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Workshop: Doppelmikrofonierung von Gitarrenamps

Doppelmikrofonierung von Gitarrenamps

22. Januar 2024
Doppelmikrofonierung

Workshop: Doppelmikrofonierung von Gitarrenamps

Wenn es darum geht, eine Schallquelle im Rahmen einer Musikproduktion zu konservieren, gibt es unzählige Möglichkeiten, wie man dies angehen kann. Den schwierigsten Stand haben dabei wohl die Drummer oder die Musiker klassischer Orchester. Schön, wer einen Toningenieur in der näheren Verwandtschaft hat. Oder besser noch: einen Tonmeister. Die sind ja bekanntlich (theoretisch) in der Lage, einen Floh beim Husten aufzunehmen und das Signal ans Radio weiterzuleiten. Jetzt und hier sind aber die Gitarristen dran. Ein vermeintlich einfaches Unterfangen. Amp aufreißen, ein schimmeliges SM57 vor den Speaker stellen und ab geht die Luzie … Doch weit gefehlt. Natürlich kann man auch so ein ansprechendes Ergebnis erzielen. Wer aber die Feinheiten eines Gitarrentons auf digitales Eisen(III)-oxid-Band bannen möchte, wird immer wieder mit einem geheimnisvollen Begriff konfrontiert: Die Doppelmikrofonierung. Wie das geht, was das bringt und worauf man achten muss, versuche ich euch hier näherzubringen.

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Grundlagen der Mikrofonierung von Gitarrenamps

Ich spoilere jetzt schon mal: Die Doppelmikrofonierung von Gitarrenamps hat so ihre Tücken. Um zu verstehen, was man dabei alles falsch machen kann, müssen wir uns zunächst mit ein paar Grundlagen der Mikrofonierung auseinandersetzen. Doch zunächst ein kleiner Reminder:

Ich gehe davon aus, dass der Gitarrensound, der unseren zukünftigen No.1 Hit zieren soll, bereits sorgfältig eingestellt wurde. Um eine gute Aufnahme hinzubekommen, brauchen wir mehr als nur ein paar Mikrofone. So sollte insbesondere der Gitarrist seinen Part beherrschen, sodass keine spielerischen Mängel den Gesamteindruck versauen. Dass die Gitarre frisch besaitet und sauber eingestellt und gestimmt ist, setze ich voraus. Was das ausmachen kann, wenn man da schludert, hat der Kollege Ossy Pfeiffer in seinem Blog wundervoll demonstriert:

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Aber jetzt geht’s los. Die Wahl der Mikrofone stellt uns vor die erste Hürde. Seid ihr im professionellen Studio, wird der dort arbeitende Toningenieur im Idealfall zunächst mal schauen, was für eine Produktion überhaupt geplant ist und dementsprechend schon eine Auswahl treffen. Das heißt aber nicht, dass ihr euer Selbstbewusstsein an der Studiotür abgegeben sollt. Es ist eure Produktion. Hier ist Vertrauen angesagt und eine Kommunikation auf Augenhöhe. Wenn euch der Tonmann von oben herab behandelt und euch „bewährte Profitipps“ aufschwatzen will, seid vorsichtig. Wenn euch das Ergebnis nicht gefällt, legt euer Veto ein! Ihr spielt nur dann wirklich gut, wenn ihr euch mit eurem Sound wohlfühlt. Und das kann kein Tontechniker der Welt durch Erfahrung wettmachen.

Die Auswahl des Mikrofons oder der Mikrofone erfolgt natürlich immer anhand des zu erzielenden Ergebnisses. Doch welche Mikrofontypen gibt es eigentlich?

Dynamisch, Bändchen oder Kondensator? Welche Mikrofone gibt es?

Das klassische Mikrofon für die Gitarrenaufnahme ist das dynamische Mikrofon. Diese Dinger sind sehr robust, was sich vor allem auf der Bühne positiv bemerkbar macht, vertragen einen hohen Schalldruck und sind recht unempfindlich gegen kratzige Höhen. Der Sound, der aus so einem dynamischen Mikro herauskommt, ist oftmals schon nahe an der eigenen Vorstellung. Wer die Möglichkeit hat, ein Bändchenmikrofon zu nutzen, sollte auch damit experimentieren. Die Bändchenmikros zählen auch zu den dynamischen Mikros, sind in der Regel aber etwas wärmer im Klang.

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Ein paar Mikrofonklassiker aus dem dynamischen Sektor sind das Shure SM57, das Sennheiser MD 421 oder das Sennheiser e906. Alle Typen haben ihre Vor- und Nachteile, das auszudiskutieren ist aber in einem anderen Workshop sinnvoller. Hier keimt aber schon die erste Idee, dass es sinnvoll sein könnte, zwei Mikrofone gleichzeitig zu benutzen. Das Beyerdynamic M160 wäre ein anschauliches Beispiel für ein Bändchenmikrofon, jedes gute Studio wird ein solches Teil vorrätig haben.

Doppelmikrofonierung Sennheiser MD421

Das Sennheiser MD421 ist ein beliebtes dynamisches Mikrofon für die Gitarrenabnahme

Wer auf Feinheiten im Gitarrensound sehr viel Wert legt, sollte sich ein Kondensatormikrofon besorgen. Hier dürfen sich Jazz- und Ambient-Gitarristen angesprochen fühlen, bei denen ein ausgewogener Frequenzgang meist wichtiger ist, als ein möglichst druckvoller Sound. Die Kondensatormikros reagieren deutlich empfindlicher, fangen aber auch feine Höhen und klare Bässe besser auf. Bei Nutzung von Kondensatormikrofone ist zu beachten, dass sie eine Versorgungsspannung von 48 V benötigen. Aber selbst günstige Audiointerfaces oder Mischpulte bieten diese Option mittlerweile an.

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Einzel- vs. Doppelmikrofonierung

Ich habe es eben schon erwähnt, in manchen Fällen kann es sinnvoll sein, das Beste aus zwei Mikrofontypen herauszukitzeln. Nehmen wir als Beispiel den Klassiker, das Shure SM57. Dieses Mikrofon setzt die für die Gitarre so wichtigen Mitten gut in Szene, ist unterhalb von 200 Hz weitestgehend taub und mittels eines zusätzlichen Equalizers können störende Bassmatschfrequenzen wunderbar im Zaum gehalten werden. Na wunderbar, was benötigen wir denn sonst noch?

Doppelmikrofonierung Shure SM57 On Axis

Das Shure SM57 ist DER Klassiker der Gitarrenabnahme und bietet eine solide Grundlage für eine Doppelmikrofonierung

Nun, das SM57 neigt zur Kompression. Auch wenn sich das Mikro „dynamisch“ nennt, hat das nichts mit dem Sound zu tun, sondern mit der Technik der Schallwandlung. Dieser Effekt ist oftmals gewollt und auch sehr beliebt, insofern also alles in bester Butter, alles Taco, alles Rodscha in Kambodscha. Aber was ist, wenn uns der Sound nachher im Mix eben etwas zu „gequetscht“ klingt, wenn er neben knallharter Snare und sirrenden Keyboards etwas unterzugehen scheint? Dann – ja, genau dann – schlägt die Stunde des zweiten Mikrofons.

Der erfahrene Tontechniker hat freundlicherweise ein weiteres, dynamisches Mikrofon sorgfältig vor der Box platziert. In diesem Fall ein Sennheiser MD 421, das schon Helmut Schmidt zu durchsetzungsfähiger Stimme verhalf und das man sich gut im verqualmten Ambiente der Fernsehstudios der 50er-Jahre vorstellen kann, während Robert Lembke und Werner Höfer ihre markanten Stimmen in den Äther bliesen.  Kinder, ich werd alt …

Dieses MD 421 verfügt, im Gegensatz zum SM57, über deutlich weniger Kompression und einen etwas weiteren Frequenzgang, was vor allem auch die Bässe und die Höhen etwas mehr betont. Auch durch seine etwas andere Richtcharakteristik produziert es eben einen ganz anderen Sound, als der schlanke Kollege von Shure. Diese zusätzliche Spur kann man nur hervorragend zu bereits beschriebenen Spur des SM57 hinzumischen und schon geht die Sonne auf.

Doppelmikrofonierung Kondensator t.bone SC 400

Auch das günstige the t.bone SC 400 ist ein geeignetes Kondensatormikrofon, das für die Gitarrenabnahme im Heimstudio geeignet ist. Vor allem der Raumsound lässt sich damit gut einfangen. Kleiner Tipp: Wenn man das Gaffa mal wieder in die Kiste vom Keyboarder geschmissen hat, geht zur Markierung der Position auch billiges Malerkrepp …

„Ja, aber was ist denn nun der Vorteil der Einzelmikrofonierung,“ höre ich euch zu Recht fragen. „Wenn die Doppelmikrofonierung doch so toll ist, warum macht man das nicht immer?“ Eine Antwort darauf ist so erschreckend einfach wie bitter: Ich habe nur das eine. Mangelnde Ressourcen (und Bequemlichkeit) sind der Feind der Kreativität. Mal hat der Tontechniker einfach keinen Bock (ja, das habe ich schon so erlebt!), mal reichen schlicht die Kanäle am Mischpult oder am Audiointerface nicht. Wer noch mit analogem Equipment arbeitet, kommt irgendwann auch schnell an die Grenzen der Bandmaschine. Außerdem kann man natürlich bei der Doppelmikrofonierung auch Fehler machen, die einem hinterher eher die Schweißperlen auf die Stirn treiben und uns vom fetten Gitarrensound weiter entfernen als die Santa Maria von Indien. Doch schauen wir uns mal die beiden typischen Szenarien der Mikrofonierung eines Gitarrenamps an: Drinnen und draußen. Will meinen: Studio und Bühne.

Doppelmikrofonierung im Tonstudio

Der Vorteil im Studio liegt direkt auf der Hand, vorausgesetzt, es gibt dort ausreichend Equipment und Ressourcen. Was vor allem jetzt noch wichtig und im Idealfall auch vorhanden ist, sind Erfahrung und Know-how, eine gute Abhörmöglichkeit und Platz. Zeit hat man ohnehin nie genug, denn Zeit im Studio ist Geld. Aber auch im Heimstudio gibt es ausreichend Möglichkeiten, sich der Doppelmikrofonierung intensiv zu widmen.

Doppelmikrofonierung SM57 & SC 400

Es lohnt sich, die Zeit für die optimale Positionierung von zwei Mikrofonen zu investieren.

Hat man einen Platz für den Gitarrenamp gefunden, der möglichst schallisoliert und „trocken“ ist – hierzu bitte mal in die Hände klatschen und auf die Reflexionen des Raumes achten. Wenn’s „schnnrrrrrr“ macht, ist der Platz nicht optimal gewählt. Ebenso sollte der Amp nicht in der Ecke eines Raumes stehen, weil man sonst unnötige Bassfrequenzüberlagerungen produzieren kann. – kann man mit dem ersten Mikro starten. In unserem Fall wieder das ranzige SM57 aus dem Übungsraum der Nachbarband. Ich liebe diesen Kapselmief, der sich im Laufe der Jahre da ansammelt. Der klassische Punkt für die Position des Mikros ist schräg vor der Box, im 45°-Winkel auf die Kalotte des Speakers gerichtet. Der Amp ist ein Blackstar St. James EL34 mit einem vorgeschalteten Carl Martin PlexiDriver im Boost-Modus. Das Ergebnis kann man sich jetzt schon mal anhören und es sollte sich hören lassen können. Der komprimierte Sound des SM57 ist gut zu hören:

Als zweites Mikro kommt das Sennheiser MD421 zum Einsatz, dieses steht so identisch wie möglich vor demselben Speaker, oder, und das ergibt manchmal richtig Sinn, vor einem der anderen Speaker, falls vorhanden. Verstärker mit mehr als einem Speaker klingen an jedem der beiden Speaker etwas anders. Manche Hersteller verbauen auch direkt zwei verschiedene Typen, was sich im Gesamtsound im Raum positiv bemerkbar macht, mit nur einem Mikrofon aber quasi nicht einzufangen ist. Mein altehrwürdiger Bogner Alchemist ist so ein Kandidat, der hat einen Celestion Greenback und einen G12H verbaut. Beide klingen völlig unterschiedlich. Hier kann es auch von Vorteil sein, zwei identische Mikrofone an unterschiedlichen Orten aufzustellen. In diesem Fall hat der St. James aber nur einen Speaker und das klingt dann so.

Füge ich jetzt beide Spuren zusammen, hört man einen deutlich offeneren Sound als beim SM57 allein, aber ohne dessen Charakter zu verwässern. Noch anschaulicher wird’s, wenn man beide Signale nach rechts und links pannt.

Doppelmikrofonierung

Kondensator- und dynamisches Mikrofon zusammen im Einsatz. Das MD421 stand zum Fototermin leider nicht mehr zur Verfügung.

Was jetzt wirklich wichtig ist, ist der Abstand der Mikrofone von der Box. Der Schall sollte möglichst gleichzeitig an beiden Mikrofonen eintreffen, da es sonst Phasenauslöschungen oder einen sogenannten Kammfiltereffekt ergeben kann. Das kann gewollt sein, vor allem beim Bass oder für Modulationssounds, meist ist dieser Effekt aber nicht gewollt und es gilt, ihn zu vermeiden. Etwaige Versuche, mit dem einen Mikrofon direkt an der Box abzunehmen, um fette Bässe und einen möglichst direkten Sound zu bekommen und mit dem anderen weiter entfernt den Raumsound zu erwischen, sollten ebenfalls unter der Prämisse „vermeiden von Phasenauslöschungen und Kammfiltereffekten“ durchgeführt werden. Da der Pegel am weiter entfernten Mikrofon aber deutlich geringer ist, kommt dieser Effekt nicht so sehr zum Tragen.

Wer es genau machen möchte, braucht ein wenig Mathematik. Der Schall hat eine Geschwindigkeit von ca. 343 m/s, sofern wir uns nicht am Matterhorn befinden und es ein normal warmer Frühlingstag ist. Jetzt messen wir den Abstand der beiden Mikrofonkapseln zueinander. Steht das zweite Mikrofon 100 cm hinter dem ersten, teilen wir 1 m durch 343 m/s und erhalten den Wert 0,003. Das heißt, der Schall benötigt 3 ms für den Weg vom einen zum anderen Mikrofon. Jetzt könnte man versuchen, innerhalb der DAW ein Delay auf 3 ms zu setzen und in die Spur des vorderen Mikrofons zu packen, das würde den Kammfiltereffekt, sofern er überhaupt noch zu hören ist, ausgleichen. Was ebenfalls recht zuverlässig funktioniert, ist die Formel 3:1. Das zweite Mikrofon steht dabei 3x so weit vom Verstärker entfernt, wie das erste.

Eine gute Option ist es auch immer, ein Mikrofon im 45° Winkel von der Seite auf das Zentrum des Speakers zu richten. Gerade für verzerrte Gitarrensounds ist das, in Verwendung mit dem SM57, eine gängige, weil bewährte Praxis. Auch die Kombination von zwei diagonal aufgestellten Mikros, die sogenannte „X/Y-Anordnung“, ist eine lohnenswerte Option.

Es lohnt sich an dieser Stelle natürlich, mehrere Mikrofontypen miteinander zu kombinieren und zu experimentieren, sofern die Zeit dafür vorhanden ist. Im professionellen Studio, wo jede Stunde extra deutliche Mehrkosten verursachen kann, sollte man sich entweder im Vorfeld Gedanken machen oder auf den Onkel mit der dicken Brille hören. Wichtig dabei, wie oben schon gesagt, Kommunikation auf Augenhöhe!

Doppelmikrofonierung

Ein Bändchenmikrofon sollte in keinem (Heim-) Studio fehlen.

Wer es auf die Spitze treiben will, kann bei einer offenen Boxenkonstruktion auch ein Mikrofon hinter der Box platzieren. Diese eher unübliche Herangehensweise kann einen zweiten, gut zumischbaren Sound erzeugen, der dem Gesamtsound aber zuträglich sein kann. Wichtig ist es, die Polarität eines der beiden Mikrofone zu drehen, denn es werden gleichzeitig beide Bewegungsrichtungen der Membran aufgenommen.

Doppelmikrofonierung auf der Bühne

Auf der Bühne stellen sich zusätzlich ganz andere Probleme in den Weg. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die meisten von uns müssen sich 12 m² Bühne auch noch mit dem Keyboarder, dem Drummer, dem Bassisten und dem Sänger teilen. In der Regel läuft das dann so ab, dass gerade noch Platz ist, ein kleines Stativ mit einem SM57 aufzustellen. Manche Bühnentechniker fangen gar nicht erst damit an, ein Stativ aufzubauen, sondern hängen ein Sennheiser e906 direkt am Kabel vor die Frontbespannung. Das ist auch durchaus okay und kann super klingen. Wir sprechen aber über Doppelmikrofonierung.

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Grundsätzlich kann man die Kombination aus dem Studio natürlich auch live umsetzen. Wer dem Veranstalter vorher einen Rider zusenden kann, auf dem die genauen Bezeichnungen der Mikrofone und die Position auf der Bühne vermerkt sind, sollte bei professionellen Veranstaltern keine Probleme bekommen. Die genaue Position der Mikros vor der Box kann man bereits im Studio oder im Übungsraum mit kleinen Markierungen aus Gaffa-Tape festlegen. Der genaue Abstand kann dann mit dem Bühnentechniker geklärt werden.

Aber ist denn eine Doppelmikrofonierung auf der Bühne überhaupt sinnvoll? Ganz klare Antwort: ja! Auf der Bühne passieren manchmal Dinge, auf die man im Studio keine Rücksicht nehmen muss. Etwa der Ausfall eines Kabels oder des Mikrofons selbst oder der versehentliche Tritt des Bassisten, dem auf der Suche nach dem tiefen E mal wieder die Gleitsichtbrille verrutscht ist. Bevor dann der Gesamtsound völlig den Bach runtergeht, kann der Tontechniker das defekte/verrutschte Mikro einfach runterziehen und der Bühnentechniker kann nachbessern.

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Manchmal ist auch der Ort, an dem wir spielen, alles andere als akustisch optimiert. Supergau in meinem Fall war eine dreieckige Bühne mit der Spitze des Dreiecks hinten. Da kam unglaublich viel Bassmulm bereits von der Bühne. Da hat der Tonmensch mit zwei Mikrofonen deutlich mehr Möglichkeiten, dem Gesamtsound die Transparenz wiederzugeben.

Außerdem ist zu beachten, dass der Gitarrensound, den wir mit gesundem Abstand vor der Box hören, ja nun exakt gar nichts mit dem Sound zu tun hat, den das gammelige SM57 direkt vor der Box auffängt. Für den Tonie ist es einfacher, ein Mikro dicht vor die Box zu stellen, damit der Kanal mit weniger Gain und daher auch weniger Übersprechungen von anderen Schallquellen gefüttert werden kann. Der Raumsound ist dann natürlich futsch. Ein zweites Mikrofon, das mit ein wenig Abstand (da reichen mitunter schon 20 cm) leise dazu gefahren wird, kann den Eindruck des Sounds deutlich verbessern. Vor allem beim Spiel mit InEar-Monitoren ist das nicht zu unterschätzen und gibt einem ein wenig „Ambient“, auch zur besseren Interaktion mit den anderen Musikern. Manchmal kann es auch reichen, das zweite Mikro ausschließlich auf den Monitor zu legen, der FOH-Mischer arbeitet dann mit dem anderen Mikro, dessen Sound er nach den Gegebenheiten des Saales ausrichten kann.

Also ihr seht, auch auf der Bühne ist eine Doppelmikrofonierung durchaus sinnvoll, wenn man sich vorher bereits Gedanken über seinen Sound gemacht hat. Übrigens ist auch auf Bühnen und Veranstaltungen, auf denen kein ausgiebiger Soundcheck möglich ist, eine Doppelmikrofonierung von Vorteil. Den hier gibt es oftmals nur einen Line-Check, alles wird eingepegelt und dann erfolgt die Feinabstimmung im ersten Song. Wenn der Schallereignissortierer dann zwei Signale von euch zur Verfügung hat, fällt es ihm wesentlich leichter, einen für das Publikum guten Sound zu erstellen.

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Fazit

Für die Doppelmikrofonierung im Studio oder auf der Bühne gibt es viele gute und nur wenig nachteilige Argumente. Ob im professionellen oder im Heimstudio, wir erreichen dadurch flexiblere Möglichkeiten im Mix und einen authentischeren Sound, der dem Höreindruck vor der Box mehr ähnelt. Auf der Bühne kann uns ein zweites Mikrofon einen deutlich angenehmeren „Wohlfühlsound“ liefern und wir machen es dem Tontechniker auch hier leichter, einen guten Sound zu produzieren, weil er aus mehr Möglichkeiten schöpfen kann. Lediglich der beschränkte Platz oder die Ungeschicklichkeit der Mitmusiker spricht hier gegen noch mehr Kabel und Stative. Und lasst euch nicht erzählen, es wäre für ein zweites Mikro kein Kanal mehr frei. Wenn der Drummer mit 14 Mikrofonen anreisen darf, seien euch auch zwei Kanäle gegönnt. Und was nutzt die beste Performance, wenn der Drummer gut klingt, aber die Gitarre irgendwie so, als würde sie in einem Erdloch stecken? Genau!!

Plus

  • Mehr Flexibilität
  • Authentischerer Sound

Minus

  • Mehr Ressourcen nötig
  • Live oftmals schwieriger umzusetzen
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Keppe

    Hallo Jan, danke für den Artikel. Bei mir ist jetzt noch eine Frage aufgekommen. Macht es Sinn wenn ich z.b. meine Box mit einem Mikrofon abnehme und zusätzlich den d.i. Out inkl. Boxensimulation vom Amp (Peavey 6505MH) ans FOH schicke? hat dies ähnliche Vorteile?

    • Profilbild
      Jan Steiger RED

      @Keppe Hey,
      Je mehr Signale der FOH-Mann von dir bekommt, desto besser kann er deinen Sound auf die Location ausrichten. Vor allem bei einem bandfremden Tonmann kann das Quantensprünge ausmachen. Ist halt nur die Frage, ob der Typ Lust drauf hat oder ob er eher genervt ist. Wenn du sowas mit auf den Rider schreibst, kann er sich ideal drauf vorbereiten und auch die Anzahl der benötigten Kanäle stellt ihn nicht vor Probleme.

      • Profilbild
        Kutscher

        @Jan Steiger Hey Jan,

        ab und zu mische ich noch mal Bands.

        Klar heutzutage sind Kanäle egal. Also rein technisch. Beim bedienen und der Zeit ist das so ne Sache. Bei Bandfremdem Tonmenschen kommt auch meist der Faktor zusammen dass der Tonmensch FOH und Monitoring gemeinsam machen muss. Über die Locations und die dortige PA ist sicher auch bekannt was einenen erwartet.

        Daher wünsche ich mir eher von jedem Bandmitglied einen Sound der Durchsetzungsstark ist aber auch Raum für die anderen Mitspieler lässt.
        Und ich eher wie Steve Rat nur geringfügige Korrekturen machen muss.

        Allein schon die knppe Zeit für Soundcheck und Aufbau, ist meist nicht die einzige Band am Abend.
        Sorgt dafür dass der Bock auf Sound-Schieben schnell dem Zeitdruck und fertig werden weichen muss. Und ein Tagessatz für ausgiebige Vorbereitung fließt auch selten.
        Und bei den meist schwierigen akustischen Bedingungen ist der Instrumental Sound weniger schwierig um ihn fett klingen zu lassen. Dass es gut physisch drückt ist schwieriger, richtig Schwer ist es dann bei kleinen Bühnen die Vocals gut hin zu bekommen. Wenn so viel Bühnensound in das VocalMic blutet muss ich dann doch schnell den Mittigen Instrumenten Sound beschneiden.
        Da sind meist Gitarren am ehesten dran wie auch Keyboard und Becken.

        Vorteile hätte aus meiner sicht wenn der DI Sound dafür sorgt dass die Bühne leiser wird. Und nur Monitoring „lärmt“.

        • Profilbild
          Jan Steiger RED

          @Kutscher Gerade bei diesen Jobs, die du ansprichst, ist das natürlich oftmals Wunschdenken. Da ist es wirklich am einfachsten, der Gitarrist gibt ein sauberes Direktsignal aus und fertig. Das Mikrofon kannst du davorstellen, damit der Gitarrist sich gut fühlt…. 😁

  2. Profilbild
    Stevo

    Vielen Dank für die ganzen hilfreichen Einblicke! Jetzt, da ich zuhause die Ressourcen habe, geht es an experimentieren.

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