Der Meister des Rock bittet zum Tänzchen
Kleine, gut ausgestattete Röhrencombos haben sich über Jahrzehnte zu einem festen Bestandteil in der Szene entwickelt. Für die meisten Fälle genügen eben 50 Watt aus einem 12″ Lautsprecher vollkommen, um so besser, wenn sich dann auch noch zwei mit dem Fuß schaltbare Kanäle, ein Hall und weitere praktische Annehmlichkeiten, wie etwa ein Effektweg oder ein Recording-Out-Anschluss an Bord befinden. Mit vollen 50 Watt kann der Engl RockMaster 40 Combo zwar nicht dienen, seine Leistung sollte aber für die meisten Fälle ausreichen und auch hinsichtlich der vorhandenen Anschlüsse geizt der kleine Brüllwürfel aus Bayern keineswegs. Schauen und hören wir uns den Engl RockMaster 40 Combo im nun folgenden Test mal genauer an.
Facts & Features
Bereits auf den ersten Blick wirkt der Engl RockMaster 40 Combo sehr wertig. Das 49 x 44,5 x 25 cm große und knapp 18 kg schwere Gehäuse wurde sauber bis in die kleinsten Ritzen mit Tolex überzogen, der Bespannstoff für den Lautsprecher sitzt stramm und fest auf der Vorderseite und der Verstärker empfängt den neuen Besitzer mit einem strahlenden Metallschriftzug des Herstellers. Maße und Gewicht entsprechen den Erwartungen an einen Röhrencombo mit einem 12″ Speaker, der Tragegriff auf der Oberseite dürfte mit diesen Fakten keine Probleme bekommen.
Das optisch stimmige Bild des RockMaster 40 Combo wird allerdings etwas getrübt durch die fehlenden Verkleidungen für die Befestigung des Griffs, das hätte man durchaus besser machen können. Nicht, dass es hier etwa um „Erbsenzählerei“ ginge, aber das Gesamtbild des Amps ist einfach so auffallend gut, dass so etwas eben ins Auge fällt. Es hätte ja nicht unbedingt eine Chromschicht sein müssen, zwei aufsteckbare Kunststoffdeckel hätten hier auch für den Frieden in den Augen gesorgt.
Der Verstärker ruht auf vier massiven Gummifüßen und besitzt an allen Kanten des Gehäuses Schoner aus robustem Kunststoff. Zudem wurde das Bedienpanel mit den Potis und Schaltern versenkt angebracht, was bei einem Sturz nach vorne nur Vorteile mit sich bringt. Bevor wir uns allerdings das Bedienpanel betrachten, gilt unser Blick zunächst der Rückseite.
Rückseite mit den Anschlüssen des Engl RockMaster 40 Combo
Na, da bleiben doch so gut wie keine Wünsche offen! Praxisgerecht ausgestattet präsentieren sich die Anschlüsse an der Rückseite des Engl RockMaster 40 Combo. Zunächst wären da die Lautsprecherbuchsen, an die sich Speaker zwischen 8 und 16 Ohm anschließen lassen. Eine von ihnen wird bereits genutzt vom verbauten Celestion Speaker des Typs „Super 65“. Der Nächste in der Reihe ist der Recording-Out-Anschluss, der das Verstärkersignal mit einer Frequenzkorrektur, auf Neudeutsch auch „Speakersimulation“ genannt, abgibt. Hier könnte man den RockMaster 40 Combo zur Not also auch mal direkt an die Workstation oder an ein Mischpult andocken, auch wenn die Abnahme eines Gitarrenverstärkers mit einem guten Mikro prinzipiell vorzuziehen ist.
Ein serieller Effektweg sorgt für die Einbindung unserer liebgewonnenen Tretminen – und der ist sogar per Fuß schaltbar. Genau so, wie auch der digitale Halleffekt, beide teilen sich für die Schaltvorgänge eine gemeinsame Stereobuchse. Natürlich finden wir hier ebenso eine Buchse für die Kanalumschaltung und auch der Mid-Shape-Modus kann hier per Fuß zu- bzw. abgeschaltet werden. Was es damit genau auf sich hat und was man am Bedienpanel so alles drehen und schalten kann, erkunden wir ab der nächsten Seite.
Das Frontpanel des Engl RockMaster 40 Combo
Zunächst einmal gilt es anzumerken, dass die silbernen Chickenhead-Potis nicht nur sehr gut aussehen, sondern auf ihren Achsen auch genau den richtigen Drehwiderstand bieten. Der Engl RockMaster 40 Combo ist ein zweikanaliger Röhrenamp und somit gibt es zwei unabhängige Lautstärkeregler pro Kanal (CLEAN GAIN und LEAD VOLUME). Eine Dreiband-Klangregelung darf natürlich nicht fehlen, sie wird unterstützt von einem Mid-Boost, der per Knopfdruck zugeschaltet werden kann und der das Signal im Bereich von 300 Hz bis 2 kHz anhebt. Dieser Schalter ist Teil eines Trios, das sich in unmittelbarer Nähe des Mastervolume-Potis befindet und das, neben dem besagten Mid-Boost, ebenso den Wechsel der Kanäle per Hand oder einen Schub im Gain-Bereich für beide Kanäle gleichermaßen ermöglicht.
Schön wäre natürlich eine getrennte Klangregelung pro Kanal gewesen, das hätte aber natürlich auch den Preis in die Höhe getrieben. So erscheint das Bedienpanel zumindest schön übersichtlich und klar strukturiert.
Den Abschluss an der Front bilden der Lead-Gain-Regler zur Bestimmung der Verzerrung des Overdrive-Kanals und ein Reverb-Poti – dem Engl RockMaster 40 Combo wurde ein digitaler Hall spendiert. Klar, nicht zu vergessen seien auch die beiden soliden Metallschalter für Power und Standby ganz rechts außen am Panel, die den Amp zum Leben erwecken bzw. ihm in den Spielpausen etwas Ruhe gönnen.
Zwischenzeugnis
Der RockMaster 40 Combo bietet das erwartet gute Bild hinsichtlich der Verarbeitung und der Ausstattung eines Röhrenamps aus dem Hause Engl. Da sind die Minuspunkte rar gesät, einzig und allein die unverkleideten Halter des Tragegriffs stören die Optik, aber keineswegs die Haptik des ansonsten wie aus einem Guss wirkenden Verstärkers. Und damit ab zum Soundcheck!
Sound & Praxis mit dem Engl RockMaster 40 Combo
Clean Channel
Nach einer kurzen Aufwärmphase der Röhren kann der Spaß beginnen! Der RockMaster 40 Combo bietet im Cleanchannel eine deutliche Fender-Färbung mit einem enorm großen Headroom, d.h., bis es zu ersten Verzerrungen kommt, muss der Clean-Gain-Regler schon weit über die Hälfte seines Regelbereichs aufgedreht werden. Die 50 Watt starke Endstufe tut das Übrige dafür, dass echte Cleansounds auch in hohen Lautstärken und mit ordentlich Pfeffer aus dem 12″ Celestion Speaker gedrückt werden können.
Die Klangregelung reißt zwar keine Bäume aus, in Verbindung mit der Mid-Shift-Funktion steht aber trotzdem eine ausreichende Bandbreite an modernen und ebenso vintage klingenden Cleansounds zur Verfügung. Trotzdem darf man eines nicht vergessen: Der RockMaster 40 Combo ist ein Verstärker aus dem Hause Engl. Und was das bedeutet, bemerkt man direkt nach dem Umschalten in die verzerrte Abteilung.
Overdrive Channel
Ist es flüssiges Metall? Oder etwa das Schreien von 10 Kreissägen? Nein, es sind die schier unglaublichen Gain-Reserven, die der kleine Combo an den Tag legt bzw. unter die Finger bringt! Im Overdrive-Bereich trumpft der kleine Amp so richtig auf und liefert einen Sound, der von extrem mittenreduzierten Scoopsounds bis hin zu „klassischen“ Metalsounds reicht. Nicht zu unterschätzen sind auch die Klänge im mittleren Gain-Bereich, hier könnten auch Freunde des gepflegten Blues tatsächlich ein passendes Setting finden.
Die Dynamik ist typisch für einen guten Röhrenamp – jede noch so kleine Nuance im Spiel wird sofort quittiert. Mit zunehmender Lautstärke verstärkt sich dieses Bild noch einmal und es entsteht eine nahezu perfekte Interaktion zwischen der Gitarre bzw. deren Spieler und dem Engl Combo. Dass die Lautstärke eines 50 Watt Röhrencombos für viele Belange vollkommen ausreichend ist, dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben. Auch der Engl RockMaster 40 Combo macht da keine Ausnahme und dürfte mit den vorhandenen Bordmitteln fast jeder Situation auf der Bühne, im Proberaum oder im Studio gewachsen sein. Denn er ist einfach Hölle laut, Punkt!