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Test: G&L Tribute S-500 Sonic Blue, E-Gitarre

Die neue S-500 im Check

23. Juli 2023
G&L Tribute S-500 Sonic Blue

G&L Tribute S-500 Sonic Blue

G&L spendieren ihrer S-500 ein Update mit neuen Hölzern für Korpus und Griffbrett. Interessant dabei ist, dass jedes der drei Modelle der Serie mit unterschiedlichen Specs erscheint, so wird etwa die S-500 im „Irish-Ale-Finish“ aus Nato hergestellt, ein Holz, das dem Mahagoni sehr ähnlich ist und vielen Herstellern vor allem im niedrigen Preissegment verwendet wird. Bei dem Modell in „Blue Burst“ verwendet G&L „Sassafras“ für den Korpus, was mir persönlich bislang vollkommen unbekannt war. Auch dieses Holz soll dem Mahagoni von seiner Struktur und Klangentfaltung sehr ähnlich sein und einen entsprechend warmen Grundklang zur Verfügung stellen. Unser Testmodell G&L Tribute S-500 Sonic Blue erscheint dagegen mit einem Korpus aus dem allseits bekannten Tonholz Pappel, dessen Design von dem einer Strat aus dem Hause Fender kaum zu unterscheiden ist. Auch unter der Haube bzw. dem Pickguard hat die aktualisierte S-500 nach wie vor einige elektrische Features zu bieten, die man bei einer gewöhnlichen Strat nicht so ohne Weiteres erhält. Zumindest nicht in dieser moderaten Preisklasse.

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G&L Tribute S-500 Sonic Blue – Aufbau

Auf den ersten Blick ist die G&L Tribute S-500 Sonic Blue wie bereits erwähnt kaum von einer herkömmlichen Strat, wie wir sie kennen und lieben, zu unterscheiden, auf den zweiten jedoch schon. Das fängt an mit dem auf zwei Bolzen gelagerten Fulcrum-Vibratoblock, reicht über die drei Singlecoils mit ihren fetten Magneten bis hin zur Kopfplatte, über deren Design man sicher geteilter Meinung kann. Nachdem beim Vorgängermodell „Caribbean Rosewood“ für das Griffbrett verwendet wurde, verfügt die aktuelle S-500 über eines aus normalem Palisander, ausgestattet mit 22 Medium-Jumbo-Bünden und einem Sattel mit einer Breite von 41,3 mm. An der Verarbeitung der Bundierung gibt es rein gar nichts auszusetzen, alle Stäbe wurden sorgfältig eingesetzt, an den Kanten unspürbar abgerichtet und auf ihren Oberflächen ausreichend poliert. Im Vergleich zu einer Strat von Fender besitzt die S-500 mit 650 mm einen Hauch mehr spielbare Mensur.

G&L Tribute S-500 Sonic Blue Fretboard

Saubere Bundierung auf dem Palisandergriffbrett

Das Halsprofil ist sehr flach ausgefallen, was zusammen mit der nur satinierten Halsrückseite für ein sehr komfortables Spielgefühl sorgt. Darüber hinaus war unser Testinstrument perfekt in puncto Saitenlage und Oktavreinheit eingestellt, nichts scheppert, schnarrt oder klingt in irgendeiner Form unsauber beim Durchspielen der Lagen.

Die Hardware – Dual Fulcrum Vibrato

Eine von Leo Fenders letzten Entwicklungen im Namen seiner Firma G&L war die Entwicklung des Dual Fulcrum Vibratosystems, das im Gegensatz zu den mit sechs Schrauben auf der Decke verankerten Vibratos der traditionellen Fender Strat mit zwei Bolzen in der Decke verankert wurde. Damit werden Reibungswiderstände minimiert, was wiederum für eine verbesserte Stimmstabilität und darüber hinaus für einen geschmeidigen Umgang mit dem Hebel sorgen soll.

So weit die Theorie. Praktisch gesehen bzw. gehört, sollte man allerdings auch bei diesem System eher vorsichtig mit dem Hebel vorgehen, um übermäßige Verstimmungen zu vermeiden. Denn neben der Lagerung des Vibratoblocks spielen ja noch ein paar mehr Komponenten eine Rolle für eine möglichst hohe Stimmstabilität eines solchen Systems. Das betrifft neben dem Sattel bzw. dessen Kerben als potenzielle Gefahrenquelle für Verstimmungen natürlich die No-Name-Mechaniken und oben drein noch einen String-Tree, der die H- und E-Saite in die Sattelkerben presst und sie zu den Tunern leitet. Die arbeiten grundsätzlich recht zuverlässig ohne nennenswertes Spiel auf ihren Achsen und werden wie die gesamte Hardware der G&L Tribute S-500 Sonic Blue von einer Chromschicht überzogen.

Insgesamt betrachtet muss man aber dennoch sagen: Finger weg von Dive-Bombs bei diesem System! Obwohl sich der frei schwebende Vibratoblock praktisch bis zur völligen Erschlaffung der Saiten mühelos mit dem Hebel nach vorn bewegen lässt. Danach ist aber der Griff zu den Mechaniken garantiert. Aber mal ehrlich: Wer holt sich schon eine Strat ins Haus, um sie dann mit Dive-Bombs zu quälen? Leo Fender würde sich im Grabe umdrehen!

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G&L Dual Fulcrum Vibratosystem

G&L Magnetic Field Design Singlecoils

G&L setzt auch bei der überarbeiteten Version der S-500 erneut auf die im Stammwerk in Fullerton/USA hergestellten G&L MFD Magnetic Field Design Singlecoils mit ihrer erweiterten Schaltung. Zunächst wirkt alles wie gehabt: Ein Fünfwegeschalter, ein Mastervolume-Poti sowie die zwei obligatorischen Tone-Potis bieten das gewohnte wie vertraute Bild. Entsprechend ist auch die Schaltung verdrahtet: Front-Pickup, Mittel- und Front-Pickup gemeinsam, mittlerer Singlecoil alleine, mittlerer Pickup und Steg-Singlecoil zusammen sowie Steg-Pickup im Alleinbetrieb sind die fünf möglichen Optionen. Es gibt jedoch bedeutende Unterschiede in der Klangregelung, denn die beiden vermeintlichen Tone-Potis sind in Wirklichkeit Regler für Bässe und Höhen und damit Teil des P.T.B. Systems („Passive Treble and Bass Controls“) unter dem dreischichtigen Pickguard der S-500.

Ein weiteres sehr interessantes Feature verbirgt sich hinter dem mittleren Poti, denn dieses ist eine Push-Pull-Variante, die es nach Anheben ermöglicht, weitere Kombinationen der Tonabnehmer oder gleich alle zusammen zu nutzen. Die Klangvielfalt wird dadurch noch einmal bedeutend erweitert, auch wenn die Aktivierung dieser zweiten Ebene aufgrund des hakeligen Potis vor allem bei feuchter Hand nicht immer ganz reibungslos über die Bühne geht.

G&L Tribute S-500 Sonic Blue Magnetic Field Design Single Coils

G&L Tribute S-500 Sonic Blue Magnetic Field Design Singlecoils

Die G&L Tribute S-500 Sonic Blue in der Praxis

Der akustische Grundsound der Pappel-Ahorn-Konstruktion ist nicht besonders überragend, hier und dort ist die Tonansprache etwas zäh und auch in puncto Sustain hält sich das Klangerlebnis ohne Verstärkung in überschaubaren Grenzen. Pluspunkte gilt es für die Bespielbarkeit des schlanken Halses zu vergeben, ehrlich gesagt könnte man vermuten, dass G&L hier die Reste aus der Heavy-Abteilung verbaut hätten, dermaßen schlank ist das Halsprofil ausgefallen. Ich kann mich tatsächlich kaum erinnern, mal einen solch flachen Strat-Hals bespielt zu haben. Über den Komfort eines Strat-Bodys muss man nicht viel erzählen, auch bei der S-500 gilt das Motto „rund und griffig“, was durch das recht leichte Gewicht und die gute Balance weiter unterstützt wird.

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G&L Tribute S-500 Sonic Blue
G&L Tribute S-500 Sonic Blue Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Kommen wir aber nun zum absoluten Highlight der Gitarre und das sind zweifellos die drei USA-Singlecoils im Bauch der in Indonesien hergestellten S-500. Man stelle sich den typischen Strat-Sound vor: von glockig und klar über schrill und bissig bis hin zum warmen Overdrive – allerdings in der Regel auch immer mit nervigen Nebengeräuschen belastet. Genau dieses Spektrum liefern die drei G&L MDF-Singlecoils, jedoch in allen Bereichen um Längen besser, druckvoller, klarer und mit weitaus weniger Rauschen und Brummen, wie es wohl jeder von uns kennt und fürchtet. Sicher, auch bei High-Gain müssen sie passen, alles andere aber meistern sie mit einer Bravour, die schlichtweg beeindruckend ist.

Im Zusammenspiel mit dem Zweiband-EQ und der zweiten Ebene der Schaltung entsteht eine Bandbreite an Sounds, die alles abdeckt, was nur im entferntesten mit Rock ’n‘ Roll  zu tun hat. Kaum zu glauben, welchen Einfluss ein passiver Equalizer auf das Klanggeschehen doch haben kann. Davon profitieren die verzerrten Sounds noch ein Stück weit mehr, mit den beiden Tone-Potis lassen sich ganz bewusst bestimmte Frequenzen des Amps anheben oder absenken, um der Suche nach dem perfekten Sweet-Spot noch ein Stück näher zu kommen.

G&L Tribute S-500 Sonic Blue

G&L Tribute S-500 Sonic Blue Klangbeispiele

Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die G&L Tribute S-500 Sonic Blue zusammen mit einem Mesa/Boogie Studio 22+ Combo eingesetzt. Vor dem Amp wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, weitere Effekte außer einem leichten Delay wurden nicht eingesetzt.

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Fazit

Mit dem P.T.B. System, der erweiterten Schaltung sowie den exzellent klingenden MDF-Pickups präsentiert sich auch das aktuelle Modell der G&L Tribute S-500 Sonic Blue als eine mehr als würdige Alternative zu den Non-US-Strat-Modellen aus dem Hause Fender. Neben ihrer breiten Klangvielfalt überzeugt die S-500 zudem mit einer komfortablen Bespielbarkeit auf ihrem extra schlanken Medium-C-Halsprofil und den 22 Jumbo-Bünden. Einziger Wermutstropfen in einem sonst gelungenen Auftritt ist das nicht stimmstabile Vibrato-System, ansonsten wäre die Wertung durchaus noch ein Stück besser ausgefallen.

Plus

  • sehr gut verarbeitet
  • komfortable Bespielbarkeit
  • hervorragende Tonabnehmer & flexible Schaltung
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • mangelnde Stimmstabilität

Preis

  • 719,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    chardt AHU

    Meine Sicht: Ein weiches Holz wie Pappel oder Linde für den Korpus zu verwenden kann sinnvoll sein als „Ausgleich“ für den Höhenboost, den ein Floyd-Rose-Vibrato bringt. Aber für eine 700€-Strat mit normalem Vibrato ist es mMn einfach falsch. Dann schon lieber eine Mexiko-Strat mit Erle-Korpus für das selbe Geld :)
    Die Idee mit dem Bassregler ist nett (auch wenn sie nicht neu ist), aber ich habe bei Gitarren mit Strat-Pickups bisher nicht das Bedürfnis gehabt, Bässe wegzunehmen. Auf meinem Hard-Rock-Prügel mit dem Humbucker am Hals habe ich hingegen den Fender-Klangregler mit Bass-Cut in der einen Richtung und Treble-Cut in der anderen, da passt das sehr gut.

  2. Profilbild
    harrymudd AHU

    Ich verstehe nicht, warum bei der Stimmstabilität eines Vibratos (fast) immer die Mechaniken als Übeltäter herhalten müssen. Eine Gitarre, die sich mit den verbauten Tunern problemlos stimmen lässt und auch die Stimmung hält, wird beim Tremolieren nicht auf einmal deswegen versagen.
    Zu 99% ist der Sattel die Wurzel des Übels, dicht gefolgt von den Stringtrees.

    Ich habe in über 42 Jahren noch keine Gitarre erlebt, wo die Mechaniken die Ursache für ein verstimmtes Vibratosystem waren.

    • Profilbild
      Sven Blau AHU

      @harrymudd So ist es. Noch lustiger wird es dann, wenn einem „Experten“ Locking Tuner aufschwatzen wollen :D

    • Profilbild
      elprofessore

      @harrymudd jepp, bei meiner G&L funktioniert das Vibratorsystem verstimmungsfrei. Dafür habe ich allerdings die Sattelkerben nachgefeilt, die Stringtrees entfernt und gestaggerte Lockingmechaniken eingebaut. Ob Locking wirklich nötig war, weiß ich nicht – da fehlt mir der Vergleich.
      Das Handling finde ich super, gerade wegen des großen Aktionsradius und dem dicken Hebel.

      Ich weiß aber nicht, ob sich auch die Hardware meiner US Legacy von den Tributes unterscheidet…

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