Battle-Mixer mit Interface
Dieses Jahr vergeht die Zeit zwischen Ankündigung der Produkte zur NAMM Show und dem Eintreffen der Geräte zum Testen schnell. Nachdem der Pioneer DDJ-1000 schon im Test war, folgt nun bereits der Reloop KUT.
Der Reloop KUT ist unverkennbar auf dem Reloop RMX-22i aufgebaut, dem kleinen Reloop 2-Kanal-Mixer. Nicht nur äußerlich jedoch gibt es Unterschiede zwischen den Modellen, auch wenn die Elemente auf der Nutzoberfläche identisch sind. Der Reloop RMX-22i ist nicht nur als preisgünstiger digitaler 2-Kanal-Mixer gedacht, sondern ließ auch eine Integration eine iPads samt DJ-Software zu.
Der Reloop KUT hingegen geht einen anderen Weg, nicht nur technisch, sondern auch hinsichtlich der Zielgruppe. Er ist auf den Scratch & Cut DJ ausgelegt, demjenigen, der sich lieber mit Plattenspielern statt einem iPad umgibt.
Dafür bringt er nicht nur oberflächlich und hinsichtlich der Funktionen alles Notwendige mit, sondern hat auch ein Interface verbaut, um sich als Mixer in einem digitalen Vinyl-System behaupten zu können.
Keine schlechte Ausgangslage also und mehr als Grund genug einmal zu schauen, was der Mixer für den Preis von rund 450,- Euro so alles leistet.
Reloop KUT – ein erster Blick
Vom Design des Reloop RMX22i ist nichts geblieben. Der Reloop KUT präsentiert sich wertiger, klarer und minimaler im Design. Weniger Farben, dafür eine zweifarbige Oberfläche. Oben schwarz, unten Champagner Gold, ein wenig oldschool Touch wurde dem KUT verpasst.
Mittig platziert befindet sich ein LED-Metering, jeweils links und rechts mit einer Kette für die Kanäle, in der Mitte ein Metering für den Master-Out. Darüber sitzt das Master-Level Poti, darunter der Booth-Level Regler. Daneben sind vertikal die Kanalzüge angeordnet mit Gain, 3-Band EQ, einem Dynamics-Poti für die Effekte, Cue zum Vorhören der Signale auf dem Kopfhörer und einem 45 mm Linefader pro Kanal. Mittig unten auf der goldenen Coverplate sitzt der ebenfalls 45 mm lange Crossfader.
Linksseitig befindet sich der Kanalzug für den Aux-In/Mikrofoneingang. Hier befindet sich neben dem Gain eine kleine Signal/Peak-LED, ein Regler für die hohen und einer für die tiefen Frequenzen, ein 2-Band-EQ also sowie ein Kippschalter zur Auswahl zwischen Aux-In und Mic samt Talk-Over.
Ebenfalls befindet sich dort aber auch ein kleiner Schiebeschalter für das Equalizer Presets, Cue Mix und Cue-Level Regler für den Kopfhörerausgang sowie Einstellmöglichkeiten für die Faderkurven.
Soweit zur Oberfläche, schauen wir mal nach hinten und vorne.
Vorne ist es recht einfach erklärt: Kopfhörerausgang als 6,3 mm und 3,5 mm Klinke, ein Mic-In (XLR/Klinke-Kombibuchse) und ein Aux-In (3,5 mm Klinke).
Hinten ist der Reloop KUT dagegen schon umfangreicher bestückt. Hier befinden sich die Inputs für die Kanäle (Cinch), getrennt für Phono und Line, Erdungsschrauben (zwei Stück), ein Ausgang für Fader-Start und ein kleiner Schiebeschalter für die Input-Auswahl des USB-Ports (Line- oder Phono-Pegel).
Ausgegeben wird das Master-Signal per XLR oder per Cinch als Master 2. Der Booth-Out ist Cinch, was, entschuldigt, wenig sinnvoll ist. Ich bevorzuge dabei immer XLR, das ist professionell, auch wenn 6,3 mm Klinke der Standard ist. Am Ende ist das Kabel sowieso meist ein XLR-Stecker, der in der Stagebox, dem Mischer vor dem Amping oder in den aktiven Lautsprechern landet, daher darf es gern auf der Signal-empfangenen Seite auch direkt XLR sein. Cinch-Eingänge hat nun wirklich kein professioneller Lautsprecher und somit muss eh auf 6,3 mm Klinke oder XLR gewechselt werden.
Einen Vorteil bringt der Cinch-Ausgang natürlich: Hier kann man sein Aufnahmegerät anschließen und den Pegel unabhängig vom Master (Vorteil gegenüber dem Master 2 Ausgang) kontrollieren.
Aber auch da gilt: Ein semi- bis professionelles Recording-Gerät hat Jack- oder XLR-Eingänge, die günstigen 3,5 mm Klinke. Auch hier muss das Steckerformat also gewechselt werden.
Übrigens bleibt ein USB-Port für den Anschluss an einen Rechner sowie Schalter für MIDI-Controls und Fader-Start. Beides kann an- oder ausgeschaltet werden. Lässt erahnen: Der Reloop KUT kann auch als MIDI-Controller für Software-interne Mixer genutzt werden.
Der Reloop KUT in der Praxis
Praxis-Start, ein schneller Einstieg, erst einmal klassisch, Plattenspieler und CD-Player ran, in denen natürlich ein USB-Stick steckt. Die Auswahl der Quellen geschieht über die kleinen Kippschalter an der Spitze. Einpegeln und feststellen, wobei für einen ordentlichen Pegel gen 0 dB der Gain sehr weit ausgenutzt muss, sowohl digital als auch von Vinyl kommend. Alles in den roten Bereich fahren ist de facto nicht möglich, gute Sache. EQ flat, Effekte aus, erst einmal ein wenig spielen.
Cue-Tasten pro Kanal, ein Level-Regler für den Kopfhörer und ein Cue-Mix-Regler sorgen für den gewünschten Sound beim Abhören, wie man es gewohnt ist. Ein Split-Cue gibt es nicht.
Klanglich gefällt der kleine Mixer auf jeden Fall im Setup zuhause. Ein Blick auf die gegebenen Werte verrät dabei, dass zu den hochpreisigen Mixern Unterschiede bestehen. So ist die SN-Ratio, der Signal-Rausch-Abstand, durchgehend angegeben mit 83 dB, sowohl bei Line- wie auch bei Phono-Signalen – digitaler Signalfluss halt. Im Vergleich: Ein DJM-900NXS2 hat sogar bei Phono einen SN-Abstand von 88 dB, bei Line-Signalen von 105 dB. Hört man das? Ja, bestimmt gibt es eine Situation, in der man das hören kann – zuhause im eigenem Setup ist aber die Auswirkung einer geringeren Signal to Noise Ratio nicht wahrnehmbar.
Sofort fällt auf, dass die Linefader sehr leichtläufig sind, die beiden Linefader sogar noch mehr als der Crossfader. Die Linefader sind so leichtläufig, dass man sie nach von unten nach oben schnippen kann und sie nach dem Anschlag gut einen halben Zentimeter noch zurücklaufen. Das muss man mögen, denn der Unterschied zu anderen Linefadern ist groß. Der 45 mm Crossfader stammt aus dem Hause innoFader. Der Reloop KUT ist auf Performance ausgelegt, an diesem Punkt merkt man das deutlich. Der Crossfader ist sehr leichtgängig und mit innoFader hat Reloop hier einen Partner, dessen Fader sich fraglos einen Namen gemacht haben mit Attributen wie langlebig und leichtläufig.
Ob innoFader oder nicht, die Fader gleiten nahezu widerstandslos hin und her und erlauben schnelle Bewegungen und radikale Cuts.
Noch dazu können die Faderkurven eingestellt werden – sowohl bei dem Crossfader wie auch bei den Linefadern. Kleine rasterlose Potis links am Mixer lassen hier die Einstellung auf Wunsch zu. Nicht zu vergessen, es gibt ein Crossfader Reverse. Als Battle-Mixer ist der Reloop KUT damit eigentlich perfekt ausgestattet.
Eingestellt werden kann auch der EQ. Gewählt werden kann zwischen dem klassischen EQ und einem Full Kill EQ. Klassisch gewählt bietet der EQ eine Anhebung von 12 dB und eine Absenkung von 25 dB. Die Crossover-Frequenzen sitzen bei 70 Hz, 1 kHz und 13 kHz. Kein großes Wunder, bei mir sitzt der Schalter natürlich bei Full Kill, während ich mich freue, dass die Möglichkeit zur Wahl gegeben ist.
Was läuft denn hier mit DVS?
Thema: Kernfunktion Interface. Natürlich ist das einen einzelnen Punkt wert. Die Einbindung eines Mixer in ein DVS-Setup ist seit Jahren immer eine knifflige Frage. Früher gab es nur Serato DJ und Traktor Scratch. Bei beiden Software-Varianten war klar: Der Mixer muss Serato- oder Traktor-zertifiziert sein. Ist er es nicht, bringt jedes eingebaute Interface nichts.
Häufig wurden dann Mixer, Player oder Controller nachträglich noch zertifiziert oder es gab Sondermodelle wie einen DJM-900SRT. Eigentlich hat sich bis heute nicht viel geändert, immer noch ist die Grundfrage, wenn ein Hersteller ein Hardware-Produkt ankündigt mit Interface, für welche Software das Interface wohl lizensiert sein wird.
Neben Traktor Scratch und Serato DJ ist allerdings Pioneer DJ mit der hauseigenen Software Rekordbox samt DVS Plus Pack in das Business „DJ-Software“ groß eingestiegen und kann wohl behaupten, dass Rekordbox aktuell die DJ-Software mit dem höchsten Entwicklungsgeschwindigkeit ist.
Pioneer Rekordbox DJ, NI Traktor Pro/Scratch und Serato DJ, das sind aktuell die drei großen Player im Bereich DJ-Software mit DVS.
Und nun die Frage: Für welche Software lässt sich der Mixer im DVS-Setup nutzen?
Traurige Nachrichten für alle Traktor und Serato Nutzer. Bei diesen Softwares bleibt der Mixer leider still. Zumindest, wenn man den Mixer als Interface für das DVS-Setup nutzen möchte.
Serato DJ weigert sich, den Reloop KUT als zertifizierten Mixer anzunehmen, das wird also leider nichts.
Traktor lässt den Reloop KUT als Interface zu, ermöglicht die Zuweisung von Ausgängen und somit auch, den Mixer als Interface für ausgehende Signale zu nutzen. Auch kann man von externen Zuspielern Signale in Traktor einbinden, wenn man die Decks als Live-Input nutzt. Das einkommende Signal von Timecode-Vinyls mag Traktor allerdings nicht verarbeiten.
Anders sieht es da bei Pioneer Rekordbox DJ mit dem DVS Plus Pack aus. Der Mixer lässt sich als Interface auswählen. Inputs lassen sich wählen, Outputs ebenso. Wenn zuerst alles auf einem Kanal ausgegeben wird, nicht wundern, wohl vergessen, den Mixer von Intern auf Extern zu stellen. Dann können auch verschiedene Ausgänge gewählt werden.
Schnell die Decks auf Absolute- oder Relative-Mode umstellen und schon kann man mit eingehendem Signal von der Timecode-Vinyl die Tracks in Rekordbox DJ steuern. Eine einfache, schnelle und einwandfrei funktionierende Lösung.
Erstaunlicherweise ist es Rekordbox als Pioneer Software, die mit dem DVS Plus Pack hier den Preis für das funktionierende DVS-Setup gewinnt, zumindest wenn man die großen drei Anbieter anschaut.
Natürlich bleibt es nicht bei Rekordbox DJ als kompatible Software. Neben Rekordbox DJ ist der Reloop KUT DVS-tauglich für VirtualDJ, Mixvibes Cross DJ und MIXXX. Hier nutzt man also auf offene Software, die keine Zertifizierung für das Interface benötigt. Für den DVS-Einstieg sind diese natürlich sehr günstig. MIXXX ist sowieso als freie open-source Software kostenfrei verfügbar. Mixvibes Cross DVS inkl. Timecode-Vinyl zum Beispiel liegt bei 99,- Euro. Damit platzieren sich diese Anbieter auch im unteren Bereich des Kostenrahmens für DJ-Software. Man kann also mit dem KUT mit günstiger Software einsteigen , kann aber auch mit Rekordbox DJ auf eine hoch-professionelle Software zurückgreifen.
Effekte, Effekte, Effekte
Reloop hat dem vier Effekte spendiert, meint man auf den ersten Blick. Auch ich bin in den News noch davon ausgegangen, dass es vier kombinierte sind, laut Reloop aber sind es sieben. Zum Glück gibt es den Praxistest und so kann ich meinen ersten Eindruck korrigieren, es sind nicht vier, es sind sieben. Kombiniert sind die Effekte dahingehend, dass einige auf einer Taste liegen und mit dieser ausgewählt werden können, das Poti aber, das als Dry/Wet-Regler fungiert, ein bipolarer Dreher ist. Ausgewählt werden können Phase und Flanger auf einer Taste, White Noise, Lowpass-Filter und Highpass-Filter wie auch Gate und Crush, ebenfalls jeweils zusammen auf einer Taste. Funktionieren tun die Effekte, wie man es bei einem LPF/HPF schon erwarten würde: Je nach Drehung nutzt man LPF oder HPF, entsprechend zum Beispiel aber auch Gate oder Crush.
Eine kleine grüne LED über den Potis zeigt an, ob ein Effekt noch genutzt ist. Das dient dem Überblick, falls man das Poti mit Mittenrasterung einmal nicht wieder korrekt auf die Mittenposition gedreht hat.
Signal-Effektierung ist immer eine Geschmackssache. Die eine nutzen es häufig und extensiv, andere eher minimal und als kleines zusätzliches Plus. Ich mag neutrale Filter und saubere Delays, andere sind radikaler und haben keine Scheu vor dem vollen Einsatz von Flanger oder Crush. Erlaubt ist, was gefällt und funktioniert.
Die Filter haben eine leichte Anhebung an der Cutoff-Frequenz, Crush und Gate sind nutzbar von wenig bis zu einem kräftigen Eingreifen – ebenso Phase und Flanger.
Etwas stört mich das abrupte Einsetzen oder Abbrechen des White Noise Signals, das man nur mit dem Effektregler leider nicht ohne hörbaren abrupten Beginn oder Ende einsetzen kann. Nutzt man dieses Signal nicht auf einem freien Kanal und kann hier mit dem Line-Fader den Pegel beeinflussen, ist der Einsatz zu Beginn oder Ende deutlich hörbar. Das Soundbeispiel verrät, was ich hinsichtlich des White Noise Signals meine, aber auch zu allen anderen Effekten gibt es Klangbeispiele.
Qualität und Haptik
Haptisch macht der Reloop KUT ohne Frage eine gute Figur. Optisch wirkt er mit farblich getrennter Oberfläche aus gebürstetem Aluminium schick .
Auch qualitativ gibt sich der Mixer keine Schwächen. Die Potis sind an der Oberseite gummiert und damit griffig (mit Ausnahme der goldenen Dynamics-Potis). Die Faderkappen bestehen aus Kunststoff und sitzen bombenfest auf den Stiften. Wer hier einmal einen Fader wechseln möchte – viel Spaß. Die Faceplate ist um den Crossfader herum ausgeschnitten, der Crossfader hat demnach eine eigene Faceplate und ist schnell von außen wechselbar.
Die Faceplate steht an den Seiten mit seitlich je zwei Aussparungen leicht über, so dass der Reloop KUT in ein Rack eingeschraubt werden kann. Nette Idee, zwei Seitenflügel zum Anschrauben hätten mir jedoch besser gefallen als die überstehende Faceplate mit den Aussparungen.
Die Ein- und Ausgänge vorder- wie rückseitig sind anständig verbaut und verschraubt und unter den Potis befinden sich Metallstifte. Die Kippschalter zur Quellenauswahl bestehen nicht nur aus Aluminium, sondern auch diese sind an den Außenseiten für mehr Grip geriffelt.