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Workshop: Creative DJing -Phasing & Beatjuggling

Creative DJing for Pros

31. Mai 2005

DJing ist grundsätzlich eine ziemlich kreative Angelegenheit: Mit Hilfe von zwei Plattentellern und einem Mischpult werden im Tempo angeglichene Schallplatten vor Publikum kunstvoll zusammengemischt. Über diese Grundtechnik sollte der AMAZONA.de-Leser bereits verfügen, denn das, was wir hier behandeln, ist nicht „Butter und Brot“ sondern der „Kaviar“ beim Mixen: die kleinen, aber feinen Tricks!

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Zu Hause zu tricksen ist nicht wirklich schwer: man hat seinen angestammten Mixer, vielleicht schon mit integrierter Effekteinheit, möglicherweise eine externe Effektbox und dazu einen dritten Plattenspieler oder sogar einen pitchbaren CD Player fein säuberlich vor sich stehen.

Was aber, wenn man in einem Club spielt, der ein Mischpult ohne großartige Multieffekte und gerade mal zwei Technics sein eigen nennt. Langweiliges Standardprogramm? Keine Spielereien, um die DJ-Nerds vor Ort zu begeistern? Traurige Groupie-Augen und leere Tanzflächen?
Mitnichten, lieber Amazona-Leser, auch in dieser Minimal-Konfiguration des DJ Set-Ups steckt eine ganze Menge an Spiel und Spaß:

Phasing

Der Phaser ist ein superalter Effekt, den man aus den Pioneer- oder Ecler-Pulten kennt, wenn man nicht alt genug ist, um zu wissen, dass schon Jimmy Hendrix mit Phasern (die heutzutage immer noch ein Renner sind: Electro Harmonix ist das Stichwort) seinen Gitarrensound gefoltert hat. Der Phaser beruht auf einer Phasenverschiebung, einem ultrakurzen Delay, was dann zu einer Modulation führt. Hört sich schräg an, ist auch so. Um zu phasen braucht man nicht unbedingt eine Effektbox. Es reicht, wenn man zweimal die gleiche Platte dabei hat (was im übrigen die HipHop DJs bei nahezu jeder Maxi so machen: doppelt kaufen!). Einfach die zweite Platte auf gleiches Tempo stellen – ein Blick auf den Pitch Control erleichtert das ungemein – und dann einfach die Platten im Takt synchron laufen lassen. Beide Kanäle auf „volle Pulle“ und schon verschieben sich die Phasen, der Zuhörer wundert sich und du hast einen tollen Trick gemacht!

Phasing; nach dem Break, wenn die Bassdrum einsetzt, mische ich die gleiche Platte immer wieder rein und raus. Ihr könnt dabei hören, wie sich die Phasen verschieben und ihr so einen Effekt improvisiert.

Beats doppeln

Techno und House bauen in 85% aller Fälle auf einem schnurgeraden Bassdrum-Muster auf. Bumm, bumm, bumm, bumm. Kennt man landläufig als den „4-to-the-floor“-Beat. Da die meisten Platten natürlich auch noch zum Gefallen der DJs gleich mit einem 4 bis 16-taktigen Instrumentalpart anfangen, hat man als geübter DJ eine schöne Spielmöglichkeit: Beats doppeln.
Wir nehmen mal an, wir stehen in einer Disco, die Leute tanzen, du hast einen coolen Track aufgelegt und weißt sofort, was als nächstes reinpasst. Die Platte findet sich sofort in der Plattentasche und innerhalb von Sekunden ist diese nicht nur aufgelegt, sondern läuft auch noch synchron zur laufenden Platte mit. Jetzt gibt es vier Möglichkeiten für dich: 1) du holst dir endlich dein elftes Bier; 2) du widmest dich den Groupies die hinter dir stehen oder vor dir knien; 3) du fuchtelst wie wild mit deinen Armen in der Luft rum und signalisierst, dass die Platte gerade DER Shit ist oder 4) du doppelst den Beat:
Tune einfach die Platte regulär ein und verlangsame oder beschleunige sie per Hand so, dass die Bassdrums nicht übereinander liegen, sondern die „zweite“ Bassdrum im Offbeat zwischen den Bassdrum-Schlägen läuft. Effekt: Doppelte Bassdrum! Jetzt kannst du entweder langsam einfaden oder durch die zweite Bassdrum Akzente setzen. Ganz Gewiefte können damit sogar Übergänge machen. Aber Vorsicht: Die zweite Platte kommt ja etwas schräg rein: Da sollte schon intensiv mit EQ und langer Überblendzeit gearbeitet werden.
Man sagt übrigens, dass Profis die Möglichkeiten 1-4 gleichzeitig erledigen können.

Beat doppeln; eigentlich ist der Beat ein typischer „4-to-the-floor“… Durch zublenden des versetzten Beats und EQing entstehen lustige Variationen.

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Beatjuggling

Mal geschwind über den Techno/House-Tellerrand geschaut: Die besten HipHop-DJs rühmen sich, timing-perfekte Beatjuggler zu sein. Beat jugglen? Der Technoschranzer ist verwirrt, der House-DJ weiß nicht weiter… Eigentlich nicht nötig, denn Beat-Juggling meint nichts anderes als das beatgenaue hintereinander Reihen von Beats. Hä? Na, ganz einfach: Du hast zweimal die gleiche Platte und spielst die identischen Takte immer wieder hintereinander, in dem du während auf Plattenteller 1 der Beat läuft, Plattenteller 2 so zurückdrehst, dass du den Takt wieder von vorne starten kannst. Wenn dann der Takt auf Teller 1 ausläuft, machst du eine Kreuzblende (mit dem Kreuzblender, den man besser als Crossfader kennt) zu Teller 2 und weiter rollt der Beat. So entsteht etwas wie ein „Endlos Loop“. Im Endeffekt ist das die Grundtechnik des Rap-DJings der ersten Tage: Als es noch keine Sampler und „Beats, Breaks and Scratches“ Spezialplatten gab, wurden Disco oder Soul (James Brown!) Platten-Breaks solange stupide hin und her geblendet, bis ein gleichmäßiger Beat entstand: das Instrumental für den Rapper. Das funktioniert aber auch klasse mit Techno und House, weil man so Parts in die Länge ziehen, die Dramatik steigern oder Vocalphrasen vollkommen umstrukturieren kann. Vor allem, wenn man im Jugglen geübt ist, kann man mit Taktmaßen spielen und ganz schön Eindruck schinden.
Ein paar Tipps zum Jugglen: Markiert euch eure Platte, die ihr jugglen wollt, damit ihr genau wisst, wie weit ihr zurück zu drehen habt. Dabei hat sich ein Aufkleber auf der Höhe der Nadel bewährt.

Wenn ihr sehr schnelle Beats juggelt oder noch nicht so geübt seid, dann nehmt lieber zwei oder sogar vier Takte, bevor ihr unsauber arbeitet: Unsaubere, hektische Cuts lassen den Tänzer stolpern!
Und für die ganzen DJs, die jetzt wieder rumheulen „Ich habe keine eine Platte doppelt!“ möchte ich meinen Vater zitieren „Das ganze Teschno-Zeugs hört sich doch alles gleich an!“… Genau Papa, haste Recht. Und wenn ihr ein wenig findig seid und eure Platten gut kennt, könnt ihr mit unterschiedlichen Platten jugglen und somit dem Publikum zum Beispiel schon mal einen Vorgeschmack auf die nächste Platte geben!

LalaLand Beat Juggling; Auf der Phrase „Something about those little Pills…“ hab ich erst ein dann zweitaktig gejuggeld, das Lied läuft danach weiter.

Endlosloops

Endlosloops sind Loops die unendlich sind – Haha: Aber jetzt mal im ernst!
Ein findiger Tüftler hat mal herausgefunden, dass ein Takt im Tempo 133,33 BPM genau so lange als Plattenrille ist, dass Anfang auf Ende der Rille trifft. Dabei ist es egal, ob die Rille am Anfang oder Ende der Platte, also innen oder außen platziert ist. Wenn man jetzt die Rille genau am Ende wieder auf den Anfang führt, dreht sich die Platte – ähnlich wie auf der Auslaufrille – ständig im Kreis und nur dieser eine Takt/Loop ist zu hören.

Anfänglich waren die ersten Endlosloops schwer gesucht, aber mittlerweile haben viele Veröffentlichungen, versteckt als „Tools“, Endlosloops als Feature on Board. Es gibt sogar spezielle Schallplatten, die nur mit Endlosloops bestückt sind. Dabei möchte ich besonders die über Wizoo/Kompakt vertriebenen Acid Loops (200 mehr oder weniger bekannte Acid Loops), Illegal Loops 1+2 (Loops aus bekannten Liedern wie z.B. New Order „Blue Monday“ etc.) und Cologne Cycles 1-3 (künstlerische Eigenkreationen; der Autor möchte anmerken, dass er ebenfalls einige Loops zur Nummer 2 beigetragen hat!) und auf das Label „Shot“ aus Köln verweisen.
Was man mit eintaktigen Endlosschleifen so anfangen kann?
Zum einen sind sie sehr brauchbar fürs Beat doppeln, weil sie sich halt nun mal nicht verändern, sondern brav laufen und laufen… Dann kann man natürlich Lieder mit neuem Beat unterlegen (bei geschickten EQ-Einstellungen, hat das schon was von Remixing) oder ein minimales, instrumentales Lied mit einen Illegal Loop hinterlegen. Auch verdammt funky: da hört man das ewige minimal Geblubber und plötzlich grüßt Madonna oder New Order! Nach solchen Aktionen ist die Dichte der „Kannst du mir mal aufschreiben, wie das Lied eben hiess!“-Anfragen sehr hoch! Cool ist natürlich auch, dass man innerhalb einer Endlos Cycle Platte hin und her hüpfen kann, wie man will, weil ja nun schließlich jeder Loop die gleiche Geschwindigkeit hat. Und man kann, wenn man danach die nächste Platte nicht mehr rechtzeitig eintunen konnte, den Loop einfach mal – minimal macht’s möglich – weiterlaufen lassen, ohne gleich ausgebuht zu werden. Auch Kombinationen von Loops können lustig sein, allerdings macht das erst wirklich Spaß, wenn man so was an drei oder vier Plattentellern, mit einem zweiten DJ und mit Effekten macht… aber wir gehen ja zunächst nur vom oben beschriebenen Standard DJ Set-Up aus!

Und wer glaubt, das ist einfach zu langweilig, dem will ich mal die folgende lustige Anekdote – ganz abseits vom Thema – erzählen: Ein weltberühmter und weltbekannter DJ hat mal in einem fernen südamerikanischen Land aufgelegt. Leider hatte er das mit dem südamerikanischen Regel-Drogen-Konsum etwas übertrieben und so kam er in den Club und war vollkommen überfordert. Mit seinem Job, der Situation und sich. Als Lösung legte er eine „Basic Channel“ Platte auf – die sich innerhalb von 15 Minuten auch nicht nur ein kleines bisschen ändert! Die Leute waren verdutzt, freakten aber so nach 12 Minuten vollkommen aus „Hey der Hombre aus Germania hat echt einen Vogel… was für ein Sound!“. Der DJ, immer noch komplett überfordert, war sich nicht sicher was folgen sollte und spielte erst mal einen Endlosloop. Für weitere lange 10 Minuten! Die Clubber konnten das gar nicht glauben, tanzten auf den Tischen, feierten, als würde die Welt unter gehen. Da der DJ aber immer noch nichts checkte, legte er erst mal wieder die „Basic Channel“ auf. Das war zu viel für Südamerika, der Club platzte fast vor vollkommen abgedrehten, zugedrehten und überraschten Clubbern… so sehr, dass sich DJ „man kennt mich auf der ganzen Welt!“ einen Spaß daraus machte, in seinem zwei Stunden Set nichts anderes zu spielen als die eine Maxi und eine Endlos Loop Platte. Und soll ich euch was erzählen: Die Leute haben es geliebt und verehren ihn nun als halbe Gottheit!
Muss nicht immer so laufen, kann aber! Hängt wohl davon ab, was die Leute von einem erwarten…
Als kleinen Tipp möchte ich noch hinzufügen, dass eine einfache Rille für eine Nadel natürlich nicht so leicht zu greifen ist, wie ein ganzes Lied. Deshalb empfiehlt es sich, den Druck auf die Nadel beim Einsatz von Endlosloops zu erhöhen. Aber bitte nicht übertreiben sonst ist ratzfatz die Rille am knacksen. Es gilt wie immer: Fingerspitzengefühl bewahren!

Endlos vs. Track; hier habe ich das Lied aus dem „Phaserbeispiel“ mit einen Loop der Acid-Loops gepaart und ein wenig rumgespielt. Zum Schluss läuft nur noch der Acid-Loop, damit man erkennt, was beigemischt wurde.

Endlos vs. Endlos; Endlosrillen verschiedener Platten laufen gegeneinander, miteinander und auseinander. Ich habe einfach mal schnell ein paar kombiniert und nur mit Hilfe der EQs und Crossfader zusammengemischt. Anfänglich übrigens mit oben beschriebenen Phasetrick und Beatdoppler!

Letzte Worte

Natürlich sind die Tipps hier nicht vollständig. Jeder DJ, der sich mit seinem Arbeitsmaterial auseinandersetzt wird Möglichkeiten finden, seine eigene Art und seinen eigenen Trick zu finden. Trotzdem sind die angeführten Tricks praktikabel und erprobt. Und man hört so was wirklich nicht oft. Wer also gerne aus der Masse der „schnöden Überblender“ herausstechen möchte, dem sei geraten, mal etwas zu wagen. Und wer nicht so viel wagen möchte, der sei auch beruhigt: Die so genannte Creme der DJ-Szene macht in der Regel nichts anderes als Lieder uninspiriert und noch durch, vom letzten Gig, aneinander zu keilen oder Möglichkeit 1-3 zu wählen (siehe oben!) – und die haben trotzdem riesigen Erfolg!

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    hi

    wie heisst das erste lied bei 01 phase brauch des unbedingt
    // Klangbeispiele

    1. 01 Phase
    2. 02 Beat doppeln
    3. 03 Lalajuggle
    4. 04 endlosvstrack

    vielen dank maTze

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