Multifunktionalität zum Kampfpreis
Das Harley Benton DNAfx GiT Pro will im heiß umkämpften Markt für Ampmodeling und Multieffekte mitmischen. Und das zum für Harley Benton typisch günstigen Preis. Für unter 300,- Euro wird hier ein Leistungsumfang versprochen, der wirklich neugierig macht. Ob das Gerät den deutlich teureren Kollegen von Line6, Zoom, Boss und wie sie alle heißen gefährlich werden kann?
Harley Benton DNAfx GiT Pro – ein erster Überblick
Das Harley Benton DNAfx GiT Pro will mehr sein, als sein Name vermuten lässt. Klingt es doch zunächst so, als handelte es sich um ein reines Multieffektgerät. Doch das DNAfx kann deutlich mehr, so beinhaltet es neben den diversen Effekten auch eine Amp-Modeling-Sektion und eine Cab-Simulation mit IR-Loader. Das heißt, dass das Gerät als alleiniges Gerät für Studio und Bühne ausreichen kann. Gerade mal 1750 g wiegt das Gerät und mit Abmessungen von 34,5 x 15,5 cm bei einer Höhe von 5,5 cm passt es sogar ins Gigbag. Sechs ins Gehäuse eingeschraubte Gummifüße bieten einen sicheren Stand, das gesamte Gerät mit seinem Aluminiumgehäuse macht einen recht robusten Eindruck. Die zahlreichen Anschlussmöglichkeiten eröffnen den Weg auf ein komplexeres Effektboard, wo es als Soundzentrale dienen kann, ohne dass die persönlichen Lieblingseffekte in der Schublade verstauben müssen. Ein in der Diagonale ca. 120 mm messendes Farbdisplay gibt Auskunft über den gewählten Sound und lässt die Bedienung und Programmierung des DNAfx GiT Pro zu. Ein Editor für Mac oder PC steht zusätzlich auch zur Verfügung, der die Programmierung eigener Sounds erleichtern soll. Da man in dieser Preisklasse wohl kein zuverlässiges Touchdisplay erwarten kann, erleichtert der Editor die Bedienung in der Praxis deutlich, soviel sei schon mal verraten. Neben der Ampmodulation und der Cab-Sim stehen 8 Effekte sowie ein FX-Loop und ein Noisegate in beliebiger Reihenfolge zur Verfügung. Genug also, um auch komplexere Sounds zu erzeugen. Ein Looper, der verschiedene Drumbeats in multiplen Stilistiken und unterschiedlichen Taktarten bietet, ist auch enthalten. Ein integriertes Pedal erlaubt die Steuerung jedweder Parameter per Fuß. Doch schauen wir uns zunächst die Oberfläche des Harley Benton DNAfx GiT Pro mal genauer an.
Harley Benton DNAfx GiT Pro – die Oberfläche
Das leicht pultförmige Gehäuse wird vom schon erwähnten Farbdisplay dominiert. Unterhalb des Displays befinden sich fünf Endlos-Rasterdrehregler mit Push-Funktion, die jeweils den im unteren Teil des Displays sichtbaren Parametern zugeordnet sind. Der ebenfalls als Endlos-Rasterdrehregler ausgelegte „Select“-Regler scrollt je nach Bedarf durch die einzelnen Sounds oder wählt einzelne Icons der Effektkette um sie zu editieren oder zu verschieben. Vier stabil mit dem Gehäuse verschraubte Fußtaster erlauben das Auswählen der Sounds mit dem Fuß. Dabei sind die Sounds grundsätzlich erst einmal so organisiert, dass vier Sounds je Bank abrufbar sind, jeweils als Banknummer und dann fortlaufend mit A bis D per Fußtaster aufrufbar. Aber auch im „Stompbox Modus“ sind innerhalb eines Sounds bis zu drei einzelne Effekte per Fußtaster schaltbar. Alternativ können hier auch per Tap das Tempo des Delays oder der Kanal des Amps, falls man einen verwendet, geschaltet werden. Die Bänke werden durch gleichzeitiges Treten von A und B bzw. C und D rauf- bzw. runtergeschaltet. Das kleine Pedal mit gerade mal 13 x 6 cm fungiert wahlweise als Volume- oder Parameter-Pedal. Fünf kleine Buttons erlauben den Zugriff aufs Menü und die Speicherung eigener Sounds. Ein ungerastertes Poti mit deutlich sichtbarem Pfeil steuert den globalen Output des Harley Benton DNAfx GiT Pro. Das war’s, sehr übersichtlich ist das alles. Ein Tuner ist natürlich auch verfügbar, hierzu wird der „D“-Taster gehalten. Der Tuner kann wahlweise stumm- oder auf Bypass geschaltet werden. Der Looper wird über das Halten des „C“-Tasters aufgerufen. Durch Druck auf den rechten der beiden Pfeil-Buttons gelangt man dann ins Menü des Drumcomputers, der die Stilistiken „Pop“, „Ballad“, „Blues“, „Funk“, „Punk“, „Rock“, „Metal“ und „Jazz“ kennt, sowie alternativ einfach als Metronom dient. Unterschiedliche Taktarten kennt er auch, so können neben klassischem 4/4 und 6/8 auch ungerade Taktarten wie ⅞ oder 3/4 eingestellt werden.
Harley Benton DNAfx GiT Pro – die Anschlüsse
Die Front des Harley Benton Multieffektgerätes ist voll mit Buchsen. Ganz links befindet sich eine Aux-In-Buchse im Miniklinken-Format, mit deren Hilfe externe Klangquellen wie z. B. Playbacks vom Handy eingespeist werden können. Es folgt eine Amp-Control-Buchse, die die Kanalumschaltung eines Amps übernehmen kann. Hier kann im Menü eingestellt werden, ob eine einfache TR-Klinke oder ein TRS-Stecker verwendet werden. Ein zweites Pedal kann an die nächste Buchse angeschlossen und frei mit jedem Parameter belegt werden. Der Input für Gitarre oder Bass folgt. Die nächsten drei Buchsen dienen dem Einschleifen externer Effekte, wobei für den Return zwei Buchsen zur Verfügung stehen, um Stereoeffekte nutzen zu können. Den Abschluss der Reihe der Klinkenbuchsen bilden zwei Output Buchsen und eine Anschlussmöglichkeit für einen Kopfhörer. Ein Ground-Lift-Schalter hilft bei eventuellen Brummschleifen. zwei XLR-Buchsen stehen als alternative Ausgänge zur Verfügung, gut wenn man direkt in ein Mischpult oder eine Stagebox stöpseln möchte. Über MIDI verfügt das Gerät natürlich auch, hierzu steht eine MIDI In/Out Buchse zur Verfügung. Wer möchte, kann das DNAfx GiT Pro per USB mit dem Rechner verbinden. Das eröffnet nicht nur die Möglichkeit, die Programmierung am Computer vorzunehmen, sondern die gängigen DAWs erkennen das DNAfx GiT Pro auch als externes Audiointerface und ermöglichen so das direkte USB-Recording. Den Abschluss der Front bildet die Netzteilbuchse für das mitgelieferte 9 V Netzteil und ein kleiner Power-Switch, der die Einheit ein- und ausschaltet. Anbei ein paar andere Low Budget-Multieffektpedale, die ihr auf dem Schirm haben solltet:
Harley Benton Multieffekt: Die Bedienung
Die Bedienung des Harley Benton Boards erschließt sich trotz fehlender Bedienungsanleitung recht schnell von selbst. Vor allem per Editor an PC oder Mac ist eigentlich der komplette Bedienungsvorgang selbsterklärend, wenn man schon mal ein Multieffektgerät in den Händen hatte. Neulinge auf diesem Gebiet werden sicherlich mit den Möglichkeiten zunächst überfordert sein, hier wäre so eine Art „Quick Start Guide“ sicherlich hilfreich. Das informative und deutlich lesbare Display und die einfache Menüführung machen aber auch am Gerät selbst die Editing-Vorgang zum Kinderspiel. Alle Effekte, der gewählte Amp, das gewählte Cabinet sowie der FX Loop, können in der Signalkette frei platziert werden. Parallele Signalketten sind nicht möglich. Schade, aber ob des günstigen Preises sicherlich zu verschmerzen.
Harley Benton DNAfx GiT Pro – Amps und Effekte
28 unterschiedliche Amps stehen im DNAfx GiT Pro zur Auswahl, vom cleanen Combo bis zum Powerhead ist alles dabei. Die Cab-Sektion kann entweder automatisch das passende Cabinet mitladen oder man kombiniert wild drauflos und koppelt zum Beispiel das Diezel VH4 Top mit dem Fender 1×12″ Combo. Nicht alle Kombinationen sind sinnvoll, aber trotzdem möglich. An Effekten steht alles zur Verfügung, was des Gitarristen Herz begehrt. Im Einzelnen sind das:
- 3 Kompressoren
- 6 Wahs (einschl. Auto- und Touch Wah)
- 20 Boost-, Overdrive- und Distortion-Pedale
- FX Loop (parallel oder seriell)
- 2 Noise Gates
- 4 EQs
- 13 Modulationseffekte (Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, Pitch etc.)
- 9 Delays
- 7 Reverbs
Das sollte reichen, um so ziemlich jeden Sound zu reproduzieren, den man sich vorstellt. Doch klingt das Ganze denn jetzt auch? Oder hört man den günstigen Preis heraus? Ich taste mich vorsichtig durch ein paar Presets …
So klingt das Harley Benton DNAfx GiT Pro
Um den Sound des Harley Benton DNAfx GiT Pro zu demonstrieren, suche ich zunächst ein paar Werks-Presets heraus, die die unverzerrten Qualitäten des Gerätes repräsentieren. Zum Einsatz kommt die Harley Benton Fusion-T HH Roasted, die ich ebenfalls zum Test hier habe. Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass der Gesamtpreis der jetzt zu hörenden Sounds somit gerade mal 688,- Euro beträgt. Die Klangbeispiele tragen die Namen der Presets. Generell fällt auf, dass die Sounds alle ein bisschen so klingen, als hinge eine Decke vor dem Lautsprecher. Ob sie sich aber als Ausgangsbasis für eigene Kreationen eignen? Dazu komme ich gleich.
„Clean und Highgain können sie alle“. Dieser Satz ist so oder ähnlich schon öfter von mir zu lesen gewesen. Und so zeigt sich hier auch folgerichtig die eigentliche Qualität der Sounds im Grenzbereich zwischen Clean und dem harten Distortion-Brett. Auch hier werde ich das Gefühl nicht los, die Werks-Sounds wurden nur halbherzig programmiert, obwohl man schon teilweise recht viel von der Dynamik der Amps erahnen kann. Vor allem die Effekte klingen in manchen Sounds lieblos.
Kommen wir zu den höher verzerrten Sounds. Hier geht es mir genauso, die Werkssounds scheinen nicht das volle Potential des Gerätes auszuschöpfen.
Und weil ich mir so gar nicht vorstellen kann, dass das schon alles gewesen sein soll, habe ich zwei Sounds als Basis genommen und nach meinen Vorstellungen modifiziert. Und siehe da, es klingt. dynamisch, sauber, klar. Und vor allem gut!
Hier ist was verrutscht. Die Bewertung fehlt, dafür stehen die Links an dieser Stelle, aber ohne Links. ;-)
Ich muss unbedingt die Sterne sehen.
Besser?
@Dirk Matten Jawollja. Danke! ;-)
Würdest Du verraten? Wie Du die Sounds optimiert hast? 😬
@Eisenberg Tatsächlich alles mit bordeigenen Mitteln. Bisschen Kompression, etwas am EQ geschraubt und Delay und Reverb angepasst.
Das wäre doch auch mal eine hippe Verschwörungstheorie wert:
Warum sämtliche Multi-Effekt Hersteller rund um den Globus ihre Presets derart mit Overkill-Effekten vermatschen, daß kaum eines davon direkt in der Praxis verwendbar ist…
:-> da stecken ganz ganz sicher die Hersteller der echten Vakuumröhren dahinter, welche (psst! mithilfe von geheimen Spenden von Bill Gates) mit den Musikrentnern der 80er Supergroup „Asia“ die Preset-Abteilungen aller Effekte-Hersteller unterwandert haben, um durch flache Stadion-Rock-Bombastereien die Programmierung echter Brot&Butter-Sounds zu unterbinden <-:
@Metaphistopheles Die Lösung steckt im Wort.
Es heißt ja MULTIeffekt😀
Für meine Ohren klingt das Teil furchtbar. Es gibt auch meines Erachtens keinen Sinn, sich die Werksounds anzutesten, die sind halt für den asiatischen Markt programmiert, wo man offenkundig am Grad der soundtechnischen Überladung mit Effekten bewertet, ob die Kiste was kann.
Zwei gemoddete Sounds (sie gefallen mir beide nicht) reichen auch nicht, um die Qualität einzuschätzen. Warum nicht einfach ein paar Amps ohne Effekte anspielen und dann die gleichen Amps mit einem Effekt versehen? Und dann bitte auch keinen „Twin Chorus“, ein Twin braucht ein Reverb und einen Overdrive.
Bei den Tests solcher Geräte fällt auch immer hinten runter, den Einschleifweg mal mit Effekten vorzuführen, für mich ist das ein entscheidendes Merkmal. Meine Pedale dürften größtenteils den eingebauten Effekten überlegen sein, siehe analoger Chorus und ein Bucket-Brigade-Delay. Dazu gehört auch, ob man überhaupt auch ein Distortion in den Signalweg setzen kann, ohne das es zu Clipping kommt.
Nachtrag: Ich habe bei der Konkurrenz (Gearnews) einen Test gefunden, der die meisten von mir angesprochenen Probleme bespricht, Effektpedale funktionieren z.B. nicht gut, vor allem nicht vor dem Signaleingang.
Dort wird ebenfalls erwähnt, dass man pro Effekttyp (z.B. Modulation) jeweils nur einen einzigen Typ gleichzeitig einsetzen kann, das ist dann doch eine massive Einschränkung.
Das sind doch mal wichtige Infos! Nur ein Effekt pro Kategorie muss eine gewollte Einschränkung sein. Zwei, drei Delays gleichzeitig würde so ein DSP m.E. schon hinbekommen.
Da es ja auch schon beim DNAfx Git (ohne pro) das Gerücht gab, dass es sich um einen Mooer GE150 in einem anderen Gehäuse handelt, würde ich das hier auch mal zur Debatte stellen. Bei den Mooer-Teilen gibt es pro Effektkategorie einen Schalter, sodass die „ein Effekt pro Kategorie“-Sache wenigstens von der Bedienung her Sinn ergibt.
Insgesamt ein interessantes Teil, wie ein leicht abgespeckter Mooer GE 300 für sehr viel weniger Geld.
Wofür ist denn der MIDI port, kann man Delays oder gar den Lopper syncen?!
@karbunkeljoe HEIN SCHLAU weiss ja genau was wir so brauchen, Danke dafür ….
Das in jeder Gruppe jeweils nur ein Effekt möglich ist taucht auch bei anderen Herstellern immer wieder auf. Ausnahme sind da meist die variablen FX Blöcke , aber das ist dann die nächsthöhere Preisgruppe .
Aber immer dieses Gejammer über opulente Presets mit vielen Effekten , ich kann garnicht genug davon haben !
Und das simple abschalten einzelner FX ist für die meisten User doch offensichtlich einfacher als selbst etwas zu programmieren .
MIDI ist normal zum synchronisieren , oder um per Sequenzer Sounds und Parameter zu steuern , zum Beispiel. Ebenso häufig kann darüber ein Editor benutzt werden oder einfach nur um die Firmware upzudaten ( was für ein Wort … ) . Persönlich spare ich mir die Synchronisation ( sowie das Kabel) und programmiere pro Patch einfach die BPM dazu .