Trace-Sound aus der Box
Vor einigen Jahren noch die erste Wahl für viele Bassisten, die der härteren Rockmusik frönten, ist die britisch-amerikanische Firma Trace Elliot in den letzten Jahren zunehmend aus dem Rampenlicht verschwunden. Ende der 90er von Gibson aufgekauft, 2003 eingestellt, 2005 dann der Verkauf an Peavey und einige neue Modelle. Kaum noch Neuvorstellungen und mangels Nachfrage stetig sinkende Preise für neues und gebrauchtes Trace Equipment ließen allerdings Böses erahnen. Seit Anfang 2017 scheint allerdings wieder frischer Wind zu wehen: Trace Elliot präsentiert eine Reihe moderner – allerdings auch in China gefertigter – Amps, Boxen und Effektgeräte, die für einige Furore in der Szene sorgen. Die Trace Elliot Fanboys von früher sind also nicht ganz verschwunden!
Zu dieser Serie gehört auch der uns vorliegende Trace Elliot Transit-B „Performance Bass Pre-Amp“, mit dem Trace Elliot im Bereich der Bodentreter-Vorverstärker dem klassischen SansAmp von Tech21 Konkurrenz machen will. Nun sind Tech21 und in letzter Zeit zunehmend auch Nobelmarken wie Darkglass und Marleaux in diesem Sektor extrem stark aufgestellt, allerdings darf man Trace Elliot auch einiges Know-how im Bereich Vorverstärker zutrauen, schwärmen doch auch heute noch viele Rockbassisten vom klassischen Trace-Elliot-Sound.
Mit einem Ladenpreis von 399,- Euro gehört der Trace Elliot Transit-B nicht unbedingt zu den ganz billigen Vertretern der Zunft. Vielmehr bewegt man sich hier in dem Preissektor, in dem auch die direkte Konkurrenz der genannten Firmen zu finden ist. Zu Deutsch: Das Ding wird gut sein müssen, um sich behaupten zu können!
Facts & Features
Der Trace Elliot Transit-B kommt, wie alle Trace-Geräte der neuen Serie, im schaumstoffgepolsterten Pappkarton. Der Lieferumfang umfasst das Kabel zur Stromversorgung samt diverser Steckeradapter für Europa, UK und USA (!) sowie eine Nylon-Tragetasche. Das Gerät selber sitzt in einer Metallwanne, während die obere Abdeckung samt Bedienoberfläche aus schwarzem Plastik ist. Der Preamp kommt im ausgewachsenen Multieffekt-Format und beansprucht somit einigen Platz auf dem Pedalboard, dafür ist auch genug Platz für die elf Drehregler, fünf Fußschalter, drei Schalter zum händischen Bedienen und neun Buchsen. Fummelig-hakelige Bedienung? Fehlanzeige, hier kommt man bequem an alles dran. Auch haptisch macht die ganze Sache zunächst einen guten Eindruck, der Trace Elliot Transit-B wirkt schwer und solide, die Regler laufen satt und griffig. Lediglich die drei Schalter zum Aktivieren zusätzlicher EQ- und Kompressoroptionen wirken leicht billig.
Die Bedienung der ganzen Sache ist auch ohne eingehende Lektüre der Bedienungsanleitung ohne Weiteres möglich, für den fortgeschrittenen Nutzer ist der Transit-B eigentlich selbsterklärend. Neben dem Lautstärkeregler für den Output liegen die beiden Regler für den Zweiband-Kompressor, der unterschiedliche Kompressionsgrade für die hohen und tiefen Frequenzen erlaubt, was auf jeden Fall eine sinnvolle Option darstellt. Daneben findet sich einen Fünfband-EQ und eine Drive-Sektion mit Regler für Verzerrungsgrad, Mischung zwischen gezerrtem und cleanem Signal und dem Eingangs-Gain.
Per Hand zu bedienen sind unter den Reglern drei Tastschalter. Der Erste aktiviert einen synthetischen Bassboost, der über einen Subharmonic Generator funktioniert. Das Prinzip ist gerade von kleinen Übungsverstärkern seit Jahren bekannt, im Zusammenhang mit einem vollwertigen Preamp aber etwas Neues und definitiv interessant. Der zweite Schalter bietet die Möglichkeit, den Kompressor vor oder hinter die EQ-Sektion zu hängen. Der Dritte schaltet die Eingangsimpedanz um, um sowohl mit outputstarken Aktivbässen als auch mit passiven Instrumenten optimal funktionieren zu können.
Fünf Fußschalter befinden sich auf dem Trace Elliot Transit-B, auch halbwegs weit genug voneinander entfernt, um sie im Eifer des Gefechts immer noch ohne zu große Vorsicht einzeln bedienen zu können. Der Erste schaltet den Preamp stumm und aktiviert den eingebauten Tuner, der Zweite aktiviert den Kompressor, der Dritte den EQ, der Vierte den Overdrive. Fußschalter Nr. 5 ist mit „Pre-Shape“ beschriftet und sorgt für eine Anhebung der Bässe und Höhen bei gleichzeitigem leichten Absenken der Mitten, die altbekannte Badewanne.
Auf der Rückseite befindet sich neben Input und Dry Out (Durchschleifung) ein Aux-Eingang und ein Kopfhörerausgang sowie zwei XLR-Ausgänge. Man kann hier tatsächlich das Signal gleichzeitig vor und hinter dem Gerät abgreifen, was eine weitere so noch nicht oft gesehene, aber sehr sinnvolle Option darstellt. Daneben gibt es noch einen Output mit Line-Pegel und eine Klinkenbuchse mit dem regulären Output für Amp oder Endstufe.
Zwischenfazit
Trace Elliot stellt mir dem Transit-B auf den ersten Blick eine vollwertige Bassvorstufe bereit, die neben den üblichen EQ-, Drive- und Kompressoroptionen über einige nette Zusatzfunktionen verfügt. Löblich ist, dass hier die Bedienbarkeit nicht der Baugröße geopfert worden ist – das Gerät ist relativ tief und vor allem hoch, dafür ist aber auch gut Platz für alles und man braucht kein übermäßiges Fingerspitzengefühl, um den gewünschten Sound einzustellen.
In der Praxis mit dem Trace Elliot Transit-B
In der Praxis hat so eine Vorstufe mehrere Anwendungen. Man kann sie einfach als Effektgerät vor einem vollwertigen Amp verwenden, man kann sie „standalone“ live und im Studio benutzen, was allerdings Monitoring erfordert, oder man kann einen Poweramp dahinterschalten. Das wurde – abgesehen vom Livegig – auch alles ausprobiert, was schnell Stärken und Schwächen des Geräts zutage förderte.
Aber der Reihe nach. Zunächst das Gerät also mal als Vorstufe an die Endstufe meines TC Electronic RH750 gekabelt und angeschaltet. Bass stimmen darf natürlich nicht fehlen, was mit dem eingebauten Stimmgerät exzellent funktioniert. Der Ton wird in einem kleinen LC-Display angezeigt, während witzigerweise die Trace-typisch grünen LEDs hinter den im Stimmmodus deaktivierten Reglern die Abweichung anzeigen. Leuchtet nur noch die in der Mitte hinter dem Mid-Regler des EQ rot auf, stimmt der Ton. Die riesigen Abmessungen dieser Stimmgerätanzeige erwecken den Eindruck der Grobschlächtigkeit, was aber täuscht – das Stimmgerät arbeitet präzise.
Ohne irgendeinen Effekt aktiviert leuchten nur die LEDs hinter dem Gain- und dem Volume-Regler auf, und die Vorstufe klingt sehr neutral und überträgt den Klang des Basses ziemlich 1:1, so wie das sein soll. Also mal den EQ aktiviert und sofort fällt der erste Kritikpunkt ins Auge. Was soll denn eigentlich dieser Trend, auf Effektgeräten Flakscheinwerfer statt LEDs zu installieren? Die grün aufleuchtenden Hinterlegungen der Regler sind derart hell, dass man spätestens im Halbdunkel eines Proberaums keine Beschriftungen mehr erkennen kann. Das Problem kenne ich aber leider auch von anderen modernen Pedalen …
Klangtechnisch ist die ganze Sache erst mal keine wirkliche Offenbarung, egal was man dreht. Neutral eingestellt leicht mittenbetont, aber immer etwas dumpf, ist der Trace Elliot Transit-B der eigentlichen Vorstufe meines TC deutlich unterlegen, irgendwie klingt das alles leicht bedeckt und nicht wirklich charmant. Mit Aktivierung des Pre-Shape-Reglers kommt der klassische „Trace Badewannensound“ aber gut zur Geltung und auch mit der eigentlich recht primitiv aufgebauten Zerrsektion kann man mit etwas Fummelarbeit einigen Spaß haben.
Aber wirklich gut gefällt mir das alles nicht – das mag aber auch an meinen recht oldschooligen Ampeg Cabinets liegen, an moderneren Gallien Krueger Boxen klingt der Preamp deutlich harmonischer. Generell kann man sagen, dass der Trace Elliot Transit-B als Vorstufe am Stack im Prinzip alles abliefert, was im Folgenden für die Verwendung als reine Recording- oder Standalone-Vorstufe beschrieben wird. Hörbeispiele spare ich mir, um hier durch mein eigenes Equipment auftretende und vielleicht nicht repräsentative Verfälschungen zu vermeiden. Es ist angeraten, das Gerät bei Interesse vor Kauf am eigenen Equipment zu testen.
Also heim mit dem Gerät und mal im Recording-Setup übers Interface und mit Kopfhörern ausprobieren. Einen Kopfhörerausgang mit Miniklinke hat der Transit-B auch, und Donnerwetter, was für einen! Eine Verwendung als reiner Kopfhörerverstärker zum Üben wäre im wahrsten Sinne des Wortes mit Kanonen auf Spatzen geschossen, zaubert aber sofort ein breites Grinsen ins Gesicht. So klar und fett habe ich noch selten einen Bass über Kopfhörer gehört, seht schön!
Jetzt hat das Gerät ja zwei DI-Ausgänge, einen der quasi das Basssignal unverfälscht abgibt (DI vor der Vorstufe) und einen für das Effektsignal. Mein Preci klingt durch den Ersten direkt abgegriffen wie folgt:
So weit, so uninteressant. Verwendet man den zweiten XLR-Ausgang, fällt zunächst der extrem hohe Pegel auf. Mit einem vernünftig „gegainten“ Vorverstärker am Pult natürlich kein Ding, aber trotzdem wäre hier in Pad-Schalter oder ein Regler schön gewesen, zumal die DI vor dem Master-Volume abgreift.
Butter bei die Fische und ab zum Klang: Mit aktiviertem, aber neutralem EQ zeigt sich ein sehr cleaner, aber leicht rockig-mittig eingefärbter Klang, der aber noch etwas dünn wirkt. Dem ist mit einem nur leichten Griff zu Bass und Tiefmitten abgeholfen, und es schiebt direkt ganz ordentlich.
Der Pre-Shape-Schalter, der mir trotz meiner üblichen Abneigung gegen Badewannen-Sounds am Amp schon überraschend gut gefallen hat, räumt den Sound hingegen bei neutralen EQ-Einstellungen in den Mitten ordentlich auf und sorgt für einen dicken Bass- und Höhenschub. Das klingt nach Trace Elliot, nach Metal und das soll es wohl auch.
Eigentlich hätte ich mich hier erst mal weiter mit dem EQ beschäftigen können, aber der Charakter lädt doch zu sehr dazu ein zu versuchen, die komplett asozialen Sounds von Death Metal-Virtuosen wie Derek Boyer oder Alex Webster nachzubauen. Also Bässe und Höhen am EQ zusätzlich zum Pre-Shape erst mal weiter auf, aber da fehlt noch was. Kompression? Ja, etwas. Der Trace Elliot Transit-B verfügt über einen Zweiband-EQ mit einem relativ tiefen Crossover-Point bei 333 Hz. Leider limitiert der EQ aber so stark, dass der Sound statt fetter zu werden, zunächst nur leiser wird, zumindest im entsprechenden Frequenzbereich. Dreht man nur den mit „Lo-Band“ beschrifteten Regler auf, werden die Bässe komprimiert bzw. schon eher limited und die höheren Frequenzen unangetastet gelassen, „Hi-Band“ macht genau das Gegenteil. Den Lautstärkeverlust kann man mit dem Volume-Regler des Preamps ausgleichen und dann ist der Kompressor auch brauchbar, aber leider schiebt das der Verwendung der Kompressoreinheit als fußgeschalteter Effekt einen Riegel vor. Schade. Auch mit dem Gain lässt sich das kaum einfangen, der Kompressor greift einfach zu früh, keine gute Abstimmung.
So oder so, nachgeregelt klingt’s dann. Noch etwas Zerre dazu? Gerne. Die Zerreinheit ist zunächst primitiv aufgebaut, Drive und Blend und gut. Drive also mal auf 12 Uhr und nur etwas Zerrsignal dem Grundsignal beigemischt und da ist der aggressive und leicht übertriebene Death Metal-Sound!
Trotz des einfachen Aufbaus zeigt die Zerre tatsächlich einige Flexibilität. Natürlich hat man nicht die elaborierten Einstellmöglichkeiten beispielsweise eines Darkglass oder neueren SansAmp, aber in Kombination mit dem EQ kann man doch einiges bewegen. Mit etwas humaneren EQ-Einstellungen und Pre-Shape ohne Kompression, aber dafür mit viel Zerre, kommt man recht schnell in Gefilde, die mit dem Pick gespielt stark nach Devo Anderssons klassischem SansAmp-Zerrsound klingen.
Es geht aber auch ganz anders: Mal den Knopf „Bass Enh.“ gedrückt. Der aktiviert einen Subharmonic-Generator, also einen synthetischen Bassboost – das Synthetische hört man kaum, es wird einfach fett. Dazu Zerre aus, Pre-Shape aus, Bässe und Höhen leicht featuren, alle drei Mittenbänder etwas raus und auch zum Slappen funktioniert der Transit-B. Natürlich kommt aus meinem Preci noch nicht der Hi-End-Hi-Speed-Sound moderner Virtuosen, aber man kann gut erkennen, was hier geht.
Mit dem Pre-Shape zusammen wird’s dann aber tatsächlich sehr High-Definition. Klasse!
Das Ganze anders herum mit geboosteten Mitten gibt deutlich knochigere, fast schon näselnde Vintagesounds. Auch nett!
Alle Höhen raus, Bass Enh. aktiviert und auf der ganzen Linie komprimiert – Reggae, möge man meinen. Nicht ganz, trotz allem bleibt eine gewisse, fast Klaviersaiten-mäßige Klarheit unter dem superfetten Druck vorhanden. Ein Artefakt des synthetischen Bassboosts? Schwer zu sagen, ganz fiese Dumpfbrummensounds sind aber vorerst nicht drin im Trace Elliot Transit-B.
Dafür lädt das ein, die ganz hohen Höhen wieder etwas hervorzuheben und anzuzerren. Aber Moment, was ist das? Die Leuchte hinter dem Mid-Regler leuchtet rot auf und digitale Clipgeräusche stellen sich ein. Das war wohl zu viel für den Preamp! Hier kommt der Pre-Comp/Post-Comp-Schalter ins Spiel. Der schaltet den Kompressor vor oder hinter die Effektsektion. Bei humanen Sounds macht das kaum einen Unterschied, bei heftigen Einstellungen stellt sich hier aber das starke Limiten des Kompressors als vorteilhaft heraus – hinter die Effekte geschaltet vermeidet er Clipping! Der Trace Elliot Transit-B klingt jetzt nach Stoner und Doom, allerdings ohne Pre-Shape auch noch deutlich mittig. Staubig, aber charmant.
Es sei übrigens bemerkt, dass die drei Mittenbänder des Transit-B ziemlich gut abgestimmt sind, Lo-Mid macht fett und grummelig, Mid knochig, und Hi-Mid greift gezielt auf den Attack von Bolt-On-Bässen zu, den man entweder massiv hervorholen oder aber komplett unterdrücken kann. Das aber rächt sich, wenn man über den Trace Elliot Transit-B mit einem Fretless Bass spielen will. Mit meinem bundlosen Sandberg Preci will sich die Klangregelung nicht so ganz anfreunden – irgendwie ist das Ganze immer etwas zu „zingy“ oder halt leicht auf der dumpfen Seite. Mit etwas Drive, Höhenkompression und leicht geboosteten Mitten lässt sich aber mit etwas Fummeln doch ein schöner Sound erzielen. Und mit dem Sandberg klappt dann auch die fette, superdumpfe Reggaenummer!