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Test: Tracktion 6, Digitale Audio Workstation

(ID: 109887)

Im Detail

In der Praxis

Der erste Eindruck des Sequencers ist ein wenig verhalten. Die Optik ist – zumindest für mich – nicht wirklich inspirierend und lässt mir einen Satz in das innere Ohr kommen, den ein lieber Kollege einst über einen anderen Sequencer äußerte: „…sieht aus wie eine Steuererklärung…“. Ganz so weit würde ich an dieser Stelle nicht gehen, aber gleich loslegen, wie bei den Marktbegleitern ist hier leider nicht gegeben. Die Strukturen erschließen sich nicht auf Anhieb und der gebotene Kontrast der Benutzeroberfläche ist sehr schwach. Cubase, Sequoia und Sonar sind da klar überlegen, schade. Allerdings sind das auch 5-10 mal teurere Konkurrenten, da ist der Vergleich nicht eben fair. Doch auch beim Blick auf die direkten Mitbewerber, wie beispielsweise Magix Music Maker, Steinberg Sequel und Apple Garageband sehe ich diese optisch und strukturell schon zwei bis drei Schritte weiter. Wenn man nun ein Projekt angelegt hat, verfolgt Tracktion quasi eine „Ein-Fenster-Politik“. Das stimmt allerdings nicht so ganz, wenn man es genau nimmt. Man kann zwar alles von der Timeline aus machen: mixen, editieren etc., kann aber auch weitere Fenster auskoppeln und auf einem zweiten Monitor darstellen. Trotzdem: Mit den besseren GUI-Lösungen der Kollegen hat das nichts zu tun, leider.

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So fügt man ein Plugin in die Signalkette ein.

So fügt man ein Plug-in in die Signalkette ein

Auf der Website wird betont, dass Tracktion 6 keine aufwändigen Switches der Modi und der Tools nötig macht. Mit dem „Ein-Edit-Window“-Design stimmt diese Aussage vordergründig. So konnte ich beispielsweise die virtuellen Instrumente in den Demo-Projekten nicht spielen, indem ich die betreffende Spur ausgewählt habe (so wie das bei den bereits oben genannten direkten Konkurrenten so ist), sondern es war etwas „Geklicke“ nötig. Da ist für mich der Vorteil auch schon dahin. Generell ist das Einschleifen von Effekten und virtuellen Instrumenten zwar sehr intuitiv, aber für mich nicht ganz selbsterklärend. So muss von oben per Drag’n’Drop in die jeweilige Mixerspalter der Zielspur ein Plug-in-Slot geschoben werden. Mit leeren Clips (egal ob Audio oder MIDI) verhält es sich genauso. Ich finde das wie gesagt sehr intuitiv und wirklich ein Alleinstellungsmerkmal von Tracktion. Dazu ist der Vorgang auch deutlich einfacher als es sich hier anhört. Allerdings gibt es Verbesserungspotential hinsichtlich des Designs.

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Bemerkenswert ist, dass Tracktion 6 nur einen Spurtyp anbietet. Das finde ich gut, denn wenn ich beispielsweise bei Cubase eine neue Spur anlegen möchte, bin ich als Neuling erstmal verwirrt und als alter Hase habe ich mich dazu schnell verklickt. Sind die Spuren angelegt und die Effektkette gebaut, das Setup perfekt, liegen die Parameter wirklich bequem zur Hand. Ich fühle mich da positiv an Bitwig Studio oder Ableton Live erinnert. Sogar „wildes Verkabeln“ ist möglich, sehr schön.

Ein Highlight: Das flexible "verkabeln" und connecten unterschiedlicher Effekte...

Ein Highlight: Das flexible „Verkabeln“ unterschiedlicher Effekte

Es manifestiert sich allerdings schnell der Eindruck bei mir: Große Projekte möchte ich mit Tracktion nicht fahren. Mag sein, dass ich die etablierten Systeme zu lange verwendet habe, aber ich sehe da eine Reihe von möglichen Verbesserungen. Zunächst ist die fehlende Mixeransicht für mich als gelernter Tonkutscher einfach nur schlimm. Somit ist es schwieriger, einen Überblick zu gewinnen. Die seitliche Mixer-Ansicht ist zwar ganz gut gelöst, aber für mich kein gleichwertiger Ersatz. Gerade das schnelle Vergleichen oder Checken der Inserts wird dadurch beispielsweise erschwert. Aber an Audio- oder Filmpostpro scheint sich Tracktion 6 auch gar nicht zu richten. Durch die schwachen Kontraste ergibt sich für mich dazu eine reduzierte Übersichtlichkeit. Ganz zu schweigen davon, dass die mitgelieferten Plug-ins nicht mit „den Großen“ mithalten können – allerdings auch bei der direkten Konkurrenz eher im Mittelfeld liegen. So ist ProTools First beispielsweise völlig kostenlos und hat hier deutlich mehr auf de Habenseite. Der mitgelieferte Sampler (einziger Klangerzeuger) ist sogar leer, da war doch schon Logic Fun weiter. Von Magix Music Maker, Steinberg Sequel, Apple Garageband, Studio One Free und eben ProTools First, ganz zu schweigen. Es werden also keine Sounds mitgeliefert, abgesehen von den Demo-Songs.

Markerspur

Die Markerspur erinnert an Mitbewerber

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Forum
  1. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Hi Florian, Du hast mit deinen Kritikpunkten vollkommen recht.

    Noch der Erwähnung wert gewesen wäre die Beigabe von Melodyne Essential, mit einem recht günstigen Upgrade-Preis zur Editor Version und außerdem die günstigste DAW mit ARA Schnitstelle.
    Damit neigt sich Tracktion auch ziemlich zur Gruppe der Songwriter-Produzenten hin.

    Wenn man mit den Eigenheiten von Tracktion klar kommt ist es ein super Teil für Songwriter-große Projekte.

    Die Software ist noch einiges davon entfernt perfekt zu sein, aber ich finde ein Antesten ist sie allemal wert, wenn einem König Reaper zu kompliziert ist.

    Grüße,
    M. :)

  2. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Florian,

    Ich benutze beide GBs in der Vorproduktion, bzw. hab mit GB schon mal 2 Tracks für eine Single gemacht, da drängelt sich mir die Frage auf warum GB User auf Tracktion verzichten können? Ich meine Tracktion hat auf der Habenseite einige Features die GB gerne hätte ;-) GB punktet mit Abstrichen bei der einfachen Bedienung und falls Logic zeitgleich installiert ist durch die Integration einzelner AUs. Die Smartcontrols in GB sind nett aber im Vergleich mit dem großen Bruder zu smart. Was GB total abgeht, ist Midi. Es eignet sich somit eher für alle Stile die ohne Midi auskommen. Tracktion hat zweifelsfrei Potential, wenn die Entwickler an der GUI arbeiten und zur Future GUI auch eine Oldskool Oberfläche anbieten die man ad hoc versteht.

  3. Profilbild
    adissu

    Hallo Florian,

    als eine geeignete Alternative, die auch 60 US Dollar kostet – zumindest wenn man mit dem Musikmachen nicht viel Geld verdient – ist Reaper, der meiner Meinung nach einige der von dir angesprochenen Punkte besser löst (z.B. die Mixeransicht). Allerdings läuft Reaper nicht auf Linux. Die mitgelieferten Plugins sind zwar optisch nix, aber von der Qualität her meist sehr gelungen. Das größte Manko bei den mitgelieferten Plugins ist, dass es teilweise keine oder nur sehr wenige Presets gibt.

    Viele Grüße
    Wolfgang

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