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Test: Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon

Problemlöser für Live-Vocals?

14. Januar 2021
Test: Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon

Das Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon ist der neue Stern im Angebot des deutschen Herstellers aus Wedemark

Das Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon gilt als Top-Modell unter den Bühnenmikrofonen des Herstellers aus Wedemark. Aber aufgrund des vielfältigen Angebots wird es immer schwieriger, überhaupt mit einem  neuen Mikrofon wahrgenommen zu werden, geschweige denn, sich im Markt durchzusetzen. Mache Anwender schwören auf handverlesene Vintage-Schätze wie das Neumann U 47, andere auf Budget-Lösungen wie das the t.bone MB 85 Beta. Auch für den Bühneneinsatz gibt es das komplette Spektrum von 30,- Euro aufwärts bis in die Klasse jenseits der 500,- Euro Grenze. Zur preislichen Oberklasse zählen das Neumann KMS 105 (Kondensator), das Shure KSM 8 (dynamisch) wie auch das DPA 2028 (Kondensator) und … das Sennheiser MD 445. Mal schauen, was der neue Stern am Bühnenhimmel zu bieten hat.

Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon – Ausstattung

Das MD 445 verfügt über ein mattschwarzes Metallgehäuse mit den Maßen ⌀ 47,5 x 174 mm, es ist zum Schutz vor Körperschall mit einer stoßgedämpften Kapsel versehen. Einer Brummkompensationsspule (vergleichbar mit Humbuckern bei Gitarren) fällt die Aufgabe zu, elektromagnetische Störungen zu unterdrücken. Es handelt sich um ein Tauchspulmikrofon mit Supernierencharakteristik. Letztere dient der möglichst weitgehenden Unterdrückung besonders seitlicher, aber auch rückwärtiger Schallanteile. Den Frequenzgang gibt Sennheiser im Bereich zwischen 40 und 20.000 Hz an, der maximale Schalldruckpegel entspricht laut Herstellerangaben 163 dB (bei 1 kHz), der Dynamikumfang 146 dB(A). Das Sennheiser MD 445 wiegt 329 g, die Empfindlichkeit beträgt 1,6 mV/Pa (-55,9 dBV/Pa), die Nennimpedanz 245 Ω (bei 1 kHz) und der äquivalente Lärmpegel 18 dB(A).

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Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon

Zitat Sennheiser: „Wenn sein Schwestermodell, das MD 435, die Schöne ist, dann ist das MD 445 mit Sicherheit das Biest.“

Wer die Eigenschaften des MD 445 in seinem drahtlosen Mikrofonsystem nutzen möchte, kann alternativ auf den Mikrofonkopf MM 445 zurückzugreifen. Ausgestattet mit der Standard-Kapselschnittstelle von Sennheiser, kann das MM 445 mit den Sennheiser Serien evolution wireless G4 und 2000 bis hin zu Digital 6000 und Digital 9000 verwendet werden.

Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon

Drahtlos? Geht auch: Der Mikrofonkopf MM 445 ermöglicht durch die Standard-Kapselschnittstelle von Sennheiser die Nutzung mit den Serien evolution wireless G4 und 2000 bis hin zu Digital 6000 und Digital 9000

Entsprechend dem Status als Spitzenmodell spart Sennheiser nicht mit Superlativen. Ob die vollmundigen Werbeversprechen gerechtfertigt sind, wird sich zeigen. Die Akustik des MD 445 wurde laut Sennheiser auch auf moderne Bühnenkonzepte mit Zweitbühnen und Runways vor der PA zugeschnitten. Kernstück des Akustikdesigns ist eine neu entwickelte Schwingspule aus leichtem Aluminium-Kupfer. Ihr schnelles Einschwingverhalten soll für einen detaillierten, nuancierten und transparenten Klang stehen.

Ergänzend an dieser Stelle kurz der Hinweis auf das ebenfalls frisch vorgestellte Schwestermodell, dem MD 435 – diesem Modell widme ich mich in einem separaten Test. Die Klangbeispiele, die für diesen Test aufgezeichnet wurden, berücksichtigen bereits das MD 435 (dazu später mehr). Preislich entspricht das Sennheiser MD 445 in der handgehaltenen Variante dem MD 435, beide werden derzeit zum gleichen Kurs angeboten.

Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon – Frequenzgang

Mikrofone wandeln Schalldruck in (elektrische) Spannung – und zwar möglichst linear. Das ist halb richtig. Linearität ist bei Messmikrofonen gefragt, manchmal auch bei Overheads, aber Gesangsmikrofone betonen meist einen speziellen Bereich im Frequenzspektrum. Die Betonung befindet sich oft im Brillanzbereich zwischen 3 bis 4 kHz und 7 kHz, denn speziell um 4 kHz reagiert unsere Wahrnehmung sensibel, so sie trotz harter Beanspruchung im Musikeralltag noch nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen wurde (aber das ist ein anderes Thema). Unterhalb davon ist der Präsenzbereich angesiedelt, der das Spektrum zwischen 1 kHz und etwa 3 bis 4 kHz abdeckt. Beide sind wichtig für die Stimmwahrnehmung (Formanten, Konsonanten, Zischlaute, Ortung).

Beim Blick auf den „Frequenzschrieb“ vom Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon zeigt sich eine beginnende Anhebung ab etwa 1 kHz, mit einem maximalen Peak zwischen 5 und 7 kHz, um danach in eine Absenkung überzugehen, die bei etwa 14 kHz wieder das Niveau von 1 kHz erreicht. Die Darstellung des Frequenzgangs deckt sich mit dem subjektiven Klangeindruck. Das Mikrofon unterstützt die Stimme im Brillanzbereich deutlich, klingt sehr transparent und bietet damit alle Voraussetzungen, um das Signal im Klangbild einer (lauten) Band in der Wahrnehmung nach vorne zu schieben. Das passt sicherlich für viele Situationen. Gibt es Ausnahmen? Klar: In Abhängigkeit zur individuellen Stimmcharakteristik (Stimmlage, Männer- oder Frauenstimme) und der musikbezogenen Stilistik, kann dieses eingebaute „Klang Preset“ auch zu viel des Guten sein. In so einem Fall empfiehlt sich der Bereich zwischen 5 und 7 kHz, um gezielt im EQ des Kanalzugs gegenzusteuern und das „Biest“ im MD 445 zu zähmen.

Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon

Die Darstellung der Richtcharakteristik und des Frequenzgangs (Quelle: Sennheiser)

Ebenfalls interessant ist die Begutachtung der Richtcharakteristik, die von Sennheiser in den technischen Daten für acht Frequenzen dargestellt wird. Eine vom Hersteller angegebene Richtcharakteristik ist als Orientierung zu verstehen, meist wird sie in optimaler Annäherung lediglich für eine bestimmte Frequenz oder einen Frequenzbereich eingehalten. Das gilt auch für das MD 445, bei dem die Charakteristik der Superniere bei 1 kHz besonders deutlich wird, während andere Frequenzen entsprechende Abweichungen vom „Idealbild“ mit sich bringen.

Aufnehmen und hören

Das Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon fühlt sich auf Bühnen zuhause, aber Bühnen sind derzeit aus bekannten Gründen Mangelware. Also fahre ich in das kleine und feine Studio meines Kollegen Jan Schäfer, der sich nicht nur mit Gesang und Tasteninstrumenten auskennt, sondern auch auf seinem Altsaxofon einen schönen Ton entwickelt hat. Bei ihm hat sich das Røde NT 2A seit Jahren als Haus-Mikrofon etabliert, ein Großmembran-Kondensator mit 1“ Membran, das sich aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses hoher Popularität erfreut. Neben dem MD 445 nehmen wir auch gleich für das MD 435 Klangbeispiele als Wav-Dateien auf, jeweils mit gleichen Motiven für Stimme und Klavier sowie Altsaxofon – der Kanal-EQ des Tascam DM 3200 Pults ist neutral eingestellt, Effekte befinden sich nicht im Signalweg.

„Wenn sein Schwestermodell, das MD 435, die Schöne ist, dann ist das MD 445 mit Sicherheit das Biest.“ So deutlich wie in diesem plakativen Bild von Sennheiser beschrieben, haben wir die klanglichen Unterschiede nicht wahrgenommen (Tipp: Besonders deutlich zu hören sind die Unterschiede bei den Klangbeispielen mit dem Altsaxofon und etwa 1 m Abstand zur Kapsel). Persönlich bevorzuge ich nach der „Hör-Session“ das MD 445. Wahrscheinlich, weil ich zu oft in der Vergangenheit bei entsprechenden Bühnensituationen den Gesang in einer laut Rock-Band mühsam über den Gesamtsound ziehen musste, immer mit einem gespitztem Ohr hinsichtlich des lauernden Feedbacks. Das MD 435 kann ich mir übrigens gut in Kombination mit Frauenstimmen vorstellen (mehr Klangbeispiele zu beiden Mikrofonen folgen im separaten Test des MD 435).

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Hervorzuheben ist bei beiden Mikros die geringe Empfindlichkeit gegenüber Griffgeräuschen. Speziell beim MD 445 ist aufgrund der dort umgesetzten Supernierencharakteristik zu beachten, dass der Monitor eher etwas seitlich stehen sollte (zwischen 100 und 130°) und nicht direkt unten vor dem Mikro, denn die Supernierencharakteristik ist im Vergleich zur Niere (MD 435) empfindlicher für rückwärtig eintreffenden Schall.

Sennheiser MD 445 Gesangsmikrorofon

Hören wir mal: Das Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon im Studio zur Aufnahme der Klangbeispiele

SEnnheiser MD 445 Gesangsmikrofon

Gehört werden sowohl das MD 435 als auch das MD 445 im direkten Vergleich

Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon

Als Signalquellen dienen Gesang und Altsaxofon, mal direkt mikrofoniert, mal mit etwa 1 m Abstand im Raum

Fragen an Kai Lange von Sennheiser

So ein Test wirft immer die eine oder andere Frage auf. Um Spekulationen gering zu halten, bietet sich der direkte Dialog an. Ich habe Kai Lange, Senior Produktmanager bei Sennheiser, einige Fragen gestellt.

Christoph:
Das MD-445 wird seitens Sennheiser als Großmembran-Bühnenmikrofon bezeichnet. Aber eine Angabe zum Membran-Durchmesser wurde in den technischen Daten nicht berücksichtigt. Ausgehend von der Definition, dass man ab einem Membrandurchmesser von einem Zoll (25,4 mm) von einer Großmembran spricht, während ein Kleinmembranmikrofon einen Membrandurchmesser von einem halben Zoll (12,7 mm) oder weniger aufweist, befindet sich das MD-445 wo?

Kai:
Der Membrandurchmesser beträgt etwa 24-25 mm.

Christoph:
Sowohl das MD 435 als auch das MD 445 sind mit einer Schwingspule aus Aluminium-Kupfer ausgestattet. Wurde dieser Materialmix von Sennheiser erstmalig eingesetzt? Falls nicht, in welchen anderen Modellen bei Sennheiser kommt er zum Einsatz und worin liegen die Vorteile.

Kai:
Bei folgenden Modellen kam dieser Materialmix bereits zum Einsatz: MD 5235 , MD 9235 und MD 431-II. Der Vorteil liegt in der deutlich geringeren Masse der Schwingspule. Dies ergibt eine bessere Auflösung in den Höhen und führt zu einem schnelleren Transienten-Verhalten.

Christoph:
Die Brummkompensationsspule (humbucking coil) wurde zur Unterdrückung elektromagnetischer Störungen bereits in den 1930er Jahren erfunden. Gitarristen kennen das Prinzip bereits von den Humbucker-Pickups. Ist der Einsatz bei Sennheiser speziell den höherwertigen Modellen vorbehalten? Wie lässt sich die Wirkungsweise kurz beschreiben?

Kai:
Die Brummkompensationsspule ist bei Sennheiser Standard und nicht nur höherwertigen Modellen vorbehalten. Die Schwingspule ist mit der Membran verbunden und bewegt sich im Magnetfeld des Magneten. Dadurch wird das Mikrofonsignal erzeugt. Jede Leiterwindung bildet im Prinzip – aber in diesem Fall leider – auch eine Antenne.  In diese „Antenne“ werden dann elektrische Signale induziert, vor allem Brummspannungen von elektrischen Geräten oder Leitungen. Diese überlagern dann das Nutzsignal und sind störend. Die Brummkompensationsspule ist eine zusätzliche Spule, die in der Mikrofonkapsel fixiert ist und deshalb nicht durch den Schalldruck bewegt werden kann. Aber in diese Spule wird dasselbe elektrische Störsignal induziert wie in die Schwingspule. Nun wird die Brummkompensationsspule gegenphasig in Reihe zu der Schwingspule geschaltet. Dadurch wird das Störsignal ausgelöscht.

Wer braucht was?

Mit Mikrofonen ist es ähnlich wie mit Kopfhörern und Studiomonitoren – ich verweise in diesem Zusammenhang gerne auf die bis heute andauernde und engagiert geführte Diskussion zu den Yamaha NS-10 Studiomonitoren. Letztendlich erklärt sich auch so das umfangreiche Angebot unterschiedlichster Modelle. Sicherlich hat Shure mit dem SM-58 (inklusive der zahlreichen mehr oder weniger gelungenen Kopien ab 30,- Euro aufwärts) eine große gemeinsame Geschmacks-Schnittmenge geschaffen, aber auch an diesem Evergreen reiben sich die Geister. Was tun? AMAZONA.de Kollege Jörg Kirsch hat in seinem Workshop „Kompaktes Wissen über Gesangsmikrofone“ einen Überblick rund um das Thema Schallwandler zusammengestellt – eine empfehlenswerte Lektüre, wenn das Basiswissen vertieft oder aufgefrischt werden soll.

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Fazit

Erste Wahl für die Bühne? Klare Sache. Das Sennheiser MD 445 Gesangsmikrofon ist ein klanglicher Problemlöser, ohne langwieriges Schrauben am Kanal-EQ des Mischpults (das freut auch die Kollegen am FoH). Dank des integrierten „Brillanz-Presets“ werden dieses Mikrofon speziell Sänger und Sängerinnen in lauten Bands lieben. Geboten werden hoher Schalldruckpegel, geringe Griffgeräusche, gute Dämpfung seitlich einstreuender Signale aufgrund der Supernierencharakteristik. Ein professionelles Werkzeug ohne Einschränkung. Zum entsprechenden Preis.

Plus

  • durchsetzungsstark dank integriertem „Brillanz-Preset“
  • Kapsel mit Supernierencharakteristik (Unterdrückung seitlich anliegender Signale)
  • geringe Griffgeräusche
  • mit 163 dB hoher maximaler Schalldruckpegel
  • integrierte Brummkompensationsspule
  • technische Dokumentation
  • MM 445 wahlweise auch in Funk-Systemen nutzbar

Minus

  • professioneller Preis

Preis

  • 499,- Euro
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