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Was du als Producer von Gitarrenmusik wissen musst

Interview mit einem Musikproduzenten für Rockmusik

16. Februar 2021
Was du als Producer von Gitarrenmusik wissen mußt

Was du als Producer von Gitarrenmusik wissen mußt

Wir haben uns mit Tobias Schwarz von den RAMA Studios in Mannheim getroffen – einem jungen Producer aus Heppenheim an der Bergstraße, dessen Schwerpunkt auf Gitarren- und Bandproduktion liegt.

Im Jahr 2021 ein Studio zu führen, ist ein einzigartiges Unterfangen, das genau in der Schnittmenge von Technik, Psychologie, Marktgeschehen und mehr liegt. , und wir freuen uns auf das Gespräch mit Tobias, der seinen einzigartigen Erfahrungsschatz mit uns geteilt hat: wie es ist, Bands in Deutschland im Jahre 2021 aufzunehmen, worauf beim Gitarre-Recording geachtet werden muss, der Weg zum Studioinhaber und seine persönlichen Inspirationen – all das wurde beleuchtet. Rausgekommen ist ein Gespräch auf Augenhöhe, dem ihr hoffentlich etwas abgewinnen könnt.

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Was du als Producer von Gitarrenmusik wissen musst

Nun folgt ein transkribierter Ausschnitt des Gesprächs mit Tobias, welches Ihr über die Audioplaylist am Ende des Textes auch vollständig anhören oder downloaden könnt. Es wurde am 9. Januar 2021 in Heppenheim geführt. Aller Anfang ist schwer – insofern werden wir uns bemühen, dass von unserer Seite Gesprächsfluss und Audioqualität eine steile Lernkurve hinlegen werden.

Dimi:
Hallo Tobi – gleich zu Beginn die Frage: Ist es vor dem Hintergrund der wachsenden Homerecording-Sparte – noch klug, im Jahr 2021 ein eigenes Studio ins Leben zu rufen?

Tobias Schwarz:
Schwierige Frage, vor allem wenn man sich aktuelle Situation ansieht, da wir als Studio auch betroffen sind. Es ist nun mal so, dass Bands, wenn sie ein Album aufnehmen, dann damit auch touren wollen, um die Studiokosten wieder reinzukriegen. Das ist im Moment nicht möglich. Ich bin mir sicher, irgendwann wird’s wieder losgehen, aber grundsätzlich lässt sich sagen: Ein eigenes Studio zu eröffnen, ist wirtschaftlich selten eine gute Idee (lacht). Man muss schon ein bisschen verrückt sein. Der wirtschaftliche Aspekt sollte hier also nicht entscheidend sein.

Was du als Producer von Gitarrenmusik wissen mußt

Dimi:
Verstehe. Das heißt auch, ihr seid von Corona direkt betroffen?

Tobias Schwarz:
Ja, ganz klar. Also ich habe zwei Album-Recordings, die eigentlich im Herbst gewesen wären, verschieben müssen auf Frühjahr, allerdings werden wir die wahrscheinlich wieder verschieben müssen, weil man keine Konzerte spielen kann. Insofern sind wir direkt betroffen, ja.

Dimi:
Wie würdest du die Vision hinter RAMA beschreiben?

Tobias Schwarz:
Bei RAMA geht’s darum, eben nicht nach „Standard“ Instrument für Instrument aufzunehmen – das machen wir natürlich auch – aber wir haben aber einen sehr großen Aufnahmeraum. Wir machen am liebsten Live-Recordings und versuchen, die Energie von den Bands im Raum einzufangen. Der Vorteil für mich als Produzent ist, dass ich mit der Band im Raum schon mal an dem Album arbeite. Ich weiß, wenn ich den Gitarrensound einstelle, wie er zum Bass passen muss und zum Schlagzeug, und zum anderen ist es für die Bands vom Vibe her auch sehr angenehm. Wenn man RAMA also beschreiben will: Unsere Idee ist, die Musiker so aufzunehmen, wie sie tatsächlich klingen – nicht zu polieren!

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Dimi:
Wie steht es um die deutsche Rock-, Musik- und auch Metalszene? Wie ist dein Eindruck?

Tobias Schwarz:
Es gibt schon eine Art Szene, würde ich sagen. Aber es kommt auf die Musikrichtung an. Ich würde sagen, speziell im Doom-Bereich ist Deutschland sehr gut aufgestellt. Da haben wir zum Beispiel Ahab. Es gibt auch im Metalbereich sehr viele deutsche Bands. Aber wenn ich gerade an Popmusik denke – da machen wir bei RAMA beispielsweise weniger. Ich weiß auch nicht, ob ich für den generischen Standard-Pop der richtige Mann bin (lacht).

Was du als Producer von Gitarrenmusik wissen mußt

Dimi:
Ihr habt, wie du vorhin auch erwähnt hast, eine Amp-Sammlung bei RAMA. Amps werden bei euch im Studio großgeschrieben. Hat sich die Vision hinter RAMA darauf ausgewirkt, wie ihr euer Equipment zusammengestellt habt?

Tobias Schwarz:
Jens und ich, wir sind beides Gitarristen und wir kommen vom Überwälder Klangdressur Studio. Wir haben einfach früh angefangen, im privaten Bereich Amps zu sammeln und am Sound zu feilen. Dabei stellten wir fest, dass alte Röhrenamps, die Klassiker was anderes für uns transportieren als neuere, moderne High-Gain-Amps. Also wir brauchen kaum High-Gain-Amps. Irgendwann wird es zu einer Sucht wie bei Pedalen und man schleppt immer wieder was Neues an. Wir haben alte Hiwatts, wir haben alte Marshalls, wir haben alte Fender, alte Vox, wir haben den London City – also querbeet so alles abgedeckt. Einer der modernsten Amps, die wir haben, ist der Riviera Knucklehead aus den 90ern und der Laney VH100R.

Dimi:
Woran liegt das, dass ihr bei modernen Amps so zurückhaltend seid?

Tobias Schwarz:
Na ja, also es ist ja so, dass Bands auch immer ihre eigenen Amps mitbringen. Grundsätzlich bin ich kein Sound-Nazi, der sagt: Du musst meine Amps spielen. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass einer unserer Amps besser passen würde, stelle ich zwei Setups auf. Es ist oft vorgekommen, dass der London City oder ein alter Hiwatt sich einfach durchgesetzt haben. Das ist generell bei Sound so eine Sache – weg von den Namen, man muss genau hinhören. Nur weil ein Amp zweieinhalb Tausend Euro kostet, heißt das nicht, dass er gut ist oder zu deinem Sound passt. Das lege ich Musikern prinzipiell nahe: weg von dem Markendenken!

Dimi:
Was ich darüber hinaus immer wieder höre, ist auch, dass der Einfluss der Amps auf den Sound überschätzt und der von den Cabinets unterschätzt wird. Wie viel ist da dran?

Tobias Schwarz:
Es gibt in der Kette beim Gitarreaufnehmen viele Elemente, bevor man überhaupt erst bei Amp und Cabinet landet. Als allererstes muss man natürlich den Gitarristen einschätzen. Aber wenn man über die Kombination von Amp und Box redet: Die Unterschiede können schon enorm sein. Ich meine, wir haben acht 4x12er Boxen. Du musst dein Equipment schon gut kennen. Es gibt keinen Holy-Grail, aber manche Kombinationen funktionieren schon besser. Trotzdem gilt: Es kommt drauf an, was für ein Ergebnis du erzielen willst. Also lässt sich nicht pauschal sagen, ob eine Box wichtiger ist als der Amp oder umgekehrt. Zielorientiert denken!

Was du als Producer von Gitarrenmusik wissen mußt

Dimi:
Hast du einen Amp, mit dem du besonders gerne arbeitest?

Tobias Schwarz:
Wenn ich einen Amp wählen müsste, dann wäre das der Riviera Knucklehead K100. Der wird nicht mehr produziert. Es gibt neue Knuckleheads, aber der alte K100 ist einfach ein flexibler und ein extrem vielseitiger Amp, der aufgrund seines Ninja-Boosts auch High-Gain kann.

Dimi:
Aber wie du vorhin meintest: einen richtigen High-Gain-Amp habt ihr nicht?

Tobias Schwarz:
Na ja, den Laney könnte man eventuell dazuzählen.

Dimi:
Woran liegt das? Weshalb kein High-Gain?

Tobias Schwarz:
High-Gain hat eine stehende Resonanz, ein leichtes Fizzeln, das manchmal gewünscht ist. Beispielsweise bei Black-Metal. Aber im Doom beispielsweise oder etwas, wo du Druck erzeugen willst, gehen die Transienten verloren. Je mehr Gain du nimmst, desto verwaschener wird es. Du kriegst auch die ganzen Störgeräusche rein. Wenn man an seinem Sound arbeitet, einfach mal machen: Langsam mit dem Gain-Regler zurückgehen, bis zu dem Punkt wo du merkst, jetzt wird’s ein bisschen trocken und dann wieder ein Stück weit reingehen. Man nimmt sich mit zuviel Gain die Möglichkeit, mit der rechten Hand zu arbeiten.

Interview: Bands & Gitarren im Studio

Wie gesagt – dabei handelt es sich nur um einen oberflächlichen Querschnitt der ersten zehn Minuten. Die vollen vierzig Minuten könnt ihr euch hier anhören.

Ein weiteres nennenswertes Feature, das wir euch der Vollständigkeit halber nicht vorenthalten werden, ist die Vorstellung der Sample Pack Produktion von „Schmutz“, ein Herzblut-Projekt von Tobi und seinen Kollaborateuren.

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Wer sich ein Bild von den fertigen Produktionen machen möchte, die sich RAMA auf die Fahne geschrieben hat – anbei die Spotify-Playlisten der von Tobi und RAMA produzierten Alben von Colaris und Carrion Mother.

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Und da uns das Interview mit Tobias viel Spaß gemacht hat, werden wir in dieser Form auch künftig Gesprächspartner hier auf AMAZONA.de vorstellen:  In der nächsten Folge, wenn wir uns mit Mike Soldano von Soldano Amplification hinsetzen werden, wird es „internationaler“ zugehen.

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