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Test: M-Audio NRV10

M-Audio NRV10

21. Februar 2007

Dass kleine analoge Mischpulte seit geraumer Zeit auch Audio-Interfaces beinhalten können, ist nichts wirklich neues mehr. M-Audio bietet mit dem NRV10 eine Kombination aus analogem Pult und Firewire Interface an. Dank der fünf Mikrofoneingänge und des flexiblen Routings könnte sich diese Art von Geräten in Zukunft durchsetzen. Der NRV10 verfolgt dabei ein etwas progressiveres Konzept als die Mitbewerber.

M-Audio NRV10

M-Audio NRV10

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Features
Der NRV10 fällt nach dem Auspacken durch sein robustes Metallgehäuse auf. Auch die Fader und Potentiometer machen einen solideren Eindruck als bei vergleichbaren Geräten. Mit Strom wird der NRV10 von einem kleinen energieeffizienten Schaltnetzteil versorgt. Der Analogteil des Pultes ist ein 8-in-2 Mischer mit vier Mono- und zwei Stereo-Kanälen. Die Kanäle 1-4 sind jeweils mit einem Mikrofon/Line-PreAmp samt Insert ausgestattet. Die XLR-Buchse verfügt dabei über keine Verriegelung, während die Klinkenbuchse sowohl symmetrische als auch unsymmetrische Signale akzeptiert. Die vorhandene 48V Phantomspeisung lässt sich für alle Kanäle gleichzeitig aktivieren. Der Kanal 5/6 ist ein hybrider Mono-Mikrofon/Stereo-Line Kanal. Er kann also entweder als Mono-Kanal mit Mikrofon/Line-PreAmp oder als Stereo-Kanal mit Line-Eingängen fungieren. Eine Insert-Funktion ist hier nicht vorhanden. Der Kanalzug 7/8 ist hingegen ein reiner Stereo-Line Kanal. Alle Kanalzüge besitzen einen einfachen dreibandigen Equalizer mit den Frequenzen 12 kHz Kuhschwanz, 2,5 kHz Glockenfilter und einem 80 Hz Kuhschwanz für die Bässe. Es folgen zwei Aux-Sends und das Pan-Poti, welches für die Stereo-Kanäle als Balance-Poti ausgelegt ist. Zusätzlich gibt es pro Kanal eine Peak-LED und zwei Routing-Schalter. Der Mute/Cue Schalter schaltet den jeweiligen Kanal stumm und legt ihn gleichzeitig auf den Kopfhörerausgang zum Vorhören, wenn der Kopfhörer-Wahlschalter in der Position "Cue" steht. Dies ist ein tolles Feature, zumal die acht analogen Ausgänge des Audio-interfaces an den acht Kanälen des Mischpultes abgemischt werden können. Dazu dient der zwei Schalter pro Kanal namens "Firewire", der dem Kanal entweder den analogen Eingang oder den Ausgang des Audio-Interfaces zuweist. Da jeder Kanal über diesen Schalter verfügt, kann man z.B. die ersten sechs Kanäle vom Computer speisen, während an den Kanälen 7+8 ein Hardware-Synthesizer oder ein externer Zupieler angeschlossen ist. Die Firewire-Ausgänge 9+10 können als Summensignal dem Main-Mix und dem Kopfhörerausgang getrennt mit zwei Potis zugemischt werden. Die Firewire-Eingänge 9+10 werden immer vom Main-Mix aus gespeist. Die Kopfhörer-Sektion bietet leider nur einen Kopfhörerausgang an. Für Recodinganwendungen sind zwei davon meist praktikabler. Dafür kann die Quelle flexibel zwischen Main-Mix, Aux1 und der Cue-Schiene ausgewählt werden. Als weiteres nettes Feature ermöglicht ein Wahlschalter, ob die analogen Equalizer in den Signalpfad für die Firewire-Eingänge geschaltet werden sollen oder nicht. Dies ermöglicht das Aufzeichnen mit der analogen Entzerrung, oder ohne diese für einen besseren Rauschabstand.

Rückansicht

Rückansicht

Auf der Rückseite befinden sich die Main-Outs als Klinke und als XLR Ausführung, der seperate Control-Room Ausgang, sowie ein Insert-Paar für die Main-Ausgänge, um dort z.B. einen Kompressor anzuschließen.

Effektgerät
M-Audio spendiert dem NRV10 ein kleines digitales Effektgerät, das über Reverbs, Chorus, Flanger, Echo und Kombinationseffekte verfügt. Es stehen 16 Algorithmen mit je 16 Parametervariationen zur Verfügung. Die Ausstattung ist im wahrsten Sinne des Wortes 'effektiv'. Klanglich bewegt es sich im unteren Bereich, kann aber trotzdem für kleinere Aufgaben im Hintergrund gut eingesetzt werden. Das Rauschen des Effektgerätes hält sich in Grenzen, so lange man den Aux-Return nicht zu weit aufzieht. Einige Hall-Programme klingen relativ trashig, so dass man sie auch gut für elektronische Musik einsetzen kann.

3_oben.jpg

Software
Ebenfalls ein unkonventionelles Konzept ist die beiliegende Software interFX. Diese ermöglicht es, den angeschlossenen Computer als virtuelles Effektrack für den NRV10 zu benutzen. Dabei klinkt sich die Software per ASIO in die Kanalzüge des NRV10 ein und berechnet VST-Effekte auf der Host-CPU. Ein weiteres ASIO-Host-Programm kann dann aber nicht mehr benutzt werden und so stellt sich die Frage, ob dieses Programm überhaupt ein großes Anwendungsgebiet abdeckt. InterFX bietet ein Gate, einen Kompressor und zwei VST-Inserts pro Kanal an.

5_interFX.jpg

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Praxis
Auch wenn das NRV10 optisch wie ein 0815-Kleinmischpult erscheint, so steckt doch viel mehr dahinter, da das Konzept wirklich neu und vor allem extrem praxistauglich ist. Während sich andere Hersteller auf reines Recording festlegen, kann der NRV10 im Zusammenspiel mit z.B. Ableton Live oder anderen Audio-Sequenzern auch zum Live-Mischen und Live-Arrangieren benutzt werden. Möglich wird dies durch die Cue-Funktion und die Möglichkeit, die Firewire-Ausgänge auf die analogen Kanäle zu legen. Das Wort "Analog-Summing" möchte ich hier eigentlich bewusst vermeiden, aber es trifft generell zu, wobei es in einem anderen Kontext steht und hier wirklich eine sinnvolle Anwendung besteht. Da es schon kein gedrucktes Handbuch gibt, wäre aber aufgrund des flexiblen Routings zumindest ein Blockschaltbild in gedruckter Form sinnvoll gewesen, um auch Einsteigern die Bedienung zu erleichtern. Die Audioqualität ist mit rund 105 dB(A) Rauschabstand recht gut, wobei die Gain-Abweichungen zwischen den Kanälen auch mal 1 dB und mehr betragen können. Die Equalizer sind selbstverständlich nicht High-End, treffen aber den Konsens der günstigen Kleinmixer ohne an Mackie VLZ-EQs klanglich heranzureichen. Ebenso verhält es sich mit den PreAmps, die auch für semiprofessionelles Recording gut genug sind.

4_messung.jpg

Mitbewerber
Mit diesen Möglichkeiten und dieser Konfiguration gibt es derzeit kein direkt vergleichbares Gerät. Die Alesis Pulte und das Phonic Helixboard können Sie in unserem Testarchiv finden. Von Phonic gibt es eine neue Serie der Helixboards, die nun keinen störenden Lüfter mehr haben und auch seitens der Features überarbeitet wurden.

Fazit
Das NRV-Konzept ist äußerst interessant. Einerseits ist er für sämtliche Recordingzwecke gut zu gebrauchen, andererseits hebt er sich durch die Möglichkeit ab, die Firewire Kanäle über die analogen Mischpult-Kanäle zu routen und so abzumischen und auch vorzuhören, während die analogen Eingänge immer noch Signale an die Firewire-Eingänge liefern. Die Treiber funktionieren tadellos und belasten den Rechner nur gering. Etwas störend sind die eng aneinanderliegenden Potis. Wenn man mit dem NRV10 arbeitet, wünscht man sich gleich eine 16- oder gar 24-Kanal-Version eines NRV, um auch größere Setups verwalten zu können. Schön wäre natürlich auch ein umfangreicherer EQ und mehr Aux-Wege, die sich dann auch auf die Firewire-Eingänge legen lassen, um Effekte im Computer berechnen zu können. Der NRV10 ist besonders für Ableton Live-Anwender ein wirklich empfehlenswertes Gerät!!


PLUS

+++ 10 Kanal-Audio Interface
+++ flexibles Routing
+++ gute Verarbeitung
++ Effektgerät

MINUS

— keine digitalen I/Os
— nur ein Kopfhörerausgang
– kein gedrucktes Handbuch

PREIS
UVP: 669 Euro
Straßenpreis ca. 600 Euro

HERSTELLER

www.m-audio.de

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