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Test: WayOutWare – KikAxxe

KikAxxe

5. Februar 2008

Ich denke die erste Reihe der Klassiker der analogen Synthesizer hat es inzwischen vollständig erwischt. Oder kann mir – nachdem nun auch der Roland Jupiter 6 auf eine CD eingedampft wurde – jemand einen Klassiker nennen, den wir noch nicht auf einem Silberling nach Hause tragen können?

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Inzwischen fangen einige, vor allem kleinere, Software-Schmieden an, den hinteren Bereich des Dachbodens auszuleuchten. Auch dort findet man ja gelegentlich einige Schätze, die es verdient haben, entstaubt zu werden. So haben die amerikanischen Software-Hexer von WayOutWare nun den ARP Axxe wieder ans Tageslicht befördert und stellen eine Softwareemulation des kleinen Rauhbeins vor, die allerdings noch einige Überraschungen auf Lager hat.

Eine kurze Historie

Im Jahr 1975 stellte ARP mit dem Axxe eine abgespeckte Version des Erfolgsmodells Odyssey vor. Der monophone, voll-analoge Axxe verfügte über einen VCO (mit Sägezahn/Pulswelle), einen Rechteck/Sinus-LFO und einen 4-pole Low-Pass-Filter. Trotz dieser sehr eingeschränkten Ausstattung und dem daraus resultierenden begrenzten Soundpotenzial war das Gerät recht erfolgreich (günstiger Preis!) und wurde über 6 Jahre lang (bis 1981) gebaut.

Pimp my Axxe

Ich denke den Virtuell-Schraubern bei WayOutWare ist von Anfang an klar gewesen, dass eine schlichte Software-Emulation des ARP Axxe nicht die Wurst vom Teller gezogen hätte. Daher entschied man sich die Klangerzeugung des Axxe mit der Emulation eines analogen Stepsequenzers, einer Drummachine im TR-x0x – Style und einem analogen Tape-Echo zu kombinieren. Pimp my Axxe – oder eben KiKAXXE.

 

1_Synth_Delay_MixBar.jpg

– Oberfläche der ARP AXXE – Synth-Simulation –

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Die Software bietet insgesamt vier verschiedene Bedienoberflächen. Einen Easy-Mode und einen auf drei Ansichten aufgeteilten Advanced – Mode. Da wir hier unter uns Fachleuten sind, fangen wir mal mit dem Advanced – Mode an.

Hier begegnet uns zunächst einmal eine foto-realistische Abbildung des ARP Axxe. Wie gesagt, ergibt sich der Reiz des KiKAxxe aus der Summe seiner Elemente. Daher sei hier die monophone Klangerzeugung des Axxe-Simulaten nur kurz – via Signalweg – erläutert. Im Übrigen finden alle Analog-Freaks einen detaillierten Bericht zum ARP AXXE im Archiv von amazona.de

Aus seinen VCO generiert der Axxe eine Sägezahn- sowie eine Pulswelle. Die Pulswelle kann in ihrer Weite justiert sowie über die ADSR – Hüllkurve und/oder den LFO moduliert werden. Der LFO selbst erzeugt eine Sinus- und eine Rechteckwelle und wird durch einen S/H-Generator und durch eine ADSR-Hüllkurve zu vier Modulationsquellen ergänzt. Alle vier Quellen stehen zu OSC-Pitch -Modulation bereit und können – mit Ausnahme der LFORechteckwelle – auch zu Filtermodulation eingesetzt werden. Der Filter selbst verfügt selbstverständlich über Regler für Cutoff und Resonance. Natürlich kann der Axxe direkt über MIDI als „normaler Softsynth“ gespielt werden. Freunde von Analog-Bass-Sounds, Leadline-Jongleure oder FX-Jünger werden ihre Freude am rohen Klang der analogen Axt haben. KikAxxe bietet aber mehr.

KiK me

Wir befinden uns immer noch im Advanced-Mode und betreten nun die Abteilung, die dem PlugIn vermutlich seine Vorsilbe verpasst hat. Hier kann man zwischen der Drummachine und dem Analog-Sequenzer hin- und herschalten.

Zunächst knöpfen wir uns den „analogen“ Stepsequenzer vor – dieser triggert die Klangerzeugung des KikAxxe. Der Sequenzer bietet 16-Steps und kommt im konsequenten Analog-Style daher. Reset-Schalter bestimmen die Schrittweite der Sequenz – Gate-Schalter (de)aktivieren die einzelnen Steps.

 

2_Sequencer_Advanced.jpg

 

– Step – Sequencer – Panel des KikAXXE –

Die Tonhöhe der einzelnen Steps wird mittels Schieberegler justiert. An dieser Stelle muss ich WayOurWare leider einen übertriebenen Hang zum „Analogismus“ bescheinigen. Bei der Justierung der Schieberegler erscheint automatisch ein Kontextfeld, das über den aktuellen Wert des Reglers informiert. Dies aber nicht in Notenwerten, sondern in Vv-Werten (Volt). Das ist zwar analogtechnisch korrekt, aus musikalischer Sicht aber eher unpraktisch. Immerhin möchte man mit dem PlugIn Musik machen – da wäre die Notenwert-Information aber die deutlich praktikablere Information gewesen. Zum Glück gibt es noch die „KYBD LEARN“-Taste – ist diese Funktion aktiviert, speichert KiKAxxe eine eingespielte MIDI-Note auf dem jeweiligen Sequenzer-Step. Das Weiterschalten des zu editierenden Steps erfolgt dann mittels Steptaste – so hat man dann schnell seine 16 Steps eingespielt. Geht aber eben nur mit angeschlossenem MIDI-Keyboard. Meiner Meinung nach eine unnötige Einschränkung.

Ein weiteres Schmankerl – vor allem für den Live-Einsatz – ist die Möglichkeit, Sequenzen über MIDI-Noten oder Controllerdaten zu starten bzw. zu stoppen. Hierzu muss die „KYBD GATE“ – Taste aktiviert und mit dem entsprechenden Controller bzw. Notenwert belegt sein.

An dieser Stelle ein kurzer Schwenk zur MIDI-Controller-Editierung des KikAxxe. Klickt man bei gehaltener „Shift (Hochstell)“ – Taste auf ein Symbol, öffnet sich die – für alle programmierbaren Parameter gleiche – Dialogbox. Mit dem Shift-Klick ist der zugehörige Parameter bestimmt – Häkchen bei „Midi-Controller“ setzen – Häkchen bei „MIDI Learn“ – Controller -Regler bewegen – fertig ist die Zuweisung. Zusätzlich kann noch die Auslenkung der soeben programmierten Modulation per Schieberegler bearbeitet werden.

So weit die schöne Welt der Theorie – Fakt ist leider, dass im Testbetrieb die Parameterzuweisung über die Learn-Funktion nicht reagiert hat.

3_MIDIControlller.jpg

– Dialogbox zur MIDI-Controller Zuweisung –

Bitte folgen sie mir nun durch die schallgedämmte Tür in die Kabine des KikAxxe- Drummers. Hinter dieser Tür erwartet uns ein Drum-Roboter, der seine Verwandtschaft zur allseits beliebten TR-Familie nicht leugnen kann und auch sicher nicht will.

4_Drums_Advanced.jpg

– Drum – Machine im TR-Style –

Die Drummachine des KiKAxxe bietet in jedem der sechs zur Verfügung stehenden Drumkits sieben Drum-Sounds, die jeweils mit einer eigenen Drumspur getriggert werden können. Es stehen zwei Acoustic Drumsets sowie ein Urban(House)- und ein Electro-Drumkit zur Verfügung. Abgerundet wird das Angebot durch ein TR808 und ein TR909-Set. Zur Editierung der Drumsounds liegt Standardwerkzeug bereit. Ein umschaltbarer High/Low-Pass-Filter mit Resonanz – ein LFO mit vier Wellenformen. Zum Beschrauben wählt man mittels eines Old-School-Drehreglers den zu editierenden Sound aus und das Schrauben kann beginnen. Natürlich lässt sich jeder Sound auch in der Lautstärke regeln oder ganz ausschalten. Unbedingt erwähnt werden muss noch die Roll-Funktion, ohne die man heute beim Arrangement moderner Tanzflächen-Musik nicht mehr auskommt.

Sicher ist der Drummy des KikAxxe keine Allzweckwaffe. Eher ein grundsolides Werkzeug mit stilecht klingenden Drumsets. Mein Wunsch wäre noch die Möglichkeit, eigene Drumsamples einzubinden. Aber da schielt man natürlich auch wieder auf das zwei-stellige Preisschild auf dem Karton des KikAxxe und schweigt bescheiden.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Im Test ist es ja indirekt schon recht schön umschrieben: Man muss sich langsam fragen, warum seit Jahren hauptsächlich Kopien bekannter und uralter Konzepte auf den Markt kommen. Die Antwort lautet wahrscheinlich: „Weil es geht“. Man könnte meinen, das letzte wirklich neue Instrument sei vor 30 Jahren erfunden worden. Besonders lustig finde ich immer, dass man sich beim User- Interface fast aller dieser Synthie- Zitate selten genug Gedanken zu den Eigenarten einer graphischen Benutzer- Oberfläche gemacht hat (geschweige denn dass man deren Vorteile nutzt!). Was WIRKLICH Neues zu schaffen, ist halt unglaublich viel schwerer, im Erfolgsfalle aber sicher umso durchschlagender. Denn dass auch der perfekteste Aufguss letztendlich nicht(s) weiter bringt, zeigt wie ich finde das Beispiel Creamware ASB…

    • Avatar
      AMAZONA Archiv

      Ich denke mal, dass du recht hast, aber wir leben nun mal in einem Wirtschaftssystem, wo man Produkte entwickelt die gekauft werden und nicht unbedingt auch gebraucht werden.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Dem Tester ist leider nicht aufgefallen, dass sich die VST-Automation bei manchen Parametern etwas seltsam verhält. Bei aufsteigender Automationskurve springen die Regler (z.B bei den Hüllkurven-Zeiten) abrupt nach oben, und plumpsen bei absteigender Kurve nach unten. Damit ist es leider nicht möglich, diese Parameter sinnvoll mit den Novation SL Controllern über Automap-Universal zu steuern, da diese ja auf der VST-Automation aufsetzt. Die Sequencer-Parameter tauchen gar nicht in der Automation auf. Grade die hätte ich aber gerne mit meiner Novation Remote Zero SL gesteuert. Ich hätte dann so etwas wie ein Hardware-Analogsequencer-Feeling gehabt. So ist das leider nicht möglich, was ich sehr schade finde.

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