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Test: Engl E606 Ironball Head 20 SE, E-Gitarren Topteil

The Missing Link zwischen analog und digital!

25. Juli 2023

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So sehr die großen Vollröhren-Heads der Oberliga als das Nonplusultra des kultivierten Tons auch gelten, im Live-Bereich haben die Boliden in den letzten Jahren stark an Präsenz eingebüßt. Man findet sie häufig nur noch im Bereich engagierter Hobbymusiker, welche sich nicht zu schade sind, die Heads aus dem Proberaum auf die Bühne zu schleppen oder aber in der Oberliga der Künstler, welche über eine entsprechende Crew verfügen, die sich um den technischen Belange des Künstlers kümmert. Das Gros der „Working Musicians“ baut entweder auf digitale Simulationen des analogen Originals oder aber man arbeitet mit Lunchbox-Amps, welche klanglich den großen Brüdern in Sachen Anspruch und Klang das Wasser reichen können. Um einen solchen „kleinen Bruder“ soll es heute im Testbericht gehen, uns liegt der Engl E606 Ironball Head 20 SE zum Test vor.

Engl E606 Ironball Head 20 SE Test

Engl E606 Ironball Head 20 SE, Vorderseite

Die Konstruktion des Engl E606 Ironball Head 20 SE

Die Firma Engl im Bereich der Vollröhenverstärker vorzustellen, würde bedeuten, man trägt Eulen nach Athen. Wohl kaum ein anderes deutsches Unternehmen hat es in diesem Segment zu so großer weltweiter Popularität geschafft wie die im deutschen Tittmoning beheimatete Firma, einhergehend mit dem Anspruch, es auch mit den ganzen großen Namen jenseits des großen Teichs oder des Ärmelkanals aufnehmen zu können.

Bei dem Engl E606 Ironball Head 20 SE handelt es sich um eine erweiterte Version des Ironball Heads, welcher zwar auf der gleichen Basis des regulären Ironball Topteils basiert, jedoch mit einem stark erweiterten Funktionsumfang daher kommt, wobei Engl großen Wert darauf legt, sowohl den klassischen Engl Vollröhrensound zu reproduzieren, als auch modernen Ansprüchen aus den Simulations-/Emulationsbereich gerecht zu werden. Um dieser „Schweizer Taschenmesser“ Philosophie gerecht zu werden, wird der gesamte Front- und vor allem Rückseitenbereich ausgenutzt und ist bis zum Anschlag mit vielerlei Regel- und Schaltmöglichkeiten gespickt.

Der Amp sitzt in einem massiven, hochwertigen Metallgehäuse, welches auf vier weichen und hohen Gummifüßen sitzt, welche wiederum hoch genug ausgeführt wurden, um den Amp oberhalb jedes Cabinets Tragegriffs zu platzieren, welche sich evtl. auf der Oberseite des Cabinets befinden können. Ein schwarzes Gitter auf der Vorderseite des Gehäuses gibt den Blick frei auf 4x ECC 83/12 AX7 Vorstufenröhren und 2x EL 84 Endstufenröhren. Die Leistung des Heads wird mit 20 Watt angegeben, damit ist der Amp immerhin halb so laut wie ein 100 Watt Vollröhren Topteil, welches bereits in der Lautstärkengruppe „bei Bedarf infernalisch“ zu Hause ist.

Alle Regler, sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite des Gehäuses, sind leicht nach hinten versetzt, so dass flächig einwirkende Gegenstände nicht einen sofortigen Abriss eines oder mehrerer Potentiometer nach sich ziehen. Um den Amp zu transportieren, befindet sich auf der Oberseite des Gehäuses ein massiver Tragegriff aus Metall, welcher sich bei Bedarf einklappen lässt. Der Amp wird zudem in einem hochwertigen Softbag geliefert, welches über eine zusätzliche Tasche für Kabel etc. verfügt.

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Engl E606 Ironball Head 20 SE
Engl E606 Ironball Head 20 SE
Kundenbewertung:
(24)

Bei dem Engl E606 Ironball Head 20 SE handelt es sich um einen zweikanaligen Vollröhrenverstärker, bei dem sich die beiden Kanäle eine gemeinsame 3-Band-Klangregelung teilen. Um den Lead-Kanal noch etwas flexibler zu gestalten, verfügt der Amp in diesem Kanal über einen zusätzlichen Presence-Regler. Des Weiteren bietet ein Lead-Volume-Regler die Lautstärkenabstufung zwischen den beiden Kanälen, wobei ein Master-Volume-Regler die Gesamtlautstärke des Amps regelt. Alle Regler sind mit einem kräftigen weißen Strich gekennzeichnet, so dass man auch bei schlechten Lichtverhältnissen die jeweilige Reglerstellung gut ablesen kann. Ansonsten als Abschluss auf der rechten Seite ein Netz- nebst Standby-Schalter, soweit – so klar.

Interessanter erscheinen da schon die insgesamt acht Minischalter, welche sich zwischen dem Master-Regler und dem Standby-Schalter befinden und jeweils mittels einer kleinen LED über ihren Funktionsumfang informieren. Neben einem Store-Schaler, welcher insbesondere bei dem später noch erwähnten MIDI-Setup zum Tragen kommt, bieten die restlichen sieben Schalter folgende Möglichkeiten:

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M.V.B. (Master Volume Boost): eine zweite Masterlautstärke, um zum Beispiel zwischen Rhythmus- und Solospiel zu wechseln
Reverb: Reverb-Aktivierung, mittels zweisekündigem Halten des Schalters werden die Reverb-Tails aktiviert oder deaktiviert
Delay: Delay-Aktivierung, mittels zweisekündigem Halten des Schalters werden die Delay-Tails aktiviert oder deaktiviert
Gain-Boost: der Name ist Programm
Clean-Lead: der manuelle Wechsel zwischen den beiden Kanälen
FX-Loop: Aktivierung/Deaktivierung des seriellen Einschleifweges
Noise-Gate: Aktivierung/Deaktivierung des Noise-Gates

Engl E606 Ironball Head 20 SE Test

Engl E606 Ironball Head 20 SE, Rückseite

Die Rückseite des Engl E606 Ironball Head 20 SE

Wer sich bereits von der Vorderseite des Verstärkers ob der vielfältigen Regelmöglichkeiten auf vergleichsweise kleinem Platzangebot beeindruckt zeigt, wird sich bei einem Blick auf die Rückseite verwundert die Augen reiben. Hier wird wirklich jeder Quadratzentimeter ausgenutzt, um ein umfangreiches Regelwerk zur Verfügung zu stellen. Zunächst werden die Fragen beantwortet, welche sich einige Leser wohl bereits bzgl. der Delay-, Reverb- und Noise-Gate-Regelung gestellt haben. Über insgesamt 5 Drehregler können die Bereiche Delay-Mix, Delay-Time, Feedback, Reverb-Anteil und Noise-Gate-Threshold eingestellt werden.

Des Weiteren kann hier auch auf den intern verbauten Powersoak zugegriffen werden, welcher die Einstellmöglichkeiten Full Power, 5 Watt, 1 Watt und Speaker off bietet. Um es direkt noch einmal anzusprechen, soll der Amp im IR-Modus ohne angeschlossene Box laufen, MUSS dieser Schalter UNBEDINGT auf „Speaker off“ stehen, da ohne den internen Lastwiderstand der Amp binnen kürzester Zeit Schaden nimmt. Dies ist ein Vollröhrenamp, welcher im Gegensatz zu Solid State Amps zwar kurzschlussfest ist, bei Unterlast aber sofort das Zeitliche segnet! In diesem Zusammenhang ist auch penibel auf die richtige Impedanzwahl bei den Boxen zu achten. Engl ermöglicht den Anschluß einer einzelnen 8 Ohm Box, einer einzelnen 16 Ohm Box (diesen Ohm Spielraum gewährt einem der Amp) oder zwei 16 Ohm Boxen, das heißt, eine Gesamtimpedanz von 8 Ohm darf nicht unterschritten werden. Von daher überprüft genau, ob ihr nicht evtl. einen Fullstack mit 2 Stck. 8 Ohm Boxen am Start habt oder evtl. den 4 Ohm Eingang bei eurem Stereo 412er Cabinet belegt habt!

Neben einem seriellen FX-Loop bietet der Amp an traditioneller Verkabelung noch einen Fußschaltereingang in Klinkenform für den Kanalwechsel an. Wer aber den vollen Umfang der Sound-Verwaltung nutzen möchte, wird den Engl E606 Ironball Head 20 SE garantiert mit einer MIDI-Fußleiste betreiben, welche über MIDI In angeschlossen werden kann. MIDI Out/Thru bietet der Amp leider nicht an, d. h. wer ein zusätzliches MIDI-Instrument, z. B. ein Multi-FX anschließen möchte, muss den Amp als letztes Glied in die MIDI-Kette hängen. Bei einem Drittanbieter bzgl. einer MIDI-Leiste kann man die Phantomspeisung der Engl Fußleiste bei Bedarf über einen Schalter deaktivieren

Als Abschluss bietet der Engl E606 Ironball Head 20 SE noch 8 Stck. IR-Cabinets, welche sowohl auf der verbauten D.I.-Box, als auch auf dem regelbaren Kopfhörerausgang liegen, ladbar über einen USB-Anschluss und schaltbar, ob das Signal pre oder post bzgl. der FX-Sektion liegen soll. Als Abschluss links unten noch die Kaltgerätebuchse nebst von außen zugänglicher Feinsicherung.

Engl E606 Ironball Head 20 SE Test

Engl E606 Ironball Head 20 SE im Einsatz

Der Engl E606 Ironball Head 20 SE in der Praxis

Mit den Abmessungen von 335 x 217 x 142 mm (B x T x H) benötigt der Engl E606 Ironball Head 20 SE insbesondere in der Tiefe etwas mehr Platz als viele andere Lunchbox-Amps, allerdings ist der Tragegriff perfekt platziert, so dass der Amp trotz der Gewichte der unterschiedlichen Trafos keinerlei Schlagseite aufweist. Auch wenn das Gewicht von 8 kg einem Kemper User den Angstschweiss auf die Stirn treiben könnte (kleiner Spaß!), lässt sich der Amp ohne Kraftanstrengung transportieren und auch problemlos auf einen Fullstack heben.

Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Leser sich Sorgen bzgl. einer zweikanaligen Auslegung macht, frei nach dem Motto „nur zwei Sounds“. Diese Sorge kann ich jedem nehmen, sofern man sich zwei Punkte vor Augen führt. Zum einen hat man mit dem Gain-Boost für beide Kanäle eine zusätzliche Klangoption am Start, zum anderen lässt sich bei diesem Amp das alte Jeff Beck Prinzip in Perfektion umsetzen. Jeff Beck hatte bei seinen Gain-Sounds die Vorstufe bis zum Anschlag aufgerissen und steuerte alle seine Crunc- Sounds mit dem Volume-Regler seiner Gitarre.

Exakt dieses Prinzip kann man bei dem Engl E606 Ironball Head 20 SE hervorragend umsetzen. Beide Kanäle sind vergleichsweise „heiß“ ausgelegt und hängen sehr gut am Volume-Regler der Gitarre. So kann man mit hartem Anschlag und entsprechenden Pickups den Clean-Channel zu dezentem Crunch überreden, in gleichem Atemzug aber auch bei zurückgedrehtem Volume völlig cleane Sounds erzeugen. Das Gleiche gilt auch für den Lead-Kanal, welcher den überaus bekannte Engl High-Gain-Sound mittels des Volume-Reglers in einen dezenten Crunch überführt. Beide Kanäle haben eine sehr hohe Klangkultur und bieten einen hervorragenden Grundsound in allen Lautstärken. Interessant ist es auch, dass der Amp trotz der EL84 Bestückung in den Leistungsröhren deutlich „massiver“ klingt als einige andere Konkurrenten mit der gleichen Bestückung.

Zusammengefasst ein ausgezeichneter Amp, welcher mit kompakten Abmessungen, einem herausragenden Klang und sehr großer Flexibilität in allen relevanten Bereichen punktet!

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Fazit

Mit dem Engl E606 Ironball Head 20 SE hat der deutsche Hersteller einen hervorragenden Lunchbox-Amp in seinem Portfolio, welcher zudem noch komplett in Deutschland gefertigt wird und so entsprechend Arbeitsplätze sichert. Einer völligen Abstinenz jeglicher Minuspunkte steht eine Armada aus Pluspunkten wie Klang, Konzept, Verarbeitung und Flexibilität gegenüber, von daher, sollte man einen kompakten und leistungsfähigen Vollröhren-Amp suchen, ist man bei diesem Amp genau an der richtigen Adresse.

Unbedingt antesten!

Plus

  • Klang
  • Konzept
  • Verarbeitung
  • Flexibilität

Preis

  • 1.199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das ist wohl der vollständigste Amp den es derzeit gibt, er beinhaltet alles was es an Möglichkeiten gibt. Da sag ich nur, TOP! Sehr lobenswert und 1a. Ich selbst hasse diesen digitalen Kram, aber ich komme auch aus den 80zigern und bin dort verwurzelt.

  2. Profilbild
    WTFunk

    Ein wirklich interessanter Amp! Wär eigentlich der perfekte erste Röhrenamp für mich aber ich glaub selbst der ist für eine Mietwohnung einfach viel zu laut.
    Stimmt es das die verbaute „Powersoak“ von Bugera ist?

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