Frische Luft bei Presonus!
Der Name Presonus dürfte den meisten unserer Leser geläufig sein. Die Amerikaner sind bisher durch verschiedenste Studiotechnik, Computer-Interfaces, Mischpulte und Ähnlichem populär geworden. Mit der AIR-Serie bietet Presonus den Einstieg in die Welt der Live-Beschallung beziehungsweise Festinstallation an. Die neue Serie umfasst drei Fullrange-Systeme sowie zwei dazu passende Subwoofer. Alle Fullrange-Systeme sind zweiwegaktiv aufgebaut, wobei die beiden Bässe dann das Low-End bereichern dürfen. Das Presonus AIR Universum umfasst die Größen 10″, 12″ und 15″ bei den Tops sowie 15″ und 18″ bei den Subs. Bei unserem Testsystem hat uns der freundliche Vertrieb die Presonus AIR10 als Top sowie die Presonus AIR15S als Bass zur Verfügung gestellt. Diese Variante gilt als besonders transportfreundlich und rückenschonend.
Presonus AIR10 Hardfacts
- Frequenzbereich (-3 dB): 66 Hz to 20 kHz
- Frequenzbereich (-10 dB): 55 Hz to 20 kHz
- Trennfrequenz: 2,2 kHz
- Maximum Output: 121 dB SPL
- Abstrahlwinkel (HxV): 90˚x 60˚
- LF Driver: 10” (2” Spule)
- HF Driver: 1” Kompressionstreiber
- Verstärker Typ: Class D (LF), Class AB (HF)
- LF Leistung: 900 W (Peak)
- HF Leistung: 300 W (Peak)
- Gewicht: 13 kg
- Maße: 370 mm x 360 mm x 600 mm
Erwähnenswert ist hierbei die Endstufentopologie, die sich in Class-D (Tieftöner) und Class-AB (Hochtöner) unterscheidet. Class-AB findetman aktuell nicht mehr allzu häufig in diesem Marktsegment an. Presonus bewirbt diese Schaltungsvariante jedoch bewusst mit einer natürlichen, luftigen Wiedergabe im Hochtonbereich. Die meisten aktiven Boxen arbeiten dennoch nach dem Class-D-Prinzip. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, wie so häufig in der Technik. Letztendlich sollte aber in jedem Falle das Ohr entscheiden. Wer über Endstufentopologie mehr erfahren will, der möge bitte das Netz bemühen.
Randnotizen bei der Presonus AIR10 sind neben dem angenehmen Gewicht die Gummipuffer zur Stabilisierung der Monitorschräge sowie der sich angenehm anfühlende, oben angebrachte Griff. Das Gehäuse aus Polypropylen macht außerdem einen sehr soliden Eindruck. Das frontseitige Stahlgitter ist resonanzfrei verbunden. Die Presonus AIR10 bietet oben und unten jeweils zwei sowie hinten einen Aufnahmepunkt für M10 Gewinde, zwecks Installation ohne Hochständer. Der Hochständerflansch bietet darüber hinaus zwei Neigungswinkel mit 0° beziehungsweise 7,5° nach unten geneigt. Für mich ein sehr gern gesehenes und praxistaugliches Feature.
DSP-Funktionen
Auf dem Markt sind fast keine aktiven Beschallungssysteme zu finden, die keine Anpassung an räumliche oder funktionelle Vorgaben besitzen. Häufig findet man die Möglichkeit, beispielsweise eine Box als Monitor oder FoH (PA) seitens des Frequenzverlaufs anzugleichen. Immer populärer werden Funktionseinstellungen die, wie bei unserem Testkandidaten, via Menü mit Display regelbar sind. So auch bei der Presonus AIR-Serie. Unsere 10 Zoll Fullrange-Box wartet neben Klang-Presets (MODE) auch mit einem Zweiband-Shelving-EQ sowie sogenannten „Locate Presets“ auf. Diese bieten eine klangliche Raumanpassung in Bezug auf Aufstellung mit Hochständer, Wandmontage oder geflogene Anbringung.
Die MODE-Presets im Einzelnen sind:
- DJ – Preset für die Musikwiedergabe
- Enhance – Preset für einen besonders warmen Grundklang
- FOH – Preset für den Einsatz als PA/FoH-Lautsprecher – neutraler Klang
- Monitor – Preset für den Einsatz als Bodenmonitor.
- Speech – Preset für Anwendungen mit hohen Anforderungen an die Sprachverständlichkeit.
Diese fünf MODE-Presets der Presonus AIR10 sind allesamt sehr tauglich, wobei sich „DJ“ und „Enhance“ sehr ähnlich sind, hier werden die Mitten etwas abgesenkt, um mehr nach „Hi-Fi“ zu klingen. Bei „Monitor“ und „Speech“ werden die Bässe etwas abgesenkt und die Mitten rücken etwas in den Fokus. Das FoH-Preset ist „flat“ beziehungsweise neutral und somit für PA-Anwendungen vorgesehen.
Eingangsseitig lässt die AIR-Serie nichts anbrennen. Mit zwei Neutrik Combo-Eingängen, sowie einer Miniklinke für portables Abspielgerät sollte man für alles gerüstet sein. Die beiden Combos lassen sich auch von Line- auf Mikrofonempfindlichkeit umschalten und kann somit drei Eingangsquellen zusammenbringen ohne externes Mischpult. Der XLR-Mix-Out kann die summierten Eingangssignale an weitere Boxen ausgeben.
Presonus AIR15S
Die aktive Erweiterung für das nötige Bassfundament kommt als Bassreflexgehäuse aus 15 mm starkem Birkensperrholz in den Ring. Mit zwei stabilen seitlichen Griffschalen und dem roadtauglichen Frontgitter ist der alleinige Transport noch ohne größere Anstrengung möglich. Presonus legt außerdem noch einen Satz Transportrollen bei, die sich mühelos rückseitig anschrauben lassen.
Der Strukturlack des Gehäuses macht einen sehr stabilen Eindruck. Auf der Oberseite des Gehäuses findet man neben dem traditionellen M20-Gewinde noch vier Fußschalen zum Stacken von mehreren Bässen. Zwei breite Gummipuffer schützen die Box zudem beim Anwinkeln nach hinten, um die untere Gehäusekante zu schützen.
Presonus AIR15S Hardfacts
- Typ: Aktiv, Bassreflex
- Frequenzgang: 35 Hz – 160 Hz
- Maximum Output: 126 dB SPL
- LF Driver: 15” (3” Spule)
- Verstärker Typ: Class-D
- LF Leistung: 1200 W (Peak)
- Gewicht: 32 kg
- Maße: 612 mm x 425 mm x 600 mm
DSP-Funktiones des AIR15S
Unter der Haube unseres aktiven Subs brodelt es mächtig und bietet deutlich mehr als nur „Standardfolklore“! Neben den zwei selbsterklärenden MODE-Presets „Normal“ und „Mo’Bass“ gibt es einen Phasendreher und eine „Line-Delay“ Funktion. Hierbei können Abstände angepasst werden, falls der Bass vor den Topteilen aufgebaut wird. Das Tiefpassfilter (LPF) ist einstellbar für 70 Hz, 80 Hz, 100 Hz, 120 Hz und 150 Hz. Somit ist unser „Basser“ sehr flexibel anpassbar. Ein wenig näher möchte ich noch auf die „Locate-Presets“ eingehen. Die drei LOCATE-Presets „Normal“ (Vorgabe), „Cardiod“ (für Cardiod-Subwoofer-Arrays) und „Endfire“ (für Endfire-Arrays) bieten hier noch zusätzliche Einsatzoptionen. Die „Normal“-Anwendung sieht eine Standardbenutzung vor, bei der Bassanteile weitgehend kugelförmig abgestrahlt werden.
Cardioid Subwoofer-Array
Mit diesem Array lässt sich die Schallenergie des Subwoofers von der Bühne weg und zum Zuschauerraum ausrichten. Dabei wird bei dem oberen Bass, der zur Bühne hin strahlt, die Einstellung „Cardiod“ gewählt. Die beiden Bässe strahlen nun gezielt nierenförmig ab und lassen eine bessere Richtwirkung der Tiefbassanteile zu.
Endfire Array
Bei dieser Methode werden die beiden Bässe cirka 1,6 m (bezogen auf das Frontgitter) in einer Reihe voreinander aufgestellt. Im Vergleich zur normalen Aufstellung sorgt das Endfire-Array für eine um 20 dB größere Auslöschung der Bassanteile zur Bühne als nach vorne. Wer mehr über dieses Thema erfahren will, dem ist der Download-Bereich von Presonus.com empfohlen.
Praxistest
Genug der Worte, nun sollen die „AIRs“ angeschlossen und mit Konserve befeuert werden! Meine Favoriten für derartige Hörtests sind:
- AC/DC – Back in Black
- Al Jarreau – Compared to what
- Dire Straits – Money for Nothing
- Marcus Miller – Panther (live)
- Steely Dan – Babylon Sister
Getestet wurde das System in der Einstellung „FoH“ bei den Tops sowie „Normal“ bei den Bässen, ohne EQ und Schönmalerei. Die Presonus AIR-Serie bietet einen transparenten, nüchternen und gut auflösenden Grundklang. Nach mehrmaligem Titelwechsel habe ich die Bässe in Relation um 3 dB angehoben, was meinem Empfinden von „Neutralität“ dann mehr entsprach.
Die AIR-Serie sind nicht die lautesten Boxen, allerdings reicht es locker aus, um als kleine Band oder DJ einen Abend vor hundert plus zu gestalten. Wer mehr braucht, kann durchaus dann zur Zwölf- oder zur Fünfzehnzollvariante greifen, die auch im Übrigen den größeren 1,35 Zoll Hochtöner besitzen. Der Gesamtklang gemessen am Gewicht war jedenfalls mehr als befriedigend. Hier lohnt es sich auf alle Fälle, mal beim Händler das Ohr anzulegen!