Individuelle Schönheit und Klasse zum moderaten Preis
Inhaltsverzeichnis
2015 erschien die Revstar-Serie, die ein eigenständiges Design besitzt und sich in die Serie von teilweise couragierten Eigenentwicklungen einreiht, die Yahama seit vielen Jahrzehnten hervorbringt. Der japanische Hersteller bewies schon immer ein gutes Gefühl für ansprechende eigenständige Designs. Einige Gitarrenmodelle sind mittlerweile Klassiker, wie beispielsweise die SG2000 oder die Pacifica.
Yamaha Revstar RSS02T – Facts & Features
Die Yamaha Revstar kann in drei Güte-Levels erworben werden. Die Professional-Serie ist sicherlich die hochwertigste, man muss dafür aber deutlich mehr hinblättern als für unsere heutige Testkandidatin aus der Standard-Serie. Für weniger gut betuchte kommt dann möglicherweise die Element-Serie infrage, die gleichfalls sehr gut verarbeitet ist und gleichfalls gut klingt.
Die Revstar RSS02T bietet professionelle Ausstattung zu einem moderaten Preis, für nur knapp 800,- Euro bekommt man fast ausnahmslos die Features der deutlich teureren Modelle. Sie wird in einem wertigen Deluxe-Gigbag ausgeliefert und wurde ab Werk mit einem Satz 0.10-er (Elixir Nanoweb) besaitet.
Korpus der Revstar E-Gitarre
Der Mahagonikorpus der Gitarre wurde gekammert, um die Resonanz des Instruments positiv zu beeinflussen und gleichzeitig das Gewicht zu reduzieren. Das Lebendgewicht der Revstar beläuft sich auf ca. 3,6 kg, was für die Größe des Korpus vollkommen in Ordnung geht und den Rücken auch bei längeren Auftritten, Proben nicht übermäßig belastet.
Auf den Mahagonikorpus wurde eine Ahorndecke aufgeleimt, ähnlich der Bauweise der allseits bekannten Les Paul, PRS-Instrumenten oder vieler weiteren Hersteller.
Hier ein „Selfie“ des Bodys:
Hals der Yamaha Revstar RSS02T
Die Mensur beträgt 629 mm (24,76″), der Griffbrettradius ist mit 305 mm (12″) recht sportlich, die Sattelbreite beträgt 42 mm.
Der eingeleimte 3-streifige Mahagonihals mit Carbonverstärkung sorgt für mehr Stabilität.
In das Palisandergriffbrett wurden sogenannte „White Lines“ Griffbretteinlagen eingesetzt. Die Halsstärken betragen am 1. Bund 21 mm bzw. am 12. Bund 24 mm, somit ist er recht massiv und kommt dem Shaping von 1959er Gibson Les Pauls recht nahe.
Die 22 Bünde aus Edelstahl sitzen perfekt und wurden sauberst weiterverarbeitet (abgerichtet und poliert). Das muss auch so sein, denn Edelstahl ist so hart, dass man, sollte man den Bünden einmal zu Leibe rücken müssen, mit Standard-Werkzeug seine Mühe hat. Mit einer Neubundierung kann man sich allerdings, auch wenn diese Gitarre über zahlreiche Jahre viel gespielt würde, viel Zeit lassen.
I.R.A-Prozess
Interessanterweise wurde das komplette Instrument nach einem von Yamaha entworfenen Verfahren eingeschwungen, um eine höhere Klangqualität und bessere Resonanz zu erhalten. Das Ganze nennt sich I.R.A und klingt ein wenig nach Voodoo.
Elektrik & Hardware
In der Revstar RSS02T sind zwei P 90 AlNiCo 5 Singlecoil-Tonabnehmer (P90-mäßig) verbaut.
Die Gitarre besitzt einen Master-Volume-Regler und einen Master-Ton-Regler mit Push/Pull-Funktion. Hiermit wird der Focus-Switch aktiviert. Dieser ist ein von Yamaha entwickeltes, recht einfach aufgebautes, aber dennoch extrem wirkungsvolles Feature, was die klanglichen Möglichkeiten enorm erweitert.
Hhmmm.. , es heißt hier: „das Push/Pull-Tonpoti aktiviert einen passiven Boost“. Das klingt nicht wirklich logisch. Ich vermute, dass die Focus-Schaltung letztlich ein kleines R/C-Filter ist, das den Ton etwas dünner macht (schlankere Bässe) und bei nicht gezogenem Poti aktiv ist. Zieht man das Tonpoti, wird dieses Filter aus der Schaltung genommen und man hört dann die Tonabnehmer quasi „normal“. Das Ganze wird hier als „Boost“ bezeichnet, da der Klang dann lauter und kräftiger wird. Ein Boost setzt üblicherweise eine aktive Schaltung (also beispielsweise einen Preamp mit Stromversorgung) voraus. Der Focus-Switch ist in der Praxis tatsächlich sehr effektiv, obwohl er passiv (also ohne Preamp) arbeitet, wie wir später noch hören werden.
Der 5-Wege-Schalter (wie in einer Strat) erlaubt, aus lediglich zwei Tonabnehmern mehr als die üblichen drei Klangvarianten herauszukitzeln.
Das 3-lagige, cremefarbene Schlagbrett harmoniert optisch gut mit der Sunburst-Lackierung
Die Hardware (Tune-O-Matic Steg mit dem sogenannten Racing-Tailpiece und die DieCast-Mechaniken) wurde verchromt.
Yamaha Revstar RSS02T – Handling
Ab Werk stimmten die Einstellungen der Saitenlage und Oktavreinheit. Auch die Sattelkerben wurden ausreichend tief gefeilt, sodass man gleich loslegen kann.
Die Revstar RSS02T kommt ausgewogen auf den Knien zu liegen, liegt hervorragend in der Hand und fühlt sich wertig an. Die Rückseite des recht kräftigen Halses wurde matt lackiert, was den Lagenwechsel vollkommen smoooth gestaltet. Der ergonomisch geformte Halsübergang bietet entspanntes Spiel bis in den höchsten Lagen. Die Resonanz und Lautstärke bei „trockenem“ Spiel ist bereits beeindruckend, auch das gute Sustain überzeugt.
Yamaha Revstar RSS02T – Sound
Interessant ist zu erfahren, wie eine Gitarre mit nur zwei Tonabnehmern (in diesem Falle Singlecoils) in Zusammenhang mit dem verbauten 5-Wege-Schalter funktioniert bzw. klingt. Der Hersteller sagt dazu das Folgende:
Mit dem gleichen 5-Wege-Schalter wie bei der Revstar Professional sorgt die leichte Phasenverschiebung in den Positionen 2 und 4 für frischen Wind bei den bekannten Zwischenpositionen.
Ich bin selbst gespannt, wie das klingt und ob die zwei zusätzlichen Soundmöglichkeiten tatsächlich praxistauglich sind. Darüber hinaus sind die fünf Sounds ja auch noch mit dem Focus-Switch zu „verbiegen“ bzw. auszudünnen bzw. „anzufetten“. Die klanglichen Möglichkeiten sind also sicherlich vielfältig.
Bekanntermaßen muss man, soweit viel Gain im Spiel ist, bei Singlecoil-Pickups mit Brummen rechnen. Demzufolge ist unsere Testkandidatin lediglich in der Mittelstellung brummfrei, was in der Natur der Sache liegt. Beginnen wir mit dem Hals-Pickup, klarem Ton und zunächst ohne, dann mit aktiviertem Focus Switch:
Wir deaktivieren den Focus-Switch, der Klang wird etwas ausgedünnt:
Das Ergebnis klingt etwas schmaler, der Focus-Switch beschneidet anscheinend die Bässe, das Ganze klingt sehr praxistauglich und „musikalisch“.
Nun beide Tonabnehmer parallel, wiederum mit aktiviertem Focus-Switch: Gerade für funky Single Note-Lines oder Chords funktioniert das gut. Der charakteristische P90-mäßige Singlecoil-Sound ist hier gut zu hören:
Ohne gezogenen Tonregler (also bei deaktivierten Focus-Switch) klingt dies wieder etwas ausgedünnter:
Nun schalten wir auf die Stegposition, immer noch clean, zunächst mit aktiviertem Focus-Switch, anschließend ohne:
Der Steg-Pickup klingt aufgrund seiner Bauweise in dieser Gitarre etwas nach einer Telecaster, aber irgendwie auch mit etwas „semiakustischen Flair“, jedenfalls individuell. Nun der Steg-Pickup ohne Focus-Switch:
Das Ganze klingt schön „drahtig“.
Interessant ist sicherlich, die Zwischenpositionen (2 und 4) im Vergleich zu hören. Wir hören nun alle 5 Positionen mit klarem Sound und aktiviertem Focus-Switch. Wir beginnen mit jeweils einer Phrase auf dem Halstonabnehmer und arbeiten uns dann durch alle fünf Positionen Richtung Stegtonabnehmer:
Nun hören wir die Revstar, die natürlich auch rocken können sollte, verzerrt auf dem Steg-Pickup. Zunächst ohne, dann mit gezogenem Focus-Switch:
Die Auswirkungen des Focus-Switchs sind bei verzerrtem Klang vergleichsweise etwas weniger deutlich wahrzunehmen, man hört aber, dass der Klang mit aktiviertem Switch etwas fetter und voluminöser wird und etwas mehr Fundament besitzt.
Schließlich hören wir den Hals-Tonabnehmer verzerrt, zunächst ohne Focus-Switch, dann mit, man hört wieder, wie der Klang etwas fetter wird.
Es gibt nur wenige Gitarren, die diese Vielzahl an Klangmöglichkeiten bereitstellt. Wie viele man dann schließlich tatsächlich benutzt, ist persönlicher Geschmack. Schön, diese Optionen zu haben.
Man könnte diese Revstar als Chamäleon unter den Gitarren bezeichnen, sie bietet eine große klangliche Vielfalt. Sie kann wie eine Tele klingen, hat aber auch eine holzige, fast halbakustische Komponente, sie kann rocken, bluesen und jazzen. Bedenkt man die fünf Tonabnehmerkombinationen im Zusammenspiel mit dem Focus-Switch und dies mit lediglich zwei Pickups …, beeindruckend. Unbedingt mal anspielen.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Yamaha Revstar RSS02T – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic (etwas Hall hinzugefügt).
Zum Focus-Switch: Die einfachste „Passiv-Boost“-Schaltung, die ich kenne, ist ein kleiner Kondensator parallel zum Tonabnehmer. Dadurch wird die Resonanzfrequenz des Tonabnehmers niedriger, was grob zu vergleichen ist mit dem Unterschied von klassischem Single-Coil (hohe Resonanz) zu Humbucker (niedrige Resonanzfrequenz).
Tatsächlich hören wir bei den cleanen Beispielen mit deaktiviertem Focus-Switch deutlich höhere Frequenzen als bei aktiviertem Focus, was mit einer reinen Bass-Absenkung nicht zu erreichen ist.
Den Kondensator-Trick verwende ich gerne bei einer Strat, um bei Clean-Sounds (ohne Kondensator) die vollen Höhen zu haben und gleichzeitig bei verzerrtem Sound (mit Kondensator) einen etwas weicheren Sound zu haben. Mit P90 hatte ich noch nicht das Bedürfnis, den für verzerrte Sounds „anzufetten“, aber bei der getesteten Gitarre klingt es tatsächlich gut. Der verwendete P90 ist wohl auf eine etwas höhere Resonanzfrequenz ausgelegt für twangigere Sounds und mit Focus wird er wieder zum „normalen“ P90.
Niemals würde ich eine Gitarre einfach bestellen weil ich lediglich den Testbericht gelesen habe. Der Gang ins Musikgeschäft ist unerlässlich, denn es gibt so unglaublich viele Gitarren die man vor Ort ausprobieren kann, und das persönliche Erlebnis wie man selbst die Gitarre erlebt und wie diese auf sein eigenes individuelles Gitarrenspiel reagiert ist einfach zu individuell. So auch die Geschmäcker und Vorlieben die jeder von uns hat. Die Yamaha Revstar Gitarren habe ich bereits getestet und sie sind ohne Zweifel sehr gut. Nur wer vergleicht wird die richtige Entscheidung treffen können. Wer heutzutage 800 bis 1000 Euro ausgibt kann grundsätzlich mit sehr guter Qualität rechnen. Am Ende sollte allein dein Geschmack entscheiden.
Oh doch, vor 30 Jahren hätte ich dir noch zugestimmt, aber so tun es heutzutage die meisten. Genauso ist es bei Klamotten oder Schuhen, achte mal kurz drauf, wie viele Zalando-Kartons du in 5 Minuten in einer Postfiliale sehen kannst. Dank des schnellen Versandes und der unproblematischen Rückgabe kaufen die meisten online. Gerade deswegen haben die meisten Musikhändler deutlich verlängerte Rückgabefristen als vom Gesetz vorgeschrieben ist.
Zudem ein Gang in einen Musikladen ist nur für diejeniegen möglich, die das Glück haben, in der Nähe der großen Geschäfte zu wohnen. Ich wohne z.B. in Hamburg und nachdem die große Amptown/JustMusic Filiale geschloßen wurde, sind wir hier von der Vielzahl der Gitarrenläden nicht gerade verwöhnt. Und Hamburg ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands. In den kleineren Städten ist die Lage noch trauriger. Es gibt in Hamburg nur ein paar kleinere Läden und ich kann darauf wetten, dass sie diese Yamaha Revstar nicht im Sortiment haben. So viel zum Thema „ausprobieren“.
Ich lass mich gerne eines Besseren belehren, falls ich falsch liege.😉
Eigentlich eine wirklich tolle Gitarre, leider kann ich mich immer noch nicht so ganz mit der Form anfreunden(rein optisch) …
Ich habe die Revstar schon ein paar mal angespielt, wirklich ein tolles Instrument. Spielt meines Erachtens eine ganze Ecke über der eigenen Preisklasse, wenn ich die Revstar mit Instrumenten der großen Firmen in der Preiskategorie vergleiche.
Eine wirklich schöne Gitarre und mir gefallen zurzeit die Retro Designs auch sehr gut. Das wäre eine schöne Ergänzung der Sammlung und quasi ein Back to the Roots da meine erste Egitarre auch eine Yamaha war.
für mich ist die Revstar neben meiner Fender Gitarre eine Top Ergänzung – bestens verarbeitet und edel ausgestattet. Ein Mega Preis Leistungsverhältnis.
Ich mag es auch, dass die Gitarre passiv ist – hätte mir den Effekt des Fokus Switches deutlicher spürbar gewünscht.