Praxis
Schreiten wir nun zur Praxis: Ich habe ehrlich gesagt ein bisschen Angst, meinen mühevoll aufgemotzten Twin-Reverb mit dem Torpedo zu verbinden. Betreibt am einen Röhrenverstärker auch nur kurze Zeit ohne Last, evtl. weil ein Kurzschluss im Stecker ist, bedeutet das den sicheren Tod des Amps. Welche Versicherung würde das bezahlen? Egal. Das gehört wohl zum Berufsrisiko. Also einmal tief durchatmen und einschalten. Den Torpedo zuerst, dann den Amp einschalten – laut Bedienungsanleitung sollte das unbedingt beachtet werden, obwohl ein Drahtwiderstand doch eigentlich auch ohne Strom funktioniert. Keine Experimente. Kopfhörer aufgesetzt und erst mal das Menü checken.
Man muss ein wenig herumprobieren, bis man die Bedienung verstanden hat, aber das geht alles ohne Bedienungsanleitung. Schnell habe ich den passenden Sound parat. Ich entscheide mich zunächst für die Box Brit 65O, basierend auf der Marshall 1965A 4×10 mit offener Rückwand. Ich wähle noch ein schönes Bändchenmikrofon Ribbon 160, basierend auf dem Beyerdynamic M160N. Sehr gelungen ist die Funktion, mit der das Mikrofon im Abstand und Winkel zum Lautsprecher einzustellen ist. Durch subtile Änderungen findet man schnell eine geeignete Position. In der Post-FX- Sektion stehen Low-Cut-Filter, 5-Band EQ, Exciter und Kompressor zur Verfügung, um das Signal abschließend noch etwas anzuschärfen. Die Fernbedienbarkeit durch die hauseigene Remote-Software ist ein weiterer Knaller im Programm. Man muss nicht mehr 1001mal zwischen Regie und Aufnahmeraum hin und her laufen, um eine passende Aufstellung zu finden. Endlich kann sich der Studiopraktikant seinen Kernkompetenzen, dem Kaffeekochen, Pizzabestellen und Bierholen widmen. Sehr gelungen ist auch die Compare-Funktion, die einen direkten Vergleich zweier Presets ermöglicht.
Man könnte sich noch mehr Boxenauswahl vorstellen, mir persönlich fehlen 3×10″, 1×15″ und 2×15″-Konfigurationen und vielleicht einige Hammond- und Leslie-Typen, die evtl. für Orgeln und E-Pianos interessant wären. Durch die Möglichkeit, Impulsantworten des eigenen Equipments zu erstellen, lässt sich jeglicher Mangel an Auswahlmöglichkeiten relativ unkompliziert beheben. Ferner kommt die maximale Belastbarkeit von 150 W des eingebauten Lastwiderstandes schneller an seine Grenzen, als man vermuten mag. Momentan angesagte Röhrenverstärker glänzen zwar durch Downsizing, aber Bassverstärker haben dennoch häufig mehr als 200 W Leistungsabgabe, um gehört zu werden. Unser Ampeg-Schlachtschiff konnte ich nicht anschließen.
Zum Verwalten eigener Impulsantworten bietet Two Notes eine eigene Software, mit der man den selbst entwickelten Faltungsalgorithmus zusätzlich füttern kann. Auf diese Weise lässt sich eine ganze Signalkette von Mikro, Amp und Box quasi abspeichern, so dass sie im Gerät zur Verfügung steht. Das ist gerade Live ein schönes Feature. Man braucht nicht die ganz große Box mitzuschleppen, sondern unter Umständen nur das Topteil und wirft dem FOH oder Monitor-Menschen nur zwei XLR-Kabel zu und fertig. Das befreit die Bühne von Stolperfallen, erhöht die Betriebssicherheit und ist rückenschonender.
wäre interessant wie sich ds teil im vergleichmit dem fractal audio axe-fx 2 schlägt
@tenderboy Ui! Scheint in der Tat ein sehr spannendes Gerät zu sein, kenne es selbst nicht. Direkt vergleichbar ist es nicht, da das Konzept ein anderes ist. Aber:
Danke für den Hinweis!