Effekte zum Abdrehen
Das Radikal Technologies EFFEXX RT1701 ist ein Multieffekt-Modul für das Eurorck, das sich vornehmlich zeitbasierten Effekten wie Delay oder Chorus verschrieben hat. Aber auch ein Drive und vor allem das Reverb machen das 32 HP breite und 40 mm tiefe Modul zu einem spannenden Klanglieferanten im Eurorack. Aber hat es vielleicht zu viele Einstellungsmöglichkeiten, um noch intuitiv bedienbar zu sein? Finden wir es heraus.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgepackt und Handbuch
- Ausgangspegel des EFFEXX RT1701
- Anschlüsse des Radikal Multieffekts
- Die Effekte des Radikal EFFEXX RT1701?
- Effektrouting im Radikal EFFEXX RT1701
- Der Clou des Radikal Technologies EFFEXX RT1701
- Der Multieffekt im manuellem Modus
- Der String-Effekt des EFFEXX RT1701
- Patch-Beispiele zum Radikal EFFEXX RT1701
- Handhabung des Radikal Technologies EFFEXX RT1701
Ausgepackt und Handbuch
Beim Auspacken fällt sofort das Eurorack-Buskabel ins Auge, das hinter einem Schrumpfschlauch eine zusätzliche Entstör-Drossel enthält – sowas habe ich noch nie bei einem Modul gesehen. Die Anleitung, die es in einer ausführlichen und einer kurzen Version gibt, empfiehlt den Betrieb ausschließlich mit diesem Kabel, da es den Störspannungsabstand und damit die Klangqualität erhöht (ehrlich gesagt habe ich auch mit einem ganz normalen Kabel eine sehr gute Klangqualität erlebt). Diese Anleitungen sind sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache auf der Website von Radikal Technologies erhältlich.
Auf 25 Seiten wird ausführlich und mitunter auch humoristisch auf alle Funktionen des Radikal Technologies EFFEXX RT1701 eingegangen. Mein liebstes Beispiel ist der Kommentar zum sechsten Betriebsmodus, dem Foto-Modus. In diesem können die Farben aller Modul-LEDs manuell eingestellt werden, um damit den perfekten Look für das Produzenten-Selfie zu liefern.
Ausgangspegel des EFFEXX RT1701
Das Radikal Technologies EFFEXX RT1701, dessen Namen unzweifelhaft auf Effektwelten hinweist, die nie ein Mensch zuvor gehört hat, ist ein echtes Stereoeffektgerät. Linepegel sind kein Problem, aber für Mikrofone und Gitarren hat es zu wenig Gain. In diesem Fall wird also ein Vorverstärker benötigt. Sehr gut gelungen finde ich die Visualisierung des Pegels. Dieser wird auf dem prominenten, weil zentralem, LED-Kranz dargestellt. Leuchten alle LEDs rot, ist der Ausgangspegel extrem übersteuert.
Warum Ausgangspegel? Radikal Technologies hat sich entschieden, den Pegel am Ausgang des Moduls zu visualisieren und das ist bei den Effekten, von denen viele einen Feedback-Parameter besitzen, auch wirklich sinnvoll.
Apropos übersteuert, über die Shift-Funktion wird mit demselben Gain-Regler dem Eingangssignal ein digitaler Drive hinzugefügt, der sehr genau eingestellt werden kann.
Anschlüsse des Radikal Multieffekts
Neben den Stereoein- und -ausgängen gibt es noch drei weitere Eingänge zur Steuerung von verschiedenen Parametern, auf die ich später noch genauer eingehen werde. Namentlich sind das „Control“, „Speed“ und „Pos“. Die Buchse „Data“ ist dagegen ein CV-Ausgang, dessen Wert frei eingestellt und auch mit den acht Presets abgespeichert werden kann. Eine tolle Erweiterung im Eurorack-Kontext.
Die Effekte des Radikal EFFEXX RT1701?
Fangen wir einfach an, denn ganz oberflächlich betrachtet haben wir ein Stereo-Effektgerät mit zwei unabhängigen, aber identischen Effektblöcken FX1 und FX2 zu tun.
Es stehen folgende Effekttypen zur Verfügung:
- Vintage Delay
- Tempo Delay
- Chorus
- Phaser
- Flanger
- Rotor
- Pitch-Shifter
- String Filter (Karplus-Strong Synthese)
Am Eingang ist der erwähnte Drive und ganz am Ausgang ein Master-Filter/EQ. Dieses besitzt die folgenden Filtertypen:
- Höhen Shelving (Kuhschwanz)-Filter
- Bässe Shelving (Kuhschwanz)-Filter
- Peaking Filter, 12 dB Lowpass-Filter
- 12 dB Highpass-Filter
- 12 dB Bandpass-Filter
- 12 dB Notch-Filter,
- Allpass-Filter
Die Eckfrequenzen können dabei auch über den CONTROL-Eingang gesteuert werden.
Der Reverb sitzt dann hinter zumindest einem der beiden FX, je nach Effekt-Routing-Konfiguration.
Effektrouting im Radikal EFFEXX RT1701
Es gibt fünf davon und die Abbildung zeigt die verschiedenen Optionen. Konfiguration 5 ist dabei erklärungswürdig, da recht speziell. In dieser liegt der FX2 im Feedback-Weg von FX1, vorausgesetzt, FX1 ist auf eines der Delays eingestellt.
Die zugrundeliegende Clock des Delays kann über den TAP-Taster rhythmisch eingetippt werden – eine echte Synchronisation zu einer externen Clock ist leider nicht möglich, das ist schade.
Der Reverb besitzt mit den sechs Parametern
- Size
- Feedback
- Width
- Damp
- Filter
- Reverb (Wet-Anteil)
Eine beachtliche Fülle an Einstellungen. Im Kontext des Eurorack-Systems klingt der Reverb auch hervorragend und kann effektiv eingesetzt werden. Um den Reverb jederzeit anpassen zu können, können alle Funktionen über die Shift-Taste erreicht werden. Der Anteil lässt sich auch mit einem eigens dafür abgestellten Regler einstellen.
Die Einstellungen werden über die entsprechenden Regler vorgenommen, von denen alle eine Doppelbelegung haben, sogar noch mehr, wenn wir von den verschiedenen erweiterten Funktionen sprechen werden.
Der Clou des Radikal Technologies EFFEXX RT1701
Der Interpolator kehrt zurück
Bevor ich aber auf die verschiedenen Effekte zu sprechen komme, die jede der beiden FX-Zellen besitzt, möchte ich gleich das eigentliche Top-Feature ansprechen: Preset-Morphing oder Interpolator-Modus, wie es Radikal Technologies nennt. Ein Preset (oder Snapshot) besteht dabei aus allen Einstellungen inklusive Drive, Reverb und Master-EQ. Verständlicherweise können die Routing-Einstellungen nicht überblendet werden.
Acht solcher Presets/Snapshots können auf acht Plätze verteilet werden, wobei diese Plätze auf dem LED-Ring dargestellt werden. Ein Klick auf den Mode/Shift-Button versetzt den Radikal Technologies EFFEXX RT1701 in den Interpolator-Modus. Nun dient das große Poti in der Mitte dazu, manuell zwischen den Presets zu interpolieren. Über den CV-Eingang „POS“ kann das auch von einer externen CV-Quelle übernommen werden.
Damit aber nicht genug, der Regler sowie der CV-Eingang „Speed“ können auch einen internen LFO steuern, der die Überblendungen übernimmt. Dabei gibt es vier Einstellungen:
Kreisförmiges Überblenden der Snapshots, pendelndes Überblenden der Snapshots, pendelndes Umschalten der Snapshots, kreisförmiges Umschalten der Snapshots. Einstellung der Auslenkung und des Mittelpunkts der automatischen Überblendungen per LFO können selbstverständlich auch eingestellt werden. Das direkte Umschalten ist vor allem dann reizvoll, wenn dem SPEED-Eingang ein Clock-Signal präsentiert wird. Dann nämlich werden die Presets bei jedem Clock-Impuls weitergeschaltet. Diese Clock kann auch geteilt und auch auf verschiedene Notenlängen eingestellt werden. Ob nun eine Clock zum direkten Umschalten oder ein CV-Signal zur Steuerung des internen LFOs anliegt, erkennt das Radikal Technologies EFFEXX RT1701 übrigens von ganz alleine – clever!
Dabei müssen keinesfalls alle acht Snapshot-Plätze belegt sein – zwei reichen vollkommen. Um aus einem Snapshot-Set noch mehr Klangvariationen herausholen zu können, können einzelne Snapshots stummgeschaltet werden (Mute), d. h. sie existieren noch im Speicher, werden beim Interpolieren aber völlig ignoriert. Solche Snapshots werden über eine rote LED-Farbe dargestellt. So können durch geschickte Mute-Setzung sehr verschiedene Ergebnisse beim Nutzen der Interpolation erreicht werden. Deswegen besitzt diese Funktion auch ihren eigenen MUTE-Schalter rechts neben dem LED-Kranz.
Es können nicht nur acht Snapshots gespeichert, aufgerufen und interpoliert werden. Es können acht komplette Snapshot-Sammlungen im Gerät gespeichert werden. Dies geschieht über den Memory-Modus, der über langes Drücken des MEMORY/TAP-Tasters erreicht wird.
Auch an Archivierung der Programme des Radikal Technologies EFFEXX RT1701 wurde bei Radikal Technologies gedacht. Dafür kann das aktuelle Snapshot-Set über den DATA-Ausgang als Audiodatei aus- und später über den SPEED-Eingang wieder eingespielt werden – it just works!
Der Multieffekt im manuellem Modus
Im manuellen Modus (die LED über dem Shift/Mode-Taster leuchtet grün) wird ein Effekt editiert. Wenn er gefällt, so kann dieser über den SNAP-Button als Snapshot abgespeist werden. Aufgerufen wird dieser Snapshot dann über den bereits besprochenen Modus. Dabei gibt es ein Problem, das der Radikal Technologies EFFEXX RT1701 elegant löst. Angenommen es wurde eine Reihe von Snapshots erstellt, die wunderbar ineinander morphen. Jetzt wäre nur bei einem Snapshot die Delay-Zeit zu verändern und alles wäre perfekt.
Zu diesem Zweck können im Snapshot-Edit-Modus noch Änderungen an der Presets gemacht werden. Diese betreffen nur die veränderten Werte und um einen Wert zu verstellen, muss er zunächst abgeholt werden.
Ich möchte hier nur auf einen Effekt näher eingehen, den String-Effekt. Alle anderen Effekte verhalten sich, wie das zu erwarten ist. Das Delay hat dabei die Möglichkeit, mit einem Delay-LFO die Delay-Zeit zu modulieren. Von ganz leichtem Schweben bis zu heftigem Wabern ist hier alles drin, dank Einstellung der Frequenz und der Amplitude des LFOs.
Der String-Effekt des EFFEXX RT1701
Dieser Effekt ist am besten für Perkussives geeignet. Am besten kommt der Effekt mit einem kurzem Noise-Burst zur Geltung. Es handelt sich nämlich im Grunde um einen Karplus-Strong-Effekt. Das heißt, ein Delay mit kurzen Zeiten und einem langen Feedback. Der Trick ist nun, dass die Delay-Zeit mit einem V/Oct.-Signal über den CONTROL-Eingang tonal gesteuert werden kann. In Zusammenhang mit dem Filter kann man so den Radikal Technologies EFFEXX RT1701 also in einen tonal spielbare Klangquelle verwandeln. Im Falle des String-Effektes wird dann konsequenterweise auch die CV-Kontrolle per CONTROL-Eingang über das Master-Filter deaktiviert – das würde sonst in die Quere kommen.
Patch-Beispiele zum Radikal EFFEXX RT1701
Obwohl, wie wir gesehen haben, der Radikal Technologies EFFEXX RT1701 kein WYSIWYG-Modul ist, so ist es doch nahe dran. Hier mal drei Effekte, die sowohl die direkten als auch die über die Shift-Taste zugänglichen Einstellungen abbildet. Blaue Punkte stehen dabei für Einstellungen im Shift-Modus. Ist nur ein weißer Punkt vorhanden, so sind die Potistellungen mit dem im Shift-Modus identisch.
Handhabung des Radikal Technologies EFFEXX RT1701
Der Radikal Technologies EFFEXX RT1701 kann zum einen als solides Brot-und-Butter-FX eingesetzt werden. Dafür ist der Manual-Modus gedacht. Hier gibt es zwar Shift-Belegungen zur Auswahl der Reverb-Parameter und einiger anderer Effekteinstellungen, es bleibt aber durch den direkten Aufdruck auf der Frontplatte übersichtlich.
Danach wird wohl das Experimentieren im Interpolator-Modus kommen, der an sich das Highlight des Moduls ist. Zum Glück können noch nachträglich Änderungen an den Snapshots vorgenommen werden.
Für erweiterte Effekte kommt dann die Animation der Snapshots über externe Quellen und den internen LFO zum Einsatz. So kann der Radikal Technologies EFFEXX RT1701 Stück für Stück erkundet werden – und er muss es auch. Dieses Modul ist nicht in einer Stunde in seiner Gänze begreifbar. Auch die verschiedenen Modi müssen erst einstudiert werden, um alles aus dem Gerät herauszuholen. Dennoch würde ich die Bedienung nicht als grundsätzlich schwer einstufen.
Moin,
bin jetzt kein Fan dieser Eurorack- Module, aber die Beiträge in den letzten Wochen stimmen mich, was Studiohardware betrifft, sehr zuversichtlich. Ich arbeite sehr gern mit Hardware. Ich liebe diesen warmen und analogen Sound.
Dennoch verschmähe ich die Plugins nicht. Viele von diesen tun ihren Teil im Mix oder bei speziellen Bearbeitungen.
Aber ja, wenn auch dieses kleine Eurorack- Effektmodul seinen Platz in einer Produktion findet, warum nicht.
Am Ende macht’s der Mix aus beiden zu einem runden Endergebnis.🙂
Würde gut in mein System passen, aber ohne Clock-Sync ist es für mich noch nicht brauchbar. Denn die Clockänderung gehört bei mir zum Experimentieren und da müssen auch die Effekte mitmachen…
Der alte Hobel.
Delay ohne Sync war damals auch für mich der Showstopper.
Klingt ganz ok.
Testet doch bitte was aktuelles fürs Rack.
Die Versios, oder oder oder..