Ohne Kabel, mit Frequenz!
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Drahtlossysteme und wie funktionieren sie?
- Die besten Drahtlossysteme für E-Gitarre und E-Bass
- Shure QLXD14 S50
- Shure GLXD16+
- Harley Benton AirBorne 2,4 GHz Instrument
- Fun Generation AirZone 5,8 GHz Instrument
- Nux C-5RC Wireless System
- the t.bone free solo Twin PT 520 MHz
- XVive Wireless System U2 Black
- Sennheiser ew 100 G4-CI1 E-Band
Einer meiner unerfreulichsten Momente als Musiker war, als ich 2017 bei einem Konzert eines kurzlebigen Projekts von mir über mein Gitarrenkabel stolperte und mich vor versammelter Meute hinlegte. Es tat weh, war peinlich wie Sau – und nicht das erste Mal. Vielleicht bin ich einfach ein Bewegungslegastheniker, aber allein im Proberaum sind ich und Gitarrenkabel schon immer auf dem Kriegspfad. Die Idee, auf Drahtlossysteme zuzugreifen, kam nach dem Auftritt 2017. Umgesetzt habe ich die Idee erst Jahre später leider – so ist das semi-semiprofessioneller Musiker: Die Idee zündet, die Umsetzung erfolgt oft viel später. Bedauert habe ich es nie. In dieser Marktübersicht und kurzen Darstellung wollen wir euch die besten Optionen für diesen Schritt nahelegen.
Was sind Drahtlossysteme und wie funktionieren sie?
Drahtlossysteme für E-Gitarren revolutionieren seit Jahren die Art und Weise, wie Gitarristen auf der Bühne und im Studio performen. Dabei bieten sie die Freiheit, sich ohne die Einschränkungen eines Kabels frei zu bewegen, was Unfälle und peinliche Momente reduziert und eine viel freiere und unbeschwertere Performance erlaubt. Im Folgenden erläuten wir euch mal die Funktionen, Vorteile und die Funktionsweise dieser innovativen Technologie.
Funktionen von Drahtlossystemen für E-Gitarren
Drahtlossysteme für E-Gitarren bestehen in der Regel aus einem Sender und einem Empfänger. Der Sender wird an die Gitarre angeschlossen und sendet das Signal drahtlos an den Empfänger, der üblicherweise am Verstärker oder an der Soundanlage angeschlossen ist. Moderne Systeme nutzen verschiedene Technologien, um die Übertragung zu optimieren:
- Frequenzbereich: Viele Systeme arbeiten im UHF-Bereich (Ultra High Frequency), der eine hohe Signalqualität und geringe Störanfälligkeit bietet. Neuere Modelle nutzen auch den 2,4 GHz-Frequenzbereich, der lizenzfrei und weltweit nutzbar ist.
- Automatische Frequenzauswahl: Um Interferenzen zu vermeiden, wählen einige Systeme automatisch die beste verfügbare Frequenz aus. Das ist besonders nützlich in Umgebungen mit vielen anderen drahtlosen Geräten.
- Digitale Übertragung: Im Gegensatz zu analogen Systemen wandeln digitale Drahtlossysteme das Gitarrensignal in digitale Daten um, bevor es gesendet wird. Dies führt durchaus zu einer verbesserten Klangqualität und geringeren Latenzen.
Vorteile von Drahtlossystemen
Wie gesagt: Die Nutzung eines Drahtlossystems bietet zahlreiche Vorteile gegenüber traditionellen Kabelverbindungen. Nicht nur legt ihr euch weniger hin, ihr habt auch ein paar andere Vorteile:
- Bewegungsfreiheit: Ihr könnt euch auf der Bühne frei bewegen, ohne sich um ein verheddertes oder zu kurzes Kabel sorgen zu müssen. Und das kann schon durchaus ein Stück Lebensqualität ausmachen.
- Klangqualität: Moderne Drahtlossysteme bieten eine Klangqualität, die mit Kabelverbindungen vergleichbar ist. Die digitale Übertragungstechnologie sorgt für einen klaren und unverfälschten Klang – ihr müsst euch also keine Sorgen machen, dass euer heiliger Sound irgendwie verfälscht wird.
- Zuverlässigkeit: Fortschritte in der Technologie haben die Zuverlässigkeit von Drahtlossystemen erhöht. Viele Modelle bieten Funktionen wie Dual-Antennendesigns, um Ausfallzeiten zu minimieren – insgesamt also inzwischen eine absolut verlässliche Technologie.
Funktionsweise von Drahtlossystemen
Nochmal zum Mitschreiben: Ein Drahtlossystem für E-Gitarren funktioniert im Grunde genommen wie ein Miniatur-Funksender/-Empfänger-Set. Der Sender, der an der Gitarre befestigt wird, nimmt das analoge Signal der Gitarre auf, wandelt es in ein digitales Signal um und sendet es dann über eine bestimmte Frequenz. Der Empfänger fängt dieses Signal auf, konvertiert es zurück in ein analoges Signal und leitet es an den Verstärker weiter.
Kann das Signal aber beispielsweise von Außenstehenden abgefangen werden? Keine Sorge: Um die Qualität und Sicherheit der Übertragung zu gewährleisten, nutzen viele Systeme fortschrittliche Verschlüsselungstechniken. Ihr seid also sicher.
Technische Leistungsfähigkeit, praktischer Nutzen, die Möglichkeit, Musik frei und ungebunden zu präsentieren – ehrlich gesagt wundert es mich, dass nicht viel mehr Leute auf Drahtlossysteme wechseln. Hier eine Liste der wichtigsten Drahtlossysteme für E-Gitarre, die ihr auf dem Schirm haben solltet, wenn ihr euch so ein System zulegen wollt.
Die besten Drahtlossysteme für E-Gitarre und E-Bass
Shure QLXD14 S50
Beginnen wir mit einer besonders teuren Option – keine Sorge, nicht alle Drahtlossysteme sind so ein Preiswucher! Aber auch solche High-End-Lösungen wollen wir euch nicht vorenthalten. Fassen wir mal zusammen, was den Shure so besonders macht: Der Shure QLXD4 S50 ist ein digitaler UHF-Empfänger im Frequenzband S50 (823 – 832 MHz und 863 – 865 MHz), der hochwertige Audioübertragung mit einer Auflösung von 24 Bit / 48 kHz bietet. Er verfügt über eine AES-256 Verschlüsselung für sichere Übertragungen und kann bis zu 72 MHz Schaltbandbreite sowie 22 kompatible Kanäle in einem 8 MHz TV-Band unterstützen. Die abnehmbaren BNC-Antennen und der Ethernet-Anschluss ermöglichen eine einfache Überwachung und Konfiguration des Systems. Der Empfänger kommt mit einem 9,5″ Gehäuse und bietet sowohl XLR- als auch Klinkenausgänge.
Der dazu passende Shure QLXD1 S50 digitale UHF-Taschensender bietet dieselben Frequenz- und Verschlüsselungsspezifikationen, ergänzt durch eine schaltbare Sendeleistung und einen hohen Dynamikbereich von 120 dB. Verlässlicher und hochwertiger geht es in diesem Bereich also nicht!
Shure GLXD16+
the t.bone free solo Twin PT 520 MHz
Das Drahtlosset für den live spielenden Musiker, der nicht über 1000,- Euro in das System packen will – das t.bone free solo Twin PT 520 MHz ist ein benutzerfreundliches Funkset für Einsteiger, bestehend aus zwei Taschensendern und einem stationären Doppel-Empfänger. Trotz seiner Platzierung im unteren Preissegment verfügt das analoge Drahtlos-System über professionelle Funktionen wie wählbare Sendeleistung, regelbaren Squelch, Frequenzscan und Pilotton. Zusätzlich ist das Set mit einem Transportkoffer, Rackmount-Set und Gitarrenkabel ausgestattet, was es ideal für den mobilen Einsatz macht. Sehr starkes Ding,
XVive Wireless System U2 Black
Ein weiterer Dauerbrenner: Das XVive U2, das durchaus für den Einstieg in die Drahtlos-Welt geeignet ist. Auch hier gilt wieder: Praktisch für den Proberaum, vorsicht bei Gig-Situationen. Auch wenn das U2 einen vergleichsweise sehr guten Ruf in Sachen Zuverlässigkeit hat. Zu den Specs: Das 2,4 GHz Wireless System umfasst ein Sender-Empfänger-Set, beide betrieben durch fest eingebaute, aufladbare Lithium-Akkus ohne Netzteil. Das System erreicht eine Reichweite von bis zu 30 m ohne Hindernisse und bietet einen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz. Es verfügt über eine Latenz unter 6 ms, vier schaltbare Kanäle, und nutzt einen 24 Bit / 48 kHz A/D-Wandler. Die Dynamik des Systems übertrifft 105 dB und es kann bis zu 5 Stunden mit einer Akkuladung betrieben werden. Ein USB-Ladekabel ist inklusive. Für den Preis also ein Sorglos-Paket der ersten Güte.
Ich war selber überrascht von dem Klang eines solchen Systems. Der Sound war völlig ohne Störungen und wurde auch nicht schlechter, je mehr Energie der Akku verbraucht. Das wäre sozusagen umgedreht betrachtet auch schon das einzige Manko: Zuhause nach dem Gig erst mal ab in die Steckdose zum Laden. Ansonsten sind auch günstigere Systeme gut genug für kleinere Auftritte mit einem Duo in Gaststätten etc.pp. Bei 6er Klinkeneingang an der Box kann auch der Adapter direkt angesteckt werden und das Signal wird unmittelbar in die Box geleitet. Bei einer Box mit Batterie oder Akku ist somit kein einziges Kabel mehr nötig. Dies funktioniert tadellos.
Es gibt mittlerweile recht viele Funkstrecken für Gitarre & Bass am Markt. Für die Anwender ist es deshalb wichtig, vor dem Kauf zu entscheiden, was sie überhaupt benötigen. Und da gilt:
1. nur bei digitalen Funkstrecken findet eine Digitalisierung statt, nicht bei allen Funkstrecken
2. digitale Funkstrecken haben eine größere Latenz als analoger UHF-Funk
3. digitale Funkstrecken im 2,4 GHz-Band haben eine geringere Betriebssicherheit als UHF-Funk
4. nur digitale Funkstrecken besitzen eine Verschlüsselung
Das Sennheiser-System und das the t.bone-System sind analoge Funkstrecken. Beide funken im UHF-Bereich. Eine Latenz ist hier in der Regel nicht wahrnehmbar, da es keine AD/DA-Wandlung gibt. Die digitalen Funkstrecken besitzen aber alle eine Latenz. Wie hoch diese ist, hängt vom Hersteller ab. Ich persönlich empfinde sie nicht als störend, aber andere reagieren empfindlich darauf. Nachteilig ist, dass der 2,4 GHz-Bereich durch WLAN und Bluetooth überlaufen ist. Im 5,8 GHz-Bereich ist weniger los, dafür ist die Reichweite geringer. Allerdings fluten hier gerade unzählige Anbieter den Markt, sodass auch das bald Geschichte ist. Der Nachteil bei digitaler Technik ist von DAB+ bekannt: Guter Empfang = Signal an, schlechter Empfang = Signal aus. Bei analogem UHF kommt auch bei schlechtem Empfang noch ein Signal, aber es rauscht dann halt, reißt aber nicht sofort ab.
Zwei Antennen plus zwei Empfänger = Diversity. Grundvoraussetzung für einen guten Empfang.
Oh, seit ich das letzte Mal ein Wireless System genutzt habe, hat sich scheinbar einiges getan. Da sind definitiv spannende Geräte dabei, dich ich mal in die engere Auswahl nehmen werde. Es ist schon klasse, ohne Kabel zu spielen. Danke für die tolle Übersicht. 🎸