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Was bedeutet analoges Summieren im Tonstudio?

Analoges und digitales Summieren im Vergleich

26. Februar 2022

Es war einmal in den 1980er-Jahren. Gerade hat meine Familie stolz einen CD Player gekauft, der nun in unserem Wohnzimmer parallel zum häufig genutzten Plattenspieler an einem analogen Radioverstärker mit mehreren Eingängen angeschlossen war, der optisch und funktionell irgendwie in den 1970er-Jahren verhaftet war, aber einen erstklassigen Sound hatte. Da CDs zu dieser Zeit ein Vermögen kosteten (Standardpreis damals rund 35 DM), blieb die Schallplatte über lange Zeit noch das Hauptmedium für das Musikhören. Neue CDs wurden mühsam vom Taschengeld zusammengespart und so wollte wohl überlegt sein, in welche CD das Geld investiert wird. Doch so aufregend die neue Technik war, so ernüchternd war häufig das Hörerlebnis. Ein neues Schlagwort wurde geboren: „Digitale Kälte“. Irgendwie passte dieses aber auch gut in die Zeit von Kaltem Krieg, Tschernobyl und einer No Future-Generation, die irgendwo zwischen Post Punk, NDW, New Wave und Synth-Pop ihr Dasein fristete. Heute, rund 40 Jahre später, wissen wir, dass die Welt weder in einem Atomkrieg untergegangen ist, noch die digitale Revolution aufgehalten werden konnte. Die CD ist Geschichte. Formate wie MP3 oder AAC prägen den Alltag und analoge Technik und  Schallplatten werden von einer treuen Fan-Gemeinde von Nerds weiter am Leben erhalten und teils sogar wiederbelebt. Und so finden wir heute in den Tonstudios wie zu Hause (wieder) digitale Technik neben analoger Technik. Wer mit beiden Welten arbeitet, wird früher oder später mit der Frage konfrontiert, ob bei der Arbeit und beim späteren Mix analog oder digital summiert werden soll.

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Summieren im Tonstudio

Der Begriff summieren bedeutet zunächst einmal genau das: Mindestens zwei Signale werden addiert und das Ergebnis dieser Addition ausgegeben. In der digitalen Welt funktioniert dieser Vorgang mathematisch. Im einfachsten Fall werden die zwei Samples mit der Wortbreite x zum Zeitpunkt t also einfach addiert und das Ergebnis als neues Sample ausgegeben.

In der analogen Welt werden nun keine Zahlen addiert, sondern Spannungen. Das Ergebnis ist ein Signal mit größerer Amplitude.

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Das Addieren von Wechselspannungen wie bei einem Audiosignal lässt sich gut mit der Addition zweier einfacher Sinuskurven visualisieren. Addiert man sie, erhöht sich die Amplitude, also die Spannung. Analoge Signale sind anders als digitale Signale zeit- und wertekontinuierlich.

Ein wesentlicher Unterschied ist dabei, dass das analoge Signal zeit- und wertkontinuierlich ist, digitale Signale aber zeit- und wertdiskret. Daher auch die Bezeichnung Sample (= Probe), da hier ein Augenblickswert zum Zeitpunkt t genommen und in eine Zahl mit einer definierten Wortbreite (= Bittiefe) umgewandelt wird.

Nun verhält sich ein digitales System in der wirklichen Welt aber etwas anders als die Mathematik. Während in der Mathematik die Summe aus zwei beliebig großen Summanden möglich ist, sind digitale Systeme diesbezüglich beschränkt. Die Wortbreite des digitalen Systems begrenzt das Ergebnis. Das folgende Beispiel zeigt, welche Dezimalzahlen sich mit einer Wortbreite von 4 Bit darstellen lassen:

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Übertragung von Werten aus dem Dualsystem (Binärzahlen) ins Dezimalsystem.

Die Addition aus folgenden Zahlen einmal im Dezimalsystem und einmal im Dualsystem ergibt unterschiedliche Ergebnisse:

1010 = 10 im Dezimalsystem

1000 =  8 im Dezimalsystem

Das Ergebnis der Addition im Dezimalsystem ist 18, während aber das Ergebnis im 4-Bit Dualsystem 2 ergibt. Für diejenigen, denen das „spanisch“ vorkommt, hier die Erklärung:

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Bei der Addition dualer Zahlen geht man folgendermaßen vor:

0 + 0 = 0

1 + 0 = 1

0 + 1 = 1

1 + 1 = 0 mit Übertrag 1

Der Übertrag wird als Carry Bit bezeichnet und auf die nächste Stelle der Binärzahl gesetzt. Zurück zum oben gezeigten Beispiel:

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Ein Beispiel für das Carry Bit bei einer Addition zweier Zahlen mit einer Wortbreite von 4 Bit.

Besitzt das System eine maximale Wortbreite von 4 Bit, kann das Carry Bit nicht verarbeitet werden und wird ignoriert. Das Ergebnis ist dann 0010, welches der dezimalen Zahl 2 entspricht und nicht 18, wie eigentlich erwartet. Das Ergebnis einer digitalen Addition kann also in einem System mit begrenzter Wortbreite nicht unendlich groß werden. Wird das Carry Bit abgeschnitten und dadurch das Ergebnis falsch, sind Verzerrungen die Folge. Je größer die zu addierenden Zahlen, desto wahrscheinlicher, dass das Ergebnis immer gleich ist. In unserem 4 Bit-Beispiel würde dann stets 1111 ausgegeben. Abhilfe schafft die Fließkomma-Berechnung, doch dazu später mehr.

Digitales Summieren in der DAW

Übertragen wir dieses Phänomen nun auf unsere Digital Audio Workstation und das digitale Summieren von zwei Signalen:

Im folgenden Beispiel werden zwei Sinustöne (beide 1 Kilohertz) mit jeweils gleichem Pegel gemischt und das Ergebnis per Peak-Meter betrachtet. Zunächst einmal starten wir mit einem Pegel von jeweils -12 dB FS. Das Ergebnis ist ein Gesamtsignal mit einem Pegel von -6.5 dB FS. Nimmt man statt der Sinustöne Weißes Rauschen, liegt der Gesamtpegel bei -5.2 dB FS.

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Mischen in der DAW: Summierung zweier Sinuskurven mit je -12 dB FS.

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Digitale Summierung zweier gleich lauter Signale, dieses Mal Weißes Rauschen.

Nun erhöhen wir schrittweise den Pegel beider Summanden in 3 Dezibel-Schritten. Das Ergebnis sieht so aus:

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Das Ergebnis beim Summieren zweier 1kHz Sinustöne mit je -9 dB FS Pegel. Viel Headroom bleibt in der Summe nicht mehr.

Obwohl die Einzelsignale mit -9 dB FS noch jede Menge Headroom zur 0 dB FS-Marke besitzen, ist dieser in der Summe bereits auf 3 Dezibel zusammengeschrumpft.

Noch deutlicher wird das, wenn wir den Pegel der Summanden auf -6 dB FS erhöhen. Das Ergebnis kratzt mit -0.4 dB FS schon an der kritischen 0 dB FS-Marke, ab der Verzerrungen zu erwarten sind. White Noise liefert in der Summe glatte 0 dB FS.

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Bei Einzelpegeln von -6 dB FS ist dann wirklich Schluss, denn hier sind wir nun bei Vollaussteuerung in der Summe angelangt.

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Mit einem Pegel von je -6 dB FS treibt das Weiße Rauschen das Level Meter bereits in den Overload-Bereich.

Überschritten wird diese Marke bei Einzelpegeln von -3 dB FS, die in der Summe dann +2.6 dB FS und damit hörbare Verzerrungen ergeben. Würde man zwei Signale mit Vollaussteuerung auf diese Weise summieren, liegt am Master ein Pegel von +5.6 dB FS an. Bei White Noise als Testsignal sind es sogar +6 dB FS.

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Die beiden auf -3 dB FS ausgesteuerten Sinustöne lassen sich nicht mehr ohne Übersteuerung summieren. Es kommt zu hörbaren Verzerrungen.

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Noch schlimmer: Beide Signale besitzen Vollaussteuerung. Das Ergebnis auf dem Mix Bus ist unbrauchbar.

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Bei Vollaussteuerung zeigt sich ein ähnliches Bild wie beim Sinus-Beispiel.

Die Dynamik eines digitalen Systems wird also durch die maximale Wortbreite bestimmt. Angegeben wird diese in der Regel mit der Bezeichnung Bittiefe. Üblich sind zum Beispiel 8 Bit, 16 Bit, 24 Bit, 32 Bit. Nun arbeiten heutige DAWs mit weitaus komplexeren Algorithmen als der hier vorgestellten Grundlagenmathematik für das Dualsystem. Insbesondere durch die Fließkomma-Berechnung begegnet man heutzutage dem oben beschriebenen Problem. Unumstößlich bleibt jedoch die Erkenntnis, dass die Summe nicht beliebig groß werden kann. Doch wie hängt das nun mit der viel zitierten „digitalen Kälte“ zusammen?

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Sieht nicht gut aus und klingt auch nicht gut: Zu hoher Pegel zerstört das Signal durch digitales Clipping. Digitales Clipping entsteht, wenn die Wortbreite des Systems nicht mehr ausreicht, um die Amplitude des Samples korrekt abzubilden.

Der „digitalen Kälte“ auf der Spur

In den Anfangstagen der Digitaltechnik war die Dynamik eines analogen Systems hauptsächlich durch das Aufzeichnungsmedium bestimmt. Dieses war über viele Jahre das Tonband. Die Magnetbandaufzeichnung hat den unteren Dynamikbereich durch Rauschen und den oberen Dynamikbereich durch Verzerrungen markiert. Durch Kompanderschaltungen als Rauschunterdrückungssystem konnte die anfangs recht eingeschränkte Dynamik erweitert werden. Doch vergleicht man die maximal 70 Dezibel Dynamik einer Studer A800 24-Spur 2“-Bandmaschine bei schnellster Bandgeschwindigkeit mit den 96 Dezibel eines 16 Bit Digitalsystems, wird schnell deutlich, dass zumindest auf dem Papier das Digitalsystem der Bandmaschine überlegen ist. Was ist also passiert?

Gain Staging analog und digital

Die digitale Aufzeichnung war für viele Toningenieure noch Neuland. In ihrer Ausbildung haben sie gelernt, den Dynamikumfang eines Tonbandes möglichst geschickt auszunutzen, um einen optimalen Signal-to-Noise-Abstand zu erhalten. Signale konnten bei der Tonbandaufzeichnung sehr „heiß“ aufgenommen werden, ohne dass es zu unangenehmen Verzerrungen kam. Ganz im Gegenteil: Die Sättigungseffekte am oberen Ende des Dynamikbereichs waren begehrt und jeder Toningenieur kannte die Sweet Spots seiner Bandmaschine und der verwendeten Bandsorte genau. Auch die weitere Verarbeitung der Signale am analogen Studiopult war kein Problem, denn analoge Bauteile reagieren recht gutmütig bei „heißen“ Signalen und ein hoch ausgesteuertes Signal lässt sich ja schließlich einfach mit dem Gain-Regler und Kanal-Fader wieder abschwächen. Das Gain Staging in der analogen Welt war also darauf ausgelegt, möglichst am oberen Ende der Skala zu agieren, um Rauschen zu maskieren, das am unteren Ende der Dynamikskala wartete und mit jedem weiteren analogen Gerät in der Signalkette unter Umständen weiter erhöht wurde.

Beim Umstieg auf die digitale Tonaufzeichnung haben viele Toningenieure diese Art des Gain Stagings einfach beibehalten und bei der Aufzeichnung die Signale recht hoch ausgesteuert. Anders als bei der analogen Aufzeichnung gibt es jedoch keinen Sweet Spot und auch keine Sättigungseffekte. Oberhalb der 0 dB FS verzerren die aufgenommenen Signale brutal. Dennoch wurde aus Gewohnheit recht hoch ausgesteuert. Auch dass unterschiedliche Metering hat zu Fehlern beigetragen:

Bandmaschinen verfügten über VU-Meter. Ein VU-Meter war ein Meter mit einer Nadel, die den Pegel auf einer Skala anzeigt. Ein VU-Meter besitzt eine recht große Trägheit, sodass nicht die Impulse der Musik erfasst werden, sondern ein Durchschnittspegel (RMS). Peaks spielten bei Bandmaschinen aufgrund des gutmütigen Verhaltens bei Übersteuerungen auch eine eher untergeordnete Rolle und wurden eigentlich nur auf Spuren beachtet, die direkt neben einer Timecode-Spur für den oft genutzten SMPTE-Timecode lagen, damit durch das Übersprechen und durch Peaks nicht der Timecode zerstört wird. Percussion und Schlagzeug wurden deshalb niemals auf einer Spur neben der Timecode-Spur aufgezeichnet, damit deren Peaks nicht den Timecode zerstören.

SPL Crescendo duo

Die Meter der digitalen Geräte waren jedoch Peak-Meter mit einer dB FS (Fullscale) Skala. Hier wird nicht der Durchschnittspegel angezeigt, sondern die höchsten Peaks werden erfasst und dargestellt. Aus diesem Grund wurden in der Übergangszeit Digitalaufnahmen häufig nicht richtig ausgesteuert.

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Ein modernes Meter mit Peak und RMS Pegelanzeige. Der RMS-Pegel liegt deutlich unter dem Pegel der Peaks.

Eine niedrigere Aussteuerung hatte ebenfalls negative Effekte. Dies ging in der „Frühzeit“ der digitalen Tonaufzeichnung und Mischung mit einem Verlust der Auflösung einher, die hörbar war. So galt damals die Regel, niemals ein 16 Bit Signal digital mit einem Fade Out zu versehen, da mit abnehmender Lautstärke das Ergebnis immer „bröseliger“ wurde. Allerdings wurde zu dieser Zeit in der Regel noch analog gemischt, denn in den Tonstudios standen nach wie vor die großen Schlachtschiffe von Neve und SSL. Das war auch sehr praktisch, denn so konnten die weiterhin vorhandenen Outboard-Geräte in den Mix eingebunden werden.

rupert neve

Hier liegt die Idee des heute populären „analogen Summierens“: Zwar ersetzte die digitale Aufzeichnung (zunächst auf Band, später auf Festplatte) die analoge Aufzeichnung, doch die weiteren Bearbeitungsschritte wie der Mix oder auch das spätere Mastering verblieben in der analogen Domäne. Die meisten CDs aus dieser Zeit sind also ohnehin im hybriden Studio entstanden. Erst mit den immer leistungsfähigeren Computern und schließlich der Einführung von Plug-ins und der damit verbunden „Total Recall“-Fähigkeit verdrängte das Arbeiten „in the box“ mehr und mehr das hybride Tonstudio. Das Phänomen der „digitalen Kälte“ kann also nicht ausschließlich in der fehlenden Bandsättigung zu suchen sein.

Die Antwort liegt vor allem darin begründet, dass die Plattenfirmen das neue Medium CD als neue Einnahmequelle mit geringem Investitionsaufwand für sich entdeckt haben. Die als robuster vermarkteten CDs waren günstig in der Herstellung und durch das kleinere Cover konnten zusätzlich Druckkosten gespart werden. Da das Mastering für eine Schallplatte unter Umständen gravierende Eingriffe erfordert, die das Medium mit sich bringt, klingt eine Schallplatte stets etwas anders als der ursprüngliche Mix. Statt nun den veränderten Dynamikumfang und Frequenzgang der CD durch Re-Mastering optimal auszunutzen, digitalisierten die Plattenfirmen einfach ihren Bestand an Master-Bändern und verzichteten auf ein neues Mastering für das neue Medium CD. Zusammen mit den damals noch nicht ganz so hochwertigen Wandlern auf der Consumer-Seite und den anderen Hörgewohnheiten führte dies zu dem, was wir bis heute als „digitale Kälte“ bezeichnen. Das Verschwinden von analogen Synthesizern und der Übergang zu digitalen Synthesizern und Samplern dürfte darüber hinaus auch eine Rolle gespielt haben.

Die Plattenfirmen reagierten übrigens in der Folgezeit mit unzähligen Re-Mastern auf die Kritik und verkauften ihren Back-Katalog somit gleich mehrfach.

Seitdem haben sich die Wandler allerdings stark verbessert und mit Dithering und Noise Shaping  sowie Wandlung mit 24 Bit konnte die Dynamik extrem erweitert werden, sodass viele der beschriebenen Effekte sich nicht mehr als kritisch herausstellten. Außerdem arbeiten heutige DAWs für die Mischung mit erheblich höherer Bittiefe und Fließkommaberechnung. Bei der Aufnahme kann also reichlich „Luft nach oben“ gelassen werden, ohne dass das wertvolle Nutzsignal gleich im Rauschen verschwindet. Lediglich die Summierung vieler hoch ausgesteuerter Signale bereitet Probleme im Mix, da dann alle Kanal-Fader nach unten geschoben werden müssen, um den Ausgang nicht zu übersteuern. Doch warum ist dann heutzutage analoges Summieren wieder so populär?

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Unter den analogen Summierern ist der SPL MixDream XP der günstigste Einstieg.

Vorteile des analogen Summierens im Tonstudio

Analoge Bauteile arbeiten nicht immer gleich. Temperaturunterschiede und Alterung führen zu Abweichungen innerhalb eines gewissen Toleranzbereichs. Aus diesem Grund klingen auch zwei analoge Geräte niemals komplett gleich. Durch die heutigen Verbesserungen hinsichtlich von Bauteiltoleranzen sind diese Unterschiede jedoch bisweilen sehr subtil und oftmals nur mit Mühe auszumachen. Je nach Bauteil kann der Effekt trotzdem gut hörbar sein: Man denke an Röhrentechnik oder auch an Übertrager, die den Klang deutlich beeinflussen. Manchmal ist es dann eben die Summe aller Teile, in der ein Unterschied deutlich wird.

Natürlich kommt es auch bei analogen Schaltkreisen irgendwann zu einer Übersteuerung und damit zu Verzerrungen. Mischt man mit einem analogen Mischpult, ist der Übergang zwischen Vollaussteuerung und Verzerrung jedoch fließend. Verzerrungen klingen zudem meistens harmonischer und nicht so brachial wie die eines übersteuerten Digitalsystems. Möchte man einem digitalen Signal Sättigungseffekte oder leichte Verzerrungen hinzufügen, bleibt also entweder der Weg über einen zwischengelagerten analogen Signalpfad oder das Nutzen von Plug-ins, die einen solchen Effekt simulieren. Nutzt man einen analogen Summierer, reicht es, dessen Eingang mit einem stärkeren Signal anzufahren.

Analogen Mischungen wird außerdem eine bessere Schärfe hinsichtlich der Verteilung von Signalen im Stereobild nachgesagt. Diesbezüglich gehen allerdings die Meinungen auseinander, denn im analogen Signalpfad gibt es einen Faktor, der bei einer digitalen Mischung nicht existiert: Übersprechen. Wird ein Signal sehr hoch ausgesteuert, ist es auch auf einem benachbarten Kanal leicht zu hören.

Möchte man analoges Outboard-Equipment wie EQs oder Kompressoren in den Mix einbinden, führt der Weg entweder über einen Ein- und Ausgang des Interfaces, die dann als Einschleifweg zweckentfremdet werden, oder über einen analogen Summierer mit Insert-Wegen.

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Dangerous Music DBox+

Nachteile des analogen Summierens

Beim analogen Summieren muss das bereits gewandelte Signal erneut zwei Wandlungsstufen durchlaufen: Zunächst muss eine D/A-Wandlung stattfinden, um das digitale Signal für die analoge Summierung in ein analoges Signal zu wandeln. Das Ausgangssignal des analogen Summierers unterziehen wir einer weiteren A/D-Wandlung, um es zurück in den Computer zu bekommen. Zwar stellt das bei heutigen hochwertigen Wandlern kein allzu großes Problem mehr dar, sollte aber berücksichtigt werden, da auf dem analogen Weg zwischen den einzelnen Bearbeitungsstufen unter anderem auch Kabel involviert sind, die ihrerseits für eine Klangverschlechterung sorgen können.

Die Arbeitsweise muss entsprechend angepasst werden. Das analoge Summieren erfordert zwingend die Arbeit mit mehreren Mixbussen, um Signale zusammenzufassen und dann über einen Bus gemeinsam auf den Eingang des Summierers zu führen. Viele Audio Interfaces besitzen maximal acht Ausgänge, ebenso wie die Anzahl der Eingänge des Summierers begrenzt ist.

Analoge Summierer sind sehr teuer. Das günstigste Gerät am Markt mit acht Stereo-Eingängen (16 Mono) kommt von SPL (SPL MixDream XP) und kostet über 1200€. Es verfügt über keinerlei Einschleifwege. Für 1800 Euro bekommt man im Fachhandel den Tegeler Audio Manufaktur TSM Tube Summing Mixer, der über immerhin zwei Mal 16 Eingänge plus Inserts verfügt. Danach geht es preislich steil bergauf. Hinzu kommt ein entsprechendes Audio-Interface mit der gleichen Anzahl Outputs und einer hohen Wandlerqualität.

Mischpult als Alternative zum Summierer

Eine günstigere Alternative zum Summierer ist die Verwendung eines analogen Mischpults. Das kann entweder ein Line-Mischer sein, wie zum Beispiel der Tascam LM-8ST Line Mixer, der über acht symmetrische Stereo-Eingänge verfügt, oder ein beliebiges analoges Mischpult. Ich habe früher zum Beispiel ein Mackie 1202 VLZ Mischpult für das analoge Summieren genutzt. Dieses verfügt über acht Line-Eingänge und vier Mikrofon/Line-Eingänge mit Inserts. Die Audio-Werte sind sehr gut und in Verbindung mit einem ordentlichen Audio-Interface mit acht analogen Ausgängen lässt sich für einen guten Preis ein günstiger Einstieg in die Welt des analogen Summierens realisieren. So kann man ohne hohe Investitionssumme ausprobieren, ob die so erforderliche Arbeitsweise zusagt oder nicht.

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Es muss nicht immer ein Spezialist sein: Das günstige Mackie 1202 VLZ4 Mischpult eignet sich hervorragend zum Summieren und zum Einbinden von Synthesizern in die DAW.

Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung eines Mischpults sind die vorhandenen EQs und die Möglichkeit, per MIDI angesteuerte Synthesizer mit in den Mix einzubinden und am Ende mit aufzunehmen. Viele Mischpulte bieten darüber hinaus bereits Main-Ausgänge plus gesonderte Control Room-Ausgänge, sodass auch das Arbeiten mit verschiedenen Studiomonitoren zur besseren Kontrolle des Mixes möglich wird. Ein gesonderter Monitor Controller kann somit entfallen.

Man sollte jedoch bei der Nutzung eines Mischpults als Summing Mixer einige Dinge beachten:

  • Die Gain- und Volume-Regler sollten immer auf Unity-Gain stehen und vor dem Mix muss überprüft werden, ob der Pegel bei allen genutzten Eingängen gleich ist
  • Der EQ sollte zu Beginn eines Mixes unbedingt ausgeschaltet sein
  • die Regler nicht benötigter Kanäle sollten komplett geschossen sein
  • werden Line- und Mikrofoneingänge gleichzeitig genutzt, muss der Pegel zwingend überprüft und ggf. angeglichen werden (am Besten mit einem Testtongenerator)
  • Pan-Regler müssen für die Nutzung mit Stereobussen entsprechend eingestellt sein (L-R)

Bis heute nutzen viele berühmte Mix-Ingenieure ihre großen analogen Studiokonsolen für ein hybrides Setup. Und manche mischen sogar nach wie vor analog, wie zum Beispiel Bob Clearmountain. Mit einem etwas größeren Mischpult und entsprechend vielen Ausgangskanälen am Interface lässt sich selbstverständlich auch das bewerkstelligen.

Klingt ein Mix durch analoges Summieren besser?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt zahlreiche bekannte Toningenieure, die komplett digital in der DAW mischen. Darunter Dave Pensado oder Andrew Scheps. Genauso gibt es diejenigen, die wie Bob Clearmountain weiterhin analog mischen und diejenigen, die auf die DAW in Verbindung mit einem analogen Summierer schwören. Zu letzteren gehört zum Beispiel Fab Dupont, der zugleich Endorser der Dangerous Music Summierer ist. Allen ist gemeinsam, dass sie zu den Top-Toningenieuren zählen und mit ihrer Arbeitsweise zahlreiche Hits klanglich veredelt haben. Schon diese kleine Auswahl zeigt, dass es kein besser oder schlechter gibt, sondern am Ende das eigene Know-how und die Arbeitsweise eine Rolle spielen.

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Teuer und gut: Der Neve 8816 Summing Mixer

Die analoge Summierung wird mit großer Wahrscheinlichkeit die eigene Arbeitsweise beeinflussen, zum Beispiel die Art und Weise, wie mit Pegel umgegangen wird. Auch die Arbeit mit Mix Bussen wird sich sicherlich unterscheiden. Vielleicht kommen weniger Sättigungs-Plug-ins zum Einsatz als beim digitalen Mischen in der DAW. Ob das Ergebnis aber am Ende tatsächlich besser ist als es ein vergleichbarer digitaler Mix in der DAW gewesen wäre? Oft spielt auch Psychologie eine große Rolle bei der Beurteilung. Man hört was man hören will. So habe ich in früheren eigenen Vergleichen von Mischungen im Rechner mit analogen Summierungen außerhalb des Rechners stets die analoge Summierung als besser beurteilt. Zuvor hatte ich allerdings viel über analoge Summierung gelesen und über die zu erwartenden Vorteile. Nach einem Umbau meines Arbeitsbereichs ist das analoge Mischpult verschwunden und ich arbeite seit langer Zeit nur noch in der DAW. Höre ich mir nun A/B Vergleiche von analogen Mischungen mit „in-the-box“ Mischungen an, kann ich kaum Unterschiede erkennen. Das mag einigen Lesern ähnlich gehen, bei anderen verhält es sich vielleicht komplett anders. Wer das selbst nachvollziehen möchte, kann das mit den folgenden Internetseiten tun:

https://www.sweetwater.com/insync/does-analog-summing-make-a-difference/

https://www.bhphotovideo.com/explora/pro-audio/hands-on-review/analog-summing-vs-digital-summing-a-comprehensive-shootout?BI=7367&currency=EUR&gclid=CjwKCAiAgbiQBhAHEiwAuQ6BktR6PeTXX7vUHyC6oK2daN8CtH5B26Pb79uPEc2T_9y1Z40R-qV2axoCyYQQAvD_BwE

Ich empfehle allerdings dringend, den jeweiligen Text erst nach dem Anhören der Hörbeispiele zu lesen, um eine Beeinflussung auszuschließen. Schreibt doch bitte eure Erfahrungen in die Kommentare. Wie hört ihr das und wie arbeitet ihr in eurem Heimstudio?

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Fazit

Analoges Summieren stellt eine interessante Alternative zum digitalen Summieren innerhalb der DAW dar. Gerade Besitzern analoger Outboard-Geräte stellt sich oft die Frage, wie diese sinnvoll in ein digitales DAW Setup eingebunden werden können. Schon mit einem analogen Mischpult mit einigen symmetrischen Eingängen und einem passenden Audiointerface mit vielen Ausgängen lässt sich das analoge Summieren zu Hause ohne großen finanziellen Aufwand ausprobieren. Wichtig ist allerdings, die Arbeitsweise entsprechend anzupassen. Spezielle Summierer sind meistens nicht ganz billig, setzen aber auf hochwertige analoge Komponenten. Ein passendes ebenso hochwertiges Audiointerface mit vielen Ausgängen vorausgesetzt, lässt sich damit ähnlich arbeiten wie an einem reinen Mix innerhalb der DAW. Per Inserts ist es zudem möglich, analoges Outboard wie EQs und Kompressoren einzubinden. Ob analoges Summieren am Ende zu besseren Mixes führt, ist allerdings nicht garantiert. Diesbezüglich ist dann doch eher das Handwerk entscheidend und natürlich das Gehör.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Interessantes Thema! Danke
    Der DAW-Summen-Pegel-Test ist erbarmungslos ehrlich und zeigt wie wichtig vernünftiges gain staging im Rechner ist. Hier steht noch ein Günstig-Summierer herum (ein früherer insider-Tipp) und ich bin seit Jahren zu faul ihn zu verkabeln. Meine Arbeitsweise ist so eingefahren, kein Plan ob ich mich umgewöhnen könnte. Vielleicht wenn der BIG SiX zu mir kommt?….

    Übrigens, wenn das Audiointerface nur 8 Ausgänge hat führt man Stems raus. Ist die halbe Miete, oder?

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich nutze als Summierer/Submixer vor dem Audio Interface den Allen&Heath Zed 16R. Der ist zwar groß (steht auf selbstgesägtem Ständer beinahe senkrecht auf dem Tisch und verbraucht so wenig Platz) und hat selbst keine Subgruppen, aber Pult und EQs klingen super und die Wandlung (FW und Adat) klingt ebenso fett. Manchmal recht günstig zu bekommen (500 EUR).

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      AMAZONA Archiv

      (falls für jemand interessant: ich habe einfach die Seitenteile abgenommen und den Mixer zwischen zwei spitze Holzdreiecke geschraubt)

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      AMAZONA Archiv

      Ich bin jetzt auch bei Allen & Heath gelandet. Vom Midas Venice 320 kommend, da haben die EQs manchmal oszilliert, ein Serienfehler. Darauf hatte ich keinen Bock. Alles unterhalb der XLs und Heritages ist auch kein „Midas“. Die A&H-EQs sind herrlich flexibel, packen zu und klingen kernig. Die Wizards, GLs und ZEDs sind jeweilig für ihre Preisklasse sehr gut verarbeitet und gebraucht wirklich preiswert zu bekommen, ohne Hype.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich habe 3 Mixing Templates, je nach Bock auf Aufwand und Projekt
    1. Komplett in-the-Box
    2. In-the-box aber analoges Processing auf dem MasterBus
    3. 16fach Summing für Saturation und heiß anfahren plus Inserts auf den Gruppen und dem MasterBus
    Wichtig ist mir aber das Frontend: Gutes Mikro, guter Mixer, gute DI’s, gute Preamps und gute Wandler!

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    E Ford

    Also meine gain Regler / volume fader stehen nicht zwingend auf unity. Damit nähme ich mir ja die Möglichkeit das Put nach Geschmack zu sättigen.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @E Ford Das kann man ja auf verschiedene Art und Weise tun. Entweder nutzt man die Fader und den Gain vom Pult oder man mischt in das Pult mit Gain und Fader auf Unity Gain hinein. Letzteres ist sinnvoll, wenn man den Mix später noch einmal exakt reproduzieren möchte, da am Pult immer alles fest eingestellt ist und nur mit dem komplett speicherbaren Mix in der DAW gearbeitet wird.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @E Ford Das ist auch eine unsinnige Art und Weise, mit der man nur das Rauschen erhöht. Ja, Recall mag einfacher sein, man sieht das auch eher im Livebereich mal hin und wieder. Funktioniert schon, im Sinne von „man hört was“, aber qualitativ ist es eben nicht die beste Lösung. Bei analogen Pulten wohlgemerkt.

  5. Profilbild
    Garfield Modular AHU 1

    Hallo Markus,

    Wow, das ist ein super interessantes Artikel das teilweise ziemlich schwierig ist zu verkraften und zu verstehen für Leute wie ich die sich zwar wünschen ein Mastering Engineer zu sein, es aber (über deutlich) nicht sind ;-)

    Nach dem Lesen von Bob Katz sein Buch: Mastering Audio war ich eigentlich ziemlich traurig da die Dynamic Compression leider immer mehr wird und Mixes viel zu „heiss“ abgeliefert werden und dadurch leider ein Teil von der so wichtige Dynamik verloren geht.

    Irgendwie habe ich hier das Gefühl das mit „Tricks“ noch probiert wird das letzte bisschen an dBs heraus zu kitzeln, damit es noch lauter gehen kann aber noch mehr an Dynamik verliert, schade eigentlich.

    Trotzdem, nach das lesen von dein Artikel, habe ich das Gefühl das du haargenau weißt worüber du redest (schreibst) und das gab mir doch zum Glück wieder ein bisschen das Bob Katz Gefühl, das es zum Glück doch noch Leute gibt die wissen was sie machen. Ein Herzlichen Dank dafür! :-)

    Es bleibt ein schwieriges Thema für mich :-) Viele Grüße, Garfield Modular.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @Garfield Modular Dynamik? Welche Dynamik?

      Das Thema Dynamik ist wahrscheinlich entschieden (nicht im positiven Sinn).
      Schuld an dem Dilemma sind nicht nur die elektronischen Musikstile, sondern vor allem auch das Radio.
      Die Sendelimiter wurden zur Reichweitenerhöhung eingesetzt und der Hörer regelrecht an den lauten und komprimierten Klang gewöhnt. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen Leute Songs aus dem Radio auf Kassette aufgenommen haben, weil diese vermeintlich besser klingen. Musikproduktionen mit 100+ Spuren voll mit Samples und Synthesizern haben auch nicht dazu beigetragen, dass Musik besser, offener und dynamischer klingt. Der heutige Hörer ist so geimpft, dass er bei „Brothers in Arms“ glaubt, er bräuchte ein Hörgerät, weil die Mischung so schlecht wäre. Analoges Summieren bringt diesbezüglich keine Verbesserung. Das könnten nur die Musikproduzenten, doch die wollen Geld verdienen. „Leise“ Musik verkauft sich nun mal nicht oder nur an Nerds mit Plattenspielern. Es ist schon sehr bitter. Viel Musik wird auch beim Autofahren gehört und auch da klingt dynamischere Musik vermeintlich schlechter, weil leisere Stellen in den Fahrgeräuschen untergehen.

      • Profilbild
        Garfield Modular AHU 1

        @Markus Galla Hi Markus,

        Ja das meinte ich und du hast ja völlig recht hier, vielleicht hatte ich mich nur schlecht ausgedrückt.

        Ja leider was du schreibst ist völlig richtig, schade das es so gekommen ist. Wegen das analoges Summieren, genau das ist ja was ich meinte dass das zum Thema Dynamik leider nicht verbessert, eher noch verschlechtert…

        Beim Jazz (und auch Klassische) Musik ist es noch etwas besser aber auch dort bemerke ich schon den gleichen Trend das die Dynamik immer mehr verringert wird damit es bloß noch etwas lauter werden kann. Was ziemlich doof ist weil man kann als Enduser ja einfach die Lautstärke erhöhen…

        Noch mal vielen Dank für das Artikel und deine Bemerkungen, viele Grüße, Garfield.

  6. Profilbild
    Steffog

    Danke für diesen tollen und ausführlichen Artikel.
    Und wieder einmal mehr komme ich ins Grübeln. Bisher habe ich sowohl Aufwand wie auch Kosten gescheut. Den SPL Mixdream hatte ich dabei schon mal ins Auge gefasst, dann das Thema wieder verworfen.
    Der Amazona-Test des SSL Big Six hatte mich jüngst wieder einmal ins Grübeln gebracht.
    Naja, es muss ja auch nicht so teuer sein. Mal schauen, wahrscheinlich werde ich das externe Summieren doch bald mal ausprobieren.
    Meinem Empfinden nach ist der Mix solange unproblematisch, wie ich z.B. nur ein bis zwei Gitarren, Bass, Drums und vielleicht ein- bis dreistimmigen Gesang zusammenmixe. Je mehr Instrumente oder Klangereignisse hinzukommen, wird es immer undurchsichtiger. Natürlich ist da Mix-Talent gefragt, trotzdem beschleicht mich das Gefühl, externes Summieren könnte die Signale deutlicher zusammenkleben.
    Jeder muß da seinen eigenen Weg finden, der einem gefällt. Und wenn es einem gefällt, dann ist man mit mehr Spaß dabei. Und das hört man am Ende dann auch irgendwie mit raus.
    Die „Brothers in Arms“ finde ich grandios. Mir fehlen diese luftigen und dynamischen Alben inzwischen sehr, aber die Zeit ist wohl leider endgültig vorbei.

    • Profilbild
      gs06

      @Steffog Ja Brothers in Arms – für mich auch immer noch eines der am besten klingenden Alben der Rockgeschichte! Aber mit dieser Meinung stehe ich heute vermutlich deutlich abseits der Mehrheitsmeinung, ebenso mit meinem geringen Enthusiasmsus gegenüber aktuellen durch übermäßigem Einsatz von „analogen“ Plugins verhunzten und viel zu komprimiert gemischten neuen Alben. Selbst wenn die Musik auf diesen grundsätzlich gut ist, sind meine Ohren bei vielen Produktionen schnell des Hörens müde, und ich schalte ab. Im Klassikbereich scheint dieses Phänomen weniger ausgeprägt zu sein, dort scheint man die Zielgruppe anders einzuschätzen.

      Vielen Dank für den interessanten und reflektierten Artikel, der nicht einfach in das oft gelesene „analog ist besser“-Horn stößt.

  7. Profilbild
    TBS

    Sehr interessanter Artikel, hier kann man immer wieder was dazulernen, ich habe jetzt einmal besser verstanden, was der Unterschied bei einem analogen und einem digitalen Summing.

    Früher habe meine musikalischen Ergüsse auf eine stinknormales Tape aufgenommen.
    Bin dann aber schnell auf die Mix in the box Methode umgestiegen. In den über 20 Jahren, in dem ich dies als Hobby betreibe, habe ich mich schon an den Klang und die digitale Summierung gewöhnt als ein typischer In The Box Mensch.

    Trotzdem. Danke, danke und nochmals Danke.

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      Markus Galla RED

      @TBS Sinn des Artikels ist es auch zu zeigen, dass es am Ende kein „das ist besser“ oder „das ist schlechter“ gibt. Beide Methoden funktionieren und funktionieren sehr gut, wenn man damit umzugehen weiß. Der beste Beweis dafür ist immer wieder der Rückgriff auf die Musik der 50er, 60er und 70er Jahre. Dort liegt die Wiege der heutigen Tontechnik – auch der Digitaltechnik. Es ist die Zeit, in der die Menschen die Technik, die sie hatten, bis ans Äußerste ausgereizt haben. Dort liegt die Grundlagenforschung für alles, was wir heute tun (oder eben auch nicht). Wer es nicht schafft, einen guten Sound mit einem Vierspur-Recorder zu bekommen, wird das auch mit einer DAW nicht schaffen oder mit einem riesigen Studio mit SSL-Konsole. Ich empfehle diesbezüglich die tollen Videos, die Bob Clearmountain für Apogee gemacht hat. Der nimmt ein Schlagzeug mit zwei Mikrofonen auf und macht mit Minimalaufwand einen tollen Sound. Das hätte auch mit wenigen analogen Spuren damals so funktioniert (und man hat es ja auch so gemacht – teils sogar mit nur einem Mikro an den Drums). Heute schmeißen wir so lange Plugins auf die Aufnahme, bis es irgendwann klingt. Oder wir ersetzen gleich die aufgenommenen Drums durch Samples, wenn wir es nicht hinbekommen. Da hilft dann auch weder analoges noch digitales Summieren weiter. Hier übrigens der Link zu einem dieser Videos: https://www.youtube.com/watch?v=749b4_6maB0

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        AMAZONA Archiv

        @Markus Galla Super Video. Danke für den link, wie auch für deinen guten Artikel!

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    cosmolab

    Sehr spannender Artikel – aber Jetzt muss ich mich mal als ahnungslos outen ;-)
    Was genau wäre denn der technische Unterschied zwischen einem analogen Mixer und einem Summierer? Sind es nur die Pegel, die da jeweils gefahren werden können – oder „ist da mehr“?

    Daran schliesst sich natürlich gleich Frage 2 an:
    Warum kosten Summierer denn so extrem viel mehr als (Rack-)Mixer? Ist es nur die geringe Stückzahl, oder vielleicht die „Aura“…?

    Ich mach das bei mir ähnlich mit je einem vorgeschalteten Rackmixer „pro Schrank“ – und lese jetzt, dass ich damit ja gar nicht mal soo falsch liege! Naaja – zugegeben, es ist nur die höchst pragmatische Folge meiner Sammelwut: Ein Mischpult mit so vielen Eingängen, wie ich bräuchte, um alles gleichzeitig dran zu kriegen, könnte ich mir gar nicht leisten… ;-)

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      Ralph Schloter 1

      @cosmolab Um Frage zwei zuerst zu beantworten: Qualitativ hochwertige Technik kostet mehr als „Billigheimer“. OK, das ist ’ne Binsenweisheit und ja, die gefertigte und verkaufte Stückzahl spielt auch eine Rolle.

      Ein analoger Mixer mischt Wechselspannungen zusammen, das heißt summiert die Signale – wie war die Frage nochmal?

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        cosmolab

        @Ralph Schloter …Scherzkeks! ;-)

        Die Frage kannste oben lesen.
        Wenn nun ein analoger Mixer Wechselspannungen aufSUMMIERT, was also meinst Du, ist der Unterschied zu einem Summierer? Das war die Frage.
        Anders formuliert: Was grenzt diese beiden Geräteklassen voneinander ab?

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          Ralph Schloter 1

          @cosmolab Ich wollte mit meiner Antwort sagen, dass prinzipiell kein Unterschied besteht zwischen Mixer und Summierer. Die Abgrenzung der Geräteklassen ist vielleicht die Ausstattung :-)

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            cosmolab

            @Ralph Schloter Aha – das bedeutet also, Deine Antwort lautet: „Ich weiß es auch nicht“.
            Nun, schwacher Trost – dann sind wir ja offenbar schon zwei. ;-)

            Vielleicht kann´s uns der Markus erklären?

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              Markus Galla RED

              @cosmolab Hallo,
              also im Prinzip besteht da kein großer Unterschied. Ein Mischpult ist ein Mischpult ist ein Mischpult. Die meisten Summierer haben eine Gain-Regelung und eventuell einen Volume und einen Pan-Regler. Manche besitzen auch Inserts. Was fehlt sind halt die Bauteile für EQs. Die Hersteller von Summierern reklamieren natürlich für sich, besonders hochwertige Bauteile zu verwenden. Das würde ich von einem hochwertigen Analogpult aber auch erwarten. Für mich persönlich wäre wichtig, dass es eben nicht rauscht. Jetzt könnte man argumentieren, dass der Verzicht auf Bauteile (gerade beim EQ) weniger Rauschen und auch weniger Veränderungen der Phase bedeutet. Das ist sicherlich ein berechtigter Einwand. Es gibt aber auch analoge Pulte, bei denen sich der EQ per Schalter aus dem Signalweg nehmen lässt.

              Ich vermute, dass es wie bei jedem Spezialisten ist: Teurer, weil eben ein Spezialist, weniger verkauft und außerdem „exotischer“. Im Zweifelsfall eben ausprobieren.

              • Profilbild
                cosmolab

                @Markus Galla Ahh – besten Dank für die Erklärung!
                Man könnte also (wie auch bluebell schon geschrieben hat) etwas spöttisch sagen: „Summierer“ ist nur ein etwas akademischer klingender Ausdruck für einen funktionell abgespeckten Mixer, bei dem Rauschfreiheit und Phasentreue das oberste Entwicklungsziel waren, dem andere Ziele untergeordnet wurden (nicht selten wohl auch das Finanzielle).

        • Profilbild
          bluebell AHU

          @cosmolab Der Summierer hat keine Klangregelung und Mikrofonverstärkerstufe, dafür ist er teurer als der Mixer. Das Ausbauen dieser Komponenten ist halt aufwändig :)

  9. Profilbild
    Webgespenst

    Frage an die Redaktion, wäre es vielleicht möglich diesen Artikel so anzupassen dass man ihn auf Mobilgeräten lesen kann. Bei allen anderen Artikeln ist es Problemlos möglich , aber dieser hier geht extrem in die Breite und die Bilder sind zu überdimensioniert für Handydisplays. Und wenn man rauszoomt ist die Schrift unlesbar klein. Kann man da was tun?

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Alte Studer oder Telefunken Kleinpulte gehen preislich wahnsinnig durch die Decke. Als Summierer-Geheimwaffe angepriesen natürlich.

  11. Profilbild
    Modellwelle

    Sehr guter und ausführlicher Artikel!
    Zum Thema digitale Verzerrung/ Clipping: Ich bin letztens auf das Thema absichtliches Clipping beim Mixing und Mastering gestoßen und habe dabei ua. gelernt, dass es Mastering-Ingenieure gibt, die absichtlich Ihre A/D Wandler überfahren um eine gewisse Lautheit und Klang zu erreichen.

    Auf Youtube gibt es auf dem Kanal Baphometrix mehrere Videos, in denen ausführlich der subtile Gebrauch von Clippern (also als VSTs) auf jeder Spur, Gruppe und am Ende auch der Summe beschrieben wird. Auch mit der Absicht mehr Lautheit zu erreichen. War für mich auf jeden Fall neu, weil ich immer nur Übersteuerung mit harmonischer Verzerrung kannte und das konsequente Abschneiden der Wellenform über einen gewissen Pegel für etwas negatives hielt, was es mit Gain Staging zu vermeiden galt.

    Würde das nicht so konsequent anwenden, denke aber, dass das vereinzelt eingesetzt sogar ne gute Ergänzung zum Analogen Summieren sein kann.

    Dachte, ich werf das mal in den Raum, weil das ist dann Quasi das Gegenteil von analoger warmer Verzerrung ist. Aber natürlich keine absichtliche Übersteuerung von Spuren in einer DAW, sondern durch Clipper-Plugins.

  12. Profilbild
    Hamudi2000

    Wieso wird in diesem Beitrag denn das Aussteuern einer Aufnahme als Gain Staging bezeichnet? Da kräuseln einem ja die Fußnägel.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @Hamudi2000 Weil das Aussteuern der erste Schritt des Gain Stagings ist und im Falle der DAW riesigen Einfluss auf das weitere Gain Staging hat.

  13. Profilbild
    Markus Galla RED

    Bei dieser Gelegenheit als Erklärung für diejenigen, die nicht wissen, was Gain Staging bedeutet:
    Gain Staging macht genau das, was das Wort beschreibt: Es ist der Verlauf der Verstärkung eines Signals über den Signalweg betrachtet. Gain Staging beginnt bei der Aussteuerung des Signals bei der Aufnahme und endet beim Master-Pegel, in der analogen Welt beim Aufnehmen auf das Masterband. Während in der digitalen Welt nur Berechnungen beteiligt sind (siehe Artikel), sind es in der analogen Welt Bauteile mit ihren spezifischen Eigenschaften, die maßgeblich das Gain Staging und die Qualität am Ausgang bestimmen (Stichwort SNR). Für das Gain Staging sind also alle Pegel in ihrem Verlauf von der Wandlung (auch am Mikrofon) bis zu ihrem endgültigen Bestimmungsort und auch die Summe der Einzelsignale zu beachten.

    Ich hoffe, dass das nun klarer geworden ist und auch verständlich, warum das Ausgangs-Gain (—> Aussteuerung) ein Teil des Gain Stagings ist.

    • Profilbild
      chris56

      @Markus Galla Es fängt ja eigentlich schon beim richtig „Einpegeln“ an. In der DAW kann man da ziemlich relaxed an die Sache herangehen. Aus meiner Erfahrung pendeln sich bei mir die Peaks um die -12 db ein, mehr braucht’s nicht. Der Ausgangspunkt für das Gainstaging im Mix, ist dann schon gut vorbereitet. Viel wichtiger ist aber immer noch das Grundsignal vor dem Mikro. Wenn man hier schon alles richtig gemacht hat, ist das mehr als die halbe Miete und die Inserts braucht man nicht mit zig-Plugins Vollknallen. Wenn man das beherrscht, braucht man sich über „Summieren“ nicht den Kopf zerbrechen. Das hier vorgeschlagene Video von Clearmountain ist das beste Beispiel. Mehr braucht man dazu eigentlich nicht mehr sagen.

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