Zwei Elgato Webcams im Direktvergleich
Elgato hat mit der Elgato Facecam MK2 Webcam und dem Topmodell Elgato Facecam Pro zwei interessante Webcams im Programm. Wir haben uns beide Produkte angeschaut und miteinander verglichen.
Inhaltsverzeichnis
Elgato
Elgato ist einer der führenden Anbieter für Video Capture Interfaces, Webcams, Videobeleuchtung und Halterungen. Die Elgato Systems GmbH wurde 2003 in München registriert und im Jahr 2018 von Corsair Memory Inc. übernommen, weil Elgato Systems sich mehr auf den Smart Home-Sektor und seine Marke EVE konzentrieren wollte. Die Marke Elgato bleibt jedoch bestehen und wird von Corsair entsprechend weitergeführt. Die Produkte werden in Deutschland und den USA entwickelt und in Taiwan gefertigt.
Die Facecam-Webcam-Serie von Elgato
Unter dem Markennamen Elgato Facecam werden zwei Produkte angeboten: die Elgato Facecam MK2 als Basismodell und die Elgato Facecam Pro als Topmodell der Reihe. Die beiden Modelle unterscheiden sich deutlich voneinander und haben auch unterschiedliche Zielgruppen. Während die günstigere Elgato Facecam MK2 insbesondere für den Einsatz als Webcam auf dem Schreibtisch entwickelt wurde, ist die Elgato Facecam Pro hingegen auf den professionellen Streaming-Markt zugeschnitten. Das schlägt sich auch im Preis nieder, denn der Preisunterschied beträgt satte 200,- Euro. Schauen wir uns die Webcams einmal genauer an und vergleichen die Features.
Elgato Facecam MK2 Webcam
Die Elgato Facecam MK2 Webcam bietet HD-Auflösung mit bis zu 1080p60, arbeitet also mit bis zu 60 fps und Full-HD. Sie bietet einen fixierten Fokus mit der Elgato Prime Lens, der für einen Entfernungsbereich von 30 bis 120 cm optimiert wurde. Das entspricht der üblichen Entfernung am Schreibtisch. In diesem Bereich bleibt das Bild stets scharf. Die Blende beträgt f/2,4, die Brennweite 24 mm und das Sichtfeld diagonal bis zu 84°. Eine Besonderheit der Elgato Facecam MK2 Webcam ist der HDR-Modus (High Dynamic Range Video).
Der verbaute Sony STARVIS CMOS Sensor wird über eine USB 3.0 Typ C Schnittstelle mit dem Computer verbunden. Die Kamera unterstützt komprimierte und unkomprimierte Videoformate bei geringsten Latenzen über USB 3. Zur Steuerung kommt die Camera Hub Software zum Einsatz, deren Einstellungen direkt in der Kamera gespeichert werden können. Ein Mikrofon besitzt die Elgato Facecam MK2 Webcam leider nicht.
An der Unterseite der Kamera befindet sich ein 1/4-Zoll-Gewinde, an das auch die mitgelieferte Halterung angebracht werden kann. So lässt sich die Kamera mit der Halterung leicht an einem Monitor befestigen, auf den Schreibtisch stellen oder auf ein Stativ schrauben. Die Kamera unterstützt den USB Video Class Standard (UVC) 1.5. Das Gesamtgewicht der Kamera mit Halterung beträgt 136 g (90 g ohne Halterung). Zu erwähnen ist noch die integrierte Abdeckblende.
Die Systemvoraussetzungen für die Kamera erfordern Windows 10 (64 Bit) oder neuer sowie eine CPU von Intel oder AMD. Ein USB 3.0 Typ-A auf USB 3.0 Typ-C Kabel wird mitgeliefert. Die Kamera kann auch an einem USB 2.0-Port betrieben werden, dann allerdings mit MJPEG Codec anstelle des unkomprimierten Videosignals. Anwender mit NVIDIA RTX GPU kommen zudem in den Genuss virtueller Hintergründe, einer Gesichtsverfolgung und weiterer Effekte.
Auch an einem Mac funktioniert die Kamera. Voraussetzung hierfür ist macOS 12 oder neuer und eine CPU von Intel oder Apple.
Elgato Facecam Pro Webcam
Die Elgato Facecam Pro Webcam ist eine professionellere Version der Elgato Facecam MK2. Unkomprimiertes Video unterstützt sie bis 1080p60. Höhere Auflösungen bis 2160p60 sind möglich, dann allerdings mit MJPEG Codec komprimiert.
Während die Facecam MK2 einen Fixfokus besitzt, ist der Fokus der Elgato Facecam Pro Webcam variabel. Darüber hinaus besitzt sie ein größeres diagonales Sichtfeld von bis zu 90°. Der Entfernungsbereich der Elgato Facecam Pro Webcam beträgt 10 cm bis unendlich. Die Blende beträgt f/2,0 und die Brennweite 21 mm.
Verbaut wurde ein Sony STARVIS 4K CMOS und ebenfalls ein Flash-Speicher zum Ablegen der in der Camera Hub Software vorgenommenen Einstellungen direkt in der Kamera. Angeschlossen wird die Elgato Facecam Pro über USB 3.0. Ein USB 3.0 Typ C auf Typ C-Kabel liegt bei.
Auch die Elgato Facecam Pro besitzt an der Unterseite ein 1/4-Zoll-Gewinde und kommt mit einer passenden Halterung für den Computermonitor oder das Aufstellen auf dem Schreibtisch. Die Kamera ist deutlich größer als die Elgato Facecam MK2. An der Kamera selbst befindet sich noch ein unscheinbarer Reset-Schalter, mit dem sich die Kamera zurücksetzen lässt.
Das Gewicht der Elgato Facecam Pro Webcam wird ohne Halterung mit 240 g angegeben. Sie ist darüber hinaus auch deutlich größer als das Schwestermodell. Eine Abdeckblende besitzt die Elgato Facecam Pro Webcam nicht.
Praxistest mit der Camera Hub Software
Obwohl beide Kameras ohne weitere Software-Installation sofort von meinem Mac Mini M1 erkannt wurden und innerhalb weniger Sekunden in allen üblichen Videokonferenz- und Streaming-Tools betriebsbereit waren, liegt die wahre Stärke der Kameras in der Verbindung mit der kostenlosen Camera Hub Software.
Mit Camera Hub lassen sich Einstellungen vornehmen, die man sonst nur von Videokameras oder dem Smartphone her kennt. Nach der Installation und dem Starten der App wird zunächst die Firmware der angeschlossenen Kamera überprüft und gegebenenfalls aktualisiert. Camera Hub kann auch mehrere Kameras gleichzeitig verwalten.
Ist die Kamera und die gewünschte Auflösung in Camera Hub ausgewählt, zeigt ein Camera Hub an, ob mit einem unkomprimierten oder komprimierten Video-Feed gearbeitet wird. Je nach Kameramodell sehen wir auf der linken Seite der Software die verschiedenen Einstellmöglichkeiten, während auf der rechten Seite das Vorschaubild angezeigt wird. Unterhalb des Vorschaubildes lässt sich über ein kleines Kamera-Icon auch ein Screenshot des Kamerabildes erstellen.
Die Elgato Facecam Pro Webcam bietet einige Einstellmöglichkeiten, die es bei dem kleineren Schwestermodell Facecam MK2 nicht gibt. Dazu gehört selbstverständlich der Autofokus und die Einstellmöglichkeiten für den manuellen Fokus. Unterschiede zeigen sich aber auch im Bereich „Bild“. Während sich bei der kleineren Facecam MK2 hier Regler für Kontrast, Sättigung und Schärfe finden, bietet die größere Facecam Pro hier Regler für Kontrast und Sättigung.
Beiden gemeinsam ist der Menüpunkt „Rahmen“. Hier lässt sich mittels Digital-Zoom ein Bildausschnitt definieren, der dann im Anschluss das komplette Bild ausfüllt. Auf diese Weise lassen sich Pan- und Tilt-Bewegungen simulieren. Vier Presets können abgespeichert und später wieder aufgerufen werden. Es wird zwischen den Presets langsam überblendet, sodass es so aussieht, als würde der Kameramann eine Kamerafahrt machen. So bleibt das Bild beim Streaming nicht statisch, sondern es kommt Bewegung ins Spiel.
In diesem Punkt ist die Elgato Facecam Pro natürlich dem kleineren Facecam MK2-Modell technisch überlegen, denn bei einem Digital-Zoom verschlechtert sich die Auflösung. Mit der Facecam Pro kann deshalb stärker gezoomt werden als mit dem Facecam MK2-Modell. Trotzdem ist natürlich auch hier irgendwann der Punkt erreicht, bei dem das Bild deutlich verpixelt dargestellt wird.
Richtig spannend wird es bei der Elgato Facecam Pro Webcam, wenn der Autofokus ausgeschaltet und manuell fokussiert wird. Der Autofokus arbeitet sehr gut und im Testzeitraum war mein Bild immer gestochen scharf. Trotzdem sieht man, wie bei Autofokus üblich, natürlich die Korrekturfahrten des Autofokus. Es bietet sich deshalb an, bei gleichbleibendem Abstand den Fokus manuell vorzunehmen, wenn man das leichte „Schwimmen“, das sich durch den Autofokus ergibt, verhindern möchte. Ein manueller Fokus ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn man die Kamera über eine Keyboard-Tastatur montiert, wie es für den Online-Musikunterricht üblich ist. Bei der Facecam MK2 Webcam ohne Autofokus bleibt der Bereich von 30 bis 120 cm stets scharf.
Interessant ist auch der HDR-Modus, den wir in ähnlicher Form zum Beispiel von einem iPhone kennen. Um diesen zu aktivieren, muss im Reiter „Dynamischer Bereich“ die Einstellung „Hoch“ gewählt werden.
Auto-Modus und manuelle Blenden- und Belichtungseinstellungen
Unter „Studiobedingungen“ ohne Gegenlicht und mit guter Ausleuchtung bieten beide Elgato Facecams ein exzellentes Bild. Da es an den Orten, an denen Musiker in der Regel arbeiten, aber selten das Licht eines gut ausgestatteten Videostudios und es genügend erstklassige Hochglanzfotos und Videos beider Cams auf der Website des Herstellers gibt, wird hier bewusst gezeigt, was eine solche Webcam leistet, wenn diese Bedingungen eben nicht gegeben sind.
Unterschiede zeigen sich auch hinsichtlich der Belichtung und Blende. Eine besondere Herausforderung für Webcams ist in meinem Arbeitszimmer das Fenster zum Garten direkt hinter mir. Das starke Gegenlicht ist für jede Webcam eine große Herausforderung.
Die Bilder zeigen deutlich die Unterschiede zwischen beiden Facecams. Die Facecam Pro schlägt sich unter diesen widrigen Bedingungen etwas besser und auch ohne manuelle Eingriffe ist das Bild gut. Bei der Facecam MK2 hingegen musste ich eingreifen. Das Bild wirkt bei starkem Gegenlicht stets dunkler als das der deutlich teureren Facecam Pro.
Während es mit der Elgato Facecam Pro ohne Probleme möglich ist, bei starkem Lichteinfall eine Einstellung zu finden, in der von der dem Fenster gegenüberliegenden Seite aus die Bepflanzung im Garten gut sichtbar ist, ist das mit der kleineren Facecam MK2 deutlich schwieriger, aber nicht unmöglich. Die folgenden zwei Bilder zeigen schön die Unterschiede. Bei der Facecam Pro war sogar aufgrund der höheren Auflösung noch ein Zoom möglich.
Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass diese Tests unter ungünstigen Bedingungen stattfanden, um herauszufinden, was mit den Sensoren in den beiden Cams möglich ist und was nicht.
Alternativen zu den Elgato Facecam Webcams
Die beste Alternative zu beiden Webcams ist die preislich bei knapp 158,- Euro angesiedelte Logitech Brio Stream 4K Webcam. Sie bietet eine maximale Auflösung von 2160p30, also 4K mit 30 Hz und Full-HD 1080p60. Bei 720p sind sogar 90 Hz möglich. Das Sichtfeld lässt sich von 65° über 78° bis 90° einstellen. Autofokus, HDR und 5-facher Digital-Zoom sowie ein integriertes Mikrofon mit Geräuschunterdrückung sind weitere Features der Logitech Brio Stream 4K Webcam.
Zum Preis einer Elgato Facecam Pro Webcam würde es auch eine GoPro Hero 11 mit 5,3K60 Video geben – Webcam-Funktion inklusive, HDR ist ebenfalls möglich. Wer hauptsächlich unterwegs filmen möchte und für das Streaming zu Hause nicht extra eine weitere Kamera anschaffen möchte, könnte zu dieser Alternative greifen.
Die letzte Alternative wäre ein iPhone, das ohnehin in vielen Haushalten vorhanden ist. Die dort integrierten Kameras sind sehr hochwertig und liefern ein gestochen scharfes Bild in 4K und darüber hinaus. Bei aktuellen Macs genügt die Verbindung des Ladekabels mit dem Computer. Die Kamera wird sofort als Webcam erkannt und kann nun samt Mikrofonen genutzt werden. Mit einer kleinen Halterung oder einem Stativ lässt sich die Kamera sofort aufstellen. Es gibt darüber hinaus für iPhones zahlreiche Apps, um diese mit dem Computer zu verbinden – auch wenn diese heutzutage nicht mehr zwingend benötigt werden.
Eine App kommt von Elgato und heißt EpocCam. Mit EpocCam wird dein iPhone sogar in der Camera Hub Software erkannt. Es stehen dann die gleichen Funktionen zur Verfügung wie auch bei den Elgato Facecam Webcams. Leider funktioniert EpocCam Pro derzeit nur bis 1080p60 und nicht mit 4K. Für die meisten Anwendungen reicht das allerdings vollkommen aus. Zum Vergleich hier noch einmal der „Fenster-Test“ ohne Autofocus und ohne automatische Belichtung – dieses Mal mit meinem betagten iPhone XR.
Danke für den schönen Test.
Ich kann nur bestätigen eine geeignete Kamera haben viele sicher in der Hosen oder Jackentasche.
Das iPhone funktioniert einwandfrei mit Epoccam (7,99€ im AppStore) und dem Elgato Camera Hub mit dem dann Live-Streaming in 1080p geht,
Etwas mächtiger ist Camo von Reincubate, welches auch 4K ermöglicht und gut mit Hintergrundeffekten ist. Die App für iPhone & iPad ist kostenlos, Camo Pro für den PC kostet 47,59 pro Jahr, es gibt aber auch eine Lifetime Lizenz. (ca. 96€)
Ohne Lizenz, also nicht Camo Pro, ist man auf 720p beschränkt. Hat mich beim Test überzeugt. Camo kann auch andere (Web) Kameras nutzen, wie meine Logitech Brio.
Für mich ist dies eine gute Zweitverwertung des iPhones, wenn schon nicht günstig ist sollte man es auch gut nutzen. Das ersparte mir eine Systemkamera für den Zweck. Das iPhone reicht mir.
Ja, Android geht auch.
Ein Rig, in den dem man das Smartphone einspannt und dann am Stativ befestigt ist sinnvolles Zubehör.
@TomH Ich habe es noch nicht probiert, deshalb die Frage TomH, wozu Epoccam oder Camo, soweit ich das mitbekommen habe, geht das iPhone doch direkt am Mac.
@Tai Ja, mittlerweile geht das. Du hast je nach App aber bedeutend weniger Eingriffsmöglichkeiten. Nett ist auch NDI, damit geht die Verbindung sogar drahtlos. Mit einem Ethernet-Adapter am iPhone oder iPad bringst du diese sogar bei sehr geringer Latenz ins Netzwerk. Auch Multicam Setups sind damit möglich.
@Tai Hallo Tai,
Ich bin halt jemand der keinen Mac nutzt. Ich habe mich vor langer Zeit (Apple II) gegen Apple entschieden, weil ich diese Monokultur als zu einschränkend empfand. Das hat sich erst vor kurzem mit dem jetzt verwendeten Intel NUC wieder als Vorteil herausgestellt. Das System kostete im Herbst 2023 ca. 1000€ mit 64GB RAM und 2 SSD mit 1 und 2 TB. Mit dem „gesparten“ gegenüber einem MAC habe ich mir dann genügend Freiraum gehabt, um mir ein RME Fireface zugelegen zu können.
Da ich beruflich als Berater mit Microsoft zu tun habe seit langer Zeit, ist ein MAC für mich auch ein Fremdkörper.
So kann ich auch nichts zum Funktionsumfang einer MAC basierten Lösung sagen.
Ich denke aber wie Markus es sagt, das die Möglichkeiten mit der/den App(s) größer sind.
Grundsätzlich nutze ich das iPhone mit Camo drahtlos.
Du kannst ja Camo für den MAC downloaden (kostenlos bis 720p) und schauen wo die Unterschiede zur Apple nativ Lösung liegen und ob es sich für Dich lohnt. Auch die Elgato Epoccam gibt es im Apple Store als kostenlose Version mit Einschränkungen.
Es gibt auch weitere Lösungen, die sind aber mehr für Content Creators gedacht, die den Schwerpunkt Filmen nutzen wollen. (z.B. Filmic Pro aber furchtbares Abo Modell)
Was haben bitte Tests von Web Kameras bei Amazonas zu suchen, ist das inzwischen eine Multimedia Plattform anstatt für Musik, oder habe ich da in meinen 55 Jahren etwas verschlafen?
Umgekehrt, bei all diesen kranken Profilneurotikern dieser heutigen Internet Selbstdarstellern (Influencer Krankheit) sind Kameras wohl wichtiger als Musikinstrumente und Studio Elektronik!
@Man in black Vielleicht ist es dir entgangen, aber wir haben schon diverse Kameras und auch Video-Equipment getestet. Auch Fachartikel zum Thema Streaming und Online-Unterricht gibt es. Die Online-Zusammenarbeit von Musikern ist auch ein großes Thema. Für Musiker ist das Thema Video, Streaming, Social Media und so weiter also enorm wichtig und wir orientieren uns an den Themen, die Musiker interessieren. Wenn dich das allerdings nicht interessiert, darfst du die betreffenden Artikel gerne ignorieren. Es gibt über 17.000 Artikel hier auf Amazona, die sich nicht mit Webcams oder Video beschäftigen. Da dürfte bestimmt etwas für dich dabei sein.
@Markus Galla Danke, sehr gut gesagt.👏👏👏
Alles hängt zusammen und wer will beschäftigt sich mit beiden Aspekten, Bild und Ton. Wer das nicht will, lässt halt entweder Bild oder Ton links liegen.
Ich bin jedenfalls froh das hier beides besprochen und getestet wird.
Danke Markus.