Test: Pedaltrain Musiker-Cases für Gitarreneffekte

Pedaltrain Musiker-Cases für Gitarreneffekte

Kaum hat man unter großen Mühen die Effektanordnung und den Signalfluss auf seinem Pedalboard koordiniert, stellt man mitunter fest, dass man sich noch gar nicht um das naheliegendste Problem, dem Transport des Boards, gekümmert hat. Wer einmal versucht hat, das Konstrukt aus scharfen Stahlkanten, abstehenden Potis, frei verlegten Kabeln und zuweilen massiven Steckern ohne eine passende Transporteinrichtung zu transportieren, weiß wovon die Rede ist. Die Firma Pedaltrain bietet daher eine umfangreiche Palette von Soft- und Hardcase Produkten an, die für jeden Einsatzzweck die optimale Lösung parat hält. Deshalb haben wir uns die Pedaltrain Musiker-Cases für Gitarreneffekte ganz genau angesehen.

Um zu der Einsicht eines professionellen Transportmittels für das wertvolle Equipment zu kommen, bedarf es allerdings manchmal einiger Denkfehler im Laufe der persönlichen Karriere. Beliebte Transportlösungen im Anfängersektor sind unter anderem:

1.) Plastik- oder Stofftüten

An sich schon eine Beleidigung für die zuweilen hochwertige Tretminenbestückung, ein Board mit fast vierstelligem Content-Wert in einem Lappen zu transportieren, welcher null Schutz gegen äußere Einflüsse bietet und nach drei bis vier Transportzyklen anfängt, an den Kanten aufzureißen.

2.) Omas alter Koffer vom Dachboden

Auf den ersten Blick gar nicht mal eine schlechte Lösung, allerdings stehen einer sicheren Lösung gleich mehrere Punkte im Weg. Zum einen muss der Koffer in der Breite passen, die sich aber leider meistens als zu schmal erweist. Auch sind die Kofferecken gerne rund ausgeführt, das Board benötigt aber im besten Fall eine satte 90 Grad Kante für einen optimalen Sitz.

Was in der Breite meistens zu wenig vorhanden ist, wird in der Höhe diametral zu einem Problem. In der Regel haben Koffer eine Höhe, in der man zwei Pedalboards übereinander stapeln kann, was während des Transports von nur einem Board zu massiven Schäden führen kann. Zur Kompensation stopft man dann den Koffer mit Kabeln oder mit Schaumstoff zwecks Auspolsterung voll, beides keine optimale Lösung und im Fall von Kabeln eine zusätzliche Belastung für die Signalträger.

Ich persönlich konnte die Koffer meiner Oma nur ein einziges Mal als Kabelkoffer nutzen. Während der nachfolgenden Show stank es auf der Bühne dermaßen nach Mottenkugeln, dass von einem weiteren Einsatz als Transportkoffer umgehend abgesehen werden musste.

3.) Heavy Duty Flightcase

Hat man die Sinnhaftigkeit eines Transportcases erkannt, wird gerne der Fehler des Übernehmens ausgemusterter Cases zum Beispiel aus dem Schlagzeugbereich gemacht. Gerade bei ehemaligen Stativcases hat man zwar eine fette Wand gegen jegliche Form von äußeren Einflüssen, allerdings bereitet sowohl der große Stauraum als auch insbesondere Größe und Gewicht der Cases Probleme. Möchte man das Case im PKW transportieren, ist selbst bei einem Kombi der halbe Stauraum weg.

Nimmt man hingegen einen Van, Anhänger oder LKW, müssten die schweren Cases nach unten und zur Fixierung um 90 Grad gekippt werden, um nicht mehr auf Rollen zu stehen. Was das mit dem Inhalt des Cases macht, sofern er nicht bombenfest fixiert ist, kann sich wohl jeder lebhaft vorstellen.

Pedaltrain Musiker-Cases für Gitarreneffekte

Fazit: Die optimale Transportlösung für ein Pedalboard ist möglichst leicht, stoßabsorbierend, hat noch Platz für zusätzliche Kabel etc. und ist vor allem passgenau wie ein Handschuh! Sich dessen bewusst, hat die Firma Pedaltrain drei Arten von Transportcases auf den Markt gebracht, wobei eine Lösung eine besondere Aufmerksamkeit verdient hat. Die Rede ist von einem Rucksack, neudeutsch Bodypack genannt.

–Pedaltrain Modell PT-18-PSC-X plus Board —

Die Pedaltrain Bodypacks / Soft Cases

Um vielleicht direkt mit einem Vorurteil aufzuräumen. Da keiner der Ausdrücke „Soft“, „Hard“, „Bag“ oder „Case“ in irgendeiner Form geschützt sind, kann jeder Hersteller diese Bezeichnungen benutzen, wie er möchte, was leider auch getan wird. Ich habe bereits „Soft-Cases“ gesehen, die mit viel Wohlwollen gerade noch als „Bag“ durchgingen, von daher sollte man jedes Case genau in Augenschein nehmen, bevor man es seiner Funktion zuführt.

Bei den Pedaltrain Bodypacks kann man hingegen mit Fug und Recht von Soft-Cases sprechen, welche zusätzlich ähnlich vieler Gitarrentaschen eine Rucksack-Funktion innehaben. Allerdings gibt es auch hier jede Menge Unterschiede in der Qualität, aber hierzu später mehr. Zum Test liegen uns die Modelle PT-NPL-PSC-X, passend für die Boards Nano und Nano+ und das Modell PT-18-PSC-X für die Boards Classic JR, PT-JR und Novo 18 vor. Weitere Soft Cases in Bodypack Ausführung bietet der Handel bis hinauf zum NOVO 24 SC an.

— Pedaltrain Modell PT-18-PSC-X Rückseite —

Erster Eindruck der Bodypacks

Nimmt man die Softcases das erste Mal in die Hand, fallen einem sofort die massiven, aber dennoch weichen Tragegriffe auf, die mehrere Ausbuchtungen und Riefen haben, um das Softcase gegen Durchrutschen der Hände zu schützen. Die Griffe sind über kräftige Stoffriemen am Case vernietet und lassen auf eine sehr lange Lebensdauer schließen.

Der große Aha-Effekt kommt bei der Benutzung der Reißverschlüsse. Zum einen hat sich Pedaltrain endgültig von dem Hersteller früherer Reißverschlüsse getrennt, welche durch hakelige, zum Teil unbrauchbare Handhabung den Ruf des Unternehmens schwer in Mitleidenschaft gezogen hatte. Diese Reißverschlüsse gleiten wieder sehr weich über den gesamten Verschlussweg und haben noch einen Bonus am Start.

Sowohl die Außenhaut der Softcases, als auch die Reißverschlüsse sind wasserabweisend, sodass ein entsprechender Regenguss dem Innenleben des Case nichts anhaben kann. Erreicht wird dies durch eine neue, übergroße Art von Reißverschluss, der zusätzlich zu den Zähnen zwei Schichten aus Kunststoff gegeneinanderdrückt. Ein ganz hervorragendes Detail!

— Pedaltrain Modell PT-18-PSC-X Seitenansicht —

Öffnet man das Softcase, kann man die Stärke der Polsterung in Augenschein nehmen, welche z. B. bei dem Modell PT-18-PSC-X stattliche drei Zentimeter beträgt. Auf der Vorderseite sind noch mal zwei weitere Fächer für Kabel, Sender o. ä. Material angebracht, ebenfalls mit wasserabweisenden Reißverschlüssen. Sollte man einmal in die unglückliche Situation kommen, sein Pedalboard im Regen zu Fuß transportieren zu müssen, so kann man dies mit diesen Rucksäcken vergleichsweise entspannt angehen.

— Pedaltrain Modell PT-18-PSC-X Vorderseite —

Natürlich kann man die Cases auch als normale Softcases verwenden, die Besonderheit der Cases hingegen befinden sich auf der Rückseite. Hier befindet sich wiederum unter einem wasserabweisenden Reißverschluss zwei weich gepolsterte Tragegurte, die das Case zu einem Rucksack umfunktionieren. Um Schweißbildung vorzubeugen, wurden die Rückseite des Rucksacks und die innenliegenden Flächen der Tragegurte mit einer weichen und perforierten Oberfläche versehen. Natürlich kann man das Case auch als normalen Rucksack nutzen, der insbesondere bei dem Transport empfindlicher Güter eine große Hilfe sein kann.

— Pedaltrain PT-NPL-PSC-X Backpack —

Der Tragekomfort der Bodypack ist wahrlich exzellent. Der Rucksack lässt sich zweifach an der Brust und am Bauch fixieren und liegt deshalb gleichmäßig an der gesamten Rückenpartie auf, was gerade bei dem Transport von schweren Geräten wie einem voll ausgebauten Pedalboard sehr wichtig ist. Die „Locker-über-die-Schulter-in-der-Hüfte-einpendelnde“ Variante funktioniert hier nicht.

— Pedaltrain PT-NPL-PSC-X plus Nano Board —

Pedaltrain Soft Case Novo 32

Bei einem Softcase dieser Größe nehmen zwei Problempunkte massiv an Bedeutung zu. Zum einen erreichen voll ausgebaute Pedalboards nunmehr eine stattliche zweistellige Kilogrammzahl, die es abzufedern gilt und zum anderen gestaltet sich der Tragekomfort problematischer. Aufgrund der weichen, biegsamen Ausführung kann man keine Rollen verbauen, dennoch gilt es, das schwere Paket in einer möglichst ausgewogenen Form auf die Hand oder Schulter zu verteilen.

— Pedaltrain Soft Case Novo 32 —

Auch Pedaltrain hat in dieser Gewichtsklasse keine andere Möglichkeit, als einen massiven Handgriff und einen gut gepolsterten Schultergurt mit entsprechenden Karabinerhaken zu installieren. Der etwas mühselige Transport liegt in der Natur der Sache. Wer aus Gewichtsgründen ein Board dieser Größe in einem Softcase transportieren möchte, muss den etwas ungemütlichen Transport in Kauf nehmen.

Mit entsprechendem körperlichen Einsatz lässt sich das Case mit dem Gurt quer über die Brust auch als sehr breiten Rucksack verwenden, zumal die Rückseite auch hier, wie bei den o. g. Rucksäcken, mit der perforierten, gepolsterten Oberfläche versehen wurde. Allerdings kommt man mit dieser Konstruktion im Querformat durch keine normale Tür mehr und der einzelne Gurt drückt doch sehr stark auf die entsprechende Schulter, sodass maximal ein Weg vom Transporter zur Bühne damit absolviert werden kann.

–Pedaltrain Soft Case Novo 32 plus Board —

Allerdings ist das Novo 32 Soft Case so gut gepolstert, dass es einem Hard Case gleich hochkant im Van transportiert werden kann und nicht wie bei vielen Soft Cases lediglich auf das restliche Equipment gelegt werden muss.

Pedaltrain Black Tour Case Novo 24

Kommen wir nun zum harten Road-Alltag, der übrigens nicht erst bei den Stars aus Funk und Fernsehen anfängt. Wer z. B. in einer gut gebuchten Coverband spielt, bei der ein dreistelliges Auftragsvolumen pro Jahr zu Buche schlägt, weiß spätestens nach ein paar Monaten eine hochwertige Verpackung der Instrumente zu schätzen. Dabei muss gar nicht mal ein kompletter Bruch einer Abdeckung den Inhaber zu einem Stirnrunzeln veranlassen. Hakelige Reißverschlüsse, sich lösende Schaumstoffe, ausgeleierte Klappgriffe oder verzogene Aluminiumprofile reichen aus, um einen in Windeseile zur Weißglut zu bringen.

Natürlich gibt es auch jede Menge Anbieter aus dem günstigen Preissegment, wobei sich aber zumeist aufgrund einer dünnwandigen Ausführung in Kombination mit minderwertigem Rollenmaterial die Spreu schnell vom Weizen trennt. Außerdem bedarf es gerade bei einem Floorboard passgenauer Abmessungen, damit das Board aufgrund wilden Herumschlackerns nicht die Hälfte seiner Pedale oder außen liegende Potis einbüßt.

Pedaltrain hat daher für das Novo 24 ein Hardcase der alten Schule aufgelegt, das mit den Außenabmessungen von 65 x 38 x 19 cm und den Innenabmessungen von 62 x 34,5 x 16,5 cm bei einem Gewicht von knapp 7 kg noch vergleichsweise gut zu handhaben ist. Nach oben verhindert Protektionsschaum das Durchschlagen des Innenlebens bei einem schweren Stoß, nach unten und zur Seite sichert ein knapp 3 cm dicker und dichter Schaumgummi das Board ab. Das Board passt ebenfalls für die Boards Classic 2 und PT-2.

— Pedaltrain Tour Case Classic plus Board —

Auch nach außen sind alle Standards wie hochwertige Butterfly-Schlösser und massive Kugelecken vorhanden, wobei das verwendete Sperrholz eine Dicke von 6 mm ausweist. Apropos Kugelecken: Weiß jemand den Grund, warum man in der Schwergewichtsklasse Kugelecken verwendet? Nur eine Kugelecke schafft es aufgrund ihrer Konstruktion eine äußere Einwirkung über ihre drei Schenkel auf drei Holzflächen zu verteilen und somit einen eventuell anfallenden Schaden so klein wie möglich zu halten.

Pedaltrain NOVO 32 und Terra 42 Tourcase mit Rollen

Kommen wir nun in die Königsklasse der Tourcases, sowohl was die Größe, als auch was die Stabilität der Konstruktionen angeht. Zwar versucht man auch hier das Gewicht so gering wie möglich zu halten, allerdings sind alle Argumente der Bequemlichkeit der Funktionalität in Sachen Protektion des Innenlebens untergeordnet. Die passenden Eckdaten lesen sich entsprechend. Das NOVO 32 Tourcase geht mit den Außenabmessungen 95,3 x 46,9 x 24,5 cm, Innenabmessungen 89 x 44 x 12,5 cm bei einem Gewicht von 12,7 kg ins Rennen. Das Terra 42 legt noch einen oben drauf, indem es die Außenabmessungen 121 x 44 x 25,4 cm, Innenmaße 111 x 38 x 12,5 cm bei einem Gewicht von 15,4 kg aufruft.

— Pedaltrain Tour Case Novo 32 —

Beide Cases haben sich in der Tat das Adjektiv „professionell“ verdient, zum einen, da sie ihrem User maximalen Schutz der Pedale offerieren, zum anderen, da sie aufgrund ihrer Abmessungen die Unterstützung einer Crew mit entsprechenden Backlinern voraussetzen. Die Cases können nicht nur im Van problemlos in den unteren Bereichen des Stauraums eingesetzt werden, sie überleben auch den Transport im Truck in Verbindung mit zuweilen grobmotorischen Stagehands vor Ort in der Halle.

— Pedaltrain Tour Case Novo 32 plus Board —

Um den Transport zu vereinfachen, wurden beide Cases mit kräftigen Gummirollen ausgerüstet, welchen den Transport im „Trolley-Style“ auf ebenem Untergrund ermöglichen. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der entsprechende Zuggriff, der als Klappgriff ausgeführt wurde. Wer ein voll besetztes Board dieser Liga + Case mit nur einem Arm angehoben hat, der weiß, wie sich ca. 30 kg anfühlen- und kann den nächsten Fitnessstudiobesuch getrost etwas nach hinten schieben.

–Pedaltrain Terra 42 —

Dass gerade bei diesen Gewichten ein absolut passgenauer Sitz vonnöten ist, erklärt sich von selbst und wird von den beiden Cases natürlich auch perfekt erfüllt. Dass hier aber auch erfahrene Profis bei der Konstruktion dieser beiden Rollcases am Start waren, sieht man im Inneren der Cases. Werden die Cases voll beladen gezogen oder aber hochkant im Tourbus gelagert, liegt der gesamte Druck des Boards auf der unteren Kante des Cases. Selbst die stattlich ausgelegten 3 cm Schaumgummi können in einem solchen Fall ihre abfedernde Wirkung nicht mehr komplett erfüllen, sodass die Gefahr der ungenügenden Schockabsorbierung besteht.

— Pedaltrain Terra 42 plus Case —

Daher wurde bei beiden Cases am Fußende ein knapp 6 cm dickes Schaumgummirechteck eingelassen, das bei einem Sturz oder aber hartem Kopfsteinpflaster das Durchschlagen des Inhalts bis an das Sperrholz verhindert. Ganz großes Kino in der Detaillösung!