portfolio. Mittels der auffälligen Rainbow Crackle Lackierung hat die Gitarre eine massive 80er-Reminiszenz im Gepäck, was die User bereits auf den ersten Blick in zwei Lager spaltet.

Man sollte sich aber nicht von der Optik übermannen lassen und ein offenes Ohr für die hochwertigen und flexiblen Sounds bewahren. welche sich aufgrund der sehr guten Einzelkomponenten aus der „Powertele“ entlocken lassen. Außerdem, es ist wirklich völlig egal, welche Farbkombination man auch der Bühne als Outfit tragen möchte, die ESP LTD Eclipse ´87 Rainbow CRK passt optisch auf jeden Fall.

Plus

  • Schwingungsverhalten
  • große Soundvielfalt
  • Verarbeitung

Minus

  • Position Dreiwege-Schalter

Preis

  • 1.249,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Niki

    Ich hatte die Gitarre vor ein paar Tagen in der Hand. Die aufwändige crackle „Lackierung“ ist zwar schön anzuschauen, jedoch von der Farbgebung her kam sie mir für das wofür sie eig gebaut ist irgendwie nicht in Frage.
    Rote crackle auf schwarz oder Weiß/grau oder blau auf schwarz wäre schon eher die richtige Richtung. Geschmäcke sind aber verschieden.

    Ich habe mich für etwas aus der Black Metal Reihe entschieden und gleich ne powerstation mitgenommen. Danke für den tip Axel.

  2. Profilbild
    OscSync AHU

    Ooooh, Crackle-Lackierung….. Das war der Traum meiner frühen Teenager-Tage! Beim lokalen Musikalienhändler stand eine Weile eine Hohner-Gitarre mit so einer Steinberger-Vibratostilblüte der Zeit in einer Crackle-Variante im Schaufenster, ich glaube ST Scorpion oder so. Habe ich mir auf dem Heimweg nach dem Gitarrenunterricht immer wieder angeschaut. Glaube bei den Toten Hosen auch mal so ein Design gesehen zu haben. Nach der LTD ´87 Cult im Vernon Reid-Design, die es vor ein paar Jahren gab, eine weitere Versuchung, sich einen Jugendtraum zu erfüllen. Wobei mich die ´87 Mirage im Crackle-Design noch deutlich mehr anspricht. Aber wer will einen alten Mann mit so einer Gitarre sehen……

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @OscSync „Aber wer will einen alten Mann mit so einer Gitarre sehen……“

      Die gleichen Leute, welche bei Mötley Crüe, Scorpions und all den anderen, welche sich bereits aufgelöst hatten und jetzt wieder die Konten füllen, für volle Häuser sorgen ;-)

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