Recht schwer liegt das Mikro in der Hand, die Verarbeitung ist ohne jeglichen Makel. Nun erstarre ich beim Namen Neumann nicht sofort in Ehrfurcht, andere Mütter haben auch hübsche Töchter, aber einen gewissen Respekt nötigt mir das Schätzchen nun doch ab.
Vorne sitzt die bekannte Neumann-Raute, eine Überraschung bietet die Rückseite. Alle Schaltoptionen werden über einen zentralen Joystick bedient, wie hier das Handling ist, wird der Praxistest zeigen.
Maße und Werte
145 mm ist der Korpus lang, der Durchmesser beträgt 64 mm. 445 Gramm wiegt die kleine Wuchtbrumme, da scheint so einiges an Innereinen verbaut zu sein.
Fünf Richtcharakteristiken hat das Mikrofon zu bieten, damit ist klar, dass das TLM 107 eine Doppelmembran beherbergt. Diese ist eine Neuentwicklung und wird im Moment exklusiv für das Neumann TLM 107 eingesetzt. Neben den klassischen Einstellungen Niere, Kugel, Acht sind auch noch die beiden Derivate breite Niere und Hyperniere verfügbar.
Wie üblich ist der Frequenzgang mit 20 – 20.000 Hz angegeben, die Frequenzkurven der einzelnen Charakteristiken zeigen übereinstimmend einen linearen Verlauf bis mindesten 3 kHz, danach gibt es je nach Richtcharakteristik verschiedene Auf und Abs. Bei 15 kHz fällt die Kurve dann wieder bei allen fünf Schrieben gleichmäßig ab.
Der angegebene Grenzschalldruck liegt bei 141 dB, durch die schaltbare Vordämpfung mit -6 oder -12 dB kann dieser Wert auf 147 oder 153 dB erhöht werden. Damit dürfte das Neumann TLM 107 selbst an der Bassdrum tauglich sein. Der Ersatzgeräuschpegel liegt bei sehr guten 10 dB(A).
Auch für den LowCut-Filter sind zwei Einstellungen angeboten, 40 Hz und 100 Hz stehen hier zur Auswahl.
Praxis
So, das Neumann am Mikrohalter befestigt und aufs Stativ geschraubt, Kabel rein Phantomspeisung an, los geht’s. Das Mikro braucht recht wenig Vorverstärkung, das verbunden mit dem geringen Ersatzgeräuschepegel führt dazu, dass so gut wie kein Rauschen wahrnehmbar ist.
Die Mikrofonhalterung ist stabil und funktioniert wirklich gut, allerdings ist das Mikro so nicht entkoppelt. Ich gehe davon aus, dass die meisten Käufer lieber mit Mikrofonspinne arbeiten. Diese ist unter der Bezeichnung EA 4 natürlich als Zubehör erhältlich und mit einem Straßenpreis von 111,- Euro für Neumann Verhältnisse recht preiswert. Diese Summe also beim Kauf noch mit einplanen.
Wie kommt im Jahre 2014 n. Chr. jemand auf die Idee, ein Mikrofontest per Internet ohne einen einzigen Klangbeispiel zu veröffentlichen???? Klingt nach Absicht… Gut gemachte Arbeit wäre es, wenn man den 107-er mit vielleicht dem 102-er, oder dem 103-er vergleichen würde, und dies dann natürlich auch ins Netz hängt… Wir sind mündig genug, selbst zu urteilen…
@cher Hi Cher, etwas weniger Gas wäre nett.
Um ein Studiomikrofon „gebührend“ auch in Audio-Demos vorzustellen, müsste ein Aufwand betrieben werden, der den Test eines einzigen Mikrofons nicht rechtfertigen würde. Mal ganz abgesehen vom zu buchenden Studio und der zu buchenden Sängerin, müsste auch der Versuchsaufbau im Test ausführlich beschrieben und dokumentiert werden. Der zeitliche und finanzielle Aufwand wäre für uns nicht tragbar. Es wird aber demnächst sogenannte SPECIALS geben, bei denen wir diesen Aufwand durchführen, dann aber gleichzeitig mit einer ganzen Reihe von Mikrofonen. So lange musst Du leider noch auf das kompetente Urteil des Fachredakteurs vertrauen und bei Interesse im Fachladen das Mikrofon selbst antesten. Viele Grüße, Peter.
@Tyrell cher,
Hier findest einige samples, die frisch mit dem TLM107 aufgenommen sind.
Und hier noch ein paar vokalbeispiele. Naja minus, aber immerhin. Nur so für den anfang.
Tyrell,
Einverstanden, cher hat sich im ton recht vergaloppiert.
Aber in der substanz hat cher nicht ganz unrecht.
Ein neues mik auf fünf seiten beschreiben, ohne ein einziges klangbeispiel beizufügen, finde auch ich nicht sonderlich befriedigend. In zahlreichen der besseren threads auf gearslutz macht sich jemand die mühe und bringt recht informative klangbeispiele, of auch sehr aufwendige vergleiche. Und die betreffenden haben dabei nichts zu verkaufen, schon gar nicht die attraktivität einer website.
Bei allem gebotenen respekt: diese einstellung empfehle ich im internet-zeitalter aus einer vielzahl von gründen zu überdenken.
@a.e.neumann Hallo a.e.neumann,
das ist doch das Schöne am Informationszeitalter, innerhalb von Sekunden kann man sich jede Information zum Thema besorgen und sich seine Meinung bilden, man ist nicht auf eine einzelne Meinung angewiesen.
Trotzdem, wenn du nicht auf die Kompetenz des Fachredakteurs vertrauen willst, was bringt dann die ganze Mühe, die ich mir beim Schreiben mache? Und wenn du da nicht traust, würdest du dann von mir erstellten Soundbeispielen Glauben schenken wollen?
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die von dir verlinkten Seiten aufzurufen.
Gearslutz: Infos zu den Mikros, den Gitarren und den Preamps werden gegeben. Was fehlt sind Infos zur Platzierung und dem Raum. Ich denke, dass ich das TLM107 noch recht gut im Ohr habe, in diesen Beispielen kann ich es nicht erkennen. Die Infos, die ich hier ziehen kann: Der Autor kann ganz ordentlich Gitarre spielen, hat sich nette Preamps angeschafft und arbeitet in einem völlig überdämmten Raum mit fiesen Tiefmitten. Übrigens, nach diesen Beispielen würde ich das Neumann keinesfalls anschaffen.
Bonedo: Ich muss gestehen, dass ich die Arbeit der Kollegen durchaus schätze und die Artikel gerne lese. Interessant ist es für mich natürlich auch, wenn da zufällig das gleiche Produkt getestet wird, in wie weit sich die Einschätzung mit meiner deckt.
Die Sounds habe ich mir nicht angehört, dafür wäre der Flashplayer nötig gewesen. Da ich am Mac arbeite und sich Apple und Flash nicht besonders mögen, lasse ich das PlugIn draussen und aktiviere es nur in Notfällen, da sonst sofort mein Lüfter hoch läuft. Mir hat der geschriebene Test als Info genügt, also habe ich mir die Mühe geschenkt, die Files für mich abspielbar zu machen.
Abschliessend: Wenn man sich in Sachen Satzbau und Groß-/Kleinschreibung auch im Internet-Zeitalter wieder etwas einarbeitet, besteht die Möglichkeit, dass man auch mit dem geschriebenen Wort wieder etwas mehr anfangen kann…
Gruß
@Armin Bauer Lieber Herr Bauer,
Da ich selbstverständlich auch auf einem Mac arbeite und seit OS X 10.6 komplett auf Flash verzichte, ein kleiner hinweis unter profis:
Im Safari-browser das Develop-menu einblenden und dort als User Agent Safari iOS X.x.x iPad wählen. So kann man die jeweilige webpage dazu überlisten, Flash-inhalte wie auf einem (bekanntlich Flash-freien) iPad darzustellen. Das funktioniert auf jeder modern programmierten website, wie z.b. Bonedo.
(Überdies wäre Chrome eine alternative.)
Ihren kommentar zu den von mir zitierten klangbeispielen finde ich bedenkenswert. Allein: erst das vorhandensein der klangbeispiele liefert die konkrete diskussionsbasis.
Liefern Sie doch eine bessere!
Zur neuromotorischen begründung meiner konsequenten kleinschreibung sei Ihnen dieses kurze gedicht von Günter Eich gewidmet:
Normal
Sagt ihm,
er soll die Gabel links nehmen
und das Messer rechts.
Einarmig gilt nicht.
@cher Hallo Cher,
unser Chefredakteur hat es ja bereits geschrieben, der Aufwand ist enorm.
Auch kann ich, wenn ich das TLM107 zum Test hier habe nicht mit Mikros vergleichen, die eben nicht da habe.
Ich gebe mir für meine Tests ziemlich viel Mühe, habe mir in 30 Jahren so Einiges an Know-How angeeignet und möchte mir ungern absprechen lassen, gute Arbeit zu leisten.
Zu guter Letzt: Es ist zwar etwas aus der Mode gekommen, aber so die eine oder andere höfliche Umgangsform sollte schon gewahrt werden, oder?
Herzlichst
Armin
Besten Dank für den guten Testbericht. Ich werde mir das Mic vermutlich bei Gelegenheit mal ausleihen um es in meinem Setup testen zu können. Und ja, es ist ein sehr grosser Aufwand den man betreiben muss um aussagekräftige Vergleichsaufnahmen zu erstellen. Für mich ist es absolut verständlich dass hier keine Audiobeispiele dabei sind. Von daher kein Problem, gut gemacht. Grreeeez ;o)
Tja, mit dem Vertrauen ist es so eine Sache.. Nur vielzu oft findet man bezahlte Tests, Studien, Fachaussagen, man muß immer sehr, sehr aufpassen. Wenn man z.B.den Satz liest, die Spinne wäre für 111 Euro für Neumann Verhältnisse recht preiswert, dann klingelts bei mir: Richtig wäre es zu sagen, die Spinne ist zwar billiger, als gewohnt, ist aber trotzdem sau-teuer… Denn man kann sowas in China für 8€ herstellen lassen. Und eine billige Noname tut zu 100% die selbe Arbeit. Dann, liebe Freunde hätte ich keinen Verdacht, daß Ihr im Auftrag für Neumann arbeitet… Sicher ist der neue Neumann gut. Bei einem Mikro geht es um subjektive Eindrücke. Um Deine Eindrücke. Und es gibt keine Geschmackreferenz zwischen Deinem und meinem Geschmack. Nur möchte ich entscheiden können, ob der Aufpreis zu einem vielleicht sogar gebrauchten 103-er gerechtfertigt ist. Zu viel verlangt?
@cher Du hattest dich außerdem noch für deinen Tonfall entschuldigen wollen :)
@cher Zuerst möchte ich mal feststellen, dass wohl kein vernünftiger Mensch ein derartiges Mikro nur wegen eines Testberichts kauft, sondern erst nach einem eigenen Test beim Händler oder zu Hause – zumal und gerade bei Gesangsaufgaben.
Ich finde den Testbericht sehr gut und informativ. Er hat mir in meiner Entscheidungsfindung geholfen und daher mein Dank an den Autor.
Davon abgesehen: Ich höre mir fast nie die üblichen Mikro-Demos an, weil ich die darauf abgebildeten Stimmen völlig ungeeignet finde. Außerdem gehen mir die üblichen Klischee-Phrasen aus Pop und Soul auf die Nerven. Die besten Demos würde man mit klassischen Sängern/innen erzielen, weil diese weit weniger Färbung besitzen und man daher quasi immer eine Referenz im Kopf hat. Ein lyrischer Sopran singt eben wie ein lyrischer Sopran. Man kennt den Ambitus, die Registerwechsel und den Umfang der Timbres und kann insofern Audio-Beispiele sofort gut einschätzen. Wenn ich mir dagegen die meisten Audios mit Pop/Soul-Stimmchen anhöre, bin ich hinterher genauso klug wie vorher, weil ich nicht weiß, ob irgendwelche Negativa nun am Mikro oder an der Stimme gelegen haben. Wirklich aussagekräftig fand ich auch ein Demo mit einer Folk-Sängerin, die ein ganz schlichtes irisches Volkslied sang.
Nachteil: Wer soll die Gage eines klassischen Sängers bezahlen?
Hallo Cher,
ich mag Menschen mit einer klar positionierten Meinung, deshalb nochmals eine Antwort (keine Rechtfertigung)!
Die Sache ist ganz einfach, wenn du jeder Art Information aus 2. Hand misstraust, gibt es nur den einen Weg, dich direkt zu informieren. Also, TLM 103 besorgen, TLM 107 besorgen und das behalten, welches dir besser gefällt. Ist doch simpel, oder?
Oh, jetzt fallen mir doch noch auf Anhieb 3-4 Kandidaten aus D oder A ein, die für dich ebenso passen könnten. Weiter mag ich gar nicht zu denken…
Aber es soll wohl (vielleicht aus Prestigegründen?) ein Neumann werden. Das soll dann aber in eine 8.- Chinaspinne? Verstehe wer wolle, aber des Menschen Willen ist sein Himmelreich.
Womit wir bei der Spinne wären: Ich hatte die nicht zum Test da, kann und werde sie also nicht bewerten. Ich habe den Leser lediglich drauf hin gewiesen, dass ich eine Spinne für nötig erachte und dies ins Budget eingeplant werden sollte. Und ich habe die Aussage getätigt, dass sie für ein Neumann-Produkt recht preiswert ist. Daraus zu schliessen, unsere Tests wären gekauft, finde ich etwas arg weit her geholt.
Gruß und gute Besserung
Armin
„ Eine witzige Position habe ich erreicht, als das Mikro von direkt oben besungen wurde, das Signal wird recht scharf mit einer deutlichen Rauminformation.“
Das hätte ich jetzt aber schon gerne gehört gehabt. ;)