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Test: Neumann TLM 107, Großmembran-Mikrofon

(ID: 78439)

Ganz neu ist die Bedienung der Schaltfunktionen, also interessiere ich mich zuerst dafür, wie dieses Konzept umgesetzt ist. Schick aussehen tut es schon mal, zentral sitzt der Joystick, rechts daneben die LowCut Filter und links die Pads, jeweils angezeigt von einer weißen Mini-LED. Darunter sind in dem stählernen Ring die Symbole der Richtcharakteristiken hintergrundbeleuchtet dargestellt.

Durch Drücken auf den Joystick wird die Illumination angeschaltet und das Ding kann bedient werden. Druck nach rechts schaltet jeweils einen Schaltzustand des Filters weiter, nach links passiert dasselbe für die Pegelanpassung. Nach unten wird eine Charakteristik weiter nach rechts geschaltet, nach oben wieder zurück. Hier läuft die Anwahl nicht im Kreis, d.h. ganz rechts bei der Acht angekommen muss ich wieder 4x nach links schalten, wenn ich zur Kugel zurück will. Nach 15 Sekunden erlischt die Beleuchtung und der Schaltzustand ist fixiert.

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Der zentrale Joystick

Der zentrale Joystick

Die Schaltlogik ist schnell verinnerlicht, eben so schnell geht die Anwahl. Mir gefällt das Konzept gut, es passt zur modernen Ausrichtung des Mikrofons, arbeitet knackfrei und ohne fummelige Minischalter. Ein wenig Skepsis bleibt, hatte ich doch schon ein Mobiltelefon, das innerhalb eines Jahres drei mal getauscht wurde, weil der Joystick die Funktion verweigerte. Aber hier vertraue ich einfach mal auf Neumann, dass sie sich für Komponenten entschieden haben, die eine langjährige fehlerfreie Nutzung garantieren.

Soundcheck

So langsam kribbelt es natürlich unter den Fingern, wie klingt das neue TLM 107? Zuerst der Gesangs- und Sprachtest. Ich beginne mit der Nierencharakteristik.

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Die ersten Tests zeigen ein ausgeglichenes Klangbild. Das Mikro klingt, im besten Sinne, neutral. Der Tiefmittenbereich präsentiert sich schlank und aufgeräumt, die hohen Mitten sind direkt und durchsetzungsfähig. Bei den mittleren Höhen ist im Frequenzschrieb ersichtlich, dass der Frequenzgang bei 5 kHz minimal abgesenkt. Dies ist umso erstaunlicher, da viele moderne Mikrofonentwicklungen hier eine Anhebung implantiert haben. Nach meiner Erfahrung geht das meist schief, das Mikro klingt subjektiv prägnanter, das Signal ist aber schwieriger im Mix zu platzieren. Das Neumann verhält sich hier vorbildlich, schön klar wird dieser Frequenzbereich dargestellt, ohne plakativ zu werden. In den höheren Lagen haben die Neumann-Ingenieure dann doch angehoben, ab 8 kHz steigt der Frequenzgang bis 12 kHz um 4 dB an, um bei 15 dB wieder die Neutralmarke zu erreichen. Dies ergibt einen luftigen, offenen Klang, der schön schimmert und doch kompakt bleibt.

Dasselbe Ergebnis liefert die breite Niere, für Gesang sind die Klangunterschiede minimal bis nicht wahrnehmbar. Interessant könnte die breitere Ausrichtung für Instrumente sein, dazu später mehr.

Als dritte Nierenform ist die Hyperniere vorhanden, die seitliche Einflüsse abschirmt, dafür aber Schall von hinten zulässt. Laut Frequenzgang ist die Hyperniere am linearsten, pfeilgerade läuft die Linie bis 7 kHz durch, um dann den Peak bis 12 kHz zu haben. Dieser fällt etwas flacher aus als in den vorher getesteten Varianten. Klanglich überzeugt die Hyperniere, die Stimme kommt noch direkter und klingt in den Mitten etwas druckvoller.

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Forum
  1. Profilbild
    cher

    Wie kommt im Jahre 2014 n. Chr. jemand auf die Idee, ein Mikrofontest per Internet ohne einen einzigen Klangbeispiel zu veröffentlichen???? Klingt nach Absicht… Gut gemachte Arbeit wäre es, wenn man den 107-er mit vielleicht dem 102-er, oder dem 103-er vergleichen würde, und dies dann natürlich auch ins Netz hängt… Wir sind mündig genug, selbst zu urteilen…

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @cher Hi Cher, etwas weniger Gas wäre nett.
      Um ein Studiomikrofon „gebührend“ auch in Audio-Demos vorzustellen, müsste ein Aufwand betrieben werden, der den Test eines einzigen Mikrofons nicht rechtfertigen würde. Mal ganz abgesehen vom zu buchenden Studio und der zu buchenden Sängerin, müsste auch der Versuchsaufbau im Test ausführlich beschrieben und dokumentiert werden. Der zeitliche und finanzielle Aufwand wäre für uns nicht tragbar. Es wird aber demnächst sogenannte SPECIALS geben, bei denen wir diesen Aufwand durchführen, dann aber gleichzeitig mit einer ganzen Reihe von Mikrofonen. So lange musst Du leider noch auf das kompetente Urteil des Fachredakteurs vertrauen und bei Interesse im Fachladen das Mikrofon selbst antesten. Viele Grüße, Peter.

      • Profilbild
        a.e.neumann

        @Tyrell cher,

        Hier findest einige samples, die frisch mit dem TLM107 aufgenommen sind.
        Und hier noch ein paar vokalbeispiele. Naja minus, aber immerhin. Nur so für den anfang.

        Tyrell,

        Einverstanden, cher hat sich im ton recht vergaloppiert.
        Aber in der substanz hat cher nicht ganz unrecht.

        Ein neues mik auf fünf seiten beschreiben, ohne ein einziges klangbeispiel beizufügen, finde auch ich nicht sonderlich befriedigend. In zahlreichen der besseren threads auf gearslutz macht sich jemand die mühe und bringt recht informative klangbeispiele, of auch sehr aufwendige vergleiche. Und die betreffenden haben dabei nichts zu verkaufen, schon gar nicht die attraktivität einer website.

        So lange musst Du leider noch auf das kompetente Urteil des Fachredakteurs vertrauen

        Bei allem gebotenen respekt: diese einstellung empfehle ich im internet-zeitalter aus einer vielzahl von gründen zu überdenken.

        • Profilbild
          Armin Bauer RED

          @a.e.neumann Hallo a.e.neumann,

          das ist doch das Schöne am Informationszeitalter, innerhalb von Sekunden kann man sich jede Information zum Thema besorgen und sich seine Meinung bilden, man ist nicht auf eine einzelne Meinung angewiesen.

          Trotzdem, wenn du nicht auf die Kompetenz des Fachredakteurs vertrauen willst, was bringt dann die ganze Mühe, die ich mir beim Schreiben mache? Und wenn du da nicht traust, würdest du dann von mir erstellten Soundbeispielen Glauben schenken wollen?

          Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die von dir verlinkten Seiten aufzurufen.

          Gearslutz: Infos zu den Mikros, den Gitarren und den Preamps werden gegeben. Was fehlt sind Infos zur Platzierung und dem Raum. Ich denke, dass ich das TLM107 noch recht gut im Ohr habe, in diesen Beispielen kann ich es nicht erkennen. Die Infos, die ich hier ziehen kann: Der Autor kann ganz ordentlich Gitarre spielen, hat sich nette Preamps angeschafft und arbeitet in einem völlig überdämmten Raum mit fiesen Tiefmitten. Übrigens, nach diesen Beispielen würde ich das Neumann keinesfalls anschaffen.

          Bonedo: Ich muss gestehen, dass ich die Arbeit der Kollegen durchaus schätze und die Artikel gerne lese. Interessant ist es für mich natürlich auch, wenn da zufällig das gleiche Produkt getestet wird, in wie weit sich die Einschätzung mit meiner deckt.

          Die Sounds habe ich mir nicht angehört, dafür wäre der Flashplayer nötig gewesen. Da ich am Mac arbeite und sich Apple und Flash nicht besonders mögen, lasse ich das PlugIn draussen und aktiviere es nur in Notfällen, da sonst sofort mein Lüfter hoch läuft. Mir hat der geschriebene Test als Info genügt, also habe ich mir die Mühe geschenkt, die Files für mich abspielbar zu machen.

          Abschliessend: Wenn man sich in Sachen Satzbau und Groß-/Kleinschreibung auch im Internet-Zeitalter wieder etwas einarbeitet, besteht die Möglichkeit, dass man auch mit dem geschriebenen Wort wieder etwas mehr anfangen kann…

          Gruß

          • Profilbild
            a.e.neumann

            @Armin Bauer Lieber Herr Bauer,

            Da ich selbstverständlich auch auf einem Mac arbeite und seit OS X 10.6 komplett auf Flash verzichte, ein kleiner hinweis unter profis:
            Im Safari-browser das Develop-menu einblenden und dort als User Agent Safari iOS X.x.x iPad wählen. So kann man die jeweilige webpage dazu überlisten, Flash-inhalte wie auf einem (bekanntlich Flash-freien) iPad darzustellen. Das funktioniert auf jeder modern programmierten website, wie z.b. Bonedo.
            (Überdies wäre Chrome eine alternative.)

            Ihren kommentar zu den von mir zitierten klangbeispielen finde ich bedenkenswert. Allein: erst das vorhandensein der klangbeispiele liefert die konkrete diskussionsbasis.
            Liefern Sie doch eine bessere!

            Zur neuromotorischen begründung meiner konsequenten kleinschreibung sei Ihnen dieses kurze gedicht von Günter Eich gewidmet:

            Normal
            Sagt ihm,
            er soll die Gabel links nehmen
            und das Messer rechts.
            Einarmig gilt nicht.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @cher Hallo Cher,

      unser Chefredakteur hat es ja bereits geschrieben, der Aufwand ist enorm.

      Auch kann ich, wenn ich das TLM107 zum Test hier habe nicht mit Mikros vergleichen, die eben nicht da habe.

      Ich gebe mir für meine Tests ziemlich viel Mühe, habe mir in 30 Jahren so Einiges an Know-How angeeignet und möchte mir ungern absprechen lassen, gute Arbeit zu leisten.

      Zu guter Letzt: Es ist zwar etwas aus der Mode gekommen, aber so die eine oder andere höfliche Umgangsform sollte schon gewahrt werden, oder?

      Herzlichst
      Armin

  2. Profilbild
    abbuda

    Besten Dank für den guten Testbericht. Ich werde mir das Mic vermutlich bei Gelegenheit mal ausleihen um es in meinem Setup testen zu können. Und ja, es ist ein sehr grosser Aufwand den man betreiben muss um aussagekräftige Vergleichsaufnahmen zu erstellen. Für mich ist es absolut verständlich dass hier keine Audiobeispiele dabei sind. Von daher kein Problem, gut gemacht. Grreeeez ;o)

  3. Profilbild
    cher

    Tja, mit dem Vertrauen ist es so eine Sache.. Nur vielzu oft findet man bezahlte Tests, Studien, Fachaussagen, man muß immer sehr, sehr aufpassen. Wenn man z.B.den Satz liest, die Spinne wäre für 111 Euro für Neumann Verhältnisse recht preiswert, dann klingelts bei mir: Richtig wäre es zu sagen, die Spinne ist zwar billiger, als gewohnt, ist aber trotzdem sau-teuer… Denn man kann sowas in China für 8€ herstellen lassen. Und eine billige Noname tut zu 100% die selbe Arbeit. Dann, liebe Freunde hätte ich keinen Verdacht, daß Ihr im Auftrag für Neumann arbeitet… Sicher ist der neue Neumann gut. Bei einem Mikro geht es um subjektive Eindrücke. Um Deine Eindrücke. Und es gibt keine Geschmackreferenz zwischen Deinem und meinem Geschmack. Nur möchte ich entscheiden können, ob der Aufpreis zu einem vielleicht sogar gebrauchten 103-er gerechtfertigt ist. Zu viel verlangt?

    • Profilbild
      Klaus Joter

      @cher Zuerst möchte ich mal feststellen, dass wohl kein vernünftiger Mensch ein derartiges Mikro nur wegen eines Testberichts kauft, sondern erst nach einem eigenen Test beim Händler oder zu Hause – zumal und gerade bei Gesangsaufgaben.
      Ich finde den Testbericht sehr gut und informativ. Er hat mir in meiner Entscheidungsfindung geholfen und daher mein Dank an den Autor.
      Davon abgesehen: Ich höre mir fast nie die üblichen Mikro-Demos an, weil ich die darauf abgebildeten Stimmen völlig ungeeignet finde. Außerdem gehen mir die üblichen Klischee-Phrasen aus Pop und Soul auf die Nerven. Die besten Demos würde man mit klassischen Sängern/innen erzielen, weil diese weit weniger Färbung besitzen und man daher quasi immer eine Referenz im Kopf hat. Ein lyrischer Sopran singt eben wie ein lyrischer Sopran. Man kennt den Ambitus, die Registerwechsel und den Umfang der Timbres und kann insofern Audio-Beispiele sofort gut einschätzen. Wenn ich mir dagegen die meisten Audios mit Pop/Soul-Stimmchen anhöre, bin ich hinterher genauso klug wie vorher, weil ich nicht weiß, ob irgendwelche Negativa nun am Mikro oder an der Stimme gelegen haben. Wirklich aussagekräftig fand ich auch ein Demo mit einer Folk-Sängerin, die ein ganz schlichtes irisches Volkslied sang.
      Nachteil: Wer soll die Gage eines klassischen Sängers bezahlen?

  4. Profilbild
    Armin Bauer RED

    Hallo Cher,

    ich mag Menschen mit einer klar positionierten Meinung, deshalb nochmals eine Antwort (keine Rechtfertigung)!

    Die Sache ist ganz einfach, wenn du jeder Art Information aus 2. Hand misstraust, gibt es nur den einen Weg, dich direkt zu informieren. Also, TLM 103 besorgen, TLM 107 besorgen und das behalten, welches dir besser gefällt. Ist doch simpel, oder?

    Oh, jetzt fallen mir doch noch auf Anhieb 3-4 Kandidaten aus D oder A ein, die für dich ebenso passen könnten. Weiter mag ich gar nicht zu denken…

    Aber es soll wohl (vielleicht aus Prestigegründen?) ein Neumann werden. Das soll dann aber in eine 8.- Chinaspinne? Verstehe wer wolle, aber des Menschen Willen ist sein Himmelreich.

    Womit wir bei der Spinne wären: Ich hatte die nicht zum Test da, kann und werde sie also nicht bewerten. Ich habe den Leser lediglich drauf hin gewiesen, dass ich eine Spinne für nötig erachte und dies ins Budget eingeplant werden sollte. Und ich habe die Aussage getätigt, dass sie für ein Neumann-Produkt recht preiswert ist. Daraus zu schliessen, unsere Tests wären gekauft, finde ich etwas arg weit her geholt.

    Gruß und gute Besserung
    Armin

  5. Profilbild
    changeling AHU

    „ Eine witzige Position habe ich erreicht, als das Mikro von direkt oben besungen wurde, das Signal wird recht scharf mit einer deutlichen Rauminformation.“

    Das hätte ich jetzt aber schon gerne gehört gehabt. ;)

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