Praxis
Grau ist alle Theorie, die Praxis ist’s, die letztlich zählt. Ein großer Pluspunkt sind hier sicher die kleinen Ausmaße sowie das geringe Gewicht, so dass man den Olympus wirklich immer gern dabei hat – zumal man ihn auch problemlos als MP3-Player zweckentfremden kann. Die Bedienung ist sehr intuitiv, sodass man das Handbuch eigentlich nie braucht.
Trotz des nicht vorhandenen REC LEVEL-Rads lässt sich der Aufnahmepegel schnell den Bedürfnissen anpassen – ins Menü muss man nur kurz zum Anwählen der Voreinstellung (High, Mid, Low), die genaue Einstellung nimmt man dann nach Drücken der REC-Taste über die Pfeiltasten in 16 Stufen vor. Da das Display relativ groß ist und die halbe Breite für die oberen 12 dB zur Verfügung steht, lässt sich der gewünschte Pegel sehr genau einstellen. Zwei Peak LEDs (getrennt für L und R) weisen auf Übersteuerungen hin. Für ganz Faule gibt es auch eine Auto-Level-Funktion, die ich aber für ernsthafte Aufnahmen eher nicht empfehlen würde. Es gibt außerdem Möglichkeiten, die Dynamik mittels eingebautem Kompressor oder Limiter zu beeinflussen sowie mit einem einstellbaren Low Cut-Filter tiefe Frequenzen herauszufiltern; ich rate allerdings dazu, derlei Dinge – wenn möglich – eher nach der Aufnahme mit geeigneten Plug-ins o.ä. zu bewerkstelligen.
Das Wichtigste für gute Aufnahmen ist natürlich ein guter Grundklang des Geräts bzw. der Mikrofone, und hier kann der LS-3 leider nicht so ganz überzeugen. Bei ausgeschaltetem Center Mic sind Bässe unter 80 Hz quasi nicht vorhanden. Schaltet man das Center Mic auf ON, sind die Bässe hingegen leider viel zu stark vorhanden; das Mischverhältnis vom Center zu den Stereo-Mikrofonen ist von Olympus hier nicht optimal abgestimmt worden. Ideal wäre es, wenn man über das Menü das Verhältnis selber einstellen könnte. Denn dass durch das zusätzliche Kugel-Mikrofon der Frequenzgang grundsätzlich gut nach unten erweitert wird, steht außer Frage.
Hohe Frequenzen oberhalb von etwa 3 kHz sind auch eher gedämpft vorhanden. Insgesamt ist der Frequenzgang des Geräts also nicht sehr linear; das Gerät klingt sehr mitten-betont und eher dünn und kann klanglich so nicht mit den großen Brüdern aus dem eigenen Haus mithalten.
Von der ZOOM-MIC-Funktion, also der einstellbaren Richtcharakteristik, habe ich mir ebenfalls mehr versprochen. Zwar lässt sich durchaus ein hörbarer Unterschied zwischen den Einstellungen feststellen, jedoch ist dieser nicht so groß, dass man ihn in 10 Schritte hätte unterteilen müssen. Außerdem ist der Stereo-Eindruck selbst bei der breitesten Einstellung noch eher gering; andere Recorder können einen deutlich räumlicheren Klangeindruck erzeugen.
Vielleicht mache ich etwas falsch, aber meine bisherigen Aufnahmen mit dem LS-3 hören sich alle verrauscht an. Habe ich möglicherweise ein Montagsmodell erwischt?