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Test: VOX AC30S1, Gitarrenverstärker

Update für den Klassiker

12. Juli 2018

Seit den 60er Jahren steht der VOX AC30 als Synonym für alles, was auch nur im Entferntesten mit Rock ’n‘ Roll zu tun hat. Künstler, wie Brian May (Queen), The Edge (U2), Jimmy Page (Led Zeppelin), Tom Petty, Kurt Cobain oder die Gallagher-Brüder von Oasis schwören schon lange auf den Sound des „knochigen und knackigen alten Briten“, der jedem  Zeitgeist trotzt und zweifellos zum absoluten Zugpferd des britischen Traditionsherstellers zählt. Kann man solch eine Ikone überhaupt noch verbessern? VOX startet einen Versuch und präsentiert mit dem VOX AC30S1 ein Update des Röhrenklassikers: Etwas abgespeckt, dafür aber mit ein paar netten neuen Features, die wir beim Original immer schon irgendwie vermisst haben. Ob der AC30S1 in die großen Fußstapfen des berühmten Urahnen treten kann, werden wir jetzt versuchen herauszufinden.

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VOX AC30S1 front

VOX AC30S1 – Facts & Features

Deutlich kompakter als sein großer Bruder ist der AC30S1 ausgefallen: 658 x 265 x 550 mm betragen die Maße des Combos, dazu kommt ein Gewicht von 24,5 kg. Das ist immer noch nicht wirklich rank und schlank, gegenüber dem Original jedoch ein deutlicher Unterschied, den man bei jedem Transport merkt. Die Bezeichnung „wie aus dem Ei gepellt“ passt für den ersten Eindruck ganz gut, denn nach dem Auspacken aus dem Karton und dem Entfernen der Kunststoffhülle präsentiert sich ein TOP verarbeiteter Gitarrencombo. VOX lässt den AC30S1 in China produzieren, so wie den Großteil der bezahlbaren Gitarrenverstärker im Sortiment der Engländer. Davon bemerkt man aber selbst bei genauer Betrachtung gar nichts, die Verarbeitungsqualität ist sehr gut gelungen, angefangen von der sauberen Verklebung des Tolex-Bezugs, über die Zierleisten und der weißen Randeinfassung an der Front bis hin zu den Kantenschonern und den eingesetzten Lüftungsgittern auf der Ober- und Rückseite  gibt der AC30S1 ein überzeugendes Bild ab.

Damit die fast 25 kg stabil stehen können, wurden auf der Unterseite ausreichend große Gummifüße angebracht. Der Tragegriff auf der Oberseite sollte mit diesem Gewicht ebenfalls keine Probleme bekommen, obwohl man in dieser Gewichtsklasse schon auch darüber nachdenken könnte, dem kleineren AC30S1 (so wie dem großen Bruder AC30) zwei weitere seitliche Griffe zu gönnen. Bevor wir uns mit der Oberseite bzw. dem Bedienpanel befassen, schauen wir zunächst noch mal kurz auf die Rückseite des neuen VOX.

VOX AC30S1 – Rückseite und Anschlüsse

VOX AC30S1 rückseite

Eines der neuen Features des AC30S1 fällt sofort auf, wenn man sich den Amp von seiner Rückseite aus betrachtet. Freunde, der AC30 hat jetzt doch tatsächlich einen Effektweg! Von nun an können also auch Modulationseffekte, Hall, Echos usw. sinnvoll im Signalweg platziert werden. Direkt daneben sitzt eine Buchse für den Anschluss eines externen Lautsprechers (16 Ohm), ehe der Anschluss für das Netzkabel den Abschluss bildet. Ein kleinen Beitrag zum Energiesparen leistet sich VOX auch beim AC30S1, in der Fassung des Netzsteckers findet sich ein winziger, kaum zu erkennender Schalter, mit dem sich ein Economy-Mode aktivieren lässt. Der sorgt dafür, dass der Amp bei Nichtbenutzung von selbst in den Schlaf fällt.

Die Rückwand des Combos ist nicht ganz verschlossen, etwas Luft für Resonanzen hat man der Konstruktion in Form einer Öffnung mit eingesetztem Metallgitter gelassen. Somit kann man auch einen Blick auf den verbauten 12″ Speaker erhaschen, der aus dem Hause Celestion stammt und die Bezeichnung VX12 trägt. Und wenn man sich noch ein Stück weiter runter beugt, dann kann man auch dem EL84-Röhrenquartett bei der Arbeit zuschauen. Die vier Glaskolben sorgen für die nominellen 30 Watt der Endstufe, in der Vorstufe warten zwei des Typs 12AX7A auf ihren Einsatz.

VOX AC30S1 – Oberseite/Bedienpanel

Ähnlich sparsam wie die Rückseite ist auch die Oberseite bzw. das Bedienpanel ausgefallen. Der VOX AC30S1 basiert auf dem Top-Boost-Kanal des Original-AC30 in einer abgespeckten Version, es stehen eine Zweiband-Klangregelung mit Bässen und Höhen, ein Gain-Regler, ein Lautstärkepoti sowie ein Regler für den integrierten Digitalhall bereit. Selbstverständlich mit den kategorischen Chickenhead-Knöpfen, die sich selbst mit dem kleinen Finger spielend leicht bedienen lassen und durch ihre Form auch stets über den momentanen Stand der Dinge informieren.

Der Drehwiderstand der Potis ist vorbildlich: leicht genug, um sie schnell und sicher zu bedienen und dennoch so fest, dass sie sich nicht unerwünscht verstellen, sollte man mal auf die Idee kommen, etwas auf der Oberseite ablegen zu wollen. Meistens landen ja die sperrigen Effektgeräte oder vielleicht auch mal die eine oder andere Getränkeflasche dort oben. Gut tut beides nicht, da sich auf der Oberseite ja auch noch die zwei Lüftungsgitter befinden – und die sollte man möglichst freihalten.

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VOX AC30S1 panel

— Der AC30S1 aus der Benutzerperspektive —

Was darf bei einem echten Röhrenamp nicht fehlen? Klar, ein Standby-Schalter! Der befindet sich zusammen mit dem Netzschalter und der Power-LED ganz links auf dem Bedienpanel. Beide sind durch das versenkt eingesetzte Panel gut gegen Stürze geschützt – das gilt aber natürlich auch genau so für die fünf Regler bzw. die Chickenhead-Potis.

VOX AC30S1 – Sound & Praxis

Man hört es, man fühlt es, man kennt es – und man liebt es! Schon nach wenigen angespielten Akkorden und Licks wird sofort klar, dass man es hier mit einem typischen VOX-Sound zu tun hat. Strahlende Höhen, drückende und singende Mitten sowie der unvergleichbare „Vintage-Basssound“ mit seinem wunderbar harmonischen Grummeln machen klar, wieso dieser Sound seit so vielen Jahren ein Dauerbrenner ist. Und der neue VOX AC30S1 zeigt sich in Klangverhalten und Dynamik keine Spur anders als sein ehrwürdiger großer Bruder.

Natürlich kann man aufgrund der kleineren Gehäusemaße und der Bestückung mit nur einem 12″ Lautsprecher nicht die gleichen Werte in Sachen Schalldruck und Lautstärke erwarten, trotzdem erreicht auch der AC30S1 diesbezüglich eine Performance, die ihm ganz sicher im Bandgefüge oder auf der Bühne Aufmerksamkeit verschafft! Und das nicht nur mit verzerrten Sounds, von denen der Amp auch eine Menge bieten kann. Viel mehr verblüfft der hohe Headroom der Endstufe, der auch klare Sounds in sehr hohen Lautstärken ermöglicht.

Sollte man nicht vorhaben, irgendeinen Effekt im Einschleifweg des AC30S1 zu platzieren, dann kann der integrierte Digitalhall in vielen Situationen gute Dienste leisten. Eigentlich würde man ja bei einem klassischen Röhrenamp, wie es die Amps der VOX AC-Baureihe ja nun mal sind, eine Federhallsimulation (Spring Reverb) oder zumindest etwas mit einem ähnlichen Klangcharakter erwarten. Das hier ist aber eher mit einem Studiohall zu vergleichen – sauber, klar und in seiner Dosierung gut gewählt. Wenn es also schmutziger sein soll, dann am besten einen Hall der Wahl hinten anklemmen!

Kommen wir jetzt zu den Klangbeispielen, für die ich ein AKG C3000 Mikrofon vor dem Amp platziert habe. Als Gitarre habe ich meine Music Man Silhouette benutzt, ehe das Signal in Logic Audio aufgenommen und in den Pegelspitzen bearbeitet wurde. Weitere Effekte wurden keine verwendet.

Im ersten Beispiel ein Cleansound, eingespielt mit dem vorderen Singlecoil der Silhouette. Der Höhenregler befindet sich auf 2 Uhr, die Bässe auf 12 Uhr, der Reverb-Regler ist ein Viertel aufgeregelt. Ein wunderbar glasiger, glockiger Ton mit einer schmatzenden Dynamik entsteht.

Im nächsten Track hören wir einen Funky-Lick mit identischen EQ-Einstellungen, allerdings mit komplett herausgenommenem Hall.

Bevor es zu den Overdrive-Sounds geht, noch ein Beispiel für den Klang des Halls, den ich im nächsten Klangbeispiel fast voll aufgeregelt habe. Schön wäre es, wenn man den Reverb per Fuß schalten könnte, so bleibt nur der Griff zum Poti.

Nun zu den Zerrsounds, die der AC30S1 uns bieten kann. Zunächst ein Lick mit voll aufgeregeltem Gain-Poti, der EQ befindet sich in 12-Uhr-Stellung. Hier wurde der Steg-Humbucker der Silhouette benutzt.

Zum Abschluss ein Overdrivesound, bei dem die Bässe auf 3 Uhr und die Höhen auf 11 Uhr eingepegelt sind. Interessant, wie sich nicht nur die Art der Zerrung, sondern auch der Charakter des Klangs ändert. Benutzt wurde wieder der Steg-Humbucker meiner Silhouette Special.

 

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Fazit

Gratulation, VOX! Der AC30S1 ist ein gelungenes Update des ewigen Dauerbrenners der Briten, hier wurde an den richtigen Stellen gespart und an anderen sinnvoll aufgerüstet. Speziell der Effektweg eröffnet völlig neue Dimensionen der Gestaltung eines Klangs und dessen Dynamik, der damals wie heute nichts von seiner Faszination verloren hat!

Plus

  • sehr gute Verarbeitung
  • unverkennbarer VOX-Sound
  • Schalldruck
  • Digitalhall
  • integrierter Effektweg

Minus

  • Hall nicht (per Fuß) schaltbar

Preis

  • Ladenpreis: 825,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Lieber Berichter, wenn man über einen Klassiker schreibt, sollte man ihn kennen.
    Erstens: es gab bereits mehrfach AC30-Modelle mit Effekt-Schleife. Nämlich die Modelle CC (Custom Classic) und CC2. Steht nämlich bei mir im Proberaum, kann ich also bestätigen. Dafür fehlt hier das für den AC30 Sound ebenso typische Tremolo und die variable Eingangschaltung. Weiterhin den für den Ac30 typischen Tone-Cut-Regler in der Endstufe.
    Weiterhin klingt und klang der Top-Boost Channel immer etwas anders als der Normal-Channel, der ja überhaupt nicht vorhanden ist. Insgesamt also ein wirklich arg gestutzter AC30. Oder eher ein aufgebohrter AC4 ..

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