ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Cloud Microphones Cloudlifter X, Vorverstärker

Vorverstärker und Übertrager für passive Mikrofone

9. Juni 2023
cloud microphones cloudlifter x test

Cloud Microphones Cloudlifter X, Vorverstärker

Gestern war draußen noch strahlender Sonnenschein und frühsommerliche 26°C – und das schon im Mai. Heute sieht es komplett anders aus: Es ist verhältnismäßig kalt und der Himmel ist dunkel. So richtig hell will es in meinem Arbeitszimmer gar nicht werden. Das drückt auf das Gemüt. Es scheint schon fast Schicksal zu sein, dass neben mir gerade der Cloud Microphones Cloudlifter X auf dem Schreibtisch liegt. Die Zeile „I’m waiting on a sunny day, gonna chase the clouds away“ von Bruce Springsteen geht mir durch den Kopf und schon bin ich mitten drin im Thema, denn der Cloudlifter möchte im übertragenen Sinne auch den Nebelschleier lüften, der viel zu oft Aufnahmen mit passiven Mikrofonen trübt.

ANZEIGE

Cloud Microphones

Der Hersteller Cloud Microphones ist vielen Lesern bestimmt ein Begriff. Nicht nur für das schon länger erhältlichen Cloudlifter, sondern auch für die Bändchenmikrofone, die den berühmten RCA-Modellen nachempfunden sind. Die Geschichte von Cloud Microphones reicht zurück bis in die frühen Tage von RCA. Stephen Sank, der Sohn von Jon R. Sank, der wiederum das Erbe von Harry F. Olson, dem Entwickler der RCA 44 und 77 Bändchenmikrofonserie, bei RCA angetreten hat, führt die Tradition seines Vaters mit Cloud Microphones fort. Das Problem des sehr schwachen Ausgangssignals, das viele Bändchenmikrofone plagt, hat man bei Cloud Microphones durch eine Gain-Stufe beseitigt, die das Ausgangssignal auf einen für „normale“ Mic-Preamps angemessenen Pegel hebt. Daraus resultierte schließlich der Cloudlifter, das jedem passiven Mikrofon unter die Arme greifen soll.

Cloudlifter X

Das Cloudlifter-Prinzip

Eigentlich ist der Cloudlifter nichts anderes als ein Vorverstärker vor dem Vorverstärker. Die Verstärkung geschieht durch einen patentierten diskret aufgebauten JFET-Schaltkreis, der beim Original, dem Cloudlifter CL-1, für ein Plus von 25 dB sorgt. Die Impedanz des Cloudlifters ist dabei für passive Mikrofone optimiert. Der Cloudlifter kann also überall dort eingesetzt werden, wo ein passives Mikrofon Verstärkung benötigt: Tauchspulenmikrofone und Bändchenmikrofone stehen ganz oben auf der Liste der möglichen Anwendungen. Doch auch Röhrenmikrofone werden von Cloud Microphones als mögliche Kandidaten genannt.

Die Klangverbesserung durch den Cloudlifter geschieht vor allem dadurch, dass der Preamp des Mischpults oder des Audiointerfaces nicht unter voller Last ächzen muss, sondern an seinem „Sweet Spot“ arbeiten darf. Das Resultat sind weniger Klangverfärbungen und deutlich weniger Rauschen. Wer schon einmal ein Bändchenmikrofon an einem handelsüblichen Mikrofonvorverstärker mit seinen maximal 52 bis 56 dB Gain ausprobiert hat, wird das Phänomen kennen: der Gain-Regler ist komplett aufgedreht und es rauscht tierisch. Natürlich gibt es auch Mikrofonvorverstärker, die deutlich mehr Gain bieten, teils bis zu 85 dB Gain, und somit perfekt für Bändchenmikrofone geeignet sind. Doch nicht jeder besitzt einen solchen Vorverstärker und nicht jeder ist bereit, für den Einsatz eines bestimmten Mikrofons gleich in ein neues Audiointerface oder einen anderen Mic-Preamp zu investieren.

In solchen Fällen hilft ein zwischengeschalteter Preamp, den Mikrofonvorverstärker zu entlasten. Er wird nur dann in den Signalweg geschaltet, wenn er wirklich benötigt wird. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Bühne, wo oftmals sehr lange Kabelwege zwischen Mikrofon und Mischpult zurückgelegt werden müssen. Auch hier soll eine Zwischenverstärkung das Signal fit machen für die Wegstrecke und den Mikrofonvorverstärker des Mischpults entlasten.

Die Cloudlifter-Familie

cloud-microphones-cloudlifter-Cloud-Family-2023_1

Die gesamte Cloudlifter-Familie

Die komplette Cloudlifter-Familie umfasst mittlerweile sechs Produkte. Los geht’s mit dem Original, dem Cloudlifter CL-1 mit +25 dB Gain. Der Cloudlifter CL-2 ist die zweikanalige Variante des CL-1. Wer noch mehr Kanäle benötigt und den Rack-Einbau bevorzugt, greift zum 19“ Cloudlifter CL-4 mit vier Kanälen. Der uns zum Test zur Verfügung stehende Cloudlifter X ist eine deutlich erweiterte Variante des Cloudlifters und führt das ein, was den anderen Cloudliftern bewusst versagt wurde: einen Übertrager. Doch dazu später mehr.

Für diejenigen, die gerne mehr Kontrolle über den Klang möchten, ist die Cloudlifter Z Version genau richtig. Sie besitzt einen Regler, um die Eingangsimpedanz zu verschieben, ein Highpass-Filter und eine in zwei Stufen schaltbare Verstärkung. Cloudlifter Zi richtet sich schließlich an die Saiten- und Tastenfraktion und ist eine aktive DI-Box mit den Vorzügen des Cloudlifter Z. Natürlich versteht sich Cloudlifter Zi auch mit Mikrofonen.

Cloudlifter X

Cloudlifter X

ANZEIGE

Der Cloudlifter X besitzt zunächst einmal alles, was den Cloudlifter CL-1 zu einem beliebten Tool gemacht hat: Der diskret aufgebaute JFET-Schaltkreis sorgt für eine ordentliche Verstärkung des Eingangssignals. Neu ist jedoch, dass eine noch höhere Verstärkung zur Verfügung steht. Bis zu +36 dB sind im Max-Mode möglich. Wird nicht ganz so viel Gain benötigt, lässt sich die Verstärkung auf +12 dB reduzieren.

Während man die Cloudlifter CL-1, CL-2 und CL-4 damit bewirbt, dass sie eine Schaltung ohne Übertrager besitzen und somit ein möglichst sauberes Signal zur Verfügung stellen, ist der Cloudlifter X mit einem Übertrager ausgestattet. In seinem Inneren werkelt ein Cinemag Übertrager mit Nickelkern. Es ist ein für Cloud Microphones hergestelltes Custom-Modell. Dieses soll Sättigungsprodukte wie einen veränderten Obertongehalt hinzufügen. Bei Cloud Microphones spricht man werbewirksam von „Transformer Mojo“.

cloud-microphones-cloudlifter-x-Former_Left copy

Das Innenleben des Cloudlifter X

Nun denn, da Bändchenmikrofone heutzutage aus einem ähnlichen Grund eingesetzt werden, passt das ganz gut. Was und wie viel davon am Ende einen Unterschied macht, darüber scheiden sich wie immer die Geister. Während einige Anwender von Übertragern im Signalweg schwärmen und sich in den Berichten gleich ganze Klangwelten auftun, die ohne Übertrager nicht vorhanden wären, berichten andere von subtilen bis nicht wahrnehmbaren Veränderungen. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen und dann gibt es ja noch die berühmte Summe aller Teile. Gut, dass wir nun für beide Fraktionen das passende Cloudlifter-Modell zur Auswahl haben. Ich möchte das an dieser Stelle nicht weiter bewerten.

Um den Cloudlifter X einzusetzen, benötigen wir +48 V Phantomspeisung. Diese wird selbstverständlich nicht durchgeleitet, da das Haupteinsatzgebiet passive Mikrofone sind und diese benötigen keine Phantomspeisung oder könnten sogar durch diese beschädigt werden. Die Phantomspeisung dient also nur dem Betrieb des Verstärkers im Cloudlifter.

Das war’s auch schon. Hat man den Cloudlifter in den Signalweg geschaltet und sich für eine Vorverstärkung entschieden sowie die Phantomspeisung am Mischpult, Mikrofonvorverstärker oder Audiointerface eingeschaltet, ist alles betriebsbereit. Nun kann man mit dem Gain-Regler des nachgeschalteten Verstärkers den Sweet-Spot suchen und das Signal optimal aussteuern, ohne dass hoffentlich Rauschen das Signal trübt. Weg mit den Wolken, die Sonne scheint wieder.

In der Tat wirkt das Signal durch den Cloudlifter etwas frischer. Schon mit einem ebenfalls sehr schwachen Shure SM58 und einem sehr alten Shure SM57 getestet gewinnt die Signalkette mit dem Cloudlifter, da es deutlich weniger rauscht. Weniger Rauschen bedeutet zugleich eine höhere Dynamik und mehr Auflösung, da Feinheiten, die sonst im Rauschen untergehen, wieder hörbar werden. Leider habe ich zum Vergleich kein teures Vintage-Bändchen zur Verfügung, kann aber aus vergangenen Tests mit modernen Bändchen sagen, dass selbst deren im Vergleich höherer Ausgangspegel ein Audiointerface ganz schön quält. Mit dem Cloudlifter X bleibt das Audiointerface ganz entspannt und Rauschen ist kein Thema mehr.

Messungen

Klangverbesserung ist immer subjektiv und damit sollte man sich niemals zufrieden geben. Deshalb habe ich den Cloudlifter X einigen Messungen unterzogen. Dabei habe ich folgende Dinge ausprobiert:

Die erste Messung ist eine Loopback-Messung des iConnectAudio 2+ Audiointerface mit maximalem Ausgangspegel und minimalem Eingangspegel. Für die Messung mit dem Cloudlifter X habe ich den Ausgangspegel sehr stark abgesenkt, um ein schwaches Mikrofonausgangssignal zu simulieren und den Preamp des Audiointerfaces herauszufordern. Das Resultat ist eindeutig: je schwächer das Eingangssignal desto größer die klangliche Wirkung mit dem Cloudlifter X im Signalweg, denn bei hohen Gain-Einstellungen (>80 %) rauscht der Preamp im Audiointerface deutlich. Das wirkt sich sehr unschön auf den Klang aus.

cloud-microphones-cloudlifter-x-messungen

Messungen im Loop-Verfahren und mit einem Shure SM57 mit und ohne Cloudlifter

Doch so richtig eindeutig ist so eine Loopback-Messung nicht, deshalb habe ich noch einmal eine Vergleichsmessung mit einem Mikrofon gemacht. Zum Einsatz kam ein über 40 Jahre altes und sehr mitgenommenes, aber komplett funktionstüchtiges Shure SM57. Erneut wurde eine Vergleichsmessung ohne Cloudlifter X durchgeführt. Um überhaupt ein vernünftiges Signal zu erhalten, musste der Gain-Regler fast komplett aufgerissen werden – mit dem zu erwartenden Resultat: Es rauscht stark.

cloud-microphones-cloudlifter-x-noise-ohne cloudlifter

Noise Floor ohne Cloudlifter

Die zwei Folgemessungen mit dem Shure SM57 wurden je mit der MAX +36 dB Gain-Einstellung des Cloudlifter X und der 12 dB-Einstellung gemacht. Das Resultat seht ihr in den Messungen. Gleiche ich die Verstärkung am Interface entsprechend an, liegt das Rauschen ohne Cloudlifter X erheblich über dem mit Cloudlifter X.

cloud-microphones-cloudlifter-x-noise-36db

Noise-Floor mit Cloudlifter bei +36 dB

Alternativen zum Cloudlifter Vorverstärker

Nun ist so ein Cloudlifter X bei allem Sonnenschein ein sehr teures Vergnügen, denn 299,- Euro werden für einen einzelnen Kanal fällig. Grund genug, sich einmal die Alternativen anzuschauen, denn die gibt es durchaus: Zunächst einmal wäre da der Cloudlifter CL-1 aus gleichem Hause zu nennen, der zwar ohne „Transformer Mojo“ auskommen muss, aber für den eigentlichen Zweck einen sehr guten Job macht. Diesen bekommt man für 166,- Euro im Online-Handel. Ebenfalls ohne Übertrager, dafür mit 27 dB Verstärkung aus dem Class A JFET kommt der TritonAudio FetHead daher. Dieser ist für schlappe 65,- Euro im Handel zu haben. Thomann bietet ein mit 59,- Euro nur leicht günstigeres Eigenmarken-Äquivalent an, den Thomann FetAmp. Mit 44,- Euro noch einmal günstiger ist der KlarkTeknik Mic Booster CT1, der 25 dB Verstärkung bietet. Doch gibt es nicht auch Alternativen mit Übertrager? Natürlich!

Der TritonAudio FetHead Transformer kostet 89,- Euro, bietet +28 dB Gain aus vier aufeinander abgestimmten Class-A JFETs und einen Nickelkern-Transformator.

triton-fethead_Transformer 58

Die deutlich günstigere Alternative: der Triton FetHead Transformer. Quelle: tritonaudio.com

ANZEIGE
Fazit

Die Signalkette aus passiven Mikrofonen in Verbindung mit Mikrofon Preamps, ob extern, im Mischpult oder Audiointerface, profitiert deutlich vom Einsatz des Cloud Microphones Cloudlifter X. Ob nun mit oder ohne Übertrager, muss jeder Anwender für sich selbst entscheiden. Mir persönlich ist die Verstärkung wichtiger als der Übertrager und somit würde ich vermutlich eher zum Cloudlifter CL-1 greifen als zum deutlich teureren Cloudlifter X. Doch das ist rein subjektiv. Der Cloudlifter X macht jedenfalls genau, was er soll. Er sorgt dafür, dass Mikrofonvorverstärker an ihrem Sweet-Spot arbeiten und nicht zu sehr gequält werden müssen, wenn es um die Verstärkung passiver Mikrofonsignale geht.

Der Preis ist allerdings happig und somit profitieren vor allem die Anwender, die sehr hochwertige Mikrofone und hochwertige Mikrofon-Preamps im Studio einsetzen. Wer viele tausend Euro für Mikrofone und Preamps ausgibt und ein rentables Studio führt, für den ist der Preis von 299,- Euro sicherlich in Ordnung. Für alle anderen Anwender empfehlen sich eher die genannten Alternativen oder eventuell auch gleich der Kauf eines besseren Mikrofonvorverstärkers, der auch die nötigen Gain-Reserven mitbringt.

Plus

  • Verarbeitung
  • deutliche Verbesserung des Rauschverhaltens
  • Cinemag-Übertrager

Minus

  • Preis

Preis

  • 299,- Euro
ANZEIGE
Forum

Es sind momentan noch keine Kommentare für diesen Artikel vorhanden.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X