Solider britischer Achtkanäler
Bereits Anfang des Jahrtausends stellte der renommierte Preamp-Fabrikant Focusrite zum ersten Mal einen für damalige Verhältnisse den bezahlbaren achtkanaligen Mikrofonvorverstärker Octopre vor, der ohne optionale Digitalwandlung für knapp 1300,- Euro zu haben war und für „unwichtige“ Spuren wie Tom-Mikrofone oder ähnliches auch in Profistudios zum Einsatz kam. Ungleich günstiger bei einem Ladenpreis von 419,- Euro inklusive D/A-Wandlung und ADAT-Schnittstellen ist der aktuelle Vertreter der Octopre-Familie zu haben, der Gegenstand dieses Testberichtes ist der Focusrite Scarlett Octopre!
Heutzutage hat man zusätzlich die Auswahl zwischen zwei weiteren Varianten, dem Focusrite Scarlett Octopre Dynamic, der pro Kanal über einen analogen Einknopf-Kompressor verfügt (Ladenpreis: 649,- Euro) und dem Focusrite Clarett Octopre (Ladenpreis: 729,- Euro), dessen Preamps im hochwertigeren „Clarett“-Design gehalten sind.
Lieferumfang des Focusrite Scarlett Octopre
Dem Testkandidat liegt als mitgeliefertes Zubehör lediglich ein Euro-Netzkabel sowie 4 selbstklebende Gummifüße für den Desktop-Betrieb bei. Das Netzteil ist lobenswerterweise im Gehäuse integriert. Weniger lobenswert ist der Verzicht auf jegliche Form von gedruckter Anleitung, hierfür wird auf das online verfügbare, immerhin auch in deutscher Sprache vorliegende Handbuch verwiesen.
Entscheidet man sich für eine Produktregistrierung bei Focusrite, erhält man noch das wirklich attraktive „Time and Tone“-Bundle von Softube (allerdings muss man sich hierfür noch für den Newsletter von Softube anmelden) sowie zwei Focusrite Plugin-Suiten.
Äußerlichkeiten des Focusrite Scarlett Octopre
Das 1 HE hohe und im 19″-Format ausgeführte etwa 28 cm tiefe Gehäuse ist, wie bei der Scarlett Serie üblich, in rot anodisiertem Aluminium gehalten, was ausgesprochen edel, robust und hochwertig wirkt. Ebenfalls sehr edel fühlen sich die 8 gummierten Gain-Potis mit ihrem gut gewählten Drehwiderstand an, ebenso die Druckknöpfe, denen jeweils eine Status-LED zugeordnet ist.
Hier bemerkt man den günstigen Preis in keiner Weise, der günstige Achtkanäler kann in Sachen Anfassgefühl durchaus mit Nobel-Equipment mithalten.
Auf der Frontseite links befinden sich zwei der 8 Eingänge. Diese sind als Kombibuchsen ausgeführt, sodass sowohl Mikrofone per XLR als auch Instrumentensignale mit Klinkenkabel benutzt werden können, die Eingänge müssen dafür per Druckknopf umgeschaltet werden. Der Widerstand der Eingänge beträgt dann ein Megaohm und eignet sich somit für die üblichen E-Gitarrensignale und ähnliches.
Des Weiteren gibt es für jeden Kanal einen eigenen Pad-Schalter für die Mikrofonsignale, die Phantomspeisung hingegen lässt sich jedoch nur in Vierergruppen schalten.
Die Aussteuerung lässt sich am Gerät selbst über einen rechtsseitig angeordneten, 8x 5 LED-Block kontrollieren, so dass für jeden Kanal immerhin 5 LEDs zur Verfügung stehen. Ganz rechts schließlich kann der Sync zwischen intern und Wordclock umgeschaltet und die Sampling-Frequenz gewählt werden.
Der schöne Rücken des Focusrite Scarlett Octopre offeriert zunächst die Euro-Netzbuchse, gefolgt von zwei ADAT-Ausgängen und dem Wordclock-Pärchen.
Über die 8 Lineausgänge im symmetrischen Klinkenformat werden die Signale der Preamps direkt analog ausgegeben.
Ohne Instrumentenmodus, stattdessen wahlweise für Line Signale geeignet, befinden sich die restlichen 6 Eingänge rechts auf der Rückseite.
Neben dem schon erwähnten angenehm hochwertigen Anfassgefühl der Bedienelemente zeichnet sich das Testgerät durch makellose Verarbeitung aus. Da ist alles passgenau gefertigt, die Buchsen wirken ebenfalls äußerst vertrauenerweckend und sind mit dem Gehäuse verschraubt.
Innere Werte des Focusrite Scarlett Octopre
Ein Blick aufs Datenblatt gibt den ersten Hinweis über den Grund für den günstigen Preis des Achtkanälers mit dem großen Namen: Dynamikumfang, Klirrfaktor, Grundrauschen und Frequenzgang sind absolut profitauglich, die Aussteuerungsreserven hingegen mit 50 dB dann doch eher knapp bemessen, was in der Preisklasse allerdings kein Makel ist. Bei leisen Signalquellen mit pegelschwachen Mikrofonen dürfte der Focusrite Scarlett Octopre an seine Grenzen stoßen, der Praxisteil weiter unten gibt darüber Aufschluss.
Schön allerdings, dass Focusrite dem Gerät zwei digitale ADAT-Ausgänge spendiert hat, lassen sich so doch auch bei Sampling-Frequenzen von 96 kHz per S/MUX noch alle 8, bei 192 kHz immerhin noch die Kanäle 1-4 übertragen.
Die Sync-Möglichkeiten entweder über ADAT (dann nur als Master) oder Wordclock ermöglichen ein problemloses Einbinden in die vorhandene digitale Studioperipherie, während die 8 Einzelausgänge Anschluss an ein analoges Mischpult oder externe A/D-Wandler erlauben.
Feines Teil
Erstaunlich günstig. Habe selbst ein Saffire DSP24 Pro und bin damit sehr zufrieden. Lief immer stabil und ich finde, die Aufnahmen sind gut. Sicherlich kann man es nuancierter bekommen, wenn man mehr Geld raushaut, aber für den Preis ist das Focusrite sicherlich gut aufgestellt. Und wie schnell man 8 Eingänge „verliert“ und neu benötigt, spottet jeder Beschreibung. Eine Drum-Maschine mit Einzelausgängen mehr und zack, da ist er der Bedarf….